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Die Saison ist eröffnet | von Jens am 06.05.2006, um 08:00 Uhr. |
Es ist alljährlich ein ähnliches, wenn nicht gar dasselbe Spiel: Kaum klettern die Temperaturen in einen akzeptablen Bereich, werden die Röcke kürzer, die Haare offen getragen, Sonnenbrillen herausgekramt, um die eigene Identität dann doch noch ein wenig zu verstecken, und der Mensch selbst aus so vielen Richtungen bezirzt, dass man sich Fragen möchte, weswegen das im Winter eigentlich aufhören muss. Die Stühle der Eisdielen sind abgestaubt, die Restaurants und Imbiss-Stände haben Sommerangebote und als wäre all das nicht genug, gibt sich das Fernsehen größte Mühe, die Zuschauer mit ewigen Wiederholungen und einem gähnend leeren Programm zur Bewegung an der freien Luft zu motivieren. Eben diese Aufbruchstimmung versucht aber eine ganz andere Unterhaltungsindustrie für sich zu nutzen und so bringen die Verleihfirmen weltweit traditionell ab Mai ihre vielversprechendsten Titel auf die Leinwände – auch auf die Gefahrhin, das Sommerloch lediglich durch eine Frühlings- oder Herbstdepression auszutauschen. |
Den Anfang machte dabei ohne Zweifel Tom Cruises Mission: Impossible: III, der seit 4. Mai überall gezeigt wird. Nur eine Woche später, am 12. Mai, startet in den USA Wolfgang Petersens Poseidon-Katastrophenfilm, der in Deutschland unverständlicherweise erst Mitte Juli zu sehen sein wird.
Ab 19. Mai wird weltweit der Da Vinci Code geknackt, und in den USA geht's zudem noch Ab durch die Hecke - auf animierte Art und Weise. Die Komödie der Shrek und Antz-Macher wird hier erst Anfang Juli zu sehen sein.
Dahingegen schon am 25. Mai auf der Leinwand: X-Men: Der letzte Widerstand, ebenfalls rund um den Globus.
Ab Anfang Juni buhlen in den amerikanischen Kinos zwei vollkommen unterschiedliche Filme um die Zuschauerschaft: Während das Remake des Horror-Klassikers Das Omen die erwachsenen Zuschauer für sich gewinnen will (deutsche Kinostart ist am 6.6.06), richtet ich der neueste Pixar-Animationsstreich Cars an alle Altersgruppen – was den deutschen Verleih dazu bewog, den Film erst drei Monate später, am 14.09.06 in die heimischen Kinos bringen zu wollen, ist schleierhaft. Bis dahin dürfte bereits die US-DVD erhältlich sein, oder zumindest nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ab 14.09. erwartet die Zuschauer außerdem die lange herbeigesehnte Verfilmung des Bestseller-Romans Das Parfum im Kino.
In den letzten Juni-Wochen kommen gleich mehrere Filme in die US-Kinos: Neben der lange angekündigten und auch viel versprechenden Adam Sandler-Komödie Click (ab Ende September zu sehen) versucht der zweite Teil von Garfield ein Publikum ohne Katzenallergie zu finden – hierzulande erst ab August – und zu guter letzt kehr Superman endlich zurück … auch hier lässt sich der deutsche Verleih viel Zeit und bringt den Superhelden erst Mitte August in die Kinos.
Anfang Juli startet in Amerika dann Fluch der Karibik 2, der mit drei Wochen Verspätung auf den deutschen Leinwänden zu sehen sein wird. Zudem feiert das coolste Drogenfahndungs-Gespann seine Rückkehr: Miami Vice kommt Ende Juli in die US-Lichtspielhäuser und vier Wochen später auch zu uns. Kurz zuvor steigt noch M. Night Shyamalans neuer Mystery-Film mit dem Mädchen aus dem Wasser, der ebenfalls vier Wochen später im heimischen Lieblingskino bewundert werden kann.
Einer der am längsten erwarteten Neustarts im August ist ohne Zweifel Oliver Stones Drama World Trade Center, dem insbesondere die Amerikanischen Mitmenschen aber bislang weit weniger positiv gegenüberstehen, als dem von der Kritik hochgelobten Flug 93, der in den USA bereits zu sehen ist, und bei uns ab 1. Juni die Geschichte jenes Fluges erzählen wird, der an jenem schicksalshaften 11. September nicht sein Ziel erreichte. Stones Werk kommt ebenfalls Ende September in die deutschen Kinos.
Liest man sich insbesondere die Namen hinter der Kamera bei den vorgestellten Filmen durch, ist beinahe jede Persönlichkeit in Hollywood vertreten, doch fragt man sich potentieller Kinobesucher insbesondere im Mai, wer die ganzen Filme denn anschauen soll. In unseren Gefilden wird diese Übersättigung in kürzestem Zeitraum durch die weiter gestreuten Filmstarts der Verleihfirmen ein wenig abgefedert, bedenkt man aber die unzähligen, hier nicht aufgeführten Filmstarts mit durchaus viel versprechenden und interessanten Themen, ist die Frage der Rentabilität dieser geballten Starttermine durchaus berechtigt.
Dass eine solche Blockbuster-Rush-Hour nicht zwingend notwendig sein muss, und auch nicht die lukrativste Vermarktungsmethode darstellt, beweisen gerade Filmstarts im April oder März, allen voran Ice Age 2, der nicht nur seinen Vorgänger um Längen schlagen konnte, sondern auch andere Filme in die Schranken wies. Selbst der vierte Aufguss der Scary Movie-Reihe konnte von der eher verhaltenen Situation der bekannten Filmstarts profitieren und dem produzierenden Studio einmal mehr genügend Geld einfahren.
In den Sommermonaten – eben durch das breite Angebot an Freizeitaktivitäten und der einmal mehr gestiegenen Preise in den Cafés und Parkhäusern – soll das hart erarbeitete Geld nun wohl überlegt ausgegeben werden – angesichts der immens kurzen Halbwertszeit moderner Hollywood-Filme (vermutlich werden alle erwähnten Titel allerspätestens zu Weihnachen auf DVD erhältlich sein, die meisten vermutlich schon im Herbst) ist eine solche Überlegung nicht nur hypothetisch, sondern vielmehr äußerst pragmatisch. Dies umso mehr, da sicher nicht alle Filme das werden halten können, was sie versprechen, auch wenn die meisten sehr geschickt und einfallsreich beworben werden.
In dem Sinne: Der Kinosommer 2006 ist eröffnet, viel Spaß beim nächsten Kinobesuch!
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