Beetlejuice Beetlejuice [2024]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. September 2024
Genre: Fantasy / Komödie / Horror

Originaltitel: Beetlejuice Beetlejuice
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Tim Burton
Musik: Danny Elfman
Besetzung: Michael Keaton, Winona Ryder, Catherine O’Hara, enna Ortega, Justin Theroux, Monica Bellucci, Willem Dafoe, Burn Gorman, Danny DeVito, Arthur Conti, Filipe Cates


Kurzinhalt:

Als Moderatorin einer übersinnlichen Mysterysendung und selbst propagierendes Medium ist Lydia Deetz (Winona Ryder) ebenso eine Berühmtheit wie ihre Mutter Delia (Catherine O’Hara), deren Kunstausstellung ein voller Erfolg ist. Als sie die Nachricht erreicht, dass ihr Ehemann Charles ums Leben gekommen ist, entscheidet Delia, dass er in Winter River beerdigt werden soll. So kehren sie, Lydia und Lydias Tochter Astrid (Jenna Ortega), deren Beziehung zu Lydia nicht erst seit dem Tod ihres eigenen Vaters angespannt ist, in jenes Haus in dem beschaulichen Ort zurück, wo einst der Dämon Betelgeuse (Michael Keaton) sein Unwesen trieb. Der hat Lydia nie vergessen und schmachtet ihr immer noch nach. Wie Betelgeuse im Jenseits von Wolf Jackson (Willem Dafoe) erfährt, ist es der mächtigen Delores (Monica Bellucci) gelungen, sich wieder zusammen zu tackern die nun hinter Betelgeuses Seele her ist. Der hofft, mit Lydias Hilfe seiner Verfolgerin ein Schnippchen schlagen zu können, nicht ahnend, dass Lydias Freund Rory (Justin Theroux) große Pläne hat. Die Situation wäre bereits kompliziert genug, würde Astrid nicht auch noch dem charmanten Jeremy (Arthur Conti) begegnen …


Kritik:
Es ist geradezu erstaunlich, wie leicht es Filmemacher Tim Burton gelingt, ab der ersten Minute von Beetlejuice Beetlejuice dieselbe Stimmung zu erzeugen, die seine mehr als 35 Jahre zuvor zum Kultfilm avancierte Fantasy-Komödie Beetlejuice [1988] ausgezeichnet hat. Wer jenes Geisterabenteuer kennt und dessen Atmosphäre schätzt, wird sich hier sofort wohl und zuhause fühlen. Doch gerade angesichts des makabren und teils morbiden Humors bleibt die Frage, ob es ungeachtet der zahlreichen Gastauftritte hierfür ein genügend großes Publikum gibt.

Auch wenn viel Zeit vergangen ist, seit der Titel gebende Lottergeist im beschaulichen Örtchen Winter River für Chaos sorgte, er selbst hat seitdem die beinahe zu seiner Braut gewordene Lydia Deetz nicht vergessen können. Die kann nicht nur tatsächlich Geister sehen, sondern moderiert auch eine erfolgreiche Mystery-Fernsehsendung, in der sie sich Geisterhäusern annimmt. Nachdem ihr Ehemann verstorben ist, ist sie inzwischen mit ihrem Manager Rory zusammen, zum Missfallen ihrer Teenagertochter Astrid, die nicht nur den Tod ihres Vaters nicht verwinden kann, sondern weshalb ihre angeblich übernatürlich begabte Mutter ausgerechnet den Geist ihres Vaters nicht sehen können will. Zusammen mit ihrer Stiefmutter und Astrid kehrt Lydia in das Haus zurück, in dem einst Betelgeuse sein Unwesen trieb. Der hat selbst mit einem „Geist“ aus seiner Vergangenheit zu kämpfen: Delores, Anführerin eines seelensaugenden Totenkults. Einzig Astrid scheint in dem spukfreudigen Ort etwas Positives zu erleben, als sie dem Einzelgänger Jeremy begegnet.

Dass auch dieser Handlungsstrang nicht so einfach verläuft, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, verwundert nicht. Es ist vielmehr erstaunlich, wie absehbar sich der Storyzweig abspielt und wie entbehrlich er für die Geschichte insgesamt ist. Das fällt insbesondere in Anbetracht der Tatsache auf, wie einfach die Situation am Ende aufgelöst wird. Dasselbe gilt für den Erzählstrang um Delores und ihre Verbindung zu Betelgeuse. Dafür, dass sie in mehreren Szenen, insbesondere ihrer allerersten, als mächtiges Wesen vorgestellt wird, das selbst bereits ihre toten Opfer im Handumdrehen ins ewige Jenseits befördern kann, ist die große Auseinandersetzung mit ihr schließlich viel zu schnell vorbei und zu wenig spektakulär. Beetlejuice Beetlejuice präsentiert viele Figuren, darunter unter anderem Willem Dafoe in wiederkehrenden Auftritten, die durchaus für Erheiterung sorgen, die grundsätzlich alle beschäftigt werden wollen. Doch die unterschiedlichen Aspekte wirken nur oberflächlich miteinander verknüpft, als wären es einzelne Kurzgeschichten, die zu einer größeren Story zusammengefasst wurden.

Das heißt nicht, dass die verschiedenen Ansätze nicht miteinander verbunden werden, nur würde man sich wünschen, wenigstens ein paar Figuren besser kennen zu lernen. Insofern bleibt Beetlejuice Beetlejuice dem ersten Film durchaus treu und setzt merklich mehr auf den skurrilen Fantasy-Humor, als eine ergreifende Geschichte. Dass der Titel gebende und von Michael Keaton wie gehabt vollkommen entfesselt auftretende Lottergeist deutlich mehr zu sehen ist, als im Vorgänger, dürfte Fans freuen. Auch sonst beweist Regisseur Tim Burton immenses Geschick, die bekannten Schauplätze und Kostüme wieder aufleben zu lassen. Die jüngst Verstorbenen im Wartezimmer des Jenseits lassen weiterhin leicht erahnen, wie sie das Zeitliche gesegnet haben, was mitunter für durchaus gruselige Eindrücke sorgt. Dass Delia als Grabstein für ihren durch einen Hai getöteten Charles eine Haiflossenform wählt, lässt den makaberen Einschlag erahnen.

Es ist diese Art Humor, die Beetlejuice Beetlejuice durchzieht, wobei die sexuellen Verweise des Bio-Exorzisten seltener zu hören sind. Dass die Geschichte ein wenig mehr hinter den Verwaltungsapparat im Jenseits blickt, überzeugt bereits dank der überbordenden Kreativität, mit der die Verantwortlichen zu Gange sind. Dies reicht bis hin zu einem wörtlichen Soul-Train, dessen Vorstellung einem unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Doch die Musicaleinlagen erscheinen merklich zu lang, als sollten sie entweder die Laufzeit erhöhen oder davon ablenken, dass zuvor und danach inhaltlich merklich wenig geschieht. Letztendlich ändert dies nichts daran, dass Fans hier schon deshalb gut aufgehoben sind, da der Film denjenigen Elementen treu bleibt, die dem gemacht haben, was er ist. Die Frage ist nur, ob es hierfür ein genügend großes Publikum gibt.


Fazit:
In vielerlei Hinsicht wirkt Tim Burtons späte Fortsetzung zu seiner Fantasy-Komödie wie eine Zeitkapsel, mit der man einfach erneut in jene Welt eintauchen kann. Bis hin zu den beinahe handgemacht erscheinenden Trickeffekten, selbst wenn sie nunmehr aus dem Computer stammen. Wie zuvor lebt die Geschichte, abgesehen von der grundsätzlichen Stimmung, von vielen skurrilen, teils anzüglichen, teils sehr makabren Humoreinlagen. Das ist toll gemacht und inhaltlich gehaltvoller, als zuvor, durchweg einfalls- und detailreich, mit vielen Verweisen auf den ersten Film. Doch trotz alldem sowie den namhaften Gastauftritten, der gelungenen Besetzung und den viel versprechenden Ansatzpunkten, kommen die vielen Figuren und Erzählstränge kaum zur Geltung oder sind teilweise gar nicht notwendig bzw. im Verlauf zu klischeehaft absehbar. Lange vor dem viel zu kurzen Finale, dessen Auflösung nur eine Wiederholung darstellt, gerät der Erzählfluss immer wieder ins Stocken, als hätte das Drehbuch Mühe, die unterschiedlichen Storyzweige überhaupt zusammen zu bringen. So passt Beetlejuice Beetlejuice nicht nur für Fans des ersten Films zwar nahtlos mit diesem zusammen und überzeugt durch dieselben Stärken sowie den teils finsteren, beinahe bösartigen Humor und die bemerkenswerte, erstklassige Präsentation gleichermaßen. Doch bleibt der Film auch den Schwächen des Vorgängers treu und dürfte damit kaum ein breiteres Publikum als damals ansprechen.