Drop - Tödliches Date [2025]
Wertung:
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Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 9. April 2025
Genre: Thriller
Originaltitel: Drop
Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Christopher Landon
Musik: Bear McCreary
Besetzung: Meghann Fahy, Brandon Sklenar, Violett Beane, Jacob Robinson, Reed Diamond, Gabrielle Ryan Spring, Jeffery Self, Ed Weeks, Travis Nelson
Kurzinhalt:
Nicht nur ihre Erfahrungen aus der gewalttätigen Beziehung zu ihrem Mann haben Violet (Meghann Fahy) nachhaltig geprägt. Insbesondere, wie die Beziehung zu Ende ging, hat dafür gesorgt, dass sie heute selbst Missbrauchsopfer berät. Inzwischen nach Chicago gezogen, ist Violets Sohn Toby (Jacob Robinson) fünf Jahre alt. Violet selbst, die meist zuhause bleibt, hat sich durchringen können, einem Date mit dem Fotografen Henry (Brandon Sklenar) zuzusagen, mit dem sie sich seit Monaten online unterhält. In dem noblen Restaurant angekommen, beginnt der Abend mit Henry trotz der Unsicherheit gut. Doch beim Blick auf ihr Telefon, das Violet im Auge behält, um zu sehen, ob es Schwierigkeiten Zuhause gibt, wo ihre Schwester Jen (Violett Beane) auf Toby aufpasst, fällt Violet auf, dass jemand unentwegt versucht, ihr Bilder und Nachrichten zu senden. Eine der Mitteilungen weist sie an, die Überwachungskameras in ihrem Haus zu überprüfen, wo Violet eine maskierte Person sieht. Kurz darauf erhält sie die Anweisung, ihr Date zu töten, wenn sie will, dass ihre Familie lebt …
Kritik:
Regisseur Christopher Landon erzählt in Drop - Tödliches Date eine derart absurde Geschichte, dass man sich an den vielen Zufällen und der geradezu abstrus komplizierten Grundidee stören kann. Doch es gelingt dem Thriller dank seiner sympathischen Besetzung, der beengten Örtlichkeit und nicht zuletzt der handwerklichen Finesse, mit der all dies umgesetzt ist, dass diese Kritikpunkte in den Hintergrund treten. Lässt man sich darauf ein, erwartet das Publikum eine kompakte wie packende Story, die besser in Erinnerung bleibt, als sie es im Grunde verdient.
In deren Zentrum steht die alleinerziehende Violet Gates, die lange in einer gewalttätigen Beziehung gefangen war, deren dramatisches Ende als Prolog vorgestellt wird. Inzwischen berät sie selbst Opfer häuslicher Gewalt und ist mit ihrem inzwischen fünfjährigen Sohn Toby nach Chicago gezogen. Drei Monate chattet sie bereits mit dem Fotografen Henry, bis sie sich schließlich traut, auf ein Date mit ihm zu gehen. Violets Schwester Jen soll währenddessen auf Toby aufpassen, wobei Violet das Haus dank der umfangreichen Überwachungsanlage auf dem Smartphone im Blick behält. Mit Henry trifft sich Violet im noblen Restaurant „Palate“, in dem sie in schwindelerregender Höhe vor der Skyline der Stadt am Fenster platziert werden. Doch noch bevor Henry eintrifft, erhält Violet auf ihr Telefon Mitteilungen, dass eine unbekannte Person ihr Bilder und Nachrichten senden („droppen“) will. Violet lehnt eingangs ab und sie und Henry verstehen sich gut. Doch dann fordert die unbekannte Person Violet auf, die Überwachungskamera zuhause zu überprüfen, auf deren Bild sie einen maskierten Fremden erkennt, der Jen und Toby bedroht. Wenn Violet sich etwas anmerken lässt oder das Restaurant verlässt, werden sie sterben. Dabei verfolgt die Person hinter den Nachrichten einen viel finstereren Plan – für Henry soll das Date tödlich enden.
Warum dem so ist, gilt es für Violet herauszufinden und natürlich auch, wer hinter dem perfiden Plan steckt. An sich ist der Kreis der Verdächtigen überschaubar, denn damit die Verantwortlichen Violet die Nachrichten senden können, müssen sie sich in einem Umkreis von 15 Metern und damit ebenfalls im Restaurant befinden. Doch die Drahtzieher scheinen Violet stets mehrere Schritte voraus, nutzen die Überwachungskameras des Restaurants und haben Mikrofone an den wichtigen Stellen angebracht. Jeder Versuch Violets, Hilfe zu holen, schlägt fehl und bringt andere Menschen vor Ort nur in Gefahr. Dabei gibt sie sich durchaus Mühe, was aber dafür sorgt, dass ihr Verhalten mitunter bizarre Formen annimmt. Angefangen von spontanen Tischwechseln, die sie wieder rückgängig macht, bis hin zu dem Umstand, dass sie unentwegt auf ihr Handy blickt oder ihr Auftreten Henry gegenüber bestenfalls sprunghaft erscheint. Drop gelingt es durchaus, die Unsicherheit beider Hauptfiguren herauszuarbeiten, die sich zwar sympathisch sind, die in Anbetracht der seltsamen Gesamtsituation aber nicht wissen, wie sie das jeweilige Gegenüber einschätzen sollen. Dabei bleibt nicht nur der gesamte Hintergrund der Geschichte lange im Unklaren, auch, ob nun Henry oder Violet das eigentliche Ziel sind.
Die Auflösung ist ebenso einfallsreich wie hanebüchen, aber wodurch Drop das Publikum eingangs bereits an sich bindet, ist die schlichte Grundidee. Zu sehen, wie die sich entwickelt, wie Violet die unterschiedlichen Gäste des Restaurants als mögliche Drahtzieher ins Auge fasst, wie sie versucht, auf sich aufmerksam zu machen, ohne dass es auffällt, ist durchaus spannend. Umso mehr, da nicht nur sie und Henry offenkundig in Gefahr sind, sondern auch Violets übrige Familie. Dass sie selbst dabei erneut in eine Situation kommt, in der sie mit Gewalt konfrontiert wird, sie über sich hinauswachsen muss, gibt der Figur – wenn auch nur in einem begrenzten wie absehbaren Umfang – die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Gerade jedoch, wenn die Situation am Ende eskaliert, die Bedrohung nicht mehr nur abstrakt bleibt, sondern körperlich spürbar wird, liefert Regisseur Landon eine emotional packende Auflösung, die nachhaltiger wirkt, als die Zufälle und das konstruierte Setting zuvor für Seufzen sorgt.
Dass man dem durchweg unterhalten beiwohnt, ist auch der handwerklichen Umsetzung zu verdanken. Mit wohl überlegten Kamerafahrten, einer clever eingesetzten Beleuchtung oder Perspektiven gelingt es den Verantwortlichen, sowohl Violet als auch sie und Henry in dem Restaurant zu isolieren und ihre Überlegungen zu visualisieren. Das Design des edlen Restaurants selbst ist bereits mehr als nur gelungen und dass Regisseur Christopher Landon Kamera und Schnitt bis zum Ende einfallsreich nutzt, anstatt wie viele andere Filmschaffenden nach einer gewissen Zeit das Interesse daran zu verlieren, ist ihm hoch anzurechnen. All das sorgt zusammen mit der lange überraschend leichtfüßigen und stellenweise amüsanten Erzählung dafür, dass Drop trotz des ernsten Hintergrunds um häusliche Gewalt ein überraschend spaßiges Erlebnis ist. Vielleicht, um kein böses Omen heraufzubeschwören, nicht unbedingt als Hintergrund für ein erstes Date, aber um ihn Gesellschaft zu sehen, allemal.
Fazit:
Die Idee klingt so simpel wie spannend, aber die Prämisse ist gleichzeitig so weit hergeholt und geht mit so vielen Komplikationen einher, dass man sich fragen muss, weshalb die Person, die alle Fäden in der Hand hält, die Violets Telefon gehackt hat, ihre Familie bedroht und jeden ihrer Schritte überwacht, den Job nicht einfach selbst erledigt. Es ist, als wenn sich die Schurken einer berühmten Agentenfilmreihe ausgefeilte Fallen ausdenken, um den Helden zur Strecke zu bringen, anstatt es einfach zu tun, wenn er vor ihnen sitzt. Inhaltlich ergibt Christopher Landons Thriller somit keinen großen Sinn, doch erzählt er den ernsten Hintergrund so taktvoll, wie er seiner Hauptfigur die Möglichkeit gibt, über sich hinauszuwachsen. Gleichzeitig findet er eine Inszenierung, die mit vielen guten Ideen und Momenten aufwartet, was einen merklich mitnimmt. Insbesondere das packende Finale bietet einen emotional würdigen Abschluss, so dass Drop - Tödliches Date nicht nur besser in Erinnerung bleibt, als der Film streng genommen sein mag, man nimmt es ihm nicht einmal übel, weil er das Beste aus der Idee macht, mit der er beginnt.