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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
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Die Dreistigkeit der Korruption
Treffpunkt: Kritik Das Internet ist bekanntermaßen eine der reichhaltigsten Quellen für Informationen auf unserem Planeten – doch wenn die Geschichte eines lehrt, dann dass ein Mehr an Informationen auch ein Mehr an Kritikfähigkeit bedeutet. Je mehr die Menschen tatsächlich wissen, umso weniger leicht lassen sie sich von anderen Dingen überzeugen.
Insofern verwundert es nicht weiter, wenn viele Industrien das Internet als ein Werkzeug des Teufels ansehen und bis heute den Tag verfluchen, an dem es der breiten Öffentlichkeit zugänglich wurde
Das gedruckte Wort steht wie ein einsamer Fels in der Brandung, und wenn es von renommierten Redaktionen stammt, wiegt es gleich um so viel schwerer; kein Wunder erfreuen sich namhafte Tageszeitungen trotz ihrer offensichtlichen Nachteile wie der Tatsache, dass sie zum Druckzeitpunkt grundsätzlich veraltet sind, großer Beliebtheit. Aber auch bei südlichen Äquivalenten zum "Norddeutschen Tagesblatt" ist man als informierter Leser nicht so gern gesehen, entdeckt man doch gerade in Rubriken wie dem Feuilleton immer wieder Artikel, die ganz offensichtlich Fehler enthalten und nur mangelhaft recherchiert wurden. Hierfür muss der Leser allerdings bewandert genug sein, um solche Patzer zu erkennen.
In dem Sinne sowohl löblich wie auch unverständlich ist es aber, wenn zweiwöchentlich erscheinende Multimedia-Informationsmagazine ihre im derzeitigen Heft gemachten Fehler von sich aus zugeben.

Dass die Redakteure einen inneren Drang verspüren, Filme, die vor wenigen Monaten oder Jahren im Kino liefen bei der Veröffentlichung auf Video oder aber der Fernsehausstrahlung besser zu bewerten, ist eine Sache (und ebenso unverständlich, immerhin ist ein Urteil zu einem Film nicht halbwertszeitbedingt), wenn aber immer wieder Filme reviewt werden, die offensichtlich gar nicht gezeigt wurden, gerät man als (informierter) Leser ins Stocken.
Wenig später erwartet einen dann allerdings eine mehr als nur plausible Erklärung, wenn es denn da heißt, dass ein neu erscheinender Animationsfilm beste Unterhaltung für die ganze Familie bieten würde – und im letzten Satz erwähnt wird, dass die "30 gezeigten Minuten diesem Anspruch vollauf gerecht werden".

Nun mag man sich als Vernunft begabtes Wesen fragen, wie man denn ein 90-minütiges Werk anhand von 30 ausgewählten Filmminuten beurteilen kann, immerhin lässt sich auch der langweiligste Streifen auf eine ordentliche halbe Stunde zusammen schneiden, quasi ein Best-of des vorgestellten Films.
Ist man allerdings noch dabei, unverständig den Kopf zu schütteln, kommen einem doch erste Zweifel, wie oft die erwähnten Redaktionen Filme nach diesem Prozedere bewerten?! Wie viele Filme werden tatsächlich komplett gesehen und auf Grund dessen bewertet, und wie oft wird den Redakteuren vom Verleih ein Zusammenschnitt der zu besprechenden Filme zugesandt, anhand dessen die Verlagsangehörigen dann ihre Meinung bilden dürfen?
Viel wichtiger noch, sollte man dem Verantwortlichen gar dankbar für die Ehrlichkeit sein, mit der er/sie ihre Meinung zum Film ja selbst ad absurdum führt, oder sollte man sich vielmehr davor hüten, den Vorfall überhaupt anzusprechen – beschwert man sich nur lange genug, könnte es ja passieren, dass diese Geständnisse in Zukunft nur nicht mehr erwähnt werden, aber die kommenden Filmbewertungen nichts desto weniger auf wenigen, vom Verleih ausgewählten, Filmminuten basieren.

Die Freiheit, die man als Käufer und Leser solcher Zeitschriften eingeräumt bekommt, ist immens und erdrückend umfassend; es liegt an jedem selbst, vom (noch existierenden) Recht der freien Kaufwahl Gebrauch zu machen und solch dubiosen Verfahrensweisen im Keim zu unterbinden. Dafür müsste es die Menschen im Land aber prinzipiell auch interessieren, welch aufbereiteten Informationen sie konsumieren. Sieht man sich die auflagenstärksten Boulevard-Blätter an, scheint den meisten Menschen ohnehin nichts daran zu liegen, dass die "selbst gebildete Meinung" indoktriniert wird.
Im erwähnten Fall dann eben nicht von der vermeintlich freien und unabhängigen Redaktion, sondern vom Verleih, der die wohl dosierten Informationen meistbringend und möglichst lukrativ an die Redaktion verkaufte.
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