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Wieso lautes Beschweren über hausgemachte Probleme keine Lösung darstellt
Treffpunkt: Kritik Erst verkündet Star Wars-Erschaffer und Mitbegründer des modernen Hollywood-Merchandise, George Lucas dass der herkömmliche Blockbuster in Zukunft nicht mehr finanzierbar sei – durch die immens hohen Produktionskosten und die gesunkenen Einnahmen (man bedenke, dass Star Wars: Episode III nur 850 Millionen Dollar weltweit einnahm, und auch King Kong, den Lucas als Beispiel für das zu schwache BoxOffice-Ergebnis anbrachte, nur 545 Millionen Dollar in die Kassen spülte) – da hat die Unterhaltungsindustrie in Hollywood gleich die Ursache gefunden. Und doch scheint die Schwarzmalerei mehr eine Verzweiflungstat, denn eine Erkenntnis zu sein.
Selbst die Oscars (immerhin eine Feier, die den künstlerischen – und finanziellen – Erfolg des Films ehrt) standen an vielen Stellen der immerhin dreistündigen Show im Zeichen des gesunkenen Erfolgs des Kinos, davon zeugen Einlagen wie Jake Gyllenhaals Einleitung zur Epic-Collage, die verdeutlichen sollte, dass diese Filme nicht auf DVD ihre Wirkung entfalten, sondern im Kino – und auch der Präsident der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, stimmte in diesen Tenor ein. Gleichzeitig verwandte aber das Studio Lionhead über 100.000 Dollar darauf, seinen Oscar-Anwärter L.A. Crash bei den Mitgliedern der Academy bekannt zu machen und schickte so viele DVDs des Films heraus (es ist einer der wenigen oscarnominierten Filme, die bereits auf der Silberscheibe erhältlich sind), dass so gut wie jedes stimmberechtigte Mitglied den Film zumindest sehen konnte. Lohn der Mühe sind drei sehr verdiente Oscars, aber es verdeutlicht auch, dass durch den immer wichtiger werdenden Heimvideo-Markt das Augenmerk des Studios beim Werbeaufwand der Filme nicht mehr nur allein auf der Kino-Auswertung liegt, sondern in ebenso großem Maße auf dem privaten Videosektor. Das begründen die Studios damit, dass man die fürs Kino geplante Werbekampagne dann noch für die Heimvideo-Veröffentlichung nutzen könne ... aber anstatt dem Trend entgegen zu wirken und dafür zu sorgen, dass die Menschen die Filme im Kino anschauen, weil sie nächsten zwei Jahre eben nicht auf Video/DVD erhältlich sind, beklagt sich die Traumfabrik lieber über einen Trend, den sie selber anschürt.

Zur selben Zeit wurde in den USA verkündet, dass zahlreiche Serien, darunter die CSI-Serien, Cold Case, Without a Trace und andere, bereits für eine weitere Saison verlängert wurden. So schlimm kann es also um die Zuschauerschaft nicht bestellt sein – das beweisen auch die Zuschauerzahlen der Oscar-Show, die zwar 9% unter denen des letzten Jahres lagen, aber immerhin mit beinahe 39 Millionen fast sechs Millionen höher ausfielen, als 2003.

Dass trotz der Unkenrufe nicht alles in der Unterhaltungsindustrie dem Untergang geweiht ist, sieht man unter anderem an den zahlreichen erfolgreichen Fernsehproduktionen, und auch das ZDF scheint mit Dresden einen schlagenden Beweis hierfür zu liefern. So lockte die immerhin 11 Millionen Euro teure Produktion am ersten Abend 12,7 und am zweiten immerhin noch 11,2 Millionen Zuschauer vor die Fernseher – auch wenn sich der Fernsehsender eine höhere Quote für den zweiten Abend vorgestellt hatte.
Doch statt sich darauf zu stützen, dass auch in heutiger Zeit ein solch hohes Budget für einheimische Produktionen realisierbar und lohnenswert ist, geht das ZDF einen anderen Weg und legt in Karlsruhe Klage ein. Geklagt wird dort schon lange, denn in regelmäßigen Abständen sorgen die verpflichtenden GEZ-Gebühren bei der Industrie wie auch bei den zahlenden (aber nicht unbedingt einschaltenden Zuschauern) für Furore.
Das ZDF will dem nun insofern Abhilfe schaffen, dass man fordert, die Gebühren sollten nicht alle vier Jahre neu ausgehandelt, sondern ein endgültiges Modell solle geschaffen werden.
Intendant Markus Schächter: "Es geht dabei nicht um die Höhe der Rundfunkgebühr, auch wenn wir dadurch zu Einschränkungen im Programm gezwungen sind [...]. Aber wir brauchen für die Zukunft Rechtssicherheit. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es in Karlsruhe im Zusammenhang mit der Gebührenfrage um zentrale Weichenstellungen für das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland gehen wird."
Wie diese Weichenstellungen aussehen, steht freilich in den Sternen, aber dass sich die öffentlich-rechtlichen Programme mit weniger abgeben werden, darf angezweifelt werden.
Was für die zahlenden GEZ-Kunden, die dennoch immer damit rechnen müssen, wie kleine Jungen von einem Mann in dunklem Anzug mit der Frage begrüßt zu werden, "na, auch angemeldet?", bleibt ist die Sicherheit des Unklaren. Dabei wäre es doch gar nicht so schwer, in dieser Beziehung endlich ein Pay-per-View-System einzuführen. Vielleicht würden es sich die Verantwortlichen dann zweimal überlegen, teuer eingekaufte Hollywood-Filme wie Shrek im Nachmittagsprogramm, anstatt zur besten Sendezeit auszustrahlen, oder sich mit gleichzeitigen Ausstrahlungen wie Dresden (ZDF) und Good-bye, Lenin (Arte) die eigene Zuschauerschaft abzugraben. Auch die Drei- und Vierfachbeschallung bei medialen Großereignissen wie der Hunderasur des Pudels einer ostfrisischen Gräfin, die auf dem ZDF, der ARD und zwei Dritten Programmen gleichzeitig ausgestrahlt werden muss, könnte dann der Vergangenheit angehören – wenn die Zuschauer denn auch merken, dass einen Sender weiter nicht die sekundenversetzte Wiederholung, sondern exakt dasselbe Programm mit einem anderen Moderator zu sehen ist.

Selbiges scheint momentan noch das größte Problem darzustellen, denn auch wenn qualitativ hochwertiges Fernsehen immer wieder zu sehen ist, zappen doch die meisten zu Boulevard-Magazinen und am Fließband produzierter Ramsch-Unterhaltung.
Man darf sich gar nicht ausmalen, was für Quoten ein Sender hätte, den der Springer-Verlag aus lauter Frust angesichts der gescheiterten Übernahme gründen könnte; dass die vier breit gedruckten Buchstaben unzählige Käufer finden, beweist das tägliche Verhalten derjenigen, die an einfach gestrickten und wohl gefilterten, dabei aber immer interessant und mitreißend aufgemachten Informationen aus der Nichtigkeit der Weltgeschichte interessiert sind. Wenn dahinter noch ein "-TV" stehen würde, hätte das mit Sicherheit eine noch größere Sogwirkung, immerhin müssten die ganzen Leser dann nicht einmal mehr versuchen, die vielen kleinen Buchstaben im Geist zusammen zu setzen, sondern könnten sich mit bewegten Bildern ihre Meinung bilden lassen ...
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