Warcraft: The Beginning [2016]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. Mai 2017
Genre: Fantasy / Action

Originaltitel: Warcraft
Laufzeit: 123 min.
Produktionsland: China / Kanada / Japan / USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Duncan Jones
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Travis Fimmel, Paula Patton, Ben Foster, Dominic Cooper, Toby Kebbell, Ben Schnetzer, Robert Kazinsky, Clancy Brown, Daniel Wu, Ruth Negga, Anna Galvin, Callum Keith Rennie, Burkely Duffield, Ryan Robbins


Kurzinhalt:
Als ihre Heimat Draenor durch das grüne Fel unbewohnbar wird, führt Gul'dan (Daniel Wu) die Orks durch ein Portal in eine neue Welt. Die dort lebenden Menschen sollen getötet werden, oder dienen Gul'dan als Quelle für seine magische Macht. Doch dem Ork Durotan (Toby Kebbell), Häuptling des Frostwolfclans, kommen Zweifel, denn mit ihnen ist auch das grüne Fel in diese neue Welt eingekehrt. Während die Menschen unter König Llane Wrynn (Dominic Cooper) eine Armee, angeführt von Anduin Lothar (Travis Fimmel), zusammenstellen, um der unbekannten Gefahr zu begegnen, entschließt Durotan, sich gegen Gul'dan zu stellen. Doch nur gemeinsam mit den Menschen, die mit Medivh (Ben Foster) und Khadgar (Ben Schnetzer) ebenfalls über Magier verfügen, kann es gelingen, Gul'dan zu besiegen. Die ausgestoßene Garona (Paula Patton) stellt sich gegen das Volk der Ork, doch wie es scheint, haben die Ork Verbündete auf dieser Seite des Portals ...


Kritik:
Eine stimmige Geschichte zu erzählen, angereichert mit vielschichtigen Figuren, die alle einen Ursprung haben und ein Ziel, ist für sich genommen bereits ein kleines Kunststück. Ein ganzes Fantasy-Universum zu erzeugen, das sich so grundlegend von unserer Welt unterscheidet, ist eine Mammutaufgabe. Dass sie Filmemacher Duncan Jones mit Warcraft: The Beginning nicht durchgehend gelingt, liegt an mehreren Faktoren. Doch er zeigt auch, dass in diesem Universum durchaus Potential schlummert.

Basierend auf dem vor über 20 Jahren erschienenen ersten Echtzeit-Strategiespiel der Reihe, Warcraft: Orcs & Humans [1994], erzählt Regisseur Jones in Warcraft: The Beginning von dem Reich der Menschen, Azeroth, in dem seit vielen Jahren Frieden herrscht. Bis verschiedene Städte ohne Vorwarnung von unbekannten Wesen angegriffen und zerstört werden. Die Orks, deren Welt Draenor dem Untergang geweiht ist, sind durch ein Portal in die Welt der Menschen gekommen. Sie wollen die Menschen vernichten und sich die Länder zu eigen machen.

Die Ausgangslage klingt im ersten Moment nicht sonderlich komplex, wird jedoch dadurch umfangreicher, dass sowohl die Menschen als auch die Orks in verschiedene Fraktionen zersplittert sind. Azeroth ist dabei nicht nur von Menschen bevölkert, sondern auch von anderen Wesen. Warcraft wird eingangs aus der Sicht des Ork Durotan erzählt, dessen Sohn der erste Ork ist, der in der neuen Heimat zur Welt kommt. Doch mit dem Vorgehen des Anführers der Ork, Gul'dan, ist Durotan nicht einverstanden. Gul'dan zieht seine magischen Kräfte aus dem grünen Fel, einer Energie, die Draenor zerstört hat und nun auch die neue Welt befällt.

Eigentliche Hauptfigur in Warcraft: The Beginning ist jedoch der Mensch Anduin Lothar, der dem König Wrynn dient und ein angesehener Krieger ist. Immer wieder wechselt Duncan Jones die Perspektive und macht es daher umso schwerer, sich auf eine Seite dieses Krieges wirklich einzulassen. Auch werden die vielen unterschiedlichen Wesen in der Welt der Menschen, zu denen auch Zwerge gehören, kaum vorgestellt. Unverständlicherweise verbünden sie sich bei dem unausweichlichen Kampf zum Finale hin auch nicht miteinander. Dass hier das Schicksal von ganz Azeroth auf dem Spiel stehen soll, wird daher nie greifbar.

Mit der von den Ork verstoßenen Garona, die bei den Menschen Schutz findet und den Kampf gegen ihr Volk aufnimmt, bringt Warcraft: The Beginning einen weiteren Aspekt hinzu. Zusätzlich zu den Magiern Medivh und Khadgar, die in gewissem Sinne über den Menschen zu stehen scheinen.
Bei so vielen verschiedenen Seiten des Konflikts, vielen verschiedenen Städten und einer Magie, deren Grenzen nie angesprochen werden, bei der nie klar wird, was es benötigt, um sie zu beherrschen, macht es Jones denjenigen Zusehern, die sich nicht in diesem Fantasy-Universum bereits auskennen, merklich schwer, sich zurechtzufinden. Darunter leidet zusehends die Spannung, selbst wenn es für die Figuren um Leben und Tod geht.

Blendet man diesen Aspekt aus (oder kennt man sich in dem Universum gut genug aus), dann bietet Warcraft: The Beginning durchaus sehenswerte Fantasy-Unterhaltung, die sich sowohl durch die detailreiche Welt auszeichnet als auch das Design der unterschiedlichen Parteien. Sie alle erscheinen, als habe es sie schon lange gegeben und als könnte man sich nach links oder rechts drehen und eine stimmige Welt vorfinden. Das liegt auch an der überaus beeindruckenden Art und Weise, wie Azeroth oder die Orks zum Leben erweckt sind. Die Aufnahmen der Orks, allen voran Durotan, sind schlicht atemberaubend. Wenn sich die Menschen einer ganzen Horde gegenübersehen, wirkt das auf eine greifbare Weise authentisch. So sehr, dass die Menschen in ihren alleinigen Aufnahmen beinahe fehl am Platz erscheinen.


Fazit:
So gelungen die düstere Atmosphäre ist, die Regisseur Duncan Jones vom ersten Moment an erzeugt, seine Geschichte von zwei Welten, die hier aufeinanderprallen, reißt nie in dem Maße mit, wie sie es sollte. Das liegt vor allem daran, dass er zu viele verschiedene Blickwinkel zeigt, zu viele Figuren vorstellt, mit denen sich Warcraft: The Beginning nicht so weit beschäftigt, dass man als Zuseher eine Bindung aufbauen würde. Hinzu kommen einige stilistische Unstimmigkeiten in den Dialogen, die über weite Strecken eine getragene Anmut in Anreden und Formulierungen besitzen, diese jedoch von Zeit zu Zeit fallenlassen. Auch wenn die Spannung um den Kampf von Azeroth nicht greifbar wird, hetzt die Geschichte von Station zu Station und hätte von einer längeren Laufzeit merklich profitiert. In der vorliegenden Fassung präsentiert der Filmemacher ein Fantasy-Universum, das so facettenreich erscheint, dass man gern mehr Zeit hier verbringen würde. Man kann nur hoffen, dass sich eine Fortsetzung diese Zeit auch nehmen würde.