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Angst im Gepäck | von Jens am 03.09.2008, um 08:00 Uhr. |
Von Alarmanlagen bis hin zu Elektroschockern und Pfeffersprays. Selbstverteidigungskursen und Gaspistolen. Geld lässt sich damit eine Menge machen, und das Jahr für Jahr. Insbesondere die Einbruchsicherungsbranche erfährt jedes Jahr einen Boom, die Menschen möchten sich sicher fühlen und sich auch bereit, dafür etwas zu bezahlen. Und doch gibt es so etwas wie eine allumfassende Sicherheit nicht, keinen Schutz davor, dass das Schicksal nicht zuschlagen, man nicht zum Opfer wird. Die Angst, so scheint es, ist unser ständiger Begleiter, der uns an sich nur daran erinnern sollte, dass das Leben ein Geschenk ist, es aber viel öfter zur Belastung macht. Gerade in der Urlaubszeit, ein Abschnitt im Jahr, in dem man sich eigentlich erholen sollte, um Kraft für den Rest zu schöpfen, wird einem jene Sicherheit genommen und ein Schatten über das Gesicht all derjenigen Menschen gelegt, die aufmerksam durchs Leben gehen. |
Angesichts von Tarifen wie "für 29 quer durch Europa", oder zum Wochenende für 99 Euro nach London oder Spanien (zum Shoppen), kann man nicht umhin sich zu fragen, wie in Zeiten steigender Betriebskosten und explodierender Kerosin- und Benzinpreise die so genannten Billigflieger ihre Preise halten können. Abstriche müssen irgendwo gemacht werden und sei es nur daran, dass ein 1970 gebautes und auf eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegtes Flugzeug mit neuer Sitzpolsterung eben heute immer noch täglich durch Europa pendelt.
Von jener nun viel zitierten Schwarzen Liste, bestehend aus Fluglinien, denen der Betrieb innerhalb der EU untersagt ist, war vorher kaum etwas zu hören und auch zu finden ist sie nicht so leicht, wie man sich vorstellen würde.
Es mag sein, dass Fliegen immer noch die sicherste Art zu Reisen ist, und über die vielen, tödlichen Autounfälle jeden Tag wird ebenfalls nicht so lautstark in der Presse berichtet, doch eben weil es bei Flugzeugkatastrophen immer so viele Menschen auf einmal trifft, gestaltet sich das Unglück so tragisch – auch wenn die Ursachen meist hausgemacht sind.
Selbstverschuldet ist außerdem ein Ereignis, das sich letzte Woche zutrug und von der Weltöffentlichkeit eher stiefmütterlich behandelt wurde, anstatt dem ganzen wie letztes Jahr mehr Aufmerksamkeit beizumessen.
Zum ersten Mal seit Menschengedenken waren sowohl die Nordost-, als auch die Nordwestpassage gleichzeitig eisfrei und damit auch für ganz normale Schiffe befahrbar. Die rasant zurückgehende Eisdecke in der Arktis könnte damit dieses Jahr einmal mehr einen neuen Rekord aufstellen, und dabei wird die Schmelze bis Mitte September weitergehen. Was dies für die dortige Tierwelt zu bedeuten hat, lässt sich noch gar nicht abschätzen, auf lange Sicht hin sowieso nicht. Doch zusammen mit der heute veröffentlichten Klimastudie, die allein Deutschland in den nächsten 100 Jahren einen Temperaturanstieg von mehreren Grad prophezeit, ergibt sich daraus ein kaum vorstellbares Zukunftsszenario, das nicht nur das Angesicht unseres Planeten nachhaltig verändern wird, sondern Auswirkungen für die Zukunft mitbringt, die jetzt noch nicht absehbar sind.
Gut zu wissen, dass in Deutschland neue Kohlekraftwerke geplant sind, weil der jetzigen Regierung so viel am Umweltschutz liegt.
Aber während hier im letzten Jahr Änderungen versprochen wurden, den Menschen im Land mit Schreckensszenarien so zugesetzt wurde, dass diese großteils abgestumpft sind, scheinen die Bürgerinnen und Bürger nun das Interesse an der Thematik ganz verloren zu haben. Zumindest scheint sich die Presse nicht mehr dafür zu interessieren. Die Angst scheint in jener Beziehung ihre Wirkung verloren zu haben.
Welche Fähigkeit die Presse dabei besitzt, Panik auszulösen, sieht man doch bereits beim derzeitigen Wahlkampf in den USA, wo sich die neu vorgestellte Vize-Kandidatin der Republikaner, Sarah Palin von den Schlagzeilen um ihre 17jährige, unverheiratete, schwangere Tochter überrollt fühlt. Interessanterweise steht Palin als erzkonservative Republikanerin für sexuelle Enthaltsamkeit, gegen Abtreibung und gegen Sexualkundeunterricht in Schulen. Dass sich die Menschen auch dann vermehren werden, hat ihre Tochter ja eindrucksvoll bewiesen.
Auch wenn sich die Partei offiziell hinter ihre Kandidatin stellt, ist der Imageschaden doch beträchtlich und die Folgen für die Zukunft des Wahlkampfes kaum abzusehen.
Begonnen hat dies alles angeblich mit einem Blog im Internet, wurde alsbald offen diskutiert und von der Presse als gefundenes Fressen aufgegriffen.
Und auch hier spielen die Journalisten wieder mit der Angst, nähren sich daran und genießen ohne Frage auch die Macht, die ihnen dadurch gegeben wird.
Denn Angst verleiht Macht. Einerseits denjenigen, die Angst in die Köpfe ihrer Opfer pflanzen können, aber auch denjenigen, die den Menschen die Angst wieder nehmen können. Auch wenn letzteres einfacher gesagt als getan ist.
Der einzig Machtlose in dem Sinne ist derjenige, der Angst hat. Und da Angst bekanntlich im Kopf entsteht liegt es auch an jedem selbst zu entscheiden, ob man jemand anderem Macht über sich einräumen möchte, oder nicht. Denn wenn es darum geht, Angst haben könnte man immer. Ob das Leben dadurch aber lebenswerter würde, darüber lässt sich eigentlich nicht streiten.
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