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Spurlos verschwunden: Auf der Suche nach der Inflation
Treffpunkt: Kritik Weihnachten ist bekanntlich das Fest der Familie, der Freude und des Friedens – ehe wenig später der Beginn eines neuen Jahres gefeiert wird. Ob's dieses Jahr hierzulande aber etwas zu feiern gibt, darf bezweifelt werden, immerhin wartet mit der neuen Zahl hinter der Jahresangabe auf den Rechnungen auch eine neue Zahl bei der Mehrwertsteuer. Und die hat es in sich: mit einer Erhöhung um 3%-Punkte auf 19% kostet ein Auto, das bislang 9.999,- EUR teuer war, ab dem 01.01.2007 10.257,59 EUR. Wenn, ja wenn die Händler und Verkäufer so kurzsichtig wären und diese Erhöhung erst zum 1. Januar umsetzen würden. Aber wie bei der Euro-Einführung werden sich auch in sechs Monaten die Plakate häufen, die da proklamieren, dass nichts teurer geworden sei, dass "knallhart kalkuliert" würde und die Geschäfte die Differenz anders ausgleichen würden und die Erhöhung nicht auf die Käufer umlegten. Wer aber schlau ist, beobachtet von nun an die Preisentwicklung ganz genau, denn die Industrie hebt die Preise selbstverständlich jetzt schon an – so lässt sich an den Hamstereinkäufen am Jahresende auch noch kräftig mitverdienen.
Die Preissteigerungen, die die einheimische Käuferschaft erwarten, sind dabei nicht einmal Peanuts im Vergleich zu dem, was sich in Hollywood derzeit abspielt – von 3% kann dort keine Rede sein.
Das merken die Studios derzeit ganz gewaltig, und genau aus diesem Grunde schmerzt das Studio Paramount das magere Einspielergebnis von Mission: Impossible III so sehr, denn mit 150 Millionen Dollar war der Film alles andere als ein Schnäppchen und hat in den USA allein seine Kosten noch nicht einmal eingespielt.
Schwindel erregend sind allerdings die Zahlen, die sich hinter den kommenden, beziehungsweise jüngst gestarteten Blockbustern verstecken. Mit Produktionskosten in Höhe von über 200 Millionen Dollar ist X-Men – Der letzte Widerstand drei Mal so teuer, wie der erste Teil der Reihe, und auch der für nächsten Sommer angekündigte dritte Teil der Spider-Man-Reihe schlägt mit einem Budget von 250 Millionen Dollar seinen direkten Vorgänger nochmals um 50 Millionen und verbraucht beinahe das Doppelte Budget des ersten Teils.
Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 ist mit 200 Millionen Dollar ebenfalls kein Sonderangebot und immerhin eineinhalb Mal so teuer wie der erste Film.
In ungeahnte Regionen stößt allerdings Superman Returns vor, der ganze 260 Millionen Dollar verschlang.
Die Gründe für die horrend gestiegenen Produktionskosten finden die Studios bei den Spezialeffekt-Firmen, die gerade bei den diesjährigen Sommerfilmen so gefragt sind, wie nie zuvor – allein Superman Returns beinhaltet 1400 Spezialeffekteinstellungen, doppelt so viele wie in XX. Diese Arbeit lassen sich die Firmen selbstverständlich bezahlen und das durchaus fürstlich. Dass hieraus in den letzten Monaten immense Spannungen zwischen den Effekthäusern und den Studios entstanden sind, versteht sich von selbst, und man darf gespannt sein, wie sich die Situation weiterentwickeln wird.
Leiden müssen unter der Misere derzeit die hochbezahlten Schauspieler, zumal die letzten Filme mit Stars wie Nicole Kidman, Will Ferrell oder Jim Carrey Gagen jenseits der 20 Millionen Dollar Marke kaum rechtfertigen. Dies haben auch die Verantwortlichen der Produktionsstudios erkannt und Kürzungen bei den Stars angesagt. Einzig Tom Hanks, dessen Da Vinci Code allein in zwei Wochen international eine halbe Milliarde Dollar eingenommen hat, wird seinem Ruf als Kassenmagnet immer wieder gerecht. Allein das US-Einspielergebnis seiner letzten 10 Filme beläuft sich auf 1,5 Milliarden Dollar – davon können andere Akteure nur träumen.

Der Preisanstieg, das ist in dem Falle vielleicht beruhigend, ist ein internationales Problem und nicht hausgemacht – immerhin.
Allerdings ist ein Preis"anstieg" nicht überall zu verzeichnen, was auch gar nicht anders sein kann, immerhin liest man täglich in der Zeitung davon, dass auf der Welt nichts teurer geworden wäre. Wer vor wenigen Wochen zu denjenigen gehörte, die auf große Werbeplakate hin einen Gang zum ortsansässigen Elektro-Discounter wagte, sich in die Menschenmassen zwängte und brav dem Trott der Gemeinschaft folgte – vorbei an allerlei Haushaltswaren, den versprochenen Angeboten bis hin zum Kassenterminal, bei dem die Verkäufer einem schon gar nicht mehr in die Augen sehen, weil sich sonst das Gesicht eines Kunden dauerhaft einbrennen könnte, hatte die Gelegenheit, einen USB-Speicherstick preisgünstig zu erwerben.
Hinter dem überall beworbenen transportablen Speichergerät verbarg sich in der Tat ein wirkliches Angebot, und wer damals zuschlug, der war bis heute an sich stolz auf sich und seine neueste Errungenschaft. Bis man nun in die Prospekte einschlägiger Elektro-Versender blickt. Da gibt es inzwischen für dieselbe Summe doppelt so viel Speicherplatz und für noch die Hälfte mehr das Vierfache des ursprünglichen Speicherwerts.
Lässt man sich die Zahlen kurz durch den Kopf gehen, ergibt sich tatsächlich ein Preisverfall von 50% innerhalb von drei Monaten und man ärgert sich als ehemals stolzer Käufer von damals heute zurecht, denn hätte man von der kommenden Entwicklung geahnt, hätte man selbstverständlich gewartet.
Zugegeben, eine solche Preisentwicklung wünschen sich die meisten Menschen bei alltäglichen Rohstoffen wie beispielsweise dem Öl, aber es ist doch nicht nachvollziehbar, weswegen manche Dinge täglich teurer werden (siehe das angesprochene Öl) und andere nach weniger als 12 Wochen nur noch die Hälfte wert sind. Ganz ohne Zweifel gleicht sich so die Inflation gegenseitig aus, nur verschiebt sich der Preisanstieg zumeist auf Waren, auf die man nicht verzichten kann und der Preisverfall auf Dinge, auf die man nicht verzichten möchte.

Wann man nun also kaufen will oder wird, ist nun die große Frage, denn den richtigen Zeitpunkt abzupassen zwischen Preisverfall durch Überangebot und den ins Haus stehenden Preisanstieg durch die Mehrwertsteuererhöhung, ist selbst mit einer Kristallkugel kaum möglich. Und bei den meisten wird es auf dasselbe herauslaufen wie bislang schon, wie beim Euro oder dem vermeintlichen Schnäppchen: hinterher ist man immer schlauer und überzeugt, im Zweifel doch zuviel bezahlt zu haben.
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