Natürlich blond [2001]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. November 2024
Genre: Komödie

Originaltitel: Legally Blonde
Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Robert Luketic
Musik: Rolfe Kent
Besetzung: Reese Witherspoon, Luke Wilson, Selma Blair, Matthew Davis, Victor Garber, Jennifer Coolidge, Holland Taylor, Ali Larter, Jessica Cauffiel, Alanna Ubach, Oz Perkins, Linda Cardellini, Bruce Thomas, Meredith Scott Lynn, Raquel Welch, Francesca P. Roberts


Kurzinhalt:

Für Elle Woods’ (Reese Witherspoon) Glück fehlt der in der Studentenverbindung beliebten Modemarketingstudentin an sich nur eines, ein Antrag ihres geliebten Warner Huntington III (Matthew Davis). Doch an dem Abend, als er sie zum Essen ausführt und sie mit einem Antrag rechnet, beendet er die Beziehung. Als künftiger Harvard-Student brauche er jemanden seriöses an seiner Seite. Elle, die mit ihrem Faible für Mode als oberflächlich wahrgenommen wird, ist am Boden zerstört. Um Warner zurück zu gewinnen, entschließt sie sich, ebenfalls Jura in Harvard zu studieren. Bereits der Weg dorthin ist herausfordernd, doch dort angekommen, wird sie von ihren Kommilitonen herablassend behandelt oder von Mitstudentinnen wie Vivian (Selma Blair) offen angefeindet. Die ist inzwischen auch mit Warner verlobt. Doch als zuerst Emmett (Luke Wilson) Elles Potential erkennt und später auch Professor Callahan (Victor Garber) auf seine aufgeweckte Studentin aufmerksam wird, wird Elle endlich wahrgenommen. Doch nicht alle haben aufrichtige Absichten mit ihr …


Kritik:
Robert Luketics Komödie Natürlich blond adaptiert Amanda Browns auf ihren eigenen Erfahrungen basierenden Roman mit einer geradezu ansteckenden, positiven Ausstrahlung. Ohne jede Bitterkeit oder Boshaftigkeit erzählt die Geschichte von einer jungen Frau, die anfangs ihr eigenes Potential nicht einzuschätzen vermag und von allen Menschen um sich herum unterschätzt wird. Dank einer warmherzigen Darbietung im Zentrum und dem leichten Humor fällt die absehbare Story kaum ins Gewicht.

Im Zentrum steht die Modemarketingstudentin und Studentenverbindungspräsidentin Elle Woods, die auf den ersten Blick jedes nur erdenkliche Klischee zu erfüllen scheint. Aus wohlhabendem Hause stammend, erinnert sie in gewisser Weise an eine zum Leben erweckte Barbie-Figur. In pink gekleidet, perfekt gestylt und mit einem Chihuahua in der Handtasche, drehen sich ihre Interessen um Mode und Klatsch. Elle rechnet fest damit, dass ihr langjähriger Freund Warner sie um ihre Hand anhalten wird, doch stattdessen will er sich von ihr trennen, um an der renommierten Harvard Universität Jura zu studieren. Als jemand, der fest im Blick hat, Senator zu werden, bräuchte er jemand „ernsthaftes“ und eben nicht Elle an seiner Seite. Elle ist am Boden zerstört, ist sie doch unsterblich in Warner verliebt. So kommt sie auf die Idee, selbst in Harvard Jura zu studieren, um Warner zu beweisen, dass mehr in ihr steckt.

Nicht erst aus heutiger Sicht kann man Natürlich blond vorwerfen, dass Elles Entschluss, Jura zu studieren, um die vermeintliche Liebe ihres Lebens zurück zu gewinnen, der offenbar nur körperlich an ihr interessiert war, die falsche Motivation für die Reise ist, auf die sich Elle begibt. Doch wohin diese auch hinsichtlich der Beziehung führen wird, ist ebenso absehbar, wie dass Warner seine künftige Ehefrau in Mitstudentin Vivian bereits gefunden hat. Die lässt wie die meisten anderen Menschen in Elles Leben keine Gelegenheit aus, sie herablassend zu behandeln oder ihr unverblümt mitzuteilen, dass sie sie nicht für intelligent genug hält, das Studium abzuschließen. Aber nicht nur, dass Elle mit ihren schlagfertigen Kommentaren gegen verbale Angriffe oder öffentliche Bloßstellungen unterstreicht, dass mehr in ihr steckt, als man auf den ersten Blick vermuten würde, in Paulette, der Mitarbeiterin eines Beauty-Salons, findet sie jemanden, der wie sie stets von anderen belächelt wird und die sich mit dieser Rolle aber abgefunden zu haben scheint. Dass sich diese beiden Frauen schließlich gegenseitig helfen, ihren Selbstwert zu erkennen und für sich selbst einzustehen, ist eine von zahlreichen gelungenen Aussagen.

Was die Geschichte dabei auszeichnet, ist der Umstand, dass selbst wenn die herablassenden Bemerkungen oder die Vorurteile, die Elle entgegen gebracht werden, verletzend sind, die Figuren doch nie in einer Art und Weise hinterlistig oder gar boshaft sind, wie beispielsweise in Eiskalte Engel [1999], in dem ebenfalls Reese Witherspoon und Selma Blair mitspielten. Selbst wenn die Differenzen zwischen den Charakteren groß scheinen mögen, sie wandeln sich durchaus schnell, so dass am Ende Vieles aufgelöst wird. Die Herangehensweise der Geschichte mag naiv klingen, doch sie nimmt ihr damit auch den Zynismus, der schließlich in einer Bitterkeit münden würde, die auch das Publikum befallen könnte. Es könnte beispielsweise geschehen, dass man sich auf Seiten der Peiniger wähnt, die die unverblümte Elle vorführen. Wie es sich nun darstellt, bleiben die Sympathien bei der im Herzen guten und aufrichtigen Elle, die sich weniger für ihren Werdegang verbiegt, als dass sie Facetten an sich entdeckt, zu denen sie bislang niemand ermutigt hat.

In welchen Bahnen dies verläuft, ist überaus absehbar und ungeachtet der durchaus treffenden Kommentare über Eliten und den Mut, das eigene Potential zu entdecken, bleibt Natürlich blond nicht unbedingt oberflächlich, gerät aber nie tiefgehend. Doch zusammen mit den vielen Popkulturreferenzen sowie der sympathisch wie charmant dargebrachten Darbietungen, insbesondere von Hauptdarstellerin Witherspoon, sitzt bei der ermutigenden Komödie das Herz am rechten Fleck. Die gelungene Mischung aus verbalem nebst Slapstickhumor funktioniert auch mehr als 20 Jahre später immer noch, so dass es nicht wundert, dass die Umsetzung von Robert Luketic neben zwei Fortsetzungen sowie einer geplanten Serie auch eine Musicaladaption nach sich zog.


Fazit:
Auf den ersten Blick mangelt es der Geschichte an einer gewissen Bissigkeit, die sowohl die Elle und ihre Fashion-Freundinnen betreffenden Klischees als auch die Fadenscheinigkeit sowie Vorurteile ihrer „Gegner“ um eine gewisse Schärfe hätte bereichern können. Ein Großteil des Humors spielt sich auf einem leicht zugänglichen Niveau ab, was nicht negativ gemeint ist. Vielmehr wird Elles Story und ihre Reise, ihr eigenes Potential zu entdecken, an sich selbst und ihre Fähigkeiten zu glauben, so einem breiteren Publikum zugänglich. Toll ausgestattet und charmant gespielt, gelingt Natürlich blond ausgesprochen gut, was sich Filmemacher Robert Luketic anschickt, zu erzählen. Ermutigend und für Frauen in Elles Position durchaus inspirierend, ist das eine Komödie, die ihre Hauptfigur nicht vorführt, um sie zu bloßzustellen, sondern sie dabei begleitet, wie sie die Person wird, von der sie gar nicht wusste, dass sie sie sein könnte. Mit ihr, anstatt über sie zu lachen, vermittelt nicht nur ein schönes Gefühl, sondern ist unterhaltsam zugleich.