Krieg der Welten [2005]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 06. Juli 2005
Genre: Drama / Action / Science Fiction / Horror

Originaltitel: War of the Worlds
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Steven Spielberg
Musik: John Williams
Darsteller: Tom Cruise, Dakota Fanning, Justin Chatwin, Tim Robbins, Miranda Otto, Rick Gonzalez, Yul Vazquez, Lenny Venito, David Alan Basche, Ann Robinson, Gene Barry, Peter Gerety


Kurzinhalt:
Bei seiner Arbeit an den Docks von New Jersey ist Ray Ferrier (Tom Cruise) einer der Besten seines Fachs; als zweifacher Vater fehlt ihm allerdings jegliches Gespür für die Familie. Auf dem Weg zu ihren Eltern bringt Rays Ex-Frau Mary-Ann (Miranda Otto) die beiden gemeinsamen Kinder Robbie (Justin Chatwin) und Rachel (Dakota Fanning) deshalb nur unter Bedenken über das Wochenende zu Ray, der erkennen muss, dass sowohl der älterere Sohn, als auch seine Tochter ihn als Autoritätsperson nachwievor nicht akzeptieren.
Doch schon wenig später ändert sich die Situation für die Familie – und die gesamte Menschheit – grundlegend. Nachdem über zwei Dutzend Blitze an einem Platz unweit von Rays Haus eingeschlagen sind, alle elektronischen Geräte versagen und sämtliche Autos stehenbleiben, macht sich Ray auf, den Grund für das Chaos herauszufinden. Was er an der besagten Stelle vorfindet, verschlägt ihm den Atem: Ein gigantischer, dreibeiniger außerirdischer Apparat erhebt sich aus dem Boden und verwandelt mit Hitzestrahlen das gesamte Straßenviertel in Schutt und Asche. Unter Schock kehrt Ray nach Hause zurück und flüchtet anschließend mit seinen beiden Kindern aus der verwüsteten Stadt.
Während die drei auf ihrer Reise an noch unberührten Orten vorbeikommen, nehmen die Invasoren immer mehr Landstriche ein und machen sie dem Erdboden gleich. Und je mehr Furcht und Panik unter der überlebenden Bevölkerung zunehmen, umso schneller steigt auch die Verzweiflung, und schon bald sind die übermächtigen Außerirdischen nicht die einzigen, vor denen Ray seine Kinder beschützen muss ...


Kritik:
Im Herbst 1928 entdeckt der britische Bakteriologe Alexander Fleming den Wirkstoff Penizillin – dabei eher zufällig, denn beabsichtigt. Über 50 Jahre zuvor wurden hingegen die ersten Nachweise dokumentiert, dass mit Schimmelpilzen Bakterien bekämpft werden können. Mit Hilfe dieses Wissens hätten vor Hunderten von Jahren ganze Völker und Stämme vor der Auslöschung bewahrt werden können. Zu Zehntausenden starben Indianer bei der Kolonialisierung der Neuen Welt durch Zivilisationskrankheiten; Siedler aus dem von Seuchen heimgesuchten Europa schleppten Grippe, Masern und zahlreiche andere ansteckende Krankheiten in einen bis dahin unberührten Kulturkreis, der weder über wirksame Medikamente, noch die Zeit verfügte, sich ausreichend schnell an die neuen Krankheitserreger anzupassen. Selbst heute noch sterben jährlich unzählige Menschen an Immunschwächekrankheiten oder vermeintlich harmlosen bakteriellen Erkrankungen, die ansich für die menschliche Immunabwehr keine Gefahr darstellen sollten – immerhin hatten wir jahrelang Zeit, uns gegen diese Erreger zu stärken.
Diesen Zusammenhang erkannte auch H.G. Wells bereits 1898, als er seinen Roman Der Krieg der Welten verfasste und damals das Science-Fiction-Genre in gewissem Sinne neu erfand. Von den Werken des französischen Autors Jules Verne beeindruckt und beeinflusst, war Wells zwar kein vergleichbarer Erfolg vergönnt, trotzdem sind Elemente seiner Invasionsstudie bis heute in den Köpfen von Lesern, Autoren und Filmemachern haften geblieben und haben überhaupt erst geprägt, wie man sich bestimmte Szenarien, Apparate oder Bezüge vorstellen kann.
Als Orson Welles (Citizen Kane [1941]) 1938 eine adaptierte Version des Buches als Hörspiel für das Radio inszenierte, und unter der Bevölkerung Massenpanik ausbrach, da man die Schilderungen für einen Tatsachenbericht hielt, wurde Der Krieg der Welten wieder populär und mit der ersten Verfilmung Kampf der Welten [1953] sorgten die damaligen Filmemacher ihrerseits im Hinblick auf die bahnbrechenden Spezial-Effekte für Gesprächsstoff. Neben weiteren direkten Umsetzungen, wie zum Beispiel einer TV-Serie und Jeff Waynes Album-Musical The War of the Worlds [1978], folgten zahlreiche versteckte Adaptionen, wie Die dreibeinigen Herrscher [1984-1985] (die zwar ebenfalls auf einer Roman-Reihe von Autor John Christopher basierte, welche allerdings unverkennbar Elemente von Wells wegbereitendem Buch enthielt) oder die Popcorn-Kino-Hommage Independence Day [1996] von Roland Emmerich.
Bereits Mitte der 1990er Jahre wollte Erfolgsregisseur Steven Spielberg eine zeitgemäße Version des Stoffes auf die Leinwand bringen; doch nachdem Independence Day angelaufen war, wurde das Projekt vorläufig auf Eis gelegt. Was die Produzenten nun fast zehn Jahre später in 72 Drehtagen und lediglich sieben Monaten Produktionszeit auf die Beine gestellt haben, ist dagegen ein gänzlich anderer Ansatz, als man von den meisten anderen Filmen dieser Art erwarten würde – damit bleibt Drehbuch-Autor David Koepp (unter Mitwirkung von Josh Friedman) sehr dicht an der Vorlage, dennoch dürfte ein Teil des Publikums genau aus diesem Grund Kritik an Spielbergs Interpretation des Themas üben.

Wie bereits H.G. Wells' Roman, spielt die neueste Verfilmung nicht auf verschiedenen Ebenen und zeigt die Invasion deshalb auch bewusst nicht aus verschiedenen Perspektiven, sondern ausschließlich aus der Sicht eines Mannes: Der Zuseher wohnt den ganzen Film über einzig und allein den Erlebnissen von Ray Ferrier bei, der an dem Wochenende, an dem seine Ex-Frau seine beiden Kinder zu ihm gebracht hat, das Ende der Welt, wie wir sie kennen, miterleben muss.
Dass sich Koepps Skript hierbei sehr viel Zeit für die Figuren nimmt, überrascht etwas, aber nicht so sehr wie die Tatsache, dass Hauptfigur Ray Ferrier alles andere als ein schimmernder Held ist. Als gebrochener Charakter wird der geschiedene Hafenarbeiter dargestellt, der sich ebenso wenig um seine Vaterpflichten kümmert, wie Sohn Robbie darum bemüht ist, seine abschätzige Meinung vor seinem leiblichen Vater zu verbergen.
So wird man in den ersten 15 Minuten mit einer Reihe schwieriger Protagonisten konfrontiert, die nicht im sonnigen Beverly Hills leben, sondern in einem kleinen Haus in New Jersey, und die dort mit ihren tagtäglichen Konflikten und den Beziehungen untereinander zu kämpfen haben. Dass Koepp diese Charakterzeichnungen und ihre Wandlung in den beinahe zwei Stunden Film aufrecht erhält, ihnen stetig mehr Facetten verleiht und kleine Szenen liefert, die die Darsteller auskosten dürfen (wie Tom Cruise' bewundernd-stolzer Blick, als er die Courage seines Sohnes an Bord der Fähre beobachtet), spricht für den Autor und hebt das Drehbuch schon in diesem Bereich weit über das Genreübliche hinaus.
Doch nicht nur bei den Figuren wartet War of the Worlds, wie der Film im Original heißt, mit zahlreichen Überraschungen auf; auch die Invasion selbst, die sehr lange und atmosphärisch aufgebaut wird, wird viele Zuschauer verwundern. Da das gesamte Geschehen nur aus Ray Ferriers Perspektive gezeigt wird, bekommt man von den Verteidigungsmaßnahmen des Militärs, dem verzweifelten und aussichtslosen Widerstand der Überlebenden und den weltweiten Auswirkungen des Alien-Angriffs nur so viel mit, wie es eben Ferrier persönlich erlebt – kein Wunder also, dass der Film auf Bilder aus verwüsteten Welt-Metropolen oder der Westküste der USA ebenso verzichtet, wie auf die sichtbare Zerstörung von berühmten Wahrzeichen. Im Gegensatz dazu bringt das Skript gut zur Geltung, wie man als gewöhnlicher Mensch eine solche Ausnahmesituation erfahren und zu welchen Mitteln man greifen würde, um sich und seine Familie zu schützen – gerade diese Momente, die nachdrücklich vermitteln, wie Menschen angesichts unvorstellbaren Grauens sowohl zu den selbstlosesten, als auch den schlimmsten Taten neigen, erinnern an David Koepps Der Große Stromausfall – Eine Stadt im Ausnahmezustand [1996], mit dem er zudem sein eigenes Spielfilm-Regie-Debüt feierte, und sorgen dafür, dass man als Zuschauer immer wieder bewegt nach Atem ringt.
Statt die globale Zerstörung und heroische Siege auf Seite der Menschen als Materialschlacht samt Action- und Spezial-Effekte-Inferno in den Mittelpunkt zu stellen, dient das Invasionsszenario nur als Rahmen für eine soziologische und psychologische Studie, die ganze Menschengruppen und ihre Dynamik, aber auch speziell die drei Hauptfiguren umfasst. Auf dieser Basis spinnt Koepp ein beeindruckendes Netz äußerst intensiver, beängstigender und schockierender Sequenzen, die man in solcher Kompromisslosigkeit sicher nicht in einem Spielberg-Film erwartet hätte, der als Sommer-Blockbuster beworben wird. Dass viele der Elemente bereits in H.G. Wells' Vorlage enthalten sind, sei unbestritten, sie in derartigem Maße herauszuarbeiten und zu erweitern, ist trotzdem ein Verdienst des Drehbuchautors, der hier eine ausgezeichnete Arbeit leistete, die allerdings aufgrund des im Vergleich zu Independence Day und Konsorten gänzlich anderen Ansatzes sicher manche Kinobesucher vor den Kopf stoßen wird.

Dass infolge der Ausgangssituation Hauptfigur Ray Ferrier die meiste Zeit über zu sehen ist, liegt in der Natur der Sache – wie jedoch Superstar Tom Cruise die Thematik angehen, und einen für ihn eher ungewöhnlichen Charakter mimen würde, ließ viel Raum für Spekulationen. Wer aber befürchtete, er würde Ferrier allzu sympathisch oder zu sehr à la Cruise spielen, kann beruhigt aufatmen. Selten agierte der inzwischen 43-jährige Darsteller so zurückhaltend, menschlich und verletzlich, wie hier. Nicht nur, dass er glaubhaft verkörpert, wie Ray innerhalb weniger Tage in seine Vaterrolle hineinwachsen muss, es gibt – mit einer einzigen Ausnahme gegen Ende des Filmes – glücklicherweise zum Beispiel keine Action-Sequenz, bei der er selbst aktiv werden würde. Stattdessen befindet sich Ferrier mit seinen zwei Kindern ständig auf der Flucht und muss sich mit zunehmender Verzweiflung eingestehen, dass er die Antworten auf ihre Fragen nicht kennt. Nach Collateral [2004] gelingt Cruise einmal mehr ein mitreißendes und sehr persönliches Schauspiel, das verständlicherweise für die beiden Jungdarsteller an seiner Seite ungemein wichtig war. In dieser Rolle könnte man sich – besonders nach den ersten 60 Minuten und herausragenden Momenten, wie Rays Heimkehr nach dem ersten Kontakt mit den Invasoren – keinen geeigneteren Darsteller vorstellen.
Dass die während der Dreharbeiten gerade mal elf Jahre alte Dakota Fanning (Hide and Seek – Du kannst dich nicht verstecken [2005]) dem gewachsen ist, erstaunt hingegen schon, denn selbst wenn sie gerade in der zweiten Filmhälfte merklich weniger zu tun hat, überzeugt sie mimisch mit einer derart natürlichen Darbietung angesichts des unermesslichen Grauens, dass Rachels Panik spürbar wird, und man mit ihr unter Schock zu stehen scheint.
Auch Justin Chatwin, der zusammen mit Fanning zuvor in der Mini-Serie Taken [2002] vertreten war, kann gefallen – durch ihn wird Robbies Unvernunft, seine Wut und Verzweiflung angesichts der Tatsache, dass der mächtigste Militär-Apparat der Welt nicht in der Lage sein soll, der Bedrohung Herr zu werden, ebenso verständlich, wie die Wut auf seinen Vater.
Ansich nur den Part eines Gastauftritts hat Tim Robbins inne, dessen Harlan Ogilvy als Charakter einen Gegenpol zu Ray und dessen Kindern darstellt, da Ogilvy auf die Situation vollkommen anders reagiert. Robbins lässt erwartungsgemäß keine Wünsche offen, kommt aber zugegebenermaßen (und das, obwohl er aus mehreren Figuren der Roman-Vorlage zusammengestellt wurde) ein wenig kurz.
Ebenfalls nur einen – nicht weniger gelungenen – Mini-Auftritt absolviert Miranda Otto, die die Rolle zunächst ablehnte, und erst zusagte, als Spielberg anbot, ihre reale Schwangerschaft in den Film einzubauen.
Erwähnenswert ist darüber hinaus die Mitwirkung von Ann Robinson und Gene Barry als die ehemaligen Schwiegereltern von Ray Ferrier, was sicherlich nur Fans auffallen wird – wenngleich sie keine einzige Dialogzeile sprechen dürfen, werden Kenner sich daran erinnern, dass sie in der Erstverfilmung Kampf der Welten über 50 Jahre zuvor die Hauptrollen mimten.
An dem Cast, der bis in die Nebenrollen mit talentierten Darstellern versehen wurde, gibt es nichts zu bemängeln; sie alle machen ihre Sache gut und tragen zur hohen Qualität der Produktion bei. Dabei kommen sicher nicht alle in gleichem Maße zur Geltung, aber die drei Hauptfiguren stehen ohnehin im Mittelpunkt des Geschehens, und sie wurden ohne Zweifel erstklassig besetzt.

Ursprünglich hätte Krieg der Welten erst in zwei Jahren ins Kino kommen sollen – doch da sowohl Cruise, als auch Spielberg überraschenderweise die Zeit fanden, wurde die Produktion kurzfristig vorgezogen. Nur zweieinhalb Monate Drehzeit, sieben Monate von der ersten Klappe bis zum Kinostart, und über 500 Effekt-Einstellungen stellten für alle Beteiligten verständlicherweise eine extreme Belastung dar. Umso beruhigender, dass Spielberg auf sein bewährtes Team hinter der Kamera zurückgreifen konnte:
Kameramann Janusz Kaminski kleidet das Geschehen einmal mehr in düstere, häufig farblich verfälschte, aber nie unnatürlich wirkende Bilder, die den Zuschauer gerade in den geschlossenen Räumen und Kellern, in denen sich Ferrier versteckt, auf eben diesen Raum begrenzen und ein klaustrophobisches Gefühl erzeugen. Aber auch wenn Kaminski Ferrier zu Beginn bei der Flucht von der Absturzstelle hautnah begleitet, die Verwüstung um ihn herum einfängt und sich immer voll auf die Charaktere konzentriert, ist die Inszenierung nie hektisch, oder unübersichtlich. Seine Handkamera vermittelt zwar bisweilen einen dokumentarischen Stil, macht jedoch nie einen verwackelten Eindruck, sondern spiegelt die Dynamik der jeweiligen Szene wider.
Von Michael Kahn exzellent geschnitten gibt es auch in War of the Worlds viele klassische Spielberg-Momente zu entdecken, so zum Beispiel die Flucht aus der Stadt im Minivan, bei der die Kamera scheinbar ohne Bild-Wechsel aus dem Auto herausfährt, es umkreist und somit die liegengebliebenen Fahrzeuge auf dem Highway zeigt, um nach über einer Minute wieder in die Fahrerkabine zu gelangen. Handwerklich ist der Film erneut ein außergewöhnliches Werk, das mit derart vielen packenden, atmosphärisch dichten Sequenzen aufwartet, wie man es kaum für möglich halten würde, wie es aber aufgrund der Handlung unbedingt notwendig war. Im Ergebnis bauen sich zahlreiche Szenen langsam auf, nehmen dann unerwartete Wendungen und halten das Publikum auf diese Weise immer am Rand des Kino-Sessels.

Dass die unzähligen Spezial-Effekte trotz der kurzen Produktionszeit rechtzeitig fertiggestellt werden konnten, gelang nur, da die entsprechenden aufwändigen Sequenzen zu Beginn gedreht wurden, um den Pixel-Künstlern genügend Zeit zu geben. Dabei sind alle Effekte überaus gut geraten, obgleich geschulte Augen bei einigen Einstellungen den Übergang zwischen Real- und Trick-Aufnahmen hin und wieder erkennen können. Davon abgesehen ist das größte Kompliment, das man der Produktion machen kann, jenes, dass die meisten Spezial-Effekte nicht als solche zu identifizieren sind und alle stets im Dienst der Geschichte stehen, statt dem Selbstzeck zu dienen.
Für das Design der Dreibeiner war übrigens unter anderem Doug Chiang verantwortlich, der schon die ersten beiden Prequels der Star Wars-Saga mit seinen Konzepten prägte.

Führt man sich nochmals den Soundtrack zu Spielbergs letztem Film Terminal [2004] vor Augen, und versucht auch nur, ihn mit John Williams Kompositionen zu Krieg der Welten zu vergleichen, dürfte man ziemlich schnell am Ende der erkennbaren Gemeinsamkeiten angekommen sein. Zwar hält sich sein Score im Film stark zurück, unterstützt die Szenen allerdings durch seine temporeichen, unterschwelligen und doch kraftvollen Actioncues, sowie die traurigen Melodien, die immer wieder in bewegenden Szenen zu finden sind.
Wenn es jedoch um die reine Hörbarkeit des Scores ohne den Film geht, spiegelt der Soundtrack zu War of the Worlds eben jene Verzweiflung und Hilflosigkeit wieder, die auch den Film auszeichnet, so ist es ein Score mit einigen wirklich sehr guten Themen, wobei manche auch an die traurigen Momente bei Catch Me If You Can [2002] erinnern. Beeindruckend ist allerdings, wie stark sich Williams hier auf sein Streichorchester verlässt; das mutet bisweilen ein wenig wie Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979] aus der Feder von Jerry Goldsmith an, kulminiert in beunruhigenden Motiven, die zwar entfernt an Williams bisherige Werke erinnern, aber auch an manchen Stellen durch die streicherlastigen Themen schon Merkmale der 1950er-Jahre B-Film-Scores besitzt. Ähnlichkeiten mit bestimmten Abschnitten bei Jurassic Park [1993] oder auch Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith [2005] sind unverkennbar, fallen im Film jedoch nie negativ auf.
So verbirgt sich hinter dem Score eine kraftvolle, düstere Musik, die jedoch kaum zum Hören ohne den Film einlädt, zu den bedrückenden Bildern passt die Musik allerdings hervorragend.

Was sich viele Zuschauer nach den knapp zwei Stunden Film zweifelsohne Fragen werden – insbesondere in Angebracht von Sequenzen wie derjenigen in Ogilvys Keller, die Entdeckung um das Rote Gewächs und auch die Wirkung des Hitzestrahls auf die Menschen – ist relativ simpel: Wie konnte Krieg der Welten von der FSK "ab 12 Jahren" freigegeben werden? Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten, anfangs wurde der Film dies nicht. Doch nach der eigentlichen Freigabe "ab 16 Jahren" wurde vom Verleih Berufung eingelegt, da "das Geschehen [...] von der Altersgruppe ab 12 Jahren als fiktiv eingeordnet" werden könne, "auf die Schilderung detaillierter Grausamkeiten [...] verzichtet" werde und "Gewalteinwirkung [...] allenfalls im 'Off'" vorkomme, wie es in der Begründung heißt. Dass jedoch dank des vor zwei Jahren neu geregelten Jugendschutzgesetzes nun auch Kindern ab 6 Jahren möglich ist, den Film zu besuchen, wenn denn ein Elternteil dabei ist, scheint den gelehrten Psychologen und Pädagogen nicht aufgefallen zu sein. Dass die Freigabe jedoch sowohl in den Medien, wie auch bei den Zuschauern auf unverständiges Kopfschütteln stößt, ist verständlich, immerhin ist die Darstelleung der Gewalt sehr wohl sichtbar und der Film von der Thematik und deren Ausführung her keinesfalls für Kinder, sondern ausschließlich für Jugendliche und Erwachsene gedacht.

Die eigentliche Auflösung bereits im Prolog einzubauen, beziehungsweise den Film überhaupt mit Pro- und Epilog einzurahmen, ist eine überaus mutige Entscheidung der Filmemacher – ebenso wie die gesamte Produktion und deren Ausgangslage. Finanziell hat sich das bereits wieder gerechnet, immerhin hat Krieg der Welten seine Produktionskosten in den USA nach dem ersten Wochenende bereits wieder eingespielt und auch international läuft der Film überaus erfolgreich.
Während das Familiendrama hier deutlich greifbarer ist, als in M. Night Shyamalans Signs [2002], ist auch die Bedrohung ungemein größer und Furcht einflößender. Von allen Beteiligten herausragend gespielt, überrascht Steven Spielbergs Film mit einer unvorhersehbaren, sehr realistischen Story und einer nervenzerrenden Atmosphäre, wenn man sich denn auf die Figuren einlässt. Wer einen bombastischen Film samt Materialschlacht erwartet, wird hingegen enttäuscht sein, stattdessen gibt sich das Invasionsszenario glaubwürdig, und genau deshalb deprimierend düster.


Fazit:
Was Regisseur Steven Spielberg in seinem gänzlich untypischen Invasions-Drama sehr anschaulich und auch deprimierend aufzeigt ist die Tatsache, dass die Menschheit einer außerirdischen Rasse, die mit Eroberungsabsichten unseren Planeten betreten würde, hoffnungslos unterlegen wäre. Da mag man als Zuschauer noch so sehr Filme im Stile von Independence Day aufgrund der gigantischen Materialschlacht und tollen Action-Sequenzen genießen können, mit Realismus hat dies nichts zu tun.
Anders hingegen bei Krieg der Welten, wo Autor David Koepp das immerhin über 100 Jahre alte Buch von H.G. Wells zeitgemäß modernisiert, ohne aber den Inhalt, oder Schlüsselelemente zu ändern. Seine neuen Ideen lassen zwar viele Fragen offen, dürften aber auch Kenner der Vorlage angenehm überraschen.
Dank der ausgezeichneten Darstellerleistungen und der exzellenten Optik ist allen Beteiligten ein atmosphärisch bedrückender, auf gebrochene Figuren zugeschnittener und erschreckend realistischer Film gelungen, bei dem sich die hervorragenden Action-Momente und Spezial-Effekte niemals in den Vordergrund drängen, sondern der Geschichte selbst dienen, und der veranschaulicht, dass die Menschen den Krieg gegen eine außerirdische Rasse nicht gewinnen können – stattdessen müssen wir darauf hoffen, dass uns der Sieg durch unsere größten Verbündeten, und unsere größten Feinde zugleich errungen wird.