Im Angesicht des Todes [1985]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 04. November 2013
Genre: Thriller / ActionOriginaltitel: A View to a Kill
Laufzeit: 131 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 1985
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: John Glen
Musik: John Barry
Darsteller: Roger Moore, Christopher Walken, Tanya Roberts, Grace Jones, Patrick Macnee, Patrick Bauchau, David Yip , Fiona Fullerton, Manning Redwood, Alison Doody, Willoughby Gray, Desmond Llewelyn, Robert Brown, Lois Maxwell, Walter Gotell, Geoffrey Keen
Kurzinhalt:
Im Namen der britischen Regierung fertigt Zorin Industries Mikrochips, die einem elektromagnetischen Impuls, beispielsweise bei einem Atomschlag, standhalten können, wodurch die Streitkräfte selbst im Ernstfall noch reagieren könnten. Allerdings konnte James Bond (Roger Moore) bei seiner jüngsten Mission in Sibirien eine exakte Kopie eines solchen Chips sicherstellen, die sich zweifelsfrei in sowjetischer Hand befunden hat. Für Bonds Vorgesetzten M (Robert Brown) steht fest, dass Firmenleiter Max Zorin (Christopher Walken) ein doppeltes Spiel spielt treibt und es liegt an Bond, dies zu beweisen. Zusammen mit Sir Godfrey Tibbett (Patrick Macnee) nutzt Bond eine angekündigte Pferdeauktion auf Zorins Anwesen, um Licht in die Angelegenheit zu bringen.
Dabei macht er nicht nur Bekanntschaft mit Zorins rechter Hand May Day (Grace Jones), die mindestens ebenso skrupellos ist, wie ihr Arbeitgeber, sondern auch mit Stacey Sutton (Tanya Roberts), der Zorin einen Scheck über einen sehr großen Geldbetrag ausgestellt hat. Die Spur führt in die USA, wo Zorin eine Operation geplant hat, mit der er sich nicht nur seiner Konkurrenz entledigen will, sondern die gleichzeitig das Angesicht der amerikanischen Westküste verändern würde ...
Kritik:
Vielleicht ist es den europäischen Wurzeln der Figur geschuldet, dass der britische Geheimagent mit der Nummer 007 viele exotische Schauplätze rund um den Globus besucht, in den USA aber nur selten Halt macht. In Im Angesicht des Todes kommt insbesondere der dort boomenden Technologie-Industrie viel Aufmerksamkeit zu. So viel, dass man beinahe übersehen könnte, dass der 14. Teil der James Bond-Reihe nach sieben Filmen nicht nur den Abschied von Roger Moore, sondern auch von Miss Moneypenny-Darstellerin Lois Maxwell markiert. Umso bedauerlicher, dass sie kaum zu sehen ist und Moore selbst behauptet, es wäre der Bond-Film, der ihm am wenigsten gefällt. Dabei ist er besser als sein Ruf.
Mit Christopher Walken, bekannt geworden durch Rollen in Die durch die Hölle gehen [1978], Projekt Brainstorm oder der Stephen King-Verfilmung Dead Zone - Der Attentäter [beide 1983], verbindet man oft Bösewichtfiguren in Filmen, die bedeutend schlechter sind, als sein Schauspiel. Durch Auftritte in Pulp Fiction [1994] oder True Romance [1993] hat er sich auch ein modernes Vermächtnis geschaffen und man sollte meinen, dass er für die Rolle des Widersachers des beharrlichsten Agenten der Welt wie geschaffen wäre. Aber nicht nur, dass ihm seine Gehilfin May Day die Show stiehlt, die Figur seines Max Zorin ist so abgedroschen angelegt und im letzten Drittel so unnötig zum Psychopathen ausgestaltet, dass nicht einmal Walken darüber hinauszuwachsen vermag.
Die Geschichte erinnert stellenweise an den Klassiker James Bond 007 - Goldfinger [1964], auch auf Grund des Aufbaus. Sie beginnt mit einem Teaser, der actionreicher gehalten ist, als bei vielen Thrillern das Finale. Und auch wenn man Roger Moore anmerkt, dass er für die Rolle des agilen Spions streng genommen zu alt ist, er macht dies mit Selbstironie und einer Leichtfüßigkeit wieder wett, dass nicht nur Bonds Kabbelei mit seinem Kollegen Sir Godfrey Tibbett überaus unterhaltsam geraten. Der noch vor dem Vorspann gerettete Mikrochip verrät dem Leiter der Spezialabteilung, Q, dass der Halbleiterproduzent Zorin, der eigentlich für die westlichen Verbündeten Schaltkreise fabrizieren sollte, die selbst einem elektromagnetischen Impuls standhalten können, diese Technik an die UdSSR verkauft hat. Es liegt an James Bond, dies dem geschätzten Firmenmagnaten nachzuweisen.
Die Schauplätze, welche Im Angesicht des Todes daraufhin vorstellt, reichen vom Eiffelturm in Paris über Zorins Privatgestüt, bis hin zu Silicon Valley nahe San Francisco. Doch selbst wenn die Story die Stationen nachvollziehbar miteinander verknüpft, sie machen einen durcheinander gewürfelten Eindruck, beinahe, als wollte man die unterschiedlichen Actionhöhepunkte miteinander verbinden und musste im Drehbuch notgedrungen einen Weg dorthin finden.
Anders lassen sich überdies zwei unnötig in die Länge gezogene Sequenzen nicht erklären. Beginnt die Verfolgungsjagd auf dem Eiffelturm nicht nur überraschend, sondern auch sehr spannend, schlägt Bond wenig später in einem entwendeten Taxi auf lustig getrimmte Haken durch die Straßen von Paris. Hätte er noch auf dem Turm erkannt, dass er von dem Angreifer geschlagen wurde, hätte man sich diesen erzwungenen Anschluss sparen können. Ähnlich verhält es sich mit dem Feuer in der City Hall und der anknüpfenden Flucht im Feuerwehrtruck, die außer Blechschaden keinen Sinn ergibt. Es ist, als wollten die Macher bei dem sichtbaren Budget unbedingt über die magische Laufzeit von zwei Stunden kommen, um die Kosten irgendwie rechtfertigen zu können.
Zorins Pläne um Silicon Valley sind dabei nicht uninteressant, doch leiden sie gleichermaßen unter seiner klischeehaft angelegten Figur und der mangelnden Chemie zwischen ihm und Grace Jones' May Day, deren Szenen mit Roger Moore außerdem die negativen Spannungen am Set erahnen lassen. Vielleicht wirkt sie allerdings gerade darum bedrohlicher als viele andere Bösewichts-Gehilfen und Bond physisch in jedem Moment überlegen.
Im Angesicht des Todes lässt viel von dem Flair der letzten Teile vermissen. Die Story ist nicht nur ernst, sondern der größenwahnsinnige Schurke so skrupellos, dass man sich angesichts des hohen Body Counts im letzten Drittel – der einzig dazu dient, Zorin noch böser zu machen – fragen muss, ob all das wirklich sein musste. Zusammen mit dem poppigen Titelsong lässt es die Modernisierung und die zukünftige Richtung erkennen, welche die Macher mit dem Film einschlagen.
Fazit:
Im Wandel der Zeit hat sich auch die Figur James Bond immer wieder verändert und angepasst. Die Neonfarben im Vorspann verraten ebenso wie die kantige Grace Jones, dass sich die Produzenten auch an ein junges Publikum Mitte der 1980er Jahre wenden wollen. Das gelingt ihnen mit eindrucksvoll choreografierten Actionsequenzen an einigen Stellen besser, als an anderen. Der deutlich gestiegene Gewaltgrad, wenn auch nicht blutig umgesetzt, verfremden die Atmosphäre, die den meisten Filmen um den britischen Spion gemein war.
Was an Im Angesicht des Todes im Vergleich zu vielen seiner Vorgänger enttäuscht, ist zum einen die langgezogene Erzählung, bei der einige Abschnitte vollkommen überflüssig sind. Zum anderen aber auch der Bösewicht, der so viel Potential mit sich bringt, aber dessen Rolle so wenig davon zu nutzen weiß. Roger Moores Ausstand lebt von seinem unverkennbaren Charme, besitzt jedoch viele Momente, die für sich genommen bedeutend gelungener sind, als der Film als Ganzes.