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Sport so weit das Auge reicht
Treffpunkt: Kritik "Und die sieben Engel [...] traten heraus; sie waren in renes, glänzendes Leinen gekleidet und trugen um die Brust einen Gürtel aus Gold. [...] Dann hörte ich, wie eine laute Stimme [...] den sieben Engeln zurief: Geht und gießt die sieben Schalen mit dem Zorn Gottes über die Erde!"

So manch einem Sportfan mag es in diesen Tag beinahe wie ein Auszug aus der Offenbarung vorkommen, wenn man sich die aktuellen Begebenheiten im Fernsehen ansieht. Deutschland raus (trotz Torchancen im Minutentakt), Frankreich raus, England raus – und Griechenland eine Etappe weiter.
Reihenweise flogen die Popcornknöllchen (die schon halb verschluckt waren) mit einem lauten "ohhhhhh!" wieder quer durchs Zimmer, das in Litern konsumierte Bier bahnte sich durch alle Körperöffnungen seinen Weg nach draußen und wenn man dieser Tage einer Gruppe Engländer oder Franzosen begegnet sollte man sich die Schadenfreude nicht ansehen lassen ... oder einen guten Arzt kennen.
So sieht's aus in unserer Zeit, wer verliert wird zurückgetreten, diejenigen, die buchstäblich in grauer Vorzeit (als die Fernseher nur eine deutlich begrenztere Anzahl Farben darstellen konnten) mehr durch ihr Leben neben dem Spielfeld auffällig geworden sind, haben nun immer die besten Tipps auf Lager und kritisieren mit Vorliebe das, was man an ihnen früher zu nörgeln hatte und wem das nicht reicht, der kann mit etwas Verspätung die Fussballspiele auch ohne Halbzeit und inklusive Verlängerung auch im Internet herunterladen – mit Nichten legal versteht sich, denn bald wird der Fussballverband eine DVD mit allen wichtigen Szenen und Spielen veröffentlichen.

Dabei ist der Sportoverkill, angefangen vom Fussball über Tennis, Formel 1, Motor GP und auch die Qualifikationen für das Olympia-Debakel in Athen (wo finden die Qualifikationen eigentlich statt, die Stadien sind ja noch gar nicht fertig?), ja ansich eine gute Ablenkung zu den Schlag-mich-tot-bin-ich-nicht-eine-Superpfeife-Sendungen, die nach den Ultra-giga-mega-Super-Promi-mehr-als-wichtig-Börsennachrichten-fragenden-Quiz-Shows kamen. Davor waren's die Gerichtsshows, so dass jeder Laie in Deutschland nun mehr über Verurteilungen, Strafmaß und Gelmarken der TV-Verteidiger Bescheid weiß, als die selber. Doch auch die Gerichtsshows waren nicht die ersten, vor Jahren waren es die Talkshows, die einen mit immer noch mehr Peinlichkeiten der total-verzweifelten-mach-ich-mich-blöd-damit-ich-berühmt-werd-Heulsusen und -Machos so lange genervt haben, dass die Leute zwischendurch immer wieder mal auf die öffentlich rechtlichen Sender umgezappt haben, und da eine Dokumentation oder gar eine Nachrichtensendung erwischt haben. Das konnten ARD, ZDF und die Dritten (Zähne) nicht auf sich sitzen lassen und haben anschließend dieselben Talkshows, Quiz-Sendungen und Gerichtsshows nachgereicht, die die Konkurrenz schon vor Jahren hatte. Alles mit Verspätung natürlich, bis diese Infos der zu melkenden hippen Format-Kühe den Altersunterschied von dreißig bis vierzig Jahren bei den Programmverantwortlichen durchgerappelt haben, dauerte es eben seine Zeit.
Vor diesem ganzen TV-Fast-Food-Müll gab es in Deutschland und ganz Europa etwas, das die Nation gebannt vor die Glotze pilgern ließ: Großsportereignisse. Stimmt, genau in dem Maße, wie wir sie heute wieder zu sehen bekommen, auch wenn die Deutschen jetzt nach dem Ausscheiden sicher seltener einschalten werden. Was lernen wir daraus? Die (TV-)Geschichte wiederholt sich. Bis in fünf Jahren gibt's nen neuen Boom mit den Talkshows, danach die Ekelshows und Quiz-Sendungen und im Anschluss wieder Super-Duper-Pimp-Such-Formate. Oder sind wir heute schon am Ende der Apokalypse angekommen?

Nur gut, dass man sich das nicht antun muss, schließlich leben wir ja in keinem Lemming-Staat. Oder doch?

Doch abgesehen vom Sport gibt es noch andere, wenige Themen, die die Welt bewegen, so haben Forscher jetzt überraschender Weise (und auch leicht enthusiastisch) festgestellt, dass sich in der Milch einer Milchkuh nachweisen lässt, dass jene Erzeugerin einst genmanipuliertes Futter zu fressen bekam.
Völlig aus dem Häuschen müssen sie da gewesen sein, ist ja auch kaum zu fassen. Vielleicht kommt in einigen Jahren auch die Erkenntnis, dass man sogar in der Muttermilch einer Frau feststellen kann, dass die Kuh, die die Milch für das Naturjoghurt, das sie vor einigen Tagen konsumierte, ebenfalls eine Mutterkuh besaß, die ihrerseits genmanipuliertes Futter zu fressen bekam. Nur gut, dass solche Genmanipulationen nicht kennzeichnungspflichtig sind. Wäre auch viel zu aufwändig und umständlich, wenn die Leute wüssten, was sie auf dem Löffel und der Gabel haben. Die meisten würden dann vermutlich gar nichts mehr essen.
Und wenn bis in zehn Jahren schon bei Neugeborenen Proben genommen werden, um sie auf mögliche Krankheiten und "Krankheitsneigungen" zu untersuchen, wird man wahrscheinlich auch feststellen, dass die Mutter und der Vater sich schon seit Generationen ohne genmanipuliertes Essen ernähren. Das wäre dann vermutlich auch wieder eine Schlagzeile wert.

Und im Ernst, so genau kann doch keiner sagen, wo sein Essen her kommt – nicht bis in die "Generation" vor dem Essen.
In dem Sinne, wohl bekomm's .
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