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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
Für den Inhalt sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Auch spiegelt die Meinung eines einzelnen Autors nicht die Meinung der gesamten Redaktion wider.


Angst im Gepäck
Treffpunkt: Kritik Von Alarmanlagen bis hin zu Elektroschockern und Pfeffersprays. Selbstverteidigungskursen und Gaspistolen. Geld lässt sich damit eine Menge machen, und das Jahr für Jahr. Insbesondere die Einbruchsicherungsbranche erfährt jedes Jahr einen Boom, die Menschen möchten sich sicher fühlen und sich auch bereit, dafür etwas zu bezahlen.
Und doch gibt es so etwas wie eine allumfassende Sicherheit nicht, keinen Schutz davor, dass das Schicksal nicht zuschlagen, man nicht zum Opfer wird. Die Angst, so scheint es, ist unser ständiger Begleiter, der uns an sich nur daran erinnern sollte, dass das Leben ein Geschenk ist, es aber viel öfter zur Belastung macht. Gerade in der Urlaubszeit, ein Abschnitt im Jahr, in dem man sich eigentlich erholen sollte, um Kraft für den Rest zu schöpfen, wird einem jene Sicherheit genommen und ein Schatten über das Gesicht all derjenigen Menschen gelegt, die aufmerksam durchs Leben gehen.
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Pinocchios an die Macht
Treffpunkt: Kritik Es wundert an sich nicht, dass Politiker immer wieder ins Management wechseln und Manager immer wieder in die Politik. Das aber nicht, weil man so die (schwarzen) Kassen aufbessern kann, sondern weil die beiden Berufe vieles Gemeinsam haben.
Man muss oft vor vielen Menschen über Dinge reden, die man nie selber gemacht hat, beispielsweise. Und man muss grundsätzlich denjenigen kennen, der für das Problem verantwortlich ist, ohne dabei aber an sich selbst zu denken. Wenn man sich außerdem daran erinnert, mit welchem Wahlversprechen die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Stimmen sicherte, nämlich dass es keine Erhöhung der Mehrwertsteuer geben würde (und wir wissen alle, wie lange das Versprechen gehalten hat), dann ahnt man schon, welche unumstößliche Eigenschaft Manager und Politiker noch verbindet. Nur können die von Glück reden, dass es ihnen nicht so ergeht wie dem berühmten Holzjungen, dessen Riecher immer länger würde, sobald er die Unwahrheit sagte. Wäre das der Fall, bräuchten Manager wie Politiker keine S-Klasse-Dienstwagen sondern extra lange Limousinen.
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Krank auf Rezept
Treffpunkt: Kritik Auch wenn einem die Arbeitgeber meist ein anderes Bild vorhalten wollen, so wenig wie im letzten Jahr waren die Arbeiter im Land nie krank gewesen. Man traut es sich beinahe schon gar nicht mehr, sich beim Arzt zu melden, oder überhaupt das Vorzimmer zu betreten. Immerhin werden vor der ersten Frage schon 10 Euro fällig, die man den Kassen nicht auch noch in den Rachen werfen möchte.
Dabei stehen die Krankenkassen in Kürze vor einer großen Veränderung, und es würde einen nicht wundern, würde man in Zukunft ein paar Euro dafür bekommen, dass man sich beim Arzt meldet und mit Stolz verkündet "ich bin krank!". Denn wenn der Gesundheitsfond erst einmal eingeführt ist, werden sich die Kassen Hände nach den siechenden und Hypochondern reiben. Bonussysteme gibt es dann für diejenigen, die jährlich an Gewicht zulegen, oder sich neue Allergien aneignen. Endlich hat die Krankenkasse ihren Namen auch verdient – und kann nicht einmal was dafür.
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Sommerloch ohne Boden
Treffpunkt: Kritik Nach dem Streik ist vor dem Streik – eine bekannte Situation, wenn man sich einmal ein wenig zurück erinnert, wie es vor nicht allzu langer Zeit in einer anderen Transportbranche aussah. Bei der Bahn spielte sich vor knapp einem Jahr genau so etwas ab, wie nun bei der Lufthansa. Dabei scheint die Freiheit über den Wolken längst nicht mehr grenzenlos. Steigende Personalkosten, steigende Spritpreise ... das alles geht soweit, dass man als Fluggast sogar die Erdnüsse oder das Nackenkissen beim Nachtflug selbst bezahlen soll.
Und kaum ist ein Streik abgewendet, schon steht der nächste vor der Tür. Dabei gibt es so viele Schlagzeilen aktuell, die einem Mut machen, morgens aufzustehen. Dafür muss man auch noch nicht mal einen Flieger gebucht haben.
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Medaillen für Verlierer
Treffpunkt: Kritik Es gibt Auszeichnungen, auf die man stolz sein kann. Aber auch Titel, die man lieber nicht erwähnt, wenn man nicht danach gefragt wird. Dass wir einmal mehr Exportweltmeister sind, beispielsweise, ist etwas, was man gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Lage nochmals unterstreichen sollte. Dass Deutschland im Straßenverkehr das schilderreichste Land ist, könnte man ja immerhin noch damit begründen, dass wir die Navigation in der Prä-Navi-Ära für Gäste so leicht wie möglich gestalten wollten.
Was sich das Bundesverfassungsgericht allerdings mit dem jüngsten Urteil zum Nichtraucherschutzgesetz erlaubt, spricht allerdings wieder einmal dafür, dass wir in einem Justizsystem leben, dem es lieber ist, wenn es sich keine einflussreichen Feinde macht. Statt unbeliebte Entscheidungen zu treffen, wird ein Richterspruch so schwammig formuliert, dass in erster Linie die Verantwortung auf diejenigen abgewälzt wird, die derzeit mehr als nur krampfhaft darum bemüht sind, die Gunst der Wähler zu gewinnen. Und es ist, wie's nun mal trauriger Weise ist: in Deutschland herrscht ständig Wahlkampf.
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Mauern aus Glas
Treffpunkt: Kritik Für die Infrastruktur, die auf Grund der kommenden Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking modernisiert werden musste, stellten die Chinesen 23 Milliarden Euro bereit. Und nochmals knapp vier für die Organisation. Grünflächen wurden in den letzten sieben Jahren seit der Vergabe des Austragungsortes angelegt, Stadtviertel erneuert, moderne Hochhäuser in Rekordzeit in die Höhe gezogen. Doch am Image des Landes der Mitte änderte sich seither kaum etwas.
Noch wenige Wochen bis zum Start der Sommerspiele und statt Kompromissen oder besserer Aussichten in Bezug auf Menschenrechte, schwappen nun neue Hiobsbotschaften in die Sportlerwelt. Der Kampf gegen das Doping wurde in China nicht aufgegeben – sondern gar nie begonnen. Wer dabei bei den Organisatoren in Peking nachfragt, trifft auf eine Mauer des Schweigens. Zeugen und Betroffene sprechen nur, wenn ihre Gesichter nicht gezeigt werden. Immerhin ist bekannt, was in China mit Menschen geschieht, die unliebsame E-Mails schreiben. Man stelle sich vor, wenn so jemand im Ausland in aller Öffentlichkeit das ausspricht, was sowieso alle wissen.
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Der Teufel ist klitzeklein
Treffpunkt: Kritik Es ist ein beschaulicher Name: Chalk River. Gelegen in der Nähe von Ottawa in Kanada. Wie man sich denken kann mit Bäumen, Flüssen, viel Natur – und doch überhaupt kein Urlaubsziel. Kein vernünftiger Reiseveranstalter der Welt wird Chalk River empfehlen. Auch heute nicht, immerhin 55-einhalb Jahre danach. Es war am 12. Dezember 1952, fünf Jahre nach Inbetriebnahme der Anlage, als nach einem Zwischenfall radioaktive Produkte in die Atmosphäre freigesetzt wurden. Radioaktiv kontaminiertes Wasser wurde abgepumpt, der Reaktor vergraben, zwei Jahre später ging die Teststation wieder in Betrieb.
Heute scheint das Ganze beinahe vergessen. In den 1950er und 60er Jahren gab es jeweils sieben bekannte Zwischenfälle, in denen Menschen mit radioaktivem Material in Kontakt kamen. In den 70ern waren es 8, in den 80ern traurigerweise 11. Dann wurde gehandelt. In den 1990ern nur zwei. Seit 2000 haben wir sechs bekannte Fälle, und noch zwei Jahre offen.
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Neue Pläne und alte Erkenntnisse
Treffpunkt: Kritik Da ging ein Ruck durch die Bevölkerung - Bundesverkehrsminister Tiefensee, der vor kurzem erst die Bahn verkauft und sich auch nun noch in den Kopf gesetzt hat, Autobahnstrecken zu verscherbeln, hat die rettende Idee, die Antwort auf alle Fragen. Um Benzin zu sparen (das ja bekanntermaßen in wenigen Tagen einen Preissprung von mehr als 10 Cent pro Liter absolvieren kann), müssen die LKWs nicht von der Straße, sondern lediglich am Überholen gehindert werden. LKWs bitte rechts einordnen, mitunter sogar auf dem Standstreifen. Dann und nur dann können die heimischen Autofahrer entlastet werden. Weniger Staus (und die fressen bekanntlich am meisten Sprit), mehr rasantes Fahrvergnügen und weniger Benzinverbrauch.
Doch sollte man die Überlegung des Politikers auch zu Ende denken, ehe man frohlockend das Ende aller Probleme erwartet. Alles andere käme einer Milchmädchenrechnung gleich.
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Was kommt nach dem Gipfel?
Treffpunkt: Kritik Jetzt endlich, nachdem die Fans Jahre darauf gewartet haben, die Zuschauer wie die Spieler literweise ihren Stolz und ihre Überzeugung ausgeschwitzt haben, jetzt endlich ist der Sieg bei einem internationalen Turnier wieder in greifbarer Nähe. Es scheint kein anderes Thema mehr zu geben, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, man kann sich in keine Straßenbahn, keinen Zug, Restaurant, nicht einmal in eine öffentliche Toilette setzen, ohne dass einem dieses Thema ans Ohr getragen wird. In den Zeitungen ist es wichtiger, als wenn Barack Obama seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf ankündigen würde. Und die "Tagesschau" berichtet zuerst vom Sieg, von der Vorbereitung oder den Vornamen der Nationalmannschaft, ehe das internationale politische Geschehen beleuchtet wird.
Noch drei Tage, ehe die Entscheidung fällt - egal zu welchen Gunsten. Und fallen wird sie, selbst wenn die Mattscheibe wieder schwarz bleiben sollte. Doch die Frage bleibt: was ist nach dem Finale?
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Public Dumbing
Treffpunkt: Kritik Mit dem "Date" hat alles angefangen. Oder: angefangen hat es wohl schon früher, aber das "Date" war ein Begriff, der sich zum ersten Mal so richtig in die deutsche Sprache eingefügt hat, ohne dass er heute daraus wegzudenken ist. Dabei gibt es mit dem einheimischen Wort "Verabredung" doch ein genauso gutes Äquivalent. Und gebraucht wird es heute kaum noch. Dafür sieht man immer mehr Fremdworte, die die deutsche Sprache durchziehen, sie verändern und mutieren lassen. Heute gilt es im Geschäftsbereich ja schon als Fauxpas, wenn man "Statement" als "Behauptung / Erklärung / Feststellung" übersetzt, anstatt es beim "Statement" zu belassen.
Es gibt auch keine Presseartikel mehr, dies sind dann Press-Kits, Vorab-Vorführungen werden zu Previews und "Sneaks", halbe Socken demnach auch zu "Sneaker-Socks" und das gemeinsame Versammeln zum Betrachten eines Fußballereignisses zum "Public Viewing".
Wieso auch nicht, immerhin ist es keine Europameisterschaft, sondern die "UEFA Euro(pean Championship) 2008 in Austria and Switzerland".
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