Aquaman: Lost Kingdom [2023]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. Juni 2025
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: Aquaman and the Lost Kingdom
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien / Kanada / Australien / Island
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: James Wan
Musik: Rupert Gregson-Williams
Besetzung: Jason Momoa, Patrick Wilson, Amber Heard, Yahya Abdul-Mateen II, Randall Park, Dolph Lundgren, Temuera Morrison, Martin Short, Nicole Kidman, Vincent Regan, Jani Zhao, Indya Moore, Pilou Asbæk


Kurzinhalt:

Vier Jahre sind vergangen, seit Arthur Curry (Jason Momoa), auch bekannt als Aquaman, König von Atlantis wurde und seinen Bruder Orm (Patrick Wilson), der die Menschen vernichten wollte, gefangen nehmen ließ. Inzwischen haben Arthur und Mera (Amber Heard) einen Sohn bekommen. Während der stolze Vater sein Leben an Land und im Meer zu bewältigen versucht, schmiedet David Kane (Yahya Abdul-Mateen II) alias Black Manta seine Rachepläne, immerhin hat Arthur einst seinen Vater sterben lassen. Zusammen mit Dr. Stephen Shin (Randall Park) kommt Black Manta in den Besitz einer uralten Technologie, mit deren Hilfe er Aquaman endlich ebenbürtig sein kann. Angetrieben von seinem grenzenlosen Hass, ergreift etwas Böses Besitz von Kane, der sich daraufhin aufmacht, nicht nur Aquaman und seine Familie auszulöschen, sondern dafür sogar die ganze Welt an den Rand des Kollaps zu bringen …


Kritik:
In gewisser Hinsicht erscheint es passend, dass James Wans bereits Anfang 2022 abgedrehter und erst im Dezember 2023 in die Kinos gekommener Aquaman: Lost Kingdom als 15. Film des sogenannten DC Extended Universe (DCEU) auch dessen letzter war. Zwar werfen die Verantwortlichen alles auf die Leinwand, was die moderne Trickkiste zu bieten hat, nur ohne ein durchgehendes Konzept oder eine Substanz hinter alledem. Das Ergebnis ist bunt und laut, aber gleichzeitig unvorstellbar öde.

Zu Beginn der Geschichte rekapituliert Titelfigur Arthur Curry, besser bekannt als Aquaman, König von Atlantis, die Geschehnisse des ersten Films und was seither passiert ist. Sein Halbbruder Orm befindet sich, nachdem Arthur Atlantis von seiner Herrschaft befreit hat, immer noch in Gefangenschaft und Arthur selbst hat Mera geheiratet. Ihr Sohn Arthur Jr. hat Fähigkeiten wie sein Vater und hält diesen tagein tagaus auf Trab. Da kommt es gelegen, dass Arthur am Herrschen und Regieren ohnehin nicht sehr interessiert ist. Doch dann bedroht David Kane alias Black Manta nicht nur Arthurs Familie, sondern zusammen mit Wissenschaftler Stephen Shin die ganze Welt, indem sie eine uralte Technologie des verlorenen siebten Königreichs nutzen. Um sie aufzuhalten, bittet Arthur Orm um Hilfe und hofft, nicht nur die Königreiche, sondern auch die Welt der Menschen mit der unter Wasser vereinen zu können.

Es wäre inhaltlich an sich genug geboten, Aquaman: Lost Kingdom zu dem zu machen, was die Verantwortlichen beabsichtigten: eine ernstere Version des Superhelden, gemischt mit einem unheimlichen Aspekt, der an berühmte Werke von Ray Harryhausen erinnert, nur eben unter Wasser. Gleichzeitig will Filmemacher Wan die aus dem ersten Film bekannte, kunterbunte Unterwasserwelt ausbauen, zeigt neue Wesen und Umgebungen. Doch die vielen Ansätze versanden nicht erst dann, wenn die stark variierende Qualität der Trickeffekte dem Publikum buchstäblich ins Auge springt. Die schwanken zwischen ziemlich gelungen und geradezu grotesk auffallend, als wäre den Verantwortlichen entweder das Geld oder die Zeit ausgegangen. Es ist vielmehr, dass das zweite Soloabenteuer um Arthur Curry nicht weiß, was es nun sein will. Ob eine sämtliche Klischees auslotende Superheldenfilmparodie, Buddy-Komödie um Orm und Arthur, klimabewusster Thriller, bei dem die Familie des Helden dem Schurken zum Opfer fällt, oder schauriges Endzeitspektakel auf einer Insel, die frappierend an Skull Island aus den King Kong-Filmen erinnert. Alles ist hier vertreten, aber keine einzige Idee zu Ende geführt.

Die seltsame Insel und was sie an der Oberfläche hervorbringt, ist Inhalt genau einer Sequenz, während die angekündigte Bedrohung von Arthurs Liebsten, die in einer Vision angedeutet wird, nicht einmal ansatzweise eintritt. Es ist, als hätten die Beteiligten alle Ideen in einen Topf geworfen, ohne sich die Mühe zu machen, daraus ein abgestimmtes Gericht zu kochen. So, wie die Unterwasserwelt verschiedenste Designs beinhaltet, wie auch die uralte Technologie, die Black Manta ausfindig macht, um seinen Plan in die Tat umzusetzen, aber kaum etwas davon einen Sinn ergibt. Auf der Brücke des Schiffes, das die Schurken nutzen und das älter sein soll als alles, was man bislang gesehen hat, leuchten und blinken riesige Lichter, Schalthebel lassen sich bewegen – nur zweckmäßig oder zielgerichtet erscheint das alles nicht. Es ist Design um des Designs willen. Der gesamte Aspekt der Klimaerwärmung, der mit aufgegriffen wird, ist für die Kernhandlung vollkommen unwichtig, zumal die Auswirkungen an der Erdoberfläche nie gezeigt werden oder auch nur interessieren würden, da es keine Bezugspersonen an Land gibt, mit denen man mitfiebern würde. Hinzu kommen allerlei Situationen, in denen Lustiges geschehen soll. Sei es, dass Arthur als frischgewordener Vater beim Wickeln seines Sprösslings mehrmals angepinkelt wird, oder dass Orm und er sich streiten, während sie im Grunde einem übermächtigen Gegner gegenüberstehen und die Welt über wie unter dem Meeresspiegel auf einen Kollaps zusteuert. Dass die beiden selbst am Erfolg ihres Vorhaben zweifeln, wird nie deutlich. Dafür muss der Wissenschaftler Shin nach einem sarkastischen Kommentar für das Publikum klarstellen, dass dies nicht so gemeint war, wie es geklungen hat.

Man wird das Gefühl nicht los, dass James Wan seinem Publikum nicht zutraut, Zwischentöne herauszulesen oder sich für mehr als ein paar Minuten zu merken, was das nächste Ziel der Figuren ist. Charaktere gäbe es dabei genug, bis hin zu Arthurs Mutter Atlanna, gespielt von Nicole Kidman, die ebenso unterfordert ist wie Kanes Schergen, die zwar häufiger auftreten, deren Namen aber nicht einmal in Erinnerung bleiben. Aquaman: Lost Kingdom ist ein derartig überfrachteter und inhaltlich gleichzeitig unausgegorener Schlamassel, dass man sich nicht nur fragen muss, wie all dies passieren konnte, sondern weshalb es niemandem von den Beteiligten im Vorfeld aufgefallen ist. Dabei sind einzelne Aspekte durchaus gelungen. Sei es, einen größeren Teil der Unterwasserwelt vorzustellen, oder aber deren grundsätzliches Design. Auch manche Actionszenen sind von der Idee her interessant, wie auch der Einfall, dass der große Bösewicht im Hintergrund die übrigen Charaktere manipuliert oder dass die verfeindeten Brüder einen Weg finden müssen, zusammenzuarbeiten. Wenn nur irgendetwas hiervon zusammenpassen würde, wäre das Ergebnis nicht eine so zähe Enttäuschung.


Fazit:
Dass die Welt von Arthur Curry wieder irrsinnig bunt ist und von Wesen bevölkert wird, die mühelos einem Fluch der Karibik-Film entsprungen sein könnten, sorgt immerhin dafür, dass sich Fans des ersten Teils schnell wohlfühlen. Aber während sich der als leichtfüßige Unterhaltung präsentierte, ist die Story hier durchaus ernst. Angefangen von der Bedrohung für die Welt der Menschen, bis hin zu den Auswirkungen auf das marine Leben oder dass Black Manta nicht nur Aquaman nach dem Leben trachtet, sondern seine Familie auslöschen will, inklusive seinem kleinen Sohn. Statt sich dieser inhaltlichen Ausrichtung aber zu verschreiben, durchsetzen die Verantwortlichen ihre Geschichte mit oberflächlichem und klischeebeladenem Humor, der zum Rest nicht passen mag. Gleichzeitig springen sie von einer Actionsequenz zur nächsten, die doch alle kaum mitreißen können, da die Helden unverwundbar sind. Aquaman: Lost Kingdom will ein wilder Genremix sein und steckt zumindest in Ansätzen voller Ideen. Aber die sind nicht ausgearbeitet und die Mischung will so wenig funktionieren, dass man stellenweise beinahe Mitleid für die Beteiligten empfindet. Wenigstens aber für das Publikum, das sich dies antut.