Mr. No Pain [2025]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. März 2025
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: Novocaine
Laufzeit: 110 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren

Regie: Dan Berk, Robert Olsen
Musik: Lorne Balfe, Andrew Kawczynski
Besetzung: Jack Quaid, Amber Midthunder, Ray Nicholson, Jacob Batalon, Betty Gabriel, Matt Walsh, Conrad Kemp, Evan Hengst, Craig Jackson, Lou Beatty Jr., Garth Collins


Kurzinhalt:

Nathan Caine (Jack Quaid) ist stellvertretender Filialleiter einer Genossenschaftsbank in San Diego. Ein sicherer Job, zu dem er mit seinem sicheren Auto fährt, um in einem Büro, in dem alle Ecken und Kanten abgesichert sind, sichere Entscheidungen zu treffen. Diese Vorsicht ist es, die Nathan überhaupt am Leben hält, denn Nathan leidet an einer genetischen Störung, die ihn keinen Schmerz spüren lässt. Das bedeutet, dass er Verletzungen nicht bemerken würde. Doch Nathans sicheres Leben wird auf den Kopf gestellt, als die neue Mitarbeiterin Sherry (Amber Midthunder) ihn nach einem Missgeschick zum Mittagessen einlädt. Eines führt zum anderen und Nathan schwebt auf Wolke sieben. Bis am nächsten Tag die maskierten Simon (Ray Nicholson), Andre (Conrad Kemp) und Ben (Evan Hengst) die Bank überfallen. Sie erbeuten eine Menge Geld und nehmen Sherry als Geisel. Nathan will sein frisch gefundenes Glück nicht verlieren und jagt ihnen selbst nach, um Sherry zu befreien. Dabei kommt ihm zugute, dass er keine Schmerzen spüren kann. Aber nicht nur, dass die ermittelnde Polizistin Mincy (Betty Gabriel) Nathan für einen Komplizen im Überfall hält, ohne die Hilfe seines Onlinefreundes Roscoe (Jacob Batalon) weiß Nathan nicht einmal, wo er mit der Suche nach Sherry anfangen soll …


Kritik:
Die im Verlauf immer nur brutaler werdende Actionkomödie Mr. No Pain wartet mit einer interessanten Prämisse auf, die sich für eben eine solche Art Film auch durchaus eignet. Die Regisseure Dan Berk und Robert Olsen machen zudem über weite Strecken mehr daraus, als man erwarten würde. Doch ausgerechnet das letzte Drittel weiß nicht so recht, wie es die einfache wie absurde Story zu Ende bringen soll und mündet in einem Finale, das vor allem den Spaßfaktor vermissen lässt.

Dabei gelingt gerade diese schwierige Balance zu Beginn durchaus, selbst wenn sich die Action im Grunde spürbar in Grenzen hält. Die Geschichte erzählt von dem stellvertretenden Bankfilialleiter Nathan Caine, der schon aus reinem Selbstschutz auf Nummer sicher geht. Scharfe Kanten zuhause und im Büro sind abgeklebt, er fährt einen sicheren Kombi als Auto und hält mindestens eine Wagenlänge Abstand. Denn der unscheinbare Nathan leidet an einer seltenen Krankheit: Er spürt keinen Schmerz. Das bedeutet aber auch, dass er es nicht bemerkt, wenn er sich verletzt. So spießig Nathan scheint, er ist ein guter Kerl, der alles dafür tut, dass ein frisch verwitweter Kunde so lange es geht in seinem Haus bleiben kann. Nathan selbst ist verliebt in seine Kollegin Sherry, die ihn eines Tages sogar zum Essen einlädt. Eines führt zum anderen und am Morgen nach einer unvergesslichen Nacht könnte Nathan nicht glücklicher sein, würde die Bank kurz vor Weihnachten nicht von drei als Weihnachtsmännern verkleideten Bankräubern überfallen. Sie schnappen sich das Geld im Tresor und nehmen überdies Sherry als Geisel. Nathan, der sein neu gefundenes Glück um nichts in der Welt verlieren will, steigt nach einem Schusswechsel der Räuber mit der Polizei in ein Polizeiauto und jagt den Kidnappern nach, um Sherry zu retten. Dabei ahnt er nicht, mit wem er sich angelegt hat.

Dass Mr. No Pain gerade diese Überraschung, die ein erfahreneres Publikum ohnehin früh wird kommen sehen, bereits kurz nach dem langen Vorlauf auflöst, in dem sich Nathan und Sherry näherkommen, ist schade. Es wäre an sich eine Wendung für das Finale gewesen, selbst wenn sie bedeutet, dass manche Nebenfiguren nicht in dem Maße hätten eingebunden werden können. Stattdessen konzentrieren sich die Regisseure darauf, ihre Hauptfigur, die keine Schmerzen spüren kann, zu einem Actionheld werden zu lassen, dessen Superkraft genau das ist. Sei es, dass Nathan eine heiße Pfanne in die Hand nimmt und sich Verbrennungen zuzieht, um den Bösen damit eins überzubraten, oder in ein Haus läuft, das mit lauter Fallen präpariert ist. Worauf dies jeweils hinausläuft, ist keine wirkliche Überraschung. Nathan wird sich immer wieder verletzen und doch wieder aufstehen, da der den Schmerz eben nicht spürt. Die einfache Prämisse wird dadurch nicht komplexer, dass sie wiederholt wird. Interessanter ist es da zu sehen, was Nathan den Schurken oder diese sich selbst antun, wenn sie versuchen, ihn mit herkömmlichen Mitteln aufzuhalten. Tatsächlich gibt es jedoch gar nicht so viele Widersacher, denen sich Nathan stellen muss, um Sherry zu finden. Genauer gesagt sind es nicht einmal eine Handvoll.

Vielleicht entscheiden sich die Verantwortlichen auch deshalb, das Finale, das im Grunde nach wenigen Minuten vorbei ist (und kaum so aufwändig ausfällt, wie man erwarten würde), um einen nachgelagerten Showdown zu ergänzen, der zahlreiche Klischees aufwärmt und zudem noch brutaler wird, als der Film bis dahin ohnehin bereits ist. Dass die Gewalt Teil des Konzepts ist und sich Mr. No Pain von Beginn an nur an ein erwachsenes Publikum richtet, ist unbestritten. Ebenso, dass die Brutalität derart comichaft überzeichnet ist, dass man sie kaum ernst nehmen kann. Nichtsdestotrotz sind manche Ideen einfach so überzogen, dass sie dennoch schmerzhaft aussehen. Sie können zudem kaum verbergen, dass die Grundidee dann keinen großen Sinn mehr macht, wenn sich Nathan Körperteile durchbohrt und weiterläuft, als wäre nichts geschehen. Selbst ohne die Schmerzen funktionieren die Muskeln anschließend einfach nicht mehr so, wie zuvor. Dass der anfängliche Biedermann, der nicht einmal feste Nahrung zu sich nimmt, um sich nicht selbst die Zunge abzubeißen, bewusst auf innere Verletzungen setzt, um Sherry zu retten, scheint auch deshalb zu weit hergeholt, da er dann, wenn er verblutet, ohne es zu spüren, das Mädchen seiner Träume erst recht nicht wird retten können.

Dennoch, auch dank einer soliden Inszenierung sieht man über solche Details zumindest zu Beginn hinweg, selbst wenn der lange Auftakt der Kennenlernphase insoweit überrascht, dass man sich fragt, ob diese Ausführlichkeit für den Rest der Story tatsächlich notwendig ist. Immerhin gelingt es Jack Quaid und Amber Midthunder, eine gelungene Chemie zu entwickeln, die zumindest Nathans Motivation trägt, der sichtbar aufblüht. Verschieben die Verantwortlichen den Fokus auf die Action, steigt auch der Grad der Gewalt schnell an, die sich oft auch gegen Unbeteiligte richtet. Sieht man das zusammen mit dem so aufgesetzten wie nicht enden wollenden Finale, bleibt das Gefühl, als würde Mr. No Pain doch nicht einmal das Meiste aus seiner Idee herausholen. Das bedeutet nicht, dass ein erwachsenes Publikum auf der Suche nach buchstäblich brachialer, kurzweiliger Action nicht auf seine Kosten kommen würde. Doch dafür braucht es eine spezielle Art für Humor.


Fazit:
Fragt man sich in den ersten 20 Minuten noch, wann die versprochene Actionkomödie tatsächlich beginnen soll, halten die Filmemacher Dan Berk und Robert Olsen später nicht mit ihrem so einfachen wie abstrusen Konzept zurück. Bereits nach dem ersten Kampf hat man das Gefühl, dass Nathan im Grunde kaum mehr aufstehen können sollte und dass er immer nur mehr Schläge einsteckt, macht es anschließend kaum besser. Dabei sind einige Ideen derart übertrieben, dass man bereits beim Zusehen schmerzerfüllt die Luft einzieht. Selbst wenn Nebenfiguren wie die ermittelnde Polizistin Mincy und ihr Kollege kaum eingebunden sind, immerhin Nathans Onlinefreundschaft Roscoe kommt zum Zug, auch wenn das Gefühl bleibt, dass das Drehbuch hier eine durchaus gelungene Aussage zu sozialen Bindungen auf der Strecke lässt. Für ein erwachsenes Publikum, das eine Hauptfigur dabei sehen möchte, wie sie sich selbst Gewalt antut, ohne Schmerz zu spüren, um die Liebe ihres Lebens zu retten, bietet Mr. No Pain kurzweilige Unterhaltung. Doch dass die Ausgangslage nicht wirklich ausgenutzt wird, sieht man spätestens am aufgesetzten Ende, das ohne neue Ideen aufwartet und stattdessen nur den Grad der Gewalt weiter nach oben schraubt. Das tut weh, ist aber für das, was hier möglich gewesen wäre, auch irgendwie schade.