Wolfs [2024]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 16. November 2024
Genre: Krimi / Thriller / KomödieOriginaltitel: Wolfs
Laufzeit: 108 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Jon Watts
Musik: Theodore Shapiro
Besetzung: George Clooney, Brad Pitt, Amy Ryan, Austin Abrams, Poorna Jagannathan, Zlatko Burić, Richard Kind, Frances McDormand (Stimme)
Kurzinhalt:
An sich hätte der Abend von Bezirksstaatsanwältin Margaret (Amy Ryan) mit einem Jungen (Austin Abrams), den sie an der Hotelbar kennengelernt hatte, ausgelassen auf einem spontan angemieteten Zimmer enden sollen. Doch unvermittelt steht sie buchstäblich vor einem Scherbenhaufen. Sie wählt eine Nummer, die ihr einst gegeben wurde. An der Gegenstelle hebt ein Mann (George Clooney) ab, der für höchste Diskretion steht und dafür, dass er Probleme aus der Welt schafft. Ein sogenannter „Fixer“. Als Margarets Fixer gerade beginnt, Ordnung ins Chaos zu bringen, klopft es an der Tür. Die Hotelbesitzerin Pam (Frances McDormand) hat ebenfalls einen Fixer (Brad Pitt) engagiert. Um die Interessen beider Seiten zu wahren, sollen sie zusammenarbeiten. Doch dann entdecken sie etwas im Hotelzimmer, das alles verändert und das ‚Problem‘ ist plötzlich ein ganz anderes …
Kritik:
Es fällt schwer, sich Jon Watts’ überaus amüsanten Crime-Thriller Wolfs mit einer anderen Besetzung vorzustellen. Nach seiner erfolgreichen Spider-Man-Trilogie scheint seine Geschichte um zwei Ausputzer, die notgedrungen zusammenarbeiten müssen und eine Nacht voller Wirrungen und Intrigen erleben, geradezu klein. Getragen wird dies von George Clooney und Brad Pitt, die dank bester Spiellaune selbst dann überzeugen, wenn dem Drehbuch nach etwa der Hälfte die Luft ausgeht.
Der Titel bezieht sich auf den von Harvey Keitel in Pulp Fiction [1994] unnachahmlich verkörperten „Fixer“ Winston Wolf, genannt „Der Wolf“, der hinzugezogen wird, um einen Schlamassel geradezubiegen. Clooney und Pitt sind jeweils ein solcher Wolf, die hinzugezogen werden, nachdem Margaret, Bezirksstaatsanwältin von Manhattan, in einem solchen Schlamassel steckt. Nachdem sie an einer Hotelbar einen jungen Mann kennengelernt hat, hat sie eine Penthouse-Suite in dem neuen Hotel gemietet und ihn dorthin mitgenommen. Doch der Abend geriet schnell außer Kontrolle und der junge Mann lag wenig später ohne Puls auf dem Boden. Von einem Kontakt hatte sie einmal die Telefonnummer von Clooneys Figur erhalten, der ihr versichert, sich um das Problem zu kümmern. Doch als er bereits zu Werke geht, steht Pitts Charakter in der Tür, angeheuert von der Hotelbesitzerin Pam, die von dem Unglück weiß und einen Skandal in ihrem Hotel vermeiden will. Die beiden Fixer sollen darum zusammenarbeiten, was ihnen nicht nur deshalb schwerfällt, da sie offenbar beide dieselbe Ausbildung genossen haben. Ihre ähnliche Herangehensweise sorgt ebenso für Spannungen wie eine Entdeckung, die den Fall noch viel komplizierter gestaltet.
Wohin sich dies entwickelt, sollte ein interessiertes Publikum am besten selbst entdecken und im Grunde verrät die Filmvorschau bereits zu viel. Wer am Ende jedoch zu dem Schluss kommt, die eigentliche Hintergrundgeschichte, die in den letzten Minuten gewissermaßen nochmals zusammengefasst wird, nicht vollends verstanden zu haben, darf sich in guter Gesellschaft wähnen. Während der Nacht, in der sich die Ereignisse abspielen, stellen die beiden Fixer in ihren Gesprächen immer wieder Überlegungen an, was tatsächlich geschehen sein könnte und wie bestimmte Dinge zusammenhängen. Doch da sie dabei immer wieder Personen erwähnen, die im gesamten Film gar nie zu sehen sind, fällt es merklich schwer, ihren Gedankengängen zu folgen. Wolfs ist dann am besten, wenn die Geschichte den beiden Stars im Zentrum Gelegenheit gibt, sich gegenseitig aus der Reserve zu locken. Beide Ausputzer sind sich in ihrer Art sehr ähnlich. So ähnlich, dass eine andere Figur sogar vermutet, sie würden zusammenarbeiten, immerhin können sie beinahe die Sätze des anderen beenden und tragen fast dieselbe Kleidung. Aber selbst wenn sie zu Beginn eine bewusste Distanz wahren, müssen sie doch erkennen, dass sie beide in ihrem Alter mit Rückenproblemen zu kämpfen haben, eine Lesebrille brauchen, um einen wichtigen Hinweis erkennen zu können, oder dieselben Kontaktpersonen des Milieus kennen. Zu sehen, wie das Eis zwischen ihnen Zug um Zug bricht, ist ebenso schön zu sehen, wie ihrem verbalen Schlagabtausch zuzuhören, an dem George Clooney und Brad Pitt sichtlich Spaß zu haben scheinen.
Dieser Spaßfaktor ist es, der Wolfs in der ersten Hälfte merklich vorantreibt, auch wenn die Geschichte im Grunde recht düster ist. Aber die trockenen Bemerkungen, der teils böse Humor, den das Drehbuch offenbart, lassen einen ebenso mitlachen, wie eine ausgedehnte Actionszenen mit einer Verfolgungsjagd zu Fuß mitnimmt, die toll in Szene gesetzt und gleichzeitig witzig umgesetzt ist. Man könnte beinahe vermuten, als hätte die Geschichte bis hierhin erzählt werden sollen, denn was danach folgt, erreicht zu keinen Moment mehr das Tempo und nur selten den dialoglastigen Charme. Das heißt nicht, dass die zweite Filmhälfte nicht ebenso unterhalten würde, im Gegenteil. Diesen so talentierten wie charismatischen Darstellern zuzusehen, die hier beinahe wirken, als wären sie eingeladen worden, einen skurrilen Abend zu improvisieren, ist jede Minute wert. Doch kann Filmemacher Jon Watts nicht an den Auftakt anknüpfen, der ihm so gut gelungen ist.
Auch dank der handwerklich tadellosen Umsetzung vermag Wolfs selbst dann zu überzeugen, wenn das Drehbuch dem Potential nur selten gerecht wird. Nicht zuletzt dank der Beteiligten verzeiht man selbst die klischeehafte Erzählung. Dass Austin Abrams, der zwischen den beiden namhaften Stars verloren scheinen könnte, einen Moment zugeschrieben bekommt, in dem er die Motivation seiner Figur erklären darf, und der zu einem der besten des Films gehört, ist eine gelungene Entscheidung. Am Ende sind es allerdings diese beiden Darsteller, dank derer die Erzählung in der Art und Weise funktioniert, wie sie es tut. Das mag in mancherlei Hinsicht geradezu altmodisch sein, aber es ist für ein Publikum in der richtigen Stimmung trotz der Schwächen amüsante, wenn auch teils böse Unterhaltung.
Fazit:
Beinahe unsichtbar wechselt Filmemacher Jon Watts zwischen ernsten Momenten und leichtfüßigen, absurden oder stellenweise gar zynischen Situationen. Ist der Auftakt noch recht ernst, wandelt sich dies, sobald die beiden gar nicht so unterschiedlichen Fixer zusammenkommen. Aber nicht erst, wenn George Clooneys Figur zunehmend ins Grübeln kommt, ob er seinen Auftrag auf die Weise zu Ende bringen soll, wie er es sollte, mischen sich ernste Töne dazu, in denen ein Blick oder ein Zögern mehr verrät, als die amüsanten Dialoge es tun. Wolfs mag dem Genre kaum neue Aspekte hinzufügen, aber dank der fantastischen Besetzung, die sichtbar Spaß an den Figuren findet und bei der Brad Pitt und Clooney im Zusammenspiel für viele heitere Momente sorgen, ist das für ein Publikum, das auf diese Art der Unterhaltung aus ist, trotz der erzählerischen Schwächen und der Tatsache, dass die zweite Hälfte das Tempo der ersten nicht zu halten vermag, eine Empfehlung wert.