Blog
Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.Für den Inhalt sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Auch spiegelt die Meinung eines einzelnen Autors nicht die Meinung der gesamten Redaktion wider.
Eine Welt ohne Wandel | von Jens am 01.04.2008, um 17:00 Uhr. |
An sich ist im kirchlichen Jahreskreis (Beginn eines jeden solchen ist im Übrigen am ersten Advent) das Osterfest höher einzuordnen, als das Weihnachtsfest, auch wenn es dort weniger Geschenke gibt. Doch auch wenn die Milka-Schokofabrik einmal mehr darum bemüht war, einen Osterkalender unters Volk zu bringen, um einen ähnlichen Absatz wie bei den 24-türigen Adventskalendern zu erringen, von Erfolg war auch der diesjährige Versuch nicht geglückt. Nach den Feiertagen (über die sich auch keine Atheisten beschweren) wurden selbige Kalender zum halben Preis verscherbelt, wohingegen die überteuerten aber beliebten Löffeleier von Milka wieder aus dem Programm genommen wurden ... sonst würde ja niemand mehr welche vor Ostern kaufen, wenn sie danach in erschwingliche Preisregionen fallen würden. Ein ähnlicher, weil unnötiger Fehltritt passierte auch dem Kirchenoberhaupt der Katholischen Glaubensgemeinschaft, der sich in seiner Osterfürbitte erneut für die Juden einsetzte und darauf hoffte, dass sie den wahren Heiland erkennen würden. Mal abgesehen davon, dass sie das an sich schon lange getan haben, beschädigte der bayrische Tölpel in Rom damit Jahrzehnte an Ökumene und bestätigte einmal mehr, dass Menschen eines bestimmten Alters das Mikrofon erst vorgeschalten werden sollte, nachdem überprüft wurde, was sie sagen wollen. Doch die gedrückte Stimmung überall auf dem Globus ist nicht (allein) dem Papst zu verdanken. Alte wie neue Gesichter sieht man derzeit in den Nachrichten. Nur wofür sie stehen, daran hat sich leider nichts geändert. Weiterlesen | |
3....2....1 - keins | von Jens am 12.03.2008, um 19:00 Uhr. |
Wer kennt die Situation bei der weltgrößten Auktionsplattform im Internet nicht, wenn man sich bereitwillig darauf einstellt, etwas neues Altes zu erwerben, um seine Sammlung zu vervollständigen, oder aber um es einfach hinter sich zu bringen. Man hat sich das passende Angebot gesucht, geboten (auch wenn man nie als erster bieten sollte), einfach damit das Angebot nicht wieder verschwindet, und freut sich mehr oder weniger auf die letzten 20 Minuten der Auktion. Davor passiert ohnehin nichts spannendes, erst die letzten Momente entscheiden über Gewinn oder Verlust, Besitz oder Frust. Irgendwann schließlich kommt der Moment der Entscheidung, und hat man Glück – manchesmal schon unverschämt viel Glück – kann man sich als neuer Besitzer wähnen. Eine solche Achterbahnfahrt ist man insbesondere bei eBay ja schon gewohnt, seit so viele Haushalte ans Internet angeschlossen wurden. Dass es den Menschen aber auch außerhalb der virtuellen Welt so ergehen kann, daran mochte man lange Zeit nicht denken. Bis die Kommunalwahlen kamen, bis die SPD kam, bis die Bahn und die GDL kamen, die Ver.di und die USA. Sie haben uns gelehrt, dass etwas, das versprochen ist, angekündigt ist, zugesichert ist, bei weitem nicht auch das sein muss, was man letztlich bekommt. Weiterlesen | |
Statistik ohne Zukunft | von Jens am 01.03.2008, um 09:00 Uhr. |
Es gibt viele bösartige Zitate und Kommentare zu Statistiken; beispielsweise, man solle nie einer glauben, "die man nicht selbst gefälscht hat". Oder sie sei "eine sehr gefällige Dame. Nähert man sich ihr mit entsprechender Höflichkeit, dann verweigert sie einem fast nie etwas." (Edouard Herriot). Richtig ist auch zweifelsohne die Aussage Franz Steinkühlers, der da meinte: "Ich denke bei "Statistik" an den Jäger, der an einem Hasen beim erstenmal knapp links vorbei schoß und beim zweitenmal knapp rechts vorbei. Im statistischen Durchschnitt ergäbe dies einen toten Hasen." Und doch haben diese Zahlenkolonnen, die die einfachen und weniger einfachen Fakten immer so darstellen, wie der interpretierende es gerne hätte, etwas Faszinierendes an sich. Und grundsätzlich auch etwas Beruhigendes. Aber das nur so lange, wie man nicht selbst Teil einer solchen Statistik wird. Weiterlesen | |
Ein Patch zum Update | von Jens am 23.02.2008, um 09:00 Uhr. |
Diejenigen, die sich insbesondere in der IT-Branche auskennen, in Sachen Software bewandert sind, werden mit den Ausdrücken Patch, Update oder der viel gerühmten "Produktaktualisierung" etwas anfangen können. Ein Patch (wörtlich übersetzt ist es an sich ein Pflaster) sorgt bei einem Computerprogramm dafür, dass Fehler minimiert werden, Lücken oder bekannte Schwachstellen beseitigt. Ein Update kann indes auch neue Funktionen implementieren – die später mit einem Patch erneut optimiert werden. Bei vielen Softwareveröffentlichungen hat man als Anwender heute das Gefühl, man erwirbt mit dem Endprodukt keine fertige Entwicklung, sondern sozusagen "work in progress", also ein fehlerhaftes Produkt, das noch gar nicht marktreif gewesen wäre. Kein Wunder also, dass mancherorts der erste Patch veröffentlicht wird, sobald die Applikation erhältlich ist, um sicherzustellen, dass sie überhaupt läuft! Doch wer meinen würde, dass so etwas in der heutigen Zeit selten ist, beziehungsweise die Qualitätssicherung in allen Bereichen gut genug, um solche Pannen zu verhindern, der irrt leider. Und das Wort "Recall" stammt an sich nicht aus der Sendung "Deutschland Sucht Den Dümmsten Star". Weiterlesen | |
Streik als Olympische Disziplin | von Jens am 18.02.2008, um 18:00 Uhr. |
Sieht man sich die Schlagzeilen der letzten sechs Monate (oder der letzten acht) einmal im Schnelldurchlauf wie bei einem Daumenkino an, wird einem ein Wort immer wieder auffallen: Streik. Zuerst wurde bei der Bahn gestreikt, zuerst mit Zuspruch der Reisenden, als die Forderungen immer höher wurden dann ohne deren Zuspruch, dann wurde der Streik beigelegt, mit der Folgerung, dass die Fahrkarten einmal mehr teurer, die Stellen abgebaut werden und die übrigen Gewerkschaften eine neue Idee bekommen haben, wie man in Zukunft richtig streiken kann. Es scheint beinahe so, als wäre 2007 das Jahr gewesen, in dem die moderne Streikkultur, sozusagen Streik 2.0 oder "Streik: Reloaded" geboren wurde. Der Streik hat das dritte Jahrtausend begrüßt und statt digital, online zu streiken geht es "Back to the Roots", gestreikt wird, wo's wehtut. Nun, 2008, ist es an der Zeit, die im letzten Jahr gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen. Insofern verwundert es nicht, dass bereits im Laufe des ersten Quartals eine ganze Menge Menschen streiken. Behörden, Darsteller, Drehbuchautoren, Regisseure – und Manager streiken auch. Zumindest so zu sagen. Weiterlesen | |
Das Kind in jedem von uns | von Jens am 11.02.2008, um 18:00 Uhr. |
Wenn kleine Kinder sich mitunter ihre Eltern oder Menschen um sie herum anschauen, müssen sie immer wieder feststellen, dass diese für sie Entscheidungen treffen. Daran an sich ist nichts Verwerfliches, immerhin sehnt sich der Mensch nach jemandem, der ihm die Entscheidungen abnimmt. Wenn die Erwachsenen das Leben der "Kleinen" mit Vorschriften, Geboten und Verboten überfluten, kommt man sich als junger Mensch dann schon eher etwas bevormundet vor. Viel ärgerlicher ist es allerdings, wenn die Großen um einen herum dann die eigenen Gebote gar nicht zu beachten scheinen, man immer wieder damit vertröstet wird, dass man das verstehen würde, "wenn man groß ist", oder dass man "noch oft im Leben Befehle befolgen" müsse. Hat man das Kapitel Kindheit irgendwann abgeschlossen – und dies kommt für die Kinder gar nicht schnell genug, wenige Jahre später wünscht man sich, es wäre nicht so schnell gegangen – erfreut man sich zuerst an der neu gewonnenen Freiheit, der Unabhängigkeit und Selbstbestimmung ... bis man eines Tages aufwacht und erneut einen Wald von Vorschriften, Abhängigkeiten und Bevormundungen entdeckt. Nur dass man diesmal nicht darauf vertröstet wird, dass sich der Zustand irgendwann ändern würde. Weiterlesen | |
Prostitution 2.0 | von Jens am 14.01.2008, um 15:00 Uhr. |
Dem lateinischen Wortursprung entnommen bedeutet "Prostitution", sich öffentlich preisgeben - so verrät zumindest der "Brockhaus". Insofern muss Prostitution nicht zwangsläufig etwas mit Sexualität zu tun haben – mit Liebe, wie in Pretty Woman demonstriert, hat es ohnehin nichts gemein. Und doch hat man immer wieder das Gefühl, als würden sich viele Menschen der Öffentlichkeit hingeben, ihr Innerstes nach außen kehren, in der Hoffnung oder zumindest mit der Aussicht auf finanzielle Entlohnung. Findet dies ohne monetäre Entschädigung dar, nennt man das modern Web 2.0; wo ein jedermann private Einblicke gewährt, ohne dafür entschädigt zu werden, sondern einzig und allein vom Gedanken sich nährend, durch die mitunter nur seelisch exhibitionistische Tat jemand anderem den Tag versüßt zu haben. Es ist insofern schon interessant zu sehen, was Menschen bereit sind zu tun, ohne dass ein Geldschein winkt. Viel interessanter ist es aber, solche Menschen zu beobachten, wenn denn eine Belohnung in Aussicht gestellt wird. Weiterlesen | |
Freiheitsschwund | von Jens am 08.01.2008, um 12:00 Uhr. |
Die Freiheit ist ein schönes Gut, angeblich auch ein hohes. Mitunter scheint sie auch selbstverständlich, und so ist es immer wieder an der Zeit, sich in Erinnerung zu rufen, welche Vorteile einem die Freiheit eigentlich bringt, und wo sie einem genommen wird. Selbiges ist momentan groß in den Medien zu leben, wo zusammen mit der Vorratsdatenspeicherung die Privatsphäre (so zu sagen die Freiheit der persönlichen Entfaltung) zu Grabe getragen wird. Doch während man diese Einschränkungen der persönlichen Freiheit als gesetzestreuer Bürger hoffentlich nicht zu spüren bekommt (denn an dem Gesetz lässt sich im Nachhinein ohnehin nichts mehr rütteln, der ganzen Aufregung zum Trotz), gibt es andere, ebenso akute und auf jeden Fall Publicity-wirksamere Momentaufnahmen, in denen die Freiheit entweder eingeschränkt, oder überdehnt wird. Meistens hat eine Überdehnung der Freiheit des einen auch eine Einschränkung des anderen Menschen zur Folge. Weiterlesen | |
Zwischen den Tagen | von Jens am 30.12.2007, um 20:30 Uhr. |
Vor 364 Tagen hätte kaum jemand gedacht, dass es so weit kommen würde; und in der Tat haben auch dieses Jahr genügend größenwahnsinnige Staatsherren und die nicht weniger verrückte Privatpersonen versucht, möglichst vielen Menschen das Erleben des diesjährigen Jahresschluss zu "ersparen". Manche werden dafür – das hat die Geschichte gelehrt – sogar den Friedensnobelpreis bekommen, der dieses Jahr an denjenigen Mann gegangen ist, der als einziger hätte verhindern können, worüber er seit Jahren predigt. Es ist insofern eine irrwitzige Welt, in der wir leben, und wer die letzten Jahrzehnte im Strom mitgeschwommen ist (oder sogar seine Richtung beeinflusst hat), der wird beipflichten können, dass es bewegte Jahrzehnte waren. Und auch dieses letzte Jahr, das endlich in Rente geschickt, als Erinnerung deklariert und fortan in den Geschichtsbüchern schön geschrieben wird, kann sich mit seinen Vorgängern messen. Insofern nutzen viele Zeitgenossen die Gelegenheit, das Jahr Revue passieren zu lassen. Doch muss man sich fragen: warum in die Ferne schweifen, wenn allein die letzte Woche genügend Gesprächsstoff bietet. Von explosiven Inhalten aus dem Nahen Osten ganz zu schweigen, die an sich keiner weiteren Bemerkung bedürfen. Weiterlesen | |
Wenn das Ende vor dem Anfang kommt | von Jens am 18.12.2007, um 16:00 Uhr. |
Es ist schon erstaunlich, wie oft man die Felidae – also die Rasse der Katzen – in irgendwelchen Sprichwörtern vorfindet. Sei es nun der "Schwarze Peter", oder die "Katze im Sack". Sie hat auch "neun Leben" und nicht zuletzt sind "nachts alle Katzen grau". An sich können die armen Vierbeiner, die sich ihren Menschen mehr aussuchen als umgekehrt, nichts dafür, dass sie von ihren Dosenöffnern für solche Wortschöpfungen hergezogen werden. Und wehren würden sie sich vermutlich, wenn man sie fragen würde. Wehren kann man sich als Mensch ebenfalls, wenn man denn die sprichwörtliche "Katze im Sack" erworben hat. Manchmal zumindest. Das hat zumindest die jüngste Vergangenheit bewiesen. Dass es aber auch andere Fälle gibt, in denen jegliche Wehr entweder unnütz oder aber gar nicht erst möglich ist, gibt es leider auch. Und viel zu oft. Weiterlesen | |
« vorherige Seite | 81-90 von 142 | nächste Seite » |