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Sommerloch ohne Boden
Treffpunkt: Kritik Nach dem Streik ist vor dem Streik – eine bekannte Situation, wenn man sich einmal ein wenig zurück erinnert, wie es vor nicht allzu langer Zeit in einer anderen Transportbranche aussah. Bei der Bahn spielte sich vor knapp einem Jahr genau so etwas ab, wie nun bei der Lufthansa. Dabei scheint die Freiheit über den Wolken längst nicht mehr grenzenlos. Steigende Personalkosten, steigende Spritpreise ... das alles geht soweit, dass man als Fluggast sogar die Erdnüsse oder das Nackenkissen beim Nachtflug selbst bezahlen soll.
Und kaum ist ein Streik abgewendet, schon steht der nächste vor der Tür. Dabei gibt es so viele Schlagzeilen aktuell, die einem Mut machen, morgens aufzustehen. Dafür muss man auch noch nicht mal einen Flieger gebucht haben.
Den Anfang macht dabei sicherlich die Neuigkeit, dass Menschen in Süddeutschland mit einem strahlenden Lächeln aus dem Haus gehen. Immerhin übersteigt dort der Richtwert des Schwermetalls Uran im Leitungswasser nicht selten die vorgegebenen Werte. Das Bundesinstitut für Risikobewertung erstellte hierfür eine zwei-Mikrogramm-Marke, die für die Ernährung von Säuglingen zulässig sei und das Leitungswasser auch vom Mineralwassser trenne. Das natürliche Vorkommen von Uran in Gesteinsarten schlägt sich auch auf das Wasser nieder, das durch jene Gesteinsschichten fließt.
Zwar kann der Anteil an Uran-Partikeln gefiltert werden, doch kosten diese Anlagen Geld – und das ist in den Kommunen bekanntlich knapp. Gleichzeitig rufen die verantwortlichen Behörden von Hysterie und Panikmache, der Richtwert von 10 Mikrogramm pro Liter werde nur selten überschritten. Überhaupt gebe es keine gesetzlichen Vorschriften, sondern eben nur Richtwerte, an die man sich halten kann – wenn es denn genehm ist. Es war somit nur eine Frage der Zeit, bis das grundlegende Problem unserer Wirtschaft auch auf die Politik überschlagen würde. Auch dort sieht man sich nie zu moralischem Handeln verpflichtet, solange es kein Gesetz dafür gibt. Wieso sollte es bei den Gesetzesmachern selbst anders sein?

In China wurden übrigens gerade erst einige neue Gesetze erlassen, die da besagen, dass man sich nicht versammeln darf, ohne dies zuvor anzukündigen. Beispielsweise.
Dass man sich auch als Tourist nicht unbedingt mit Tibet-freundlichen Plakaten erwischen lassen sollte, war kein Novum, aber verärgert reagieren die chinesischen Behörden darauf noch immer und müssen einige englische Olympiafans nun leider des Landes verweisen. Ob man auch in den chinesischen Medien darüber lesen wird, bleibt weiterhin ungeklärt, immerhin müssen die Gastgeber dem internationalen Druck nach Pressefreiheit immerhin für die Gast-Presse nicht nachgeben. Unsere einheimische Politik macht es sich indes einfach und plädiert für passiven Protest.
Also in etwa das, was die Hälfte aller Wähler zu jeder Wahl praktiziert, wenn sie nicht zur Urne geht?

Aber zurück zum derzeit beliebtesten Flugkonzern. Für Unmut hat bei der Lufthansa ja auch die Tatsache gesorgt, dass Ver.di-Chef Frank Bsirske einen Tag vor Beginn der Streiks der Lufthansa kürzlich in die Südsee in den Urlaub geflogen ist. Erster Klasse versteht sich. Und kostenfrei. Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um einen Bestechungsversuch irgendwelcher Art, käuflich ist immerhin niemand in der deutschen Wirtschaft.
Vielmehr stehen Herrn Bsirske diese Flüge zur Verfügung, da er nicht nur der Gewerkschaft Ver.di den Ton vorgibt, sondern auch im Aufsichtsrat der Lufthansa sitzt. Als Aufsichtsratsmitglied ist sein Gehalt übrigens nicht fix, sondern wie das vieler Aufsichtsräte an die Dividende der Lufthansa-Aktie gebunden (so wurde zumindest berichtet). Die Aktienkurse steigen bekanntermaßen, sobald die Lufthansa mehr Gewinn macht – oder gleichen Gewinn mit weniger (Personal-)Kosten. Wie jemand, der sich vermeintlicherweise für die Arbeitnehmer einsetzt gleichzeitig darauf aus sein kann, seinen Profit zu vergrößern, was meistens nur möglich ist, wenn die Arbeiter weniger bekommen, scheint ein wirkliches Kunststück zu sein. Einen Interessenskonflikt sieht der Top-Verdiener darin offensichtlich nicht.

Auch das ist in dem Sinne nichts neues, sondern ein sich wiederholendes Schema in der Wirtschaft. Man könnte wenn überhaupt, dann nur hoffen, dass die Arbeitnehmer auch irgendwann merken, für wen sie an sich auf die Straße gehen – und wer letztlich dafür sorgt, dass sie dort irgendwann sitzen. Wenn dies ein und dieselbe Person ist, sollte man sich vielleicht einmal fragen, ob sie sich wirklich so gern an der Nase herumführen lassen.
Ja? Na dann viel Spaß, der nächste Streik kommt bestimmt. Und der nächste Südseeurlaub ebenso.
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