A Working Man [2025]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. März 2025
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: A Working Man
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 18 Jahren

Regie: David Ayer
Musik: Jared Michael Fry
Besetzung: Jason Statham, David Harbour, Michael Peña, Jason Flemyng, Arianna Rivas, Noemi Gonzalez, Isla Gie, Emmett J. Scanlan, Eve Mauro, Maximilian Osinski, Max Croes, Kristina Poli, Andrej Kaminsky, Alana Boden


Kurzinhalt:

Die Familie des Bauunternehmers Joe Garcia (Michael Peña) hat den früheren Elitesoldaten Levon Cade (Jason Statham) aufgenommen und ihm eine Arbeit gegeben, als dieser nach dem Tod seiner Frau am Boden zerstört war. Derzeit lebt Levon aus seinem Truck heraus und versucht, als Vorarbeiter den Angestellten ein guter Boss zu sein, während er die wenigen Stunden genießt, die er seine Tochter Merry (Isla Gie) in der Woche sehen darf. Als Joes Tochter Jenny (Arianna Rivas) nach einer Semesterfeier nicht nach Hause kommt und die Polizei nicht ermitteln will, bittet Joe Levon um Hilfe. Der geht schließlich darauf ein und kommt einem Menschenhändlerring um den Gangster Dimi (Maximilian Osinski) auf die Spur. Dessen Vater Wolo (Jason Flemyng) ist jedoch ein hochrangiges Mitglied eines russischen Verbrechersyndikats. Nicht nur, dass Levon die Zeit davonläuft, Jenny zu finden, er hat es mit einer Vielzahl an Widersachern zu tun, die sich ihm in den Weg stellen …


Kritik:
David Ayers A Working Man ist die Leinwandadaption des ersten Romans der bislang 12 Bücher von Chuck Dixon umspannenden Reihe um Hauptfigur Levon Cade. Der ehemalige Elitesoldat, der sich seinen Lebensunterhalt als Vorarbeiter für die familiengeführte Baufirma von Joe Garcia verdient, muss darin in sein altes Leben hineinschlüpfen, um Joes Tochter aus den Fängen von Menschenhändlern zu retten. Das klingt altbekannt und ist ebenso uninspiriert präsentiert, wie die Geschichte von einem Klischee zum nächsten springt. Fans brachialer Action kommen immerhin auf ihre Kosten.

Der Vorspann, der an eine Mischung aus Jack Ryan [2018-2023] und James Bond erinnert, erzählt im Schnelldurchlauf, dass Cade als Soldat in zahlreichen Einsätzen war und darin auch Kameraden das Leben gerettet hat. 22 Jahre hat er seinem Land gedient, ehe er jenes Leben zurückließ. Der Dienst hat ihn seine Frau gekostet, seine junge Tochter Merry sieht er nur ein paar Stunden in der Woche, wobei sein Schwiegervater die Besuchszeiten gerichtlich weiter reduzieren lassen will. Dafür fühlt sich Levon als Teil der Familie, die ihm nach seinem Absturz Halt und eine Arbeit gegeben hat: der Familie Garcia, die eine Baufirma betreibt. Auf dem Bau ist Levon auch beliebt und versteht sich gut mit der Tochter seiner Arbeitgeber, der 19jährigen Studentin Jenny. Die kehrt nach einer Semesterfeier nicht nach Hause zurück und da die Polizei solche Fälle nicht weiterverfolgt, bittet Joe Levon um Hilfe. Der lehnt zuerst ab, willigt, nachdem er den geretteten Kameraden Gunny aufgesucht hat, aber doch ein und macht sich daran, Jennys Entführer zu finden. Er kommt Menschenhändlern auf die Spur, die im Kreis der russischen Mafia verortet sind. Damit nimmt es Levon mit einem zahlenmäßig weit überlegenen Gegner auf und bringt die Menschen, die ihm wichtig sind, überdies in Gefahr.

Worauf das in Hinblick auf Levons Tochter hinausläuft, mag auf den ersten Blick weit absehbar sein, tatsächlich geht das Drehbuch hier aber einen anderen Weg, selbst wenn man sich fragt, weshalb die übrigen Andeutungen dann vorbereitet werden. Ähnlich sieht es mit Levons Kampfgefährten Gunny aus, der trotz seiner Beeinträchtigung mehr als in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen, doch seine Fähigkeiten werden nie gefordert. A Working Man schneidet Vieles an, ohne es weiter zu verfolgen. Zu Beginn wird ein Bauarbeiter von Gangmitgliedern zusammengeschlagen und Levon geht dazwischen, doch außer, dass das Publikum damit früh sieht, dass Levon mehr ist, als nur ein Vorarbeiter, wird die Situation nie mehr aufgegriffen. Stattdessen präsentiert Regisseur David Ayer Levons Suche nach Jenny geradezu klassisch, mit vielen Observationen, ehe der kampferprobte Ex-Soldat einschreitet und alle Schurken beseitigt, die sich ihm in den Weg stellen. Dass er dabei kaum einen Kratzer abbekommt, unterstreicht das Flair des Action-B-Movie aus den 1980er-Jahren, in denen die Helden ebenfalls so gut wie unverwundbar waren.

Dabei ist es nicht, dass er es nicht mit genügend Widersachern zu tun bekäme. Selbst vor dem bleihaltigen Finale sieht sich Levon vielen bösen Menschen gegenüber, die aber seltsamerweise geradeaus schießen, ihre Kugeln aber stets nur neben ihm auf dem Boden einschlagen. Gleichzeitig macht die mit zwei Stunden Laufzeit merklich aufgeblähte Geschichte unnötige Umwege, präsentiert Gangster eines Biker-Clubs, die sich am Ende ebenfalls Levon in den Weg stellen, selbst wenn die Story auch ohne diesen Abschnitt mühelos hätte erzählt werden können – nur eben 20 Minuten kürzer. Ähnlich diffus gestaltet sich die Nebenhandlung um die junge Jenny, die in einem heruntergekommenen Raum aufwacht und von ihren Kidnappern verkauft werden soll. Dabei hat Jenny immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, von Angst oder gar Todesangst ist bei ihr nichts zu sehen. Selbst die Geiselnehmer, die offenbar regelmäßig mit jungen Frauen handeln, verhalten sich derart absurd, dass man nicht weiß, ob das Drehbuch von Regisseur Ayer und Sylvester Stallone dies lustig meint. Am ehesten erinnert das an Stallones Action-Revival-Reihe The Expendables, doch als überzogen brachiale Unterhaltung eignet sich der ernste Kern der Geschichte im Grunde nicht.

All das macht es schwer, A Working Man einzuordnen. Die Hauptrolle scheint Jason Statham auf den Leib geschrieben, schlichtweg, weil sie ein Abziehbild derjenigen Rollen ist, die er seit langer Zeit wahrnimmt. Ihm dabei zuzusehen, wie er bösen Menschen Einhalt gebietet, könnte für ein erwachsenes Publikum durchaus unterhaltsam sein, doch die Action selbst ist überwiegend hektisch geschnitten und bietet in den Faustkämpfen kaum Übersicht. Vor allem gerät der Thriller zwischen diesen Abschnitten merklich zäh, was auch daran liegen mag, dass nach der Entführung von Jenny Tage bzw. Wochen vergehen, in denen aber nicht klar ist, was mit ihr eigentlich geschieht. So nimmt weder ihr Schicksal spürbar mit, noch Levons Feldzug, die junge Frau zu finden. Das Ergebnis ist ein Film, der früher mit einem für Aufmerksamkeit sorgenden Cover direkt in den Videothekenregalen gelandet wäre, oder heute im Streaming-Angebot. Einen Grund, ihn auf der großen Leinwand zu sehen, bietet er aber nicht.


Fazit:
Die Streitigkeiten um das Sorgerecht für Levons Tochter Merry werden am Ende ebenso wenig aufgelöst, wie sie zuvor nötig sind. Selbst, dass er den Hilferuf von Joe zuerst ablehnt, um ihn fünf Minuten später anzunehmen, zieht die Geschichte nur in die Länge. Gleiches gilt für den Blick hinter die Struktur des vorgestellten Gangstersyndikats, die am Ende keine Rolle spielt. Filmemacher David Ayer hält sich mit vielen Details auf, ohne sie aber sinnvoll einzubinden. Dass Levon Tage später am Tatort eine einzelne Perle von Jennys Halskette findet, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht. Was aber auffällt ist die Tatsache, wie wenig das Gezeigte tatsächlich mitnimmt. Sei es das Finale, das trotz einer hohen Anzahl an Widersachern hinsichtlich des explosiven Charakters merklich enttäuscht, oder dass die Story als harter Thriller nie das Potential entfaltet, um ein wirklich packendes Tempo zu erzeugen. A Working Man ist trotz des Charismas des bereits unzählige Male in derselben Rolle gesehenen Hauptdarstellers ein in jeder Hinsicht durchschnittliches Erlebnis. Genrefans mag das immer noch unterhalten, als Lob ist das aber nicht gemeint.