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Public Dumbing
Treffpunkt: Kritik Mit dem "Date" hat alles angefangen. Oder: angefangen hat es wohl schon früher, aber das "Date" war ein Begriff, der sich zum ersten Mal so richtig in die deutsche Sprache eingefügt hat, ohne dass er heute daraus wegzudenken ist. Dabei gibt es mit dem einheimischen Wort "Verabredung" doch ein genauso gutes Äquivalent. Und gebraucht wird es heute kaum noch. Dafür sieht man immer mehr Fremdworte, die die deutsche Sprache durchziehen, sie verändern und mutieren lassen. Heute gilt es im Geschäftsbereich ja schon als Fauxpas, wenn man "Statement" als "Behauptung / Erklärung / Feststellung" übersetzt, anstatt es beim "Statement" zu belassen.
Es gibt auch keine Presseartikel mehr, dies sind dann Press-Kits, Vorab-Vorführungen werden zu Previews und "Sneaks", halbe Socken demnach auch zu "Sneaker-Socks" und das gemeinsame Versammeln zum Betrachten eines Fußballereignisses zum "Public Viewing".
Wieso auch nicht, immerhin ist es keine Europameisterschaft, sondern die "UEFA Euro(pean Championship) 2008 in Austria and Switzerland".
Es ist kaum zu glauben, dass es einmal eine Zeit gegeben haben soll, als die Entscheidung offen stand, ob nun Deutsch, Portugiesisch oder Englisch zur Weltsprache erhoben werden sollte. Wohin die Entscheidung viel, damit muss man sich im täglichen Leben auseinandersetzen und bekommt es mit "Reset"-Knöpfen, Wellness-, Beauty- und Shape- oder Power-Kursen zu tun. Man hofft nicht mehr auf den Urlaub, sondern "R&R" (was übrigens für "Rest & Relaxation" steht), setzt sich auch nicht mehr mit dem Kundendienst, sondern wenn schon mit dem "Customer Service" in Verbindung. Und hat selbst im heimischen Auto mit so vielen englischen Kürzeln zu tun, dass man in der Tat ein Benutzerhandbuch – Verzeihung, ein "User Manual" benötigt, um sich überhaupt zurecht zu finden.
Wohin das führt ist klar, im "worst case" zum Verlust einer Sprache, die Jahrhunderte benötigt, um sich zu dem zu entwickeln, was sie ist, aber nur einige Generationen braucht, um völlig zu zerfallen.
Da die heutige Jugend im SMS-Zeitalter ohnehin auf Groß- und Kleinschreibung verzichtet (was auch alles zuviel Zeit benötigen würde), mit Kürzeln wie MfG, oder "CU" um sich wirft (selbst der gebräuchlichste Begriff, "Alter", wird bei SMS fallen gelassen), ist es kein Wunder, dass nach den letzten Rächtschreibreformen kaum mehr ein Funken ursprüngliches Deutsch übrig geblieben ist.
Der Delfin mit "f" ist dabei nur der Vorläufer vom Filosof.

Es folgt daraus, dass die Menschen das Vertrauen in die Sprache verlieren, beziehungsweise schon verloren haben. Immerhin "shit happens", insofern hofft man auf den nächsten, kulturellen "Tour-Guide", um sich in die Zukunft führen zu lassen.
Die sieht aber nicht rosig aus, so viel haben wir Deutschen schon festgestellt. Darum hat auch nur noch ein Drittel der Bürger vertrauen in das System der Marktwirtschaft (ob es gerade das Drittel ist, das sich ständig daran bereichert, steht aber nicht fest). Zweidrittel halten das System für überholt, können allerdings auch mit keiner besseren Idee aufwarten.

Wie repräsentativ solche Umfragen sind, beschreibt ein Beispiel, das an sich jeden Tag aktuell ist, aber bei den Menschen kaum Beachtung findet. Es handelt sich dabei um die Einschaltquoten, die jeden Tag aufs Neue von der " Gesellschaft für Konsumforschung" in Nürnberg (kurz "GfK" genannt), erhoben werden.
So gibt es geschätzte 34 Millionen Haushalte in Deutschland, von denen 5.640 Haushalte eine für die statistische Erfassung verantwortliche Box der GfK zur Verfügung gestellt bekommen.
Das sind immerhin nicht einmal 0,02 %, die letztlich dafür verantwortlich sind, ob eine Sendung als Erfolg oder Misserfolg gewertet wird. Anders gesagt, ein paar wenige entscheiden letztlich darüber, ob eine vielleicht beliebte Serie nach wenigen Folgen abgesetzt oder ins Nachtprogramm verschoben wird, während dieselbe Gruppe sportlichen Großereignissen Einschaltquoten von angeblich 20 Millionen Zuschauern verschafft.
Dabei werden all diejenigen außen vor gelassen, die über eine TV-Karte am Computer schauen, und auch diejenigen, die einen Festplatten- oder DVD-Rekorder nutzen. Diese Techniken können noch nicht erfasst werden; eine Änderung ist hier ab 2009 geplant.
Wie repräsentativ eine solche Quotenauswertung also tatsächlich ist, muss jeder für sich entscheiden. Dass sie allerdings als Anhaltspunkte für eine millionenschwere Industrie gelten, ist in gewissem Sinne erschreckend.

Erschreckend ist dabei heutzutage so einiges, wie – dies sei als Randnotiz sei bemerkt – dass amerikanische Fluglinien auf Grund der gestiegenen Ölpreise auch Einsparungen vornehmen müssen. So wurden selbst die kostenlosen Erdnüsse gestrichen, weitere Maßnahmen werden folgen.
Man kann nur hoffen, dass nicht auch in den USA irgendwann an der Sprache gespart wird. Denn wenn auch dieser Trend zu uns über schlagen würde, und wir fortan am Englischen in unserer Sprache sparen würden – was bliebe dann überhaupt noch übrig?
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