Natürlich blond 2 [2003]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 17. November 2024
Genre: KomödieOriginaltitel: Legally Blonde 2: Red, White & Blonde
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: Charles Herman-Wurmfeld
Musik: Rolfe Kent
Besetzung: Reese Witherspoon, Sally Field, Regina King, Jennifer Coolidge, Luke Wilson, Bob Newhart, Bruce McGill, Dana Ivey, Jessica Cauffiel, Alanna Ubach, Bruce Thomas, Octavia Spencer, Moonie, Gidget
Kurzinhalt:
Elle Woods’ (Reese Witherspoon) Glück ist beinahe perfekt. Sie ist erfolgreiche Anwältin einer angesehenen Kanzlei und die Hochzeit mit ihrem Verlobten Emmett (Luke Wilson) steht kurz bevor. Beim Zusammenstellen der Gästeliste ist es für Elle selbstverständlich, dass auch die Eltern ihres Chihuahua-Hundes Brutus (Moonie) dabei sein sollen. Doch Nachforschungen ergeben, dass Brutus’ Mutter in einem Tierversuchslabor einer Kosmetikfirma gehalten wird. Elles Bemühungen, ihre Kanzlei dazu zu bewegen, gegen Tierversuche für Kosmetik vorzugehen, haben zur Folge, dass Elle gekündigt wird. So kommt sie zu dem Entschluss, dass sie selbst nach Washington, D.C. gehen muss, um mit einer Gesetzesvorlage dafür zu sorgen, dass diese Tierversuche verboten werden. Vor Ort kennt sie die Kongressabgeordnete Victoria Rudd (Sally Field), deren Mitarbeitende, allen voran Grace (Regina King), alles andere als begeistert von Elle sind. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz lässt die sich selbst in Anbetracht von Korruption und Missgunst nicht abhalten, für das zu kämpfen, was ihr wichtig ist. Auch mit Hilfe ihrer Freundinnen …
Kritik:
Die Fortsetzung zur überraschend erfolgreichen Komödie Natürlich blond [2001] fühlt sich in vielerlei Hinsicht wie ein Rückschritt an. Und das, obwohl die Verantwortlichen durchaus aufwändig eine Geschichte mit größerer Bedeutung erzählen wollen. Aber nicht nur, dass Natürlich blond 2 eine Hauptfigur vorstellt, die kaum den Charme versprüht, den sie im ersten Teil besaß, hintersinniger Humor wird hier durch platten Slapstick ausgetauscht. Das ist so oberflächlich, dass ein paar gute Bemerkungen den Rest kaum aufwiegen.
Die Geschichte setzt nicht lange nach dem Ende des vorigen Teils an. Elle Woods ist inzwischen eine erfolgreiche Anwältin in einer renommierten Kanzlei. Es steht sogar eine wichtige Beförderung an. Um ihr Glück perfekt zu machen, hat Emmett um Elles Hand angehalten und die Hochzeit soll in einigen Monaten stattfinden. Doch als Elle eine Gästeliste zusammenstellen will, fällt ihr ein, dass ein wichtiges Familienmitglied fehlt: Die Eltern ihres geliebten Chihuahua Brutus. Deshalb engagiert sie einen Privatdetektiv, die Eltern ihres Hundes ausfindig zu machen und muss feststellen, dass Brutus’ Mutter in einem Tierversuchslabor eines großen Kosmetiklabels gefangen gehalten wird. Da ausgerechnet ihre Kanzlei die Muttergesellschaft des Labels vertritt, will sie erreichen, dass von der Kanzlei aus Druck ausgeübt wird, auf Tierversuche zu verzichten. Doch stattdessen wird Elle gefeuert. Deshalb macht sie sich auf nach Washington, um zusammen mit der Kongressabgeordneten die „Brutus Gesetzesvorlage“ einzubringen, mit der Tierversuche für Kosmetik landesweit verboten werden sollen. Aber nicht nur, dass niemand Elle ernst zu nehmen scheint, nachdem sie erste Erfolge errungen hat, formiert sich erbitterter Widerstand gegen ihr Vorhaben.
Dass es Natürlich blond 2 verpasst, am Ende einen handfesten Aufruf an das Publikum zu richten, oder überhaupt irgendwelche Zahlen hinsichtlich des Verbots von Tierversuchen in der Kosmetikindustrie, ist nur ein offensichtliches Versäumnis. Ungeachtet des erwartbaren Ausgangs der Komödie, sind Tierversuche für Kosmetik in den Vereinigten Staaten Stand heute nicht auf Bundesebene, sondern lediglich in zwölf Bundesstaaten verboten (in der Europäischen Union grundsätzlich ebenfalls). Es scheint zudem in gewisser Hinsicht scheinheilig, wenn sich Elle um das Wohl der Tiere sorgt, während ihre Freundin Paulette davon erzählt, wie unvergleichlich sich Leder als Kleidungsstück anfühlt, ohne dafür kritisiert zu werden. Filmemacher Charles Herman-Wurmfeld scheint an einem Dilemma, das sich für die modebewusste Elle daraus ergeben würde, nicht interessiert. Stattdessen begleitet er sie auf dem Weg nach Washington, wo sie einmal mehr dieselben Widerstände erwarten, mit denen sie sich im ersten Film bereits konfrontiert sah.
So wird sie auf Grund ihres pinken Auftretens und ihrer gutherzig offenen Art selbst von den Mitarbeitenden der Kongressabgeordneten Rudd als „Kapitol-Barbie“ bezeichnet und offen vorgeführt. Ihre Versuche, Frieden zwischen den gegeneinander arbeitenden Mitarbeitenden zu stiften, wird unterminiert und außer vom Hotelportier Sid wird sie von niemandem ernst genommen. Nicht einmal von der Kongressabgeordneten selbst, die kaum Zeit für sie zu haben scheint. Dafür erhält Elle einen Einblick in den Prozess, wie Gesetze entstehen oder Mehrheiten zwischen den politischen Lagern gefunden werden. Wenn sie in Anbetracht eines Gemauschels dann feststellt, dass dies nicht das ist, was das Volk an sich will, trifft sie den Nagel auf den Kopf. So auch bei einer Ansprache am Ende, die mit einem kruden Vergleich beginnt, aber trotzdem noch inhaltlich auf die richtige Bahn einbiegt. Doch diese wenigen Momente sind eingerahmt in eine Geschichte, in der sich Elle sowohl hinsichtlich ihrer Interessen als auch ihres Ausdrucks und wie sie auf die Menschen in ihrer Umgebung reagiert, die nicht ehrlich zu ihr sind, zurückentwickelt zu haben scheint.
Dies beginnt mit einer Präsentation vor den Partnern der Anwaltskanzlei, die aus nicht mehr als gestellten Hundefotos besteht, und endet mit einer Tanznummer auf den Stufen des Repräsentantenhauses. Dazwischen, in Gesprächen mit ihren Freundinnen, beweist Elle eine Oberflächlichkeit, die im ersten Film nicht mehr als das Klischee war, das man mit ihrer Figur verbunden hat, ehe man erkannte, dass mehr in ihr steckt. Doch davon ist Natürlich blond 2 kaum mehr etwas vorhanden, wenn sich die Verantwortlichen stattdessen mit homosexuellen Hunden beschäftigen oder selbst Emmett, der bislang eine Stimme der Vernunft war, auf Oberflächlichkeiten Wert legt.
All das wirkt albern, anstatt entlarvend, und ausschließlich um faden Slapstick denn hintersinnigen Humor bemüht. Wohin die Geschichte mäandriert, ist zudem lange absehbar und die teils offensichtlichen Trickeffekte, wenn Elle vor Wahrzeichen in Washington, D.C. steht, dort aber offenbar nicht gedreht wurde, runden den wenig schmeichelhaften Gesamteindruck ab. Es hilft auch nicht, dass insbesondere zu Beginn manche Figuren in den Dialogen frontal in die Kamera blicken, als wollten sie direkt das Publikum ansprechen. Selbst Hauptdarstellerin Reese Witherspoon scheint mitunter entweder gelangweilt, oder ihre Dialoge lediglich vorzutragen, ohne wirklich davon mitgenommen zu werden. Das überträgt sich schneller auf das Publikum, als einem lieb ist.
Fazit:
Die Idee, Elle Woods, die nicht nur deutlich ambitionierter und intelligenter ist, als man ihr auf den ersten Blick zutrauen würde, sondern deren unverblümte, vielleicht sogar ein wenig naive Weltsicht sie ungemein sympathisch werden lässt, in das Zentrum der Macht gehen zu lassen, wo sie einen Einblick erhält, wie Gesetze entstehen und welche Widerstände selbst anständige Vorhaben erwarten, klingt gar nicht abwegig. Doch anstatt ihre einzigartige Perspektive zu nutzen, begnügt sich Filmemacher Charles Herman-Wurmfeld damit, Zeit im Hunde-Spa zu verbringen, in Frisiersalons oder mit Studentenverbindungsritualen. Natürlich blond 2 nimmt weder die Figuren und ihr Anliegen, noch die Geschichte ernst. Dabei hat Teil eins Klischees aufgezeigt, um sie entsprechend als oberflächlich vorzuführen. Die Fortsetzung jedoch blendet den zweiten Schritt schlichtweg aus. Das ist weder mitreißend, noch ausgesprochen witzig. Trotz ein paar guter Momente, ist es vor allem eine verpasste Chance.