Sleepy Hollow [1999]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. Oktober 2024
Genre: Fantasy / Horror

Originaltitel: Sleepy Hollow
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA / Deutschland / Großbritannien
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Tim Burton
Musik: Danny Elfman
Besetzung: Johnny Depp, Christina Ricci, Miranda Richardson, Michael Gambon, Casper Van Dien, Jeffrey Jones, Ian McDiarmid, Michael Gough, Marc Pickering, Lisa Marie, Steven Waddington, Ray Park, Christopher Walken, Christopher Lee, Richard Griffiths


Kurzinhalt:

Der junge Polizei-Constable Ichabod Crane (Johnny Depp), dessen Bemühen, die Ermittlungsarbeit im Jahr 1799 wissenschaftsbasiert und zukunftsorientiert auszurichten, von seinen Vorgesetzten abgelehnt wird, wird entsandt, im nördlich von New York City gelegenen Örtchen Sleepy Hollow eine unerklärliche Mordserie zu untersuchen. Innerhalb von zwei Wochen wurden dort drei Menschen ermordet. Alle wurden geköpft, doch ihre Köpfe nicht aufgefunden. In Sleepy Hollow angekommen, trifft Crane auf den einflussreichen Baltus Van Tassel (Michael Gambon) und seine Frau Mary (Miranda Richardson). Von ihrer Tochter Katrina (Christina Ricci) ist Ichabod sofort fasziniert. Die Dorfältesten erzählen Crane von einer Legende, die für die Morde verantwortlich sein soll: ein kopfloser Reiter. So sehr Ichabod Crane darauf aus ist, zu beweisen, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut der Mörder ist, eine Begegnung lässt ihn an seinen Überzeugungen zunehmend zweifeln …


Kritik:
Nur in groben Zügen basierend auf der 1820 erschienenen Kurzgeschichte von Washington Irving, die im übrigen bereits 1980 als gleichnamiger Fernsehfilm mit Jeff Goldblum in der Hauptrolle verfilmt wurde, erzählt Filmemacher Tim Burton mit Sleepy Hollow einen geradezu altmodischen Fantasy-Horror-Film. Getragen von einer tollen Stimmung sowie starken Darbietungen, überzeugt insbesondere die Ausstattung. Doch so sehr das Drehbuch bemüht ist, hier eine eigenständige Geschichte nebst Mythologie zu entwickeln und so gut dies in gewisser Hinsicht gelingt, zahlreiche Ansätze versickern und die Auflösung lädt kaum zum mitfiebern ein.

Das mag teilweise dem Umstand geschuldet sein, dass Drehbuchautor Andrew Kevin Walker, dessen Vorlage zu Sieben [1995] einen der einflussreichsten Thriller jener Zeit ermöglichte, Sleepy Hollow ursprünglich als einen Slasher-Horror-Film konzipierte. Insbesondere die amüsanten Charakterzüge des von Johnny Depp fantastisch verkörperten Polizisten Ichabod Crane kamen erst später hinzu. Die Geschichte beginnt 1799, als das verschlafene, Titel gebende Örtchen Sleepy Hollow von einer Mordserie heimgesucht wird. Crane, dessen fortschrittliche Ansichten hinsichtlich forensisch-wissenschaftlich basierter Polizeiarbeit auch bei den Richtern in New York auf Ablehnung stoßen, wird aus der Großstadt entsandt, die Morde zu untersuchen. Drei Menschen haben in Sleepy Hollow innerhalb von 14 Tagen ihren Kopf verloren – die im Gegensatz zum Rest der Leichen darüber hinaus nicht aufgefunden wurden. Während die verängstigten Menschen in Sleepy Hollow befürchten, dass ein grausamer hessischer Söldner, der 20 Jahre zuvor getötet und begraben wurde, als kopfloser Reiter zurückkehrt, um sich zu rächen, ist Crane überzeugt, eine natürliche Erklärung zu finden. Doch was er sieht und erlebt, stellt seine Überzeugungen zunehmend in Frage.

Dabei ist Ichabod Crane kein klassischer Held. Mit seinen Ansichten, selbst gebastelten Untersuchungswerkzeugen und seinem schieren Auftreten, reserviert, dunkel gekleidet und mit einer gewissen Arroganz gegenüber den ländlichen Bewohnern Sleepy Hollows, bleibt er zwar sympathisch. Doch sieht man bereits sein erstes Gespräch mit den Ältesten in Sleepy Hollow, in denen er glaubt, ihnen die Situation erklären zu können, ehe ihm der Hintergrund und die Legende des kopflosen Reiters erzählt wird, dann wird deutlich, wie unsicher Crane in dieser ungewohnten Umgebung, konfrontiert mit einem Mysterium, das er nicht versteht, tatsächlich ist. Depps Körperhaltung, ein leichtes Zittern oder seine Mimik sprechen hier Bände und tragen ungemein zur Atmosphäre des übernatürlichen Krimis bei. Doch statt diesen zu nutzen, Crane seine Überzeugungen hinterfragen und schrittweise überwinden zu lassen, gibt Sleepy Hollow früh preis, ob es sich hier tatsächlich um einen Geist oder von Menschen verübte Verbrechen handelt. Mehr noch, Crane wirft seine Ansichten im Nu über Bord und kann kurz darauf sämtliche Zusammenhänge des Mysteriums durchschauen. Es ist eine Wandlung, die nicht nur viel zu schnell vonstattengeht, sondern zur Figur schlicht nicht passen mag.

Gleichermaßen entwickelt sich hier keine wirkliche Liebesgeschichte zwischen Ichabod und der Tochter eines wohlhabenden Bauern, Katrina Anne Van Tassel, sondern sie existiert bereits bei ihrem ersten Aufeinandertreffen, bei dem Katrina noch mit einem anderen Mann verlobt ist. Es sind Aspekte der Geschichte, die geradezu offensichtlich unterentwickelt sind, wie auch Cranes traumatische Kindheit. Immer wieder träumt er von seiner Mutter und seinem tyrannischen Vater, doch die Erfahrungen scheinen sein Wesen oder Handeln im Hier und Jetzt nicht zu prägen. Wozu sind sie dann Teil der Geschichte? All dies tritt in der zweiten Filmhälfte stärker zum Vorschein, wenn Sleepy Hollow den unheimlichen Krimi, der in gewisser Hinsicht an eine Verfilmung der Sherlock Holmes-Fälle mit Basil Rathbone erinnert, aufgibt, um sich ganz dem Fantasy-Element zu widmen. Sieht man jedoch Cranes unheimliche Begegnung in einer Hütte im Wald, oder die Entwicklungen beim Finale, wird deutlich, dass die Mythologie nie vollends vorgestellt wird.

Das ändert allerdings nichts daran, dass Filmemacher Tim Burton eine immens stimmungsvolle Erzählung gelingt, die im späteren Verlauf bewusst an unheimliche Genreproduktionen von einst erinnert, deren Geschichten beinahe ausschließlich im Studio entstanden. So auch hier die Aufnahmen im finsteren Wald, dessen Flair geradezu greifbar wird. Oder der Ort Sleepy Hollow selbst, dessen Häuser eine Plastizität, einen stilisierten Realismus besitzen, der heutigen Produktionen meist fehlt. Die Ausstattung von Sleepy Hollow ist fantastisch, als wäre sie einem zum Leben erweckten, finsteren Märchenwald entsprungen. Kostüme und Bauten sind erstklassig, die schaurige Umgebung auch dank der herausragenden musikalischen Untermalung von Danny Elfman beinahe eine eigenständige Person im Film. All das entschädigt für Vieles und zeichnet den überraschend brutalen Genrefilm bis heute aus.


Fazit:
Selbst wenn Filmemacher Tim Burton nicht zimperlich ist, wenn es um die dargestellte Gewalt seines Fantasy-Horrors geht, selbst sein kopfloser Reiter ist nie grausam. Dass Johnny Depp die Verschrobenheit seiner Figur bereitwillig annimmt, sorgt für unerwartet heitere, mitunter auch bitterböse Momente. Zusammen mit Christina Ricci trägt er eine Geschichte, die die verschiedenen Genres nicht immer passend vereint, sondern zwischen ihnen abwechselt. Insbesondere die Entwicklung der Hauptfigur geht dabei zu schnell und zahlreiche Charaktere spielen keine wirkliche Rolle. Doch das fällt dank der einfallsreichen Präsentation kaum ins Gewicht. Die Bilderauswahl überzeugt mit bedeutungsvollen Perspektiven und erzeugt gleichzeitig eine gelungen unheimliche Atmosphäre. Sleepy Hollow ist ein toll gemachter, teils gruseliger, teils amüsanter Fantasy-Horror-Film. Schon die Ausstattung allein ist ein Fest, so dass selbst die mitunter offensichtlichen Trickeffekte den Unterhaltungswert nicht schmälern.



Die 4K Ultra-HD-Veröffentlichung von Sleepy Hollow

Bereits 2023 erschien bei Paramount Home Entertainment Sleepy Hollow erstmals als 4K Ultra-HD mit Blu-ray. Passend zum 25jährigen Jubiläum wird diese Edition nun um eine chice Steelbook®-Version ergänzt, die mit einem ebenso edlen wie schaurigen Design aufwartet.

Inhaltlich hat sich zur letztjährigen Veröffentlichung nichts geändert, was einerseits erfreulich ist, aber gleichzeitig auch durchaus enttäuschend.

Features der 4K Ultra-HD bzw. Blu-ray
  4K Ultra-HD-Disc Blu-ray-Disc
Tonspuren  • Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio
 • Englisch Audio Description
 • Deutsch 5.1 Dolby Digital
 • Französisch 5.1 Dolby Digital
 • Japanisch 2.0 Dolby Digital
 • Englisch 5.1 DTS-HD Master Audio
 • Englisch Audio Description
 • Deutsch 5.1 Dolby Digital
 • Spanisch 2.0 Dolby Digital
 • Französisch 5.1 Dolby Digital
 • Italienisch 2.0 Dolby Digital
Untertitel Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Japanisch Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Dänisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Holländisch, Norwegisch, Finnisch, Schwedisch
Extras keine  • Sleepy Hollow – Blick hinter die Legende* (30 min.)
 • Gedanken über Sleepy Hollow* (11 min.)

* mit deutschen Untertiteln

Mehr als ein Dutzend Veröffentlichungen hat Sleepy Hollow auf Disc in den letzten 25 Jahren erfahren. Bereits auf DVD und Blu-ray gab es unterschiedliche Releases, zuletzt 2020. Die damalige Blu-ray ist offenbar dieselbe wie diejenige der aktuellen 4K Ultra-HD-Veröffentlichung. Von der vorgenommenen Restaurierung des durchaus herausfordernden Bildmaterials profitiert die neue Blu-ray damit bedauerlicherweise nicht.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Extras dieselben sind wie 2020. Damals wurde bis auf zwei Making-ofs sämtliches Bonusmaterial der vorigen Veröffentlichungen gestrichen. Darunter Interviews mit der Besetzung, ein Blick hinter die Kulissen und vor allem ein Audiokommentar von Regisseur Tim Burton. All dies fehlt nun ebenfalls bei der aktuellen Blu-ray, wobei die 4K Ultra-HD-Disc des Sets selbst gar keine Extras beinhaltet.

Die Restaurierung, die Paramount dabei präsentiert, kann sich indes buchstäblich sehen lassen, selbst wenn im Vergleich zu den bisherigen Veröffentlichungen ein Aspekt sichtbar auffällt. Als ein visuell stilisierter Fantasy-Film besitzt Sleepy Hollow nicht nur eine ganz eigene Farbpalette, die stellenweise derart zurückgenommen ist, dass das Bild beinahe schwarzweiß erscheint. Auch die Bildauswahl selbst ist Teil des Stils mit Aufnahmen, die ganz bewusst Tageslicht vermissen lassen, düster und dunkel gehalten sind. All dies kommt bei der 4K Ultra-HD-Disc hervorragend zur Geltung. Statt in einem Bildverhältnis von 1.78:1 der bisherigen Veröffentlichungen, wird das Bild nun in 4K in dem ursprünglichen Verhältnis von 1.85:1 präsentiert. Die auf 35mm Film aufgenommenen Bilder von Kameramann Emmanuel Lubezki profitieren dabei von einem spürbaren Hinzugewinn an Schärfe und Plastizität, selbst wenn die Hintergründe oftmals geradezu zweidimensional erscheinen, was beabsichtigt ist, entstanden die Kulissen gewollt im Studio, auch als Hommage an die Genreklassiker von einst. Das Rauschen ist nur gelegentlich wahrnehmbar, wobei manche Momente überraschend glatt aussehen, als wäre eine Rauschunterdrückung zum Einsatz gekommen. Störend ist dies aber nicht, selbst wenn es den Bildern mitunter das cineastische Flair ein wenig nimmt. Dafür kann das Publikum nun Details und feine Strukturen bei der Kleidung oder den Kulissen erkennen, die früher nicht zu sehen waren. Das heißt, wenn die generelle Bildhelligkeit dies überhaupt zulässt. Die grundlegende Helligkeit scheint bei der 4K Ultra-HD-Disc merklich niedriger, als selbst bei der beigelegten Blu-ray. Das bedeutet zwar, dass Ichabod Cranes Kleidung pechschwarz erscheint, doch dank des erweiterten Farbumfangs in HDR (HDR10 und Dolby Vision sind enthalten) gibt es hier viele feine Unterschiede in der Schattierung. Ganz abgesehen davon, dass Hauttöne nun deutlich natürlicher aussehen. Zudem erscheinen die wenigen hellen Momente oder auch Blitze in manchen Szenen geradezu gleißend hell. Eine Traumsequenz insbesondere sticht bei der Farbintensität derart heraus, dass man meinen könnte, sie stamme aus einem anderen Film.

Die deutsche und englischen Sprachspur liegen jeweils im gleichen Format vor wie zuletzt, was insofern ein Rückschritt ist, da die Veröffentlichungen vor 2020 die deutsche Tonspur im verlustfreien DTS-HD Master Audio beinhalteten, während sie hier „nur“ als Dolby Digital 5.1 vorliegt. Berichten zufolge soll die englische Tonspur gegenüber vorigen Veröffentlichungen aufgewertet worden sein. Für die deutsche Sprachfassung lässt sich sagen, dass der Ton, wie erwartet, frontlastig präsentiert wird, was aber nicht negativ zu verstehen ist. Insbesondere nicht, da sowohl Musik wie auch Toneffekte überraschend dynamisch eingespielt werden. Der Mix besitzt eine unerwartete Aggressivität, unter der die über den Center Lautsprecher ausgesteuerten Dialoge aber zu keinem Moment leiden.

Nimmt man all dies zusammen, ist die 25jährige Jubiläums-Edition von Sleepy Hollow als 4K Ultra-HD mit Blu-ray im Steelbook® ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann das Publikum den Fantasy-Horror in einer nie dagewesenen optischen Qualität erleben, bei der die dunkle Ausrichtung der Bildersprache vom HDR enorm profitiert und damit das Set-Design erstklassig zur Geltung bringt. Andererseits bietet das Steelbook® keinen Mehrwert gegenüber der letztjährigen Veröffentlichung, so dass nicht einmal zum Jubiläum die bei vorigen Releases enthaltenen Extras enthalten sind. Das ist nicht nur deshalb bedauerlich, da Fans des Films somit nicht die eine, ultimative Veröffentlichung erhalten, die alle vorigen obsolet macht, sondern weil dies vermutlich der letzte Release von Sleepy Hollow auf einem physischen Medium sein wird. Umso mehr hätte man sich gewünscht, dass die Jubiläums-Edition ihrem Namen auch alle Ehre machen würde.

Doch sollte das Fans und solche, die Sleepy Hollow zum ersten Mal bzw. wiederentdecken wollen, nicht abhalten. Dank einer gelungenen Restaurierung erstrahlt die düster-dunkle Horror-Mär in nie gesehenem Glanz, bei der die wenigen Farben gerade deshalb hervorstechen, weil die feinen Schattierungen zuvor so stimmig präsentiert wurden. Das allein rechtfertigt bereits mehr als nur einen Blick.

Wertung der 4K Ultra-HD-Disc:
4 von 6 Punkten

Sleepy Hollow-Packshot Sleepy Hollow
ist seit 10. Oktober 2024
als limitiertes Steelbook®
in 4K Ultra-HD von
Paramount Home Entertainment erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
Paramount Pictures / Mandalay Pictures LLC.
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.