F1®: Der Film [2025]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Juni 2025
Genre: Action / Drama

Originaltitel: F1: The Movie
Laufzeit: 155 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Joseph Kosinski
Musik: Hans Zimmer
Besetzung: Brad Pitt, Damson Idris, Kerry Condon, Javier Bardem, Kim Bodnia, Sarah Niles, Abdul Salis, Callie Cooke, Tobias Menzies, Joseph Balderrama, Samson Kayo, Will Merrick, Layne Harper, Shea Whigham


Kurzinhalt:

Sonny Hayes (Brad Pitt) fährt Rennen nicht des Geldes wegen. Nachdem der einstige Shooting Star der Formel 1 bei einem schrecklichen Unfall schwer verletzt wurde, hat er sich aus diesem Rennsport zurückgezogen und verdient sich in den letzten drei Jahrzehnten seinen Lebensunterhalt als Fahrer von allen möglichen Rennen. Als sein ehemaliger Konkurrent und Freund Ruben Cervantes (Javier Bardem) an ihn herantritt und ihn um Hilfe bittet, sein Rennteam der Formel 1 als Fahrer zu unterstützen, lehnt Sonny zuerst ab. Doch es ist für ihn die letzte Möglichkeit, nochmals in der Königsklasse zu fahren. Dabei könnte nicht mehr auf dem Spiel stehen, denn Rubens Team hat noch keinen einzigen Punkt ergattert und wenn sie in den letzten neun Rennen der Saison nicht einen Sieg einfahren, wird das Team verkauft werden. Der zweite Fahrer des Teams, Joshua Pearce (Damson Idris), ist zwar talentiert, aber zu unerfahren und auch das Auto steht ihrem Sieg im Weg. Während sich zwischen Sonny und Joshua eine Konkurrenz entwickelt, die dem Team mehr schadet als nützt, versucht die leitende Technikerin Kate (Kerry Condon), das Fahrzeug konkurrenzfähig zu machen. Doch die Zeit ist knapp und das Team erleidet mehr Rückschläge als Erfolge …


Kritik:
Auch wenn Filmemacher Joseph Kosinski in F1®: Der Film nicht mehr erzählt als eine Geschichte über einen Unterlegenen in einer Sportdisziplin, der sich an die Spitze kämpft, und die man so schon unzählige Male gesehen hat, er tut dies auf eine so leichtfüßige und handwerklich einnehmende Art und Weise, dass die Erzählung selbst dann packt, wenn man genau weiß, wie sie ablaufen wird. Gut gespielt, vor allem von einem immens charismatischen Brad Pitt, ist das bestes Sommerkino für die größtmögliche Leinwand.

Pitt schlüpft in die Rolle des Rennfahrers Sonny Hayes, dessen Karriere in der Formel 1 30 Jahre zuvor nach einem schweren Unfall ein jähes Ende nahm. Mehrere gescheiterte Ehen und eine Privatinsolvenz später verdient er sich, in seinem Van lebend, den Unterhalt, indem er Rennen für alles fährt, was vier Räder hat. Deshalb bittet ihn sein ehemaliger Rennkollege Ruben Cervantes um Hilfe. Ruben hat sich den Rennstall Apex GP aufgebaut, der in der Formel 1 fährt. Doch das Team hat noch nie auch nur einen einzigen Punkt ergattert und wenn sie nicht ein Rennen bis zum Ende der Saison gewinnen, wird der Vorstand Ruben absetzen und das Team verkaufen. Es ist Sonnys letzte Chance, zu den Besten der Besten zu gehören. Doch beim Team angekommen, werden nicht nur Probleme mit dem Rennauto offensichtlich. Der zweite Fahrer, Joshua Pearce, ist weniger als halb so alt wie Sonny, hat aber Talent, selbst wenn es ihm an Disziplin mangelt. Doch ohne, dass sie wie ein Team auftreten, werden sie das Ruder kaum herumreißen können und ihnen bleiben gerade einmal neun Rennen, um einen Sieg einzufahren.

Die Story von F1®: Der Film klingt nicht wirklich neu, wobei dies nicht der größte Kritikpunkt ist. Der ist vielmehr, dass das Drehbuch von Ehren Kruger (Arlington Road [1999], Ring [2002]) jede Station durchläuft, die man aus Geschichten dieser Art bereits kennt. Angefangen von der ersten Trainingsrunde, über die frühen Erfolge, Rückschläge, die sich lange ankündigen, bis zu einem nervenaufreibenden Finale. Was immer man erwarten würde, bis hin zur Romantik, die nicht fehlen darf, präsentiert Filmemacher Kosinski in mehr als zweieinhalb Stunden Laufzeit, die sich zwar kürzer anfühlen, aber in Anbetracht der vielen vertrauten Elemente dennoch zu lange sind. Dass die Erzählung gleichzeitig wie ein großer Werbefilm der Formel 1 anmutet, überrascht nicht, sollte das geneigte Publikum aber nicht stören, das kein Fan des Rennsports sein muss, selbst wenn es hilft, sich in Sonnys Welt zurecht zu finden. Die Vorhersehbarkeit kostet den Film auch nicht den Spaßfaktor, macht das Geschehen mitunter aber weniger mitreißend, obwohl die einzelnen Sequenzen dennoch das Adrenalin in die Höhe treiben. Sei es, wenn man das Rennen mit den Fahrern aus dem Cockpit erlebt, oder mit den Fahrzeugen die Strecke mit mehr als 300 km/h entlang brettert, dichter als hier wird ein Großteil der Zuschauerinnen und Zuschauer wohl kaum jemals dem Erlebnis eines solchen Rennens kommen.

Das auch deshalb, da F1®: Der Film zu keinem Moment den Eindruck erweckt, man habe nicht mit tatsächlichen Formel 1-Autos auf realen Strecken oder mit wirklicher Ausrüstung gedreht. Die Aufnahmen rauben einem mitunter den Atem. Dank der exzellenten Schnittarbeit hat man nicht nur stets den Überblick, wo sich Pearce und Hayes innerhalb der Rennen befinden, sondern bleibt außerdem überzeugt, dass sowohl Brad Pitt als auch Damson Idris selbst in den Rennwagen sitzen. Dank der donnernden Klangkulisse kann man die unbändige Kraft der Motoren beinahe spüren und erlebt man den Boxenstopp aus mehreren Perspektiven, kann man sich gar nicht vorstellen, in was für einer rasenden Geschwindigkeit die Crew hier zu Werke geht. All das wäre aber umsonst, wenn die absehbare Story nicht dennoch mitnehmen würde. Dass dem so ist, liegt zum Großteil an den zentralen Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hayes als erfahrener Rennfahrer, der nie den Platz im Scheinwerferlicht erreichen konnte, nach dem er sich so sehr sehnte, besitzt eine unverfrorene Abgebrühtheit, die nur Alter und Erfahrung erzeugen können. Doch er nimmt seine Aufgabe ernst, die er teils mit unkonventionellen Mitteln erreicht und gleichzeitig das Team zusammenschweißt. Pearce hingegen lässt sich von der Berichterstattung über ihn ablenken und posiert für Fans und Presse, um sein Image aufrechtzuerhalten, aus Angst, er könne seinen Platz verlieren. Dass beide einander nicht unähnlich sind, nur eben mit Jahrzehnten zwischen ihrem Entwicklungsstand, ist Teil des Konzepts, macht es aber umso unterhaltsamer, ihnen zuzusehen.

Das tut es von der ersten bis zur letzten Minute, dank vieler amüsanter Dialoge, einiger rotzfrecher Ideen und der geradezu dokumentarischen Verzahnung der fiktiven Geschichte mit wirklichen Namen und Persönlichkeiten der Formel 1. Am Ende mag das inhaltlich nicht mehr als ein aufgewärmtes Konzept sein und Regisseur Joseph Kosinski nutzt die klischeehaften Elemente nicht ganz so sehr zu seinem Vorteil, wie in seinem eingängigen Top Gun: Maverick [2022]. Aber er erzählt die bekannte Story mit so viel Charme und technisch überragend, dass man sich kaum vorstellen kann, dieses Jahr nochmal so viel Spaß im Kino zu haben. Klasse!


Fazit:
Trotz der vielen Details zur Formel 1 im Allgemeinen, den Regelungen oder der Technologie hinter den Fahrzeugen, bewahrt sich die Erzählung eine geradezu einladende Zugänglichkeit. Auch dank der Kommentatoren, die die Rennen begleiten und immer wieder Einblicke geben. Darum überrascht es kaum, dass man die meiste Zeit über ein Lächeln auf den Lippen hat, sowohl aufgrund der bekannten Personen und Orte wie auch der spitzen Dialoge und amüsanten Momente, bei denen man Sonny schon auf Grund seiner Kühnheit Respekt zollen will. Die Geschichte selbst folgt dem, was man schon oft gesehen hat, bis ins Kleinste, ist aber durchweg immens unterhaltsam. Dank der handwerklich erstklassigen Umsetzung, kann man manchen Rennen nur staunend beiwohnen, deren Bilder einem in Erinnerung bleiben. Joseph Kosinski gelingt mit F1®: Der Film das Kunststück, dass man die Figuren bei ihrer Aufholjagd förmlich anfeuert. Und das nicht erst bei einem Endspurt, der packender kaum sein könnte. Das macht Spaß zuzusehen und reißt bei der bestmöglichen Präsentation umso mehr mit.