Zimmer 1408 [2007]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Januar 2009
Genre: Horror

Originaltitel: 1408
Laufzeit: 112 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2007
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Mikael Håfström
Musik: Gabriel Yared
Darsteller: John Cusack, Samuel L. Jackson, Mary McCormack, Tony Shalhoub, Len Cariou, Isiah Whitlock Jr., Jasmine Jessica Anthony, Paul Birchard, Margot Leicester


Kurzinhalt:
Seit Jahren ist der Autor Mike Enslin (John Cusack) auf der Suche nach paranormalen Vorkommnissen. Er sucht alle bekannten Orte, Häuser und Motels auf, in denen Geister ihr Unwesen treiben sollen und hat dazu auch einige einschlägige Bücher veröffentlicht. Seine Feststellung, dass ihn nichts glücklicher machen würde, als einen Geist zu sehen, wirkt dabei ebenso zynisch wie sein gesamtes Auftreten.
Bis ihn eine Karte aus New York erreicht, auf der er gewarnt wird, das Zimmer 1408 im Dolphin-Hotel zu betreten. Recherchen, laut denen mehr als Fünfzig Todesfälle in diesem Hotelzimmer passiert sein sollen, machen Enslin neugierig. Der Manager des Hotels, Gerald Olin (Samuel L. Jackson), tut sein Bestes, um Enslin zu überreden, ein anderes Zimmer zu buchen, doch der Autor bleibt stur.
Im Hotelzimmer angekommen überschlagen sich bald die Ereignisse, bei denen Enslin bemerken muss, dass er das Zimmer nicht mehr verlassen kann. Als Gefangener von 1408 steht er bald vor der Entscheidung, einen Ausweg zu finden oder in dem Hotelzimmer dem Wahnsinn zu verfallen ...


Kritik:
Hotelzimmer sind laut Mike Enslin von Natur aus unheimlich. Er muss es wissen, immerhin hat der desillusionierte Autor in 1408 genügend Zeit, es herauszufinden. Unheimlich ist auch ein verlassenes, eingeschneites Hotel oder ein Clown. Beinahe alles, was Romanautor Stephen King sich vornimmt, kann Furcht einflößend werden, muss es aber nicht. Das beweisen nicht nur seine Bücher, sondern auch die Verfilmungen derselben, die immer wieder regelmäßig auf den Leinwänden zu sehen sind. Bereits jetzt befinden sich mehr als ein halbes Dutzend Produktionen in der Warteschleife oder warten auf Veröffentlichung, mehr als 100 Filme in den letzten dreißig Jahren gab es bereits, die auf seinen Werken aufgebaut haben. Darunter gab es Perlen und solche, die man lieber nicht erwähnen möchte.
Hinter Zimmer 1408 versteckt sich eine Kurzgeschichte des Horrormeisters, die vom schwedischen Regisseur Mikael Håfström (Entgleist [2005]) inszeniert wurde. Aber auch wenn es ihm gelingt, das Hotelzimmer schaurig und unheimlich zu gestalten, der Spannungsaufbau, ehe Enslin zum ersten Mal das Zimmer betritt, ist packender als das, was ihn darin erwartet.

Ohne Frage ist es unheimlich, wenn ein Thermostat urplötzlich Fehlfunktionen erleidet oder wenn sich Türen nicht mehr öffnen, sich Fenster schließen oder der Autor mit ansehen muss, wie die Geister der vorigen Bewohner vor seinen Augen erneut das Zeitliche segnen. Der Raum, das wird schon früh festgestellt, ist böse und stellt Mike am Ende auch vor eine sehr schwierige Wahl. Allerdings wäre es sicherlich praktisch gewesen, die Schlüsselszenen nicht in der Filmvorschau vorweg zu nehmen und alles schon zu verraten, was das Zimmer zu tun in der Lage ist und was Mike denn darin erwartet.
Sein Fluchtversuch mag zwar nachvollziehbar und packend sein, aber wenn man genau weiß, was alles noch kommen wird, wirkt er nie wirklich bedroht, sein Leben nicht in einer spürbaren Gefahr. Das ist das Grundproblem der ersten Hälfte. Das der zweiten ist hingegen ein ganz Anderes. Hier schlägt die Geschichte plötzlich um und präsentiert den von vornherein nicht wirklich sympathischen Mike Enslin als verrückt geworden und mehr mit sich selbst hadernd, als einer tatsächlichen Gefahr ausgesetzt. Und genau das ist der Schlüsselmoment, wo 1408 viele Zuschauer verliert.
John Cusack macht seine Sache dabei gut und spielt die Rolle von Enslin auch überzeugend. Nur ist diese so angelegt, dass ihr Verhalten nicht immer nachvollziehbar ist und man darum eher unbeteiligt zusieht, was mit ihm passiert, anstatt mit ihm in dem Zimmer zu sein. Håfström gelingt es nicht, die Zuseher auf seine Seite zu ziehen und eine wirklich bedrohliche Stimmung aufzubauen. Das mag vielleicht daran liegen, dass ein Großteil von Zimmer 1408 im Hellen spielt, aber es ist mit Sicherheit in gleichem Maße die Geschichte dafür verantwortlich, die erst im Nachhinein die zynischen Eigenschaften von Enslin durch Rückblicke zu erklären versucht. Doch bis es soweit ist, hat Mike die Sympathien des Publikums verloren und an seinem Martyrium in 1408 interessiert mehr, wie er aus dem Zimmer entkommen kann, als was währenddessen mit ihm passiert.

Dass sich die Geschichte nicht darum bemüht, die Ursprünge des "bösen Zimmers" zu erklären, tut ihr gut, ebenso wie der charismatische Samuel L. Jackson, der diesem obskuren Hintergrund Bedeutung verleiht. Insofern spielt er auch konstanter als Cusack, der zwischen zynisch und sentimental schwankt und dabei doch eher bei Letzterem überzeugt. Die übrigen Darsteller, darunter Tony Shalhoub und Mary McCormack sind zwar bekannt, haben aber wenig zu tun. Der größte Nebendarsteller ist das Hotelzimmer selbst, das von den Setdekorateuren auch entsprechend in Szene gesetzt wird. Weswegen der handwerklich versierte Regisseur Mikael Håfström dies dann aber nicht ausnutzt, um dem Zuseher eine Einführung in die Räumlichkeiten zu geben, ist fraglich. Wo sich nun welches Zimmer befindet, wie Enslin von A nach B kommt, wird nie richtig klar. Der Raum, so unheimlich er wirkt, wirkt einem nie vertraut und übersichtlich. Eine richtige Begehung des Hotelzimmers findet erstaunlicherweise nie statt. Ansonsten ist 1408 gut gefilmt, mit einem stimmungsvollen Score von Gabriel Yared versehen und auch gut gemacht. Das Spezialeffekte-Gewitter, das über Enslin hereinbricht – von Stürmen über Schnee und Feuer – ist in der Tat Furcht einflößend und beängstigender als die Geistererscheinungen, die seinen Besuch begleiten. Was nur fehlt sind wirklich neue Ideen, die einem als Zuschauer auch das Gefühl nehmen, hier eine abgespeckte Version von Shining [1980] vorgesetzt zu bekommen.

Wer jenen Film nicht kennt und zuvor die Vorschau zu Zimmer 1408 nicht gesehen hat, wird sicherlich einige Male hochschrecken. Alle anderen werden sich mäßig gruseln und an The Ring [2002] zurückdenken. Denn von jenem Horrorniveau ist Mikael Håfströms Werk selbst in der "Director's Cut"-Fassung weit entfernt. Dass diese außerdem ein Ende beinhaltet, bei dem die Hauptfigur ihres eigentlichen Lernprozesses beraubt wird, ist unverständlich. Auch wenn das Ende der Kinofassung versöhnlicher ausfällt, immerhin konnte Enslin aus seinen Erlebnissen eine Lehre ziehen. Der alternative Schluss des "Director's Cuts" beinhaltet dafür einen Schreckmoment, der alle anderen des Films übertrifft – auch wenn dieser zu Lasten der Logik geht.


Fazit:
Dass das Zimmer 1408 bösartig sein soll, kann man als Zuschauer ohne Zweifel akzeptieren. Auch, dass Mike Enslin erst durch ein traumatisches Erlebnis zum Zyniker avancierte. Was aber dennoch fehlt ist jemand, mit dem man mitleidet, wenn er in jener Stunde durch die imaginäre Hölle geschickt wird. Es gelingt dem routiniert agierenden John Cusack nicht, seinen Charakter als gebrochen darzustellen. Dafür wirkt auch seine Wandlung im letzten Drittel zu sprunghaft.
Man sollte es Mikael Håfström zwar hoch anrechnen, dass 1408 ohne den heute üblichen Splatterfaktor auskommt, doch hätte die Horrorgeschichte weitaus bedrohlicher und innovativer ausfallen müssen, um gegen die ebenfalls schon einige Jahre alte, kreisförmige Konkurrenz ankommen zu können. Zum Gruseln reicht das zwar noch aus, doch aus der Ausgangslage wäre bedeutend mehr zu holen gewesen.