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Zwischen den Tagen
Treffpunkt: Kritik Vor 364 Tagen hätte kaum jemand gedacht, dass es so weit kommen würde; und in der Tat haben auch dieses Jahr genügend größenwahnsinnige Staatsherren und die nicht weniger verrückte Privatpersonen versucht, möglichst vielen Menschen das Erleben des diesjährigen Jahresschluss zu "ersparen". Manche werden dafür – das hat die Geschichte gelehrt – sogar den Friedensnobelpreis bekommen, der dieses Jahr an denjenigen Mann gegangen ist, der als einziger hätte verhindern können, worüber er seit Jahren predigt.
Es ist insofern eine irrwitzige Welt, in der wir leben, und wer die letzten Jahrzehnte im Strom mitgeschwommen ist (oder sogar seine Richtung beeinflusst hat), der wird beipflichten können, dass es bewegte Jahrzehnte waren. Und auch dieses letzte Jahr, das endlich in Rente geschickt, als Erinnerung deklariert und fortan in den Geschichtsbüchern schön geschrieben wird, kann sich mit seinen Vorgängern messen. Insofern nutzen viele Zeitgenossen die Gelegenheit, das Jahr Revue passieren zu lassen. Doch muss man sich fragen: warum in die Ferne schweifen, wenn allein die letzte Woche genügend Gesprächsstoff bietet. Von explosiven Inhalten aus dem Nahen Osten ganz zu schweigen, die an sich keiner weiteren Bemerkung bedürfen.
Passend zum Jahreswechsel sind auch viele Hoffnungen, die Viele mit dem kommenden Jahr verbinden. So blicken 50 % der Deutschen hoffnungsvoll 2008 entgegen. Wohingegen allerdings ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer bereits "innerlich gekündigt" hat, oder aber sehr unzufrieden mit seinem Arbeitgeber ist. Bleibt nur zu fragen, wo die letzten 17 % geblieben sind – oder addieren diese sich aus der Zahl der Arbeitslosen und derer, die sich enthalten haben?
Dass bei den Arbeitgebern viel Potential für Verbesserung besteht, steht außer Frage; obgleich es uns nicht so schlecht gehen kann, angesichts der Tatsache, dass 2007 ein Rekordjahr für Börsengänge darstellte. Im gleichen Atemzug gab man allerdings auch bekannt, dass Finanzinvestoren mit Geschäftseinbrüchen zu leben hatten und wenn auch mehr an der Börse gehandelt wurde, die kleinen Leute doch meist nur Geld verloren haben.
Man sollte an der Stelle lieber nicht fragen, wo das ganze Geld eigentlich hinfließt, das an der Börse versickert. Immerhin kann es ja nicht auf einmal verschwinden, wenn es durch die Bank Kursverluste gibt. Irgendjemand muss es ja abbekommen ...
Doch statt diese Frage zu beantworten, weichen Wirtschaftsexperten lieber aus und verkünden, dass es auch viele Gewinne an der Börse gegeben habe. Wer gewonnen hat, das steht allerdings in den Sternen.

Gewinne gibt es auch ab 1.1.2008 wieder viele – vor allem in der Industrie und Wirtschaft. Kaum eine monatliche Abgabe wird nicht wieder teurer. Strom, Wasser, Gas.
Von Preisabsprachen sprechen hier die Journalisten und auch das Bundeswirtschaftsministerium scheint sich wieder einmischen zu wollen. Wirklich etwas ausrichten gegen die an den Ölpreis gebundenen Gaspreise (die an sich nichts miteinander zu tun haben, aber eben schon seit Jahrzehnten im Tandem erhöht werden) kann man dort freilich auch nicht, aber sich ganz kurz wichtig machen und so verbergen versuchen, dass die Damen und Herren Minister wie zahnlose Tiger vor einer Industrie posieren, die ihre Spendenkassen finanziert.
Um durchschnittlich jeweils 7 % steigen mehrere Nebenkostenstellen; von Gehaltserhöhungen im 20 %-Bereich gibt es allerdings nirgends etwas zu lesen; nicht einmal bei der Bahn, die den Jahreswechsel dazu nutzt, die Streikplaketten zu entmotten.


Wie beim großen Reinemachen muss es auch nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag in der Geburtskirche in Bethlehem angemutet haben, wo insgesamt 80 (teils in Gewändern gekleidete) Priester – sowohl der griechisch-orthodoxen, als auch der armenischen Kirche – mit Besen und Steinen aufeinander los gegangen sind.
Die Prügelei, bei der auch mehrere Menschen schwer verletzt wurden, musste von der Polizei aufgelöst werden ... manche Nachrichten sind so kurios, dass man sie sich gar nicht ausdenken könnte, selbst wenn man wollte.
Man kann nur hoffen, dass den Menschen im kommenden Jahr mehr Einsicht geschenkt wird; Einsicht eher zum eigenen Fehlverhalten, als dafür, ständig die Fehler im Benehmen der anderen zu entdecken.

Insofern sei allen ein gesundes Jahr 2008 gewünscht – den Erfolg machen einem bekanntlich Andere streitig, das Glück braucht man nicht festzuhalten, sonst schlüpft es einem nur noch schneller durch die Finger ... und für frischen Redestoff in Zynikerkreisen werden unsere sechs Milliarden Mitbewohner der kleinen Kugel Erde sicherlich wieder sorgen!
Auf dass wir vom Schlimmsten verschont bleiben in den kommenden 366 Tagen!

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