BlacKkKlansman [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 2. August 2018
Genre: Drama / Komödie / ThrillerOriginaltitel: BlacKkKlansman
Laufzeit: 136 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Spike Lee
Musik: Terence Blanchard
Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Jasper Pääkkönen, Laura Harrier, Robert John Burke, Topher Grace, Ryan Eggold, Michael Buscemi, Paul Walter Hauser, Ashlie Atkinson, Frederick Weller, Corey Hawkins, Alec Baldwin
Kurzinhalt:
Ende der 1970er-Jahre ist Ron Stallworth (John David Washington) nicht nur der erste afroamerikanische Polizist in Colorado Springs, sondern hat es endlich geschafft, als verdeckter Ermittler eingesetzt zu werden. Seine Freundin Patrice (Laura Harrier), Anführerin einer farbigen Studentenbewegung, weiß davon nichts. Auf eine Zeitungsannonce hin ruft Ron beim Ortsverband des Ku-Klux-Klan an und wird sogar offizielles Mitglied inklusive Ausweis – wobei er vor den übrigen Klan-Mitgliedern durch seinen weißen Kollegen Flip Zimmerman (Adam Driver) „vertreten“ wird, der dafür Rons Identität angenommen hat. Während der Ermittlung steigt Ron innerhalb der Ränge des Ku-Klux-Klan immer weiter auf und knüpft Kontakt zum Landesvorsitzenden David Duke (Topher Grace). Gleichzeitig erfahren sie, dass Felix (Jasper Pääkkönen) vom Ortsverband einen Anschlag plant und Patrice ins Fadenkreuz der rassistischen Organisation geraten ist …
Kritik:
Spike Lees auf Tatsachen basierende Thriller-Dramödie BlacKkKlansman besitzt gerade angesichts der an Zulauf gewinnenden rechtspopulistischen Kräfte in vielen Ländern auf der Welt eine tragische Brisanz. In den USA mit der immer wieder stattfindenden Polizeigewalt gegen Afroamerikaner umso mehr. Doch statt aus der absurd klingenden Ausgangslage um den ersten farbigen Polizisten in Colorado Springs, der sich verdeckt in den Ku-Klux-Klan einschleust, einen packenden Thriller zu erzählen, gerät die Schilderung des Filmemachers so schleppend, dass würde er selbst am Ende den aktuellen Bezug nicht betonen, ihn manche im Publikum gar nicht erkennen würden.
Die wahre Geschichte erzählt von dem jungen Afroamerikaner Ron Stallworth, der der erste farbige Polizist in Colorado Springs Ende der Siebzigerjahre wird. Der unverhohlene Rassismus, der ihm gerade von Seiten mancher Kollegen alltäglich entgegenschlägt, zermürbt ihn zusehends und als er die Chance bekommt, bietet er sich für die verdeckten Ermittlungen an. Auf eine Zeitungsannonce hin meldet er sich telefonisch beim Ortsverband des rechtsradikalen Ku-Klux-Klan und bekundet sein Interesse einer Mitgliedschaft. Zu seiner Überraschung ist man dort sogar so angetan von ihm, dass man ihn zu einem Treffen lädt. Ron in Person zu vertreten fällt seinem jüdischen Kollegen Flip Zimmerman zu, während Ron selbst weiter den telefonischen Kontakt pflegt. Es klingt vollkommen absurd, dass ausgerechnet ein Farbiger und ein Jude den Ku-Klux-Klan unterwandern, aber nun ja, so hat es sich zugetragen.
Als wäre die Situation nicht bereits kompliziert genug, bandelt Ron mit der Anführerin der farbigen Studentenbewegung, Patrice, an, die, weil sie sich offen gegen die rassistische Polizeigewalt ausspricht, ins Visier von Klan-Mitglied Felix geraten ist. Felix wiederum plant mit seiner Truppe einen Anschlag, nur das Ziel ist noch unbekannt. Währenddessen steigt Ron in der Hierarchie höher und knüpft sogar Kontakt zum Landesgruppenvorsitzenden David Duke, der das Ziel verfolgt, den Rassismus salonfähig zu machen, indem man sich mit scheinbar weichgespülten Thesen der breiten Öffentlichkeit anbiedert.
Im Grunde bietet BlacKkKlansman genug Zündstoff für einen ebenso aktuellen Gesellschaftskommentar wie eine treffende Schilderung jener Ereignisse. Doch Regisseur Spike Lee gelingt es nicht, daraus eine Erzählung zu entwickeln, die das Publikum mitnimmt. Sicher, wenn Ron am Telefon mit den Klan-Mitgliedern spricht und die Vorzüge der „weißen Rasse“ betont, entwickelt das einen durchaus spritzigen – wenn auch sehr trockenen – Humor. Aber es ist bedauerlicherweise nicht packend.
Erst, wenn die Bedrohung gegen Patrice größer und greifbar wird, kommt ein wenig Spannung auf, aber nie so sehr, dass es mitreißt. Das liegt zum größten Teil daran, dass Filmemacher Spike Lee an den Figuren bedeutend weniger interessiert ist, als an der soziopolitischen Lage im Land. Sind also die Stimmung und die Fronten in der Gesellschaft klar definiert und werden entsprechend erörtert, sowohl die Seite der rassistischen Weißen als auch der afroamerikanischen Bevölkerung, die diese Ungleichbehandlung nicht länger hinnehmen will, werden die Charaktere selbst gar nicht ausgearbeitet, geschweige denn entwickeln sie sich im Laufe der Ereignisse. Über Rons Werdegang erfährt man so gut wie nichts, zu Flip gar überhaupt nichts. Weswegen er trotz des persönlichen Bezugs der antisemitischen Äußerungen der Klan-Mitglieder überraschend unbeteiligt scheint, wird zwar angesprochen, aber nicht aufgeklärt. Dass überdies nicht einmal versucht wird, die Ursachen des Rassismus in den USA zu erörtern, ist schwach.
So schockierend und zermürbend die ständigen rassistischen Anfeindungen und Parolen der Mitglieder des Ortsverbandes sind, sie allein tragen eben nur bedingt einen merklich länger als zwei Stunden dauernden Film. Manche Entscheidungen des Regisseurs wie eine sehr lange dauernde Disco-Tanz-Szene, lassen sich angesichts dessen nicht erklären, zumal die Beziehung zwischen Ron und Patrice nie tatsächlich angesprochen, sondern nur grob umrissen wird. Auch auf Grund der Musik hat es in BlacKkKlansman immer wieder den Anschein, als würde der Film auf etwas Großes zusteuern. Doch bis auf das Finale geschieht erstaunlich wenig Packendes. Dafür ist der Film durchweg sehenswert gespielt und tadellos gefilmt. Auch die Ausstattung ist gelungen. Die am Ende eingefügte Schilderung eines Lynchmobs sticht aus alledem merklich hervor und geht auch an die Nieren. Aber sie wirkt angesichts des restlichen Films wie losgelöst, als habe Lee einen emotionalen Anker gesucht, um sein Publikum am Ende zu fesseln. Das gelingt ihm auch, aber eben erst zum Schluss.
Fazit:
So gut BlacKkKlansman von allen Beteiligten gespielt ist und so treffend das Zeitkolorit eingefangen, der an sich traurige und erschreckende Bezug zum heutigen Amerika ist es, der hauptsächlich in Erinnerung bleibt. Schon aus dem Grund, da Regisseur Spike Lee selbst einen Epilog mit den Parallelen und den Auswirkungen in der heutigen Zeit anfügt. Doch bis die eigentliche Story in Fahrt kommt, die Anschlagspläne konkretisiert werden und der Kontakt zum Landesverband hergestellt ist, dauert es sehr lange und viele Szenen sind länger, als sie sein müssten. Der ständige Rassismus und die offene Fremdenfeindlichkeit sind regelrecht zermürbend, so dass die absurd-witzigen Momente das Geschehen gekonnt auflockern. Auf Grund der oberflächlichen Charakterzeichnungen eignet sich das nicht als Biografie und insgesamt ist der Film trotzdem nur mäßig mitreißend. So bewegend und wichtig er inhaltlich auch ist. Dass er beides ist, ist unbestritten.