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errare humanum est | von Jens am 21.11.2007, um 14:00 Uhr. |
Irrtümer, das weiß jeder, geschehen jeden Tag. Beispielsweise, wenn ein Räuber dem falschen Opfer ein Messer unter die Nase hält, wie kürzlich in den USA geschehen (und sich hinterher entschuldigt). Oder auch, wenn ein Weihnachtsmann in Australien "ho, ho, ho" sagt – das erinnert zu sehr an einen umgangssprachlichen Ausdruck für eine Prostituierte, weswegen die Santas im Süden ab sofort "ha, ha, ha" sagen müssen. Manchmal sind Irrtümer aber nicht gleich Irrtümer; an sich ist ein Irrtum ja etwas, was man nicht absichtlich begeht – und erst hinterher erkennt. Manchmal spekulieren die Menschen auch darauf ... oder begehen sie gar mit Absicht. Das Schöne daran ist, dass man auf jeden Fall Aufmerksamkeit damit erregt. Und je größer der Irrtum, umso sicherer, dass man auf die Titelseite damit kommt. |
Man darf sich nicht fragen, ob Marco ebenfalls eine solche Behandlung zugute kommt, sollte entweder seine Schuld, oder aber seine Unschuld bewiesen werden.
In der Türkei rühmt man sich indessen, dass mit Vergewaltigern nicht so lax umgegangen wird, wie in Deutschland. Das ist richtig, und hierzulande sollte die Justiz deutlich härter durchgreifen. Ob es dafür aber notwendig ist, die Frauen hier auch zu verschleiern, auf dass sie die männlichen Gesellschaftsteilnehmer nicht unnötig erregen, darüber lässt sich mit Sicherheit streiten.
England scheint derzeit ohnehin ein Irrtumsstaat – nicht einmal bezogen auf das junge Mädchen, das seine Aussage (wie die Mutter auch) im Laufe des Prozesses immer schärfer gestaltet, je mehr Mikrofone ihr unter die Nase gehalten werden.
Nein, auch die Regierung selbst macht Fehler. Und der derzeit aktuelle ist dabei nicht, dass man sich von einem eingemotteten Adelshaus seit Jahrzehnten das Geld aus der Tasche ziehen lässt, obwohl die Monarchen nichts zur Gesellschaft beisteuern (außer Segelohren). Vielmehr hat der Finanzminister zu erklären, wie in der hausinternen Post zwei CDs mit weniger wichtigen Daten der Hälfte der britischen Bürger verschwinden konnten. Darauf sind so unwichtige Details gespeichert wie Name, Adresse, Bankverbindung, Sozialversicherungsnummer ... nur gut, dass wir in Deutschland eine solch groß angelegte Speicherung Personen bezogener Daten nicht in Erwägung ziehen. Nicht wahr, Herr Innenminister? Denn was man nicht sammelt, kann auch nicht verloren gehen. Aber die Vorratsdatenspeicherung hat ja durchaus ihren Sinn und Zweck. Man kann die Daten an Werbefirmen weiterverkaufen, das CIA, FBI, Mossad und sonstige Organisationen, die ihre eigenen Bürger schon längst überwachen. Denn auch, wenn wir nichts zu verbergen haben, was für alle bestimmt ist, würden wir doch gern für uns behalten.
Ein Irrtum ist es sicher auch, dass sich in letzter Zeit Bombendrohungen und Amoklauf-Androhungen an Schulen häufen. Innerhalb von einer Woche nach einem geplanten Amoklauf, der glücklicherweise vereitelt werden konnte, sind bereits zwei weitere Ankündigungen aufgetaucht – mit der Folge, dass die jeweilige Schule geschlossen wurde. Die Schüler hierzulande sind laut PISA-Test ja nicht die hellsten, aber so helle dann doch noch. Wenn es nicht klappt, dass der Arzt einen krankschreibt, kann man im Internet einfach ein paar böse Wörter fallen lassen, oder heftet morgens, bevor alle anderen da sind, einen Zettel an die Eingangstür. Sind die treffenden Schlagwörter drauf, wird die Schule für mindestens einen Tag geschlossen.
Und wie es gezeigt hat, darf sich die Polizei nicht auf Lorbeeren ausruhen, von wegen sie hätten einen Amoklauf vereitelt. Nun muss man sich erst einmal rechtfertigen, weswegen einer der potentiellen Attentäter Selbstmord beging. Andererseits, wenn sich alle Amokschützen nur selbst richten, und den übrigen Menschen die restliche Tragödie ersparen würden, wäre uns an sich schon geholfen.
Eine kleine Hilfe wäre es mit Sicherheit auch, wenn man Talkshows grundsätzlich wieder dahin verbannen würde, wo sie herkamen: ins Nachmittagprogramm, wo ein Großteil der Bevölkerung gar nicht zusehen kann.
Dann würden einem auch Auftritte erspart wie derjenige von Eva Hermann, die nach einer beinahe schon ekelhaft gesitteten Debatte über ihr neues Buch so graziös das Studio verließ, dass man hätte denken können, es wäre Teil eines Publicity-Stunts.
Das war es bei dem Aufeinandertreffen von Joachim Bublath und Nina Hagen sicher nicht. Wenn man sich das bunte Wesen, das behauptet, vor über 20 Jahren von Außerirdischen entführt worden zu sein, genauer ansieht, kann man auch verstehen, weswegen sie sie zurück gebracht haben. Aber auch, wenn wir sie leider nicht abschieben können, es wäre doch schon etwas wert, würde man sie aus Talksendungen, Fernsehauftritten oder anderen Publikationen einfach heraushalten. Eine Zeit lang mag die aufgetakelte, quirlige und sinnlose Erscheinung ja sehr unterhaltsam sein – doch zehn Sekunden später ist man derselben an sich auch überdrüssig. Wenn es in einer vermeintlich seriösen Talksendung am Abend auch noch um ein Thema wie "Ufos, Engel und Außerirdische" geht, muss man als Zuseher den Kopf schütteln.
Dass Herr Bublath als "Aliengeschöpf" bezeichnet wurde, ist von der Seite Nina Hagens aus auch sicher richtig. Nur gibt es neben dem Populärwissenschaftler in diesem Moment noch 6.763.117.770 andere Wesen auf dem Planeten, die ebenfalls nicht derselben Spezies angehören wie Frau Hagen - Tendenz steigend!
Der Irrtum bei dieser Sendung (die damit endete, dass Joachim Bublath freiwillig ging), lag wie bei Eva Hermann am ehesten darin begründet, dass gewisse Personen grundsätzlich kein Mikrofon unter die Nase gehalten bekommen sollten.
Ein Irrtum ist grundsätzlich nichts Verwerfliches – die Frage dabei bleibt aber immer, woraus er entstanden ist. Manchmal durch Unwissen, manchmal durch Schusseligkeit. Gerade bei all denjenigen Irrtümern allerdings, die es in die Medien schaffen, scheint es aus Dummheit.
Albert Einstein meinte einmal, "zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher".
Bleibt die erschreckende Frage, wie viel Dummheit und Irrtümer uns denn noch bevorstehen.
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