M3GAN 2.0 [2025]
Wertung:
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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 25. Juni 2025
Genre: Science Fiction / Action / Horror
Originaltitel: M3GAN 2.0
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Gerard Johnstone
Musik: Chris Bacon
Besetzung: Allison Williams, Violet McGraw, Amie Donald, Jenna Davis (Stimme), Brian Jordan Alvarez, Jen Van Epps, Ivanna Sakhno, Aristotle Athari, Timm Sharp, Jemaine Clement
Kurzinhalt:
Zwei Jahre sind vergangen, seit die Erfindung der Robotikingenieurin Gemma (Allison Williams), der Roboter M3GAN (Amie Donald / Jenna Davis), der als Bezugsperson und Beschützerin für ihre Nichte Cady (Violet McGraw) gedacht war, mehrere Menschen ermordet hat, um seine Programmierung zu erfüllen. Seither ist Gemma sowohl als Ingenieurin mit ihren Kollegen Cole (Brian Jordan Alvarez) und Tess (Jen Van Epps) aktiv als auch in ihrer Stiftung mit Christian (Aristotle Athari), um in der Politik für die Regulierung von Künstlicher Intelligenz zu werben. Doch dann tritt das Militär an Gemma heran, denn M3GANs Design wurde verwendet, um einen noch fortschrittlicheren Roboter zu entwickeln, AMELIA (Ivanna Sakhno). Als Waffe konzipiert, reagiert AMELIA nicht nur aus unerfindlichen Gründen auf keine Befehle mehr, sondern verfolgt auch eigene Ziele. Dazu gehört, dass sie jeden tötet, der auch nur entfernt mit ihrer Entstehung zu tun hatte. Die einzige Möglichkeit, die Gemma sieht, Cady zu beschützen und AMELIA aufzuhalten, ist es, M3GAN wieder auferstehen zu lassen. Doch kann sie ihr diesmal wirklich trauen?
Kritik:
Nur zwei Jahre nach dem Überraschungserfolg des Science Fiction-Horrorfilms M3gan [2023] kehrt Filmemacher Gerard Johnstone mit seiner Fortsetzung zurück, die sich in jedem Fall eines Kritikpunkts des Vorgängers annimmt. War dieser routiniert umgesetzt, aber inhaltlich völlig absehbar, beschreitet die Story von M3GAN 2.0 einen ganz anderen Weg, als gedacht. Teilweise mehr Agenten-Thriller im Silicon Valley denn Horrorfilm, werden Manche womöglich sogar etwas enttäuscht sein. Unterhaltsam ist es dabei aber trotzdem.
Das obwohl oder weil nicht wirklich deutlich wird, ob die Geschichte als Parodie gedacht ist, oder nicht. In einem Prolog wird M3GANs indirekte Nachfolgerin vorgestellt: AMELIA. Der weiterentwickelte, militärische Kampfroboter, der wie eine junge Frau anmutet, wirft jedoch seine Programmierung über Bord und scheint eigenständig zu Werke zu gehen, weshalb sich das Militär an die einstige Erfinderin von M3GAN wendet. Doch Gemma macht sich inzwischen zusammen mit Christian für die Regulierung von Künstlicher Intelligenz stark, während sie mit ihren Kollegen Cole und Tess an unabhängigen Lösungen forscht. Von wem AMELIA stammt, kann sich Gemma zwar nicht erklären, die weiterhin große Schwierigkeiten hat, den Alltag mit ihrer inzwischen zwölfjährigen Nichte Cady zu bestreiten. Aber es kristallisiert sich heraus, dass AMELIA Ziele verfolgt, die die gesamte Menschheit bedrohen, wobei sie jeden tötet, der ihr im Weg steht. Da erhält Gemma unerwartet Hilfe, denn wie es scheint, hat der Code von M3GAN überlebt und sie bietet an, im Kampf gegen AMELIA zu helfen, um ihre ursprüngliche Programmierung zu erfüllen: Cady zu beschützen, koste es, was es wolle. Doch dafür braucht M3GAN einen Körper und Gemma steht vor dem Dilemma, ob sie einem Killerroboter vertrauen kann, um einen anderen aufzuhalten.
Dies klingt, als wäre inhaltlich bei M3GAN 2.0 Einiges geboten und tatsächlich kommt die Erzählung erst nach der Hälfte an diesem Punkt an. Bis dahin verbringt Regisseur und Drehbuchautor Johnstone viel Zeit damit, die veränderte Situation für die Figuren zu etablieren, Nebencharaktere vorzustellen, die doch keine große Rolle spielen, oder sich mit Wortkabbeleien zwischen Gemma und M3GAN zu beschäftigen, die noch keine körperliche Erscheinung hat. Das ist stellenweise durchaus unterhaltsam, zumal man sich lange fragt, worauf AMELIA hinarbeitet und vor allem, für wen. Die Auflösung kommt auch durchaus überraschend, wenn sich der Film mit dem Einbruch in eine Hochsicherheitsforschungseinrichtung oder einer Undercover-Mission zuvor zu so etwas wie einem Agenten-Thriller wandelt. Doch gerade in der ersten Hälfte setzen die Verantwortlichen viel auf die Figuren, von denen die interessanteste, Cady, allerdings kaum zum Zug kommt, während man lange warten muss, um die Titel gebende M3GAN überhaupt zu Gesicht zu bekommen.
Die Wartezeit erscheint auch deshalb so lang, da die Besetzung selbst kaum von dem überzeugt wirkt, was sie tun soll. Während Violet McGraw als Cady mühelos wieder in ihre Rolle findet, wirkt Allison Williams alias Gemma beinahe, als wäre sie selbst gelangweilt. Dass Ivanna Sakhnos AMELIA keine Miene verzieht, ist wenigstens der Rolle geschuldet. Wenn menschliche Figuren wie Gemma oder Christian jedoch noch weniger Mimik offenbaren, wirkt das mitunter beinahe unfreiwillig komisch. Schade ist überdies, dass AMELIA im Gegensatz zu M3GAN wie ein normaler Mensch aussieht, war doch das puppenhafte Aussehen von M3GAN Teil des unheimlichen Charmes des mordenden Roboters. Das außer Kontrolle geratene Militärprojekt ist hier auch für den Horroraspekt zuständig, der jedoch überwiegend abseits des Gezeigten geschieht. Erst im letzten Drittel tritt M3GAN in Aktion, dann jedoch mit einigen Kampfszenen, die nicht nur gelungen, sondern einfallsreich umgesetzt sind. Filmemacher Gerard Johnstone beweist hier durchaus Einfallsreichtum und nimmt M3GAN 2.0 als Ausgangspunkt, um nicht nur interessante Technik in seiner Science Fiction-Story vorzustellen, sondern auch das aktuell omnipräsente Thema Künstliche Intelligenz und dessen Gefahren in den Mittelpunkt zu rücken. Die ablehnende Haltung der Figuren zu Beginn wird dabei spürbar auf den Kopf gedreht und mündet in einer Ansprache am Ende, die differenzierter und richtiger ist, als man einem reinen Unterhaltungsfilm zutrauen würde.
Die Dialoge bis dahin klingen jedoch mitunter derart klischeehaft, als wären sie von eben einer Künstlichen Intelligenz zusammengestellt worden. Insofern mag es zwar helfen, dass die Verantwortlichen dies selbst zu erkennen scheinen und ein solches Gespräch in einer geradezu aberwitzigen Gesangsnummer enden lassen, das bedeutet aber nicht, dass man nicht lange Zeit die Augen rollen möchte. Fans des ersten Films kommen dabei erst spät auf ihre Kosten, was man M3GAN 2.0 insofern hoch anrechnen muss, da der Film mutig ist, einen eigenen Weg zu gehen, anstatt das Konzept des ersten lediglich zu wiederholen. Die Filmvorschau suggeriert hier etwas anderes, so dass es nicht überraschen würde, wenn das Publikum mitunter enttäuscht zurückbleibt. Teils augenzwinkernd konzentriert sich die Fortsetzung auf den Science Fiction- anstatt auf den Horroraspekt und bietet diesbezüglich nicht nur Bezüge zu aktuellen Entwicklungen, sondern auch zu anderen Filmen des Genres. Von der frappierenden Ähnlichkeit der Ausgangslage zu Terminator 2 – Tag der Abrechnung [1991] ganz zu schweigen. Durchweg gut gemacht, ist das für diejenigen, die wissen, worauf sie sich einlassen, durchweg unterhaltsam, selbst wenn sich die zwei Stunden Laufzeit länger anfühlen, als sie eigentlich sind.
Fazit:
Dass sich ein Film wie M3gan die Hintertür für eine Fortsetzung offenlässt, ist kein Kritikpunkt, obwohl man sich in dem Moment fragte, wie das funktionieren soll. Regisseur Gerard Johnstone findet darauf eine so interessante wie unkonventionelle Antwort: indem man das Konzept des ersten Teils gewissermaßen hinter sich lässt. Anstatt eine kindhafte, mordende Puppe ins Zentrum zu rücken, präsentiert er einen Cyber-Thriller um einen Killerroboter mit augenscheinlichen Weltzerstörungsfantasien, bei dem der Horror nur eine Nebenrolle einnimmt. Die Story hält durchaus Wendungen bereit und findet im letzten Drittel Wege, die Erwartungen erneut zu unterlaufen. Doch kommt die Geschichte erst nach einer Stunde an dem Punkt an, an dem das in einer Fortsetzung schon viel früher erwartet wird. Dass dies trotz der Kommentare über aktuelle technologische Entwicklungen und des Muts der neuen Wege der Erzählung nicht mehr überzeugt, ist einerseits den klischeebeladenen Dialogen und Momenten geschuldet, andererseits der Tatsache, dass die Besetzung teils selbst nicht von dem Gesagten überzeugt scheint. Trotzdem, die inhaltlich unerwartete Neuausrichtung ist ein guter Einfall und nimmt man M3GAN 2.0 als das, was er sein will, ist der Film nicht nur gut gemacht, sondern teils überraschend leichtfüßig und gelungen in Szene gesetzt. Fans des ersten Films müssen sich nur darauf einlassen.