Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche [2005]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 02. Januar 2010
Genre: Animation / Komödie / HorrorOriginaltitel: Corpse Bride
Laufzeit: 77 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Mike Johnson, Tim Burton
Musik: Danny Elfman
Originalstimmen: Johnny Depp (David Nathan), Helena Bonham Carter (Melanie Pukaß), Emily Watson (Heidrun Bartholomäus), Tracey Ullman (Dagmar Biener), Paul Whitehouse (Bodo Wolf), Joanna Lumley (Kerstin Sanders-Dornseif), Albert Finney (Jürgen Kluckert), Richard E. Grant (Lutz Mackensy), Christopher Lee (Otto Mellies), Michael Gough (Wolfgang Völz)
Kurzinhalt:
Es ist der Vortag der Hochzeit zwischen Victor Van Dort (Johnny Depp / David Nathan) und Victoria Everglot (Emily Watson / Heidrun Bartholomäus). Das junge Paar trifft sich ausgerechnet bei der Probe für den großen Tag das erste Mal. Während Victors wohlhabende Eltern darauf hoffen, dass sie durch die Hochzeit einen höheren Stand bekommen, möchten die bankrotten Everglots (Joanna Lumley / Kerstin Sanders-Dornseif, Albert Finney / Jürgen Kluckert) ihr finanzielles Überleben sichern. Dabei entgeht es beiden Elterpaaren, dass sich die jungen, werdenden Eheleute in der Tat ineinander verlieben – als würde das eine Rolle spielen!
Nur ist Victor so aufgeregt, dass er ständig seinen Text vergisst. Von Pastor Galswells (Christopher Lee / Otto Mellies) losgeschickt, um zur Besinnung zu kommen, geht Victor im nahen Wald spazieren. Dort verheiratet er sich unbeabsichtigt mit der toten Emily (Helena Bonham Carter / Melanie Pukaß). Mit ihr in der Unterwelt muss er nun einen Weg finden, wieder nach oben zu kommen. Bis ihm das tragische Schicksal Emilys die tote Braut näher bringt. Währenddessen sinnt der finstre Barkis Bittern (Richard E. Grant / Lutz Mackensy) darauf, Victors Abwesenheit auszunutzen, um sich Victoria zu sichern ...
Kritik:
Mit Nightmare Before Christmas [1993] gelang den Machern um Tim Burton seinerzeit ein eindrucksvolles Animationsmeisterwerk, das eine fantasievolle Geschichte mit einer nie beeindruckenden Stop-Motion-Animation in einem fantasievollen Ambiente mit einer unerwarteten, weihnachtlichen, skurrilen Geschichte umsetzte. Mit Corpse Bride schickt sich Burton an, mit jener Technik eine neue Geschichte zu erzählen. Hierfür lädt er eine namhafte Riege Darsteller ein, welche die wieder einmal skurril anmutenden Figuren der unerwarteten Welt zum Klingen bringen. Allen voran Johnny Depp und Helena Bonham Carter, denen es sehr gut gelingt, sogar den toten Charakteren Leben einzuhauchen. Aber auch Emily Watson, Joanna Lumley und Albert Finney leisten einen wertvollen Beitrag. Einzig Christopher Lee erkennt man auf Grund seiner unverkennbaren Stimme im ersten Moment wieder, was aber kein Kritikpunkt darstellt.
Die Geschichte handelt von Victor Van Dort, gesprochen von Depp, der am nächsten Tag mit der liebreizenden Victoria verheiratet werden soll. Doch schon bei der Probe für die Hochzeit stellt sich der tollpatschige Victor so ungeschickt an, dass er vom Priester los gesandt wird, seinen Kopf frei zu bekommen und seine Trausprüche auswendig zu lernen. Dass sich das Brautpaar schon jetzt aber trotz anfänglicher Bedenken ineinander verliebt hat, ist niemandem der Hochzeitsgesellschaft aufgefallen. Als Victor im nahe gelegenen Wald seine Sprüche aufsagt und (zur Probe) den Ring an einen Ast steckt, ahnt er nicht, dass dies der Finger einer vor Jahren ermordeten Braut ist, die seither darauf wartet, dass sie jemand heiraten möchte. Emily, so ihr Name, nimmt Victor mit in die Unterwelt, und damit beginnt das Verwirrspiel darum, wer sich in wen verliebt und wer mit wem verheiratet ist und sein wird. Denn in der normalen Welt buhlt Barkis Bittern (passend schmierig gesprochen von Richard E. Grant) um Victoria und führt dabei Sinistres im Schilde.
Mit nicht einmal eineinhalb Stunden scheint Corpse Bride am Ende merklich zu kurz. Das nicht, weil die Geschichte zu schnell erzählt würde, Burton und Ko-Regisseur Mike Johnson nehmen sich in der Tat genauso viel Zeit, wie notwendig ist. Vielmehr würde man gerne noch viel länger in jener liebevoll-bizarren Welt verweilen. Von den verschrobenen Figuren mit ihrem unnatürlichen Körperbau, den dem Charakter entsprechenden Gesichtszügen und den einfallsreichen Bauten ganz abgesehen, sind es allein schon die verwendeten Stilmittel, die das fantasievolle Märchen einzigartig werden lassen. Sei es, dass die normale Welt grau und trist ist, die Unterwelt aber voller leuchtender Farben sprüht. Oder die Situationskomik mit den (halb verwesten) Skeletten, die teils nur im Hintergrund stattfindet. Auch Victors ehemaliger Schoßhund – inzwischen ohne Fell – macht dabei keine Ausnahme. So grotesk manche tote Figuren auch wirken mögen, sie wirken nie bedrohlich wie beispielsweise die Everglots oder bösartig wie Barkis Bittern. Den Machern ist es gelungen, etwas augenscheinlich Verstörendes lustig zu gestalten. Wie viel Fantasie hierbei in das Aussehen der Figuren und der Welt von Corpse Bride geflossen ist, sorgt ohne Zweifel für Staunen. Ebenso mit welcher Geschmeidigkeit die Bewegungen der Stop-Motion-Animation ausfallen. Auch lassen es sich die Regisseure nicht nehmen, trotz der im ersten Moment als Einschränkung wahrgenommenen Natur des Films, interessante Perspektiven herauszusuchen, beziehungsweise mit Kamerafahrten ihrer Welt Leben und Dynamik zu verleihen.
Auch die eingängigen und gelungenen Lieder von Burtons Hauskomponist Danny Elfman machen hierbei keine Ausnahme. Die Melodien und die Instrumentierung erinnert stellenweise an Disneys Aladdin [1992], schlägt aber gekonnt eine Brücke zu den eindrucksvollen Bildern. Trotz der zu Beginn sehr häufigen, gesungenen Lieder ist Corpse Bride allerdings kein Musical.
In seinem Genre ist die ungewöhnliche Komödie Hochzeit mit einer Leiche ohne Frage ein kleines Meisterwerk und gleichzeitig ein Kunstwerk, bei dem man jedes einzelne Bild hernehmen und daraus ein Gemälde drucken könnte. Wer sich auf die Fantasy-Horror-Komödie einlässt, sollte bereit sein, sich verzaubern zu lassen. Trotz der Altersfreigabe eignet sich die Mär aber nur bedingt für Kinder, die damit vermutlich nicht allzu viel werden anfangen können. Glücklicherweise ist Fantasie aber kein Vorrecht der jüngsten Zuschauer.
Fazit:
Die detailverliebten Figuren und die ebenso aufwändigen, eigenartigen und eigenwilligen Hintergründe verwöhnen das Auge ebenso, wie die fantasievolle Geschichte zum Träumen einlädt. Wer sich von Corpse Bride verzaubern lässt, wird nicht enttäuscht werden, auch wenn erwachsene Zuschauer einen einfacheren Zugang zu den Figuren finden werden.
Die eingängige Musik mit den gelungenen Songs rundet das verschrobene Universum passend ab und lässt dabei hoffen, dass man eines Tages die Welt von Victor und Victoria erneut besuchen wird können. Der erste Ausflug dorthin scheint überraschend zu kurz. Das gilt verständlicherweise nur für diejenigen Zuschauer, die sich gerne in eine solch kunstvolle (Alb)Traumwelt entführen lassen. Alle anderen dürfen gerne in der tristen Oberwelt bleiben.