Black Panther: Wakanda Forever [2022]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. November 2022
Genre: Action / Fantasy / Drama

Originaltitel: Black Panther: Wakanda Forever
Laufzeit: 161 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Ryan Coogler
Musik: Ludwig Göransson
Besetzung: Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Winston Duke, Dominique Thorne, Florence Kasumba, Michaela Coel, Tenoch Huerta, Martin Freeman, Angela Bassett


Kurzinhalt:

Der plötzliche Tod von König T’Challa hat nicht nur das Königreich Wakanda tief getroffen. Sowohl dessen Schwester Shuri (Letitia Wright) als auch seine Mutter Ramonda (Angela Bassett), die nun als Königin regiert, befinden sich ein Jahr später noch in tiefer Trauer. Dabei muss sich Wakanda gegen Versuche der Staatengemeinschaft wehren, das begehrte Vibranium zu erhalten, das nur in Wakanda vorkommt und mit dem sowohl Waffen wie auch Technologie möglich werden. Das unter Wasser lebende Volk von Talokan wendet sich in Form des Königs Namor (Tenoch Huerta) an Ramonda. Er bittet Wakanda um Hilfe, den Erfinder eines Messgeräts zu suchen und zu übergeben, mit dem Vibranium auch am Meeresboden ausfindig gemacht werden kann und das in Talokan ebenfalls verwendet wird. Sollte Wakanda ihm nicht helfen, droht er mit Krieg. Nicht nur, dass dem Königreich der Beschützer in Form des Blank Panther fehlt, noch nie hatten es die Menschen von Wakanda mit ihrer Stärke und ihrer Technologie mit einem Gegner zu tun, der ihnen durch das Vibranium ebenbürtig ist. Dabei ist Namor entschlossener, als sie ahnen …


Kritik:
Es gibt erstaunlich wenig von Black Panther in Ryan Cooglers Fortsetzung Black Panther: Wakanda Forever zu sehen. Das allein muss kein Kritikpunkt sein, zumal sich die Produktion verständlicherweise damit beschäftigt, dass Hauptdarsteller Chadwick Boseman vor mehr als zwei Jahren in viel, viel zu jungen Jahren verstorben ist. Doch die Geschichte, die hier erzählt wird, erinnert in vielerlei Hinsicht an DC Comics überzogene Actionmär Aquaman [2018], nimmt sich dabei aber so ernst, dass man sich fragt, ob die Zeit leichtfüßiger Marvel-Comicverfilmungen vorüber ist.

Die Story beginnt vor dem üblichen, hier aber stumm gehaltenen Studiologo mit der Beerdigung des Königs von Wakanda und Black Panther, T’Challa. Ein Jahr später wehrt sich dessen Mutter, Königin Ramonda, gegen internationale Bemühungen, das einzig in Wakanda vorkommende Vibranium zu teilen, das nicht nur fortschrittliche Technologie ermöglicht, sondern auch verheerende Waffen. Bei einer Mission am Meeresboden setzen amerikanische Streitkräfte ein Gerät ein, mit dem sich Vibranium aufspüren lässt, und tatsächlich soll das Material dort in der Tiefe gefunden worden sein. Doch Schiff und Besatzung werden angegriffen und kurz darauf steht vor Ramonda und ihrer ebenfalls noch in Trauer befindlichen Tochter Shuri der König von Talokan, Namor, ein unter Wasser lebendes Volk, das Namor als gefederten Schlangengott K’uk’ulkan verehrt. Als einziger seines Volkes kann er nicht nur im Wasser, sondern auch an Luft atmen. Außerdem ist Namor nicht nur stärker und schneller als jeder Mensch, er hat spitze Ohren und kann dank kleiner Flügel an seinen Knöcheln fliegen. Nun ja, Marvel-Fans haben schon sonderbarere Dinge gesehen.

So unwirklich Namor als Figur anmutet, man könnte sich damit arrangieren, würden seine Handlungen denn mehr Sinn ergeben. Er wendet sich an Wakanda, um dessen Hilfe zu erbitten. Sie sollen den Wissenschaftler ausfindig machen und zu ihnen bringen, der das Ortungsgerät für das Vibranium entwickelt hat. Was sie tun würden, gäbe es mehr als nur ein Gerät, oder mehr als ein Entwickler, darüber trifft der Film keine zufriedenstellende Aussage. Der Entwickler entpuppt sich als 19jährige Studentin, die Shuri ausfindig macht, ehe beide von Namor gefangen genommen und nach Talokan gebracht werden. Dort erläutert er Shuri in einem langen Rückblick die Geschichte seines Volkes, ehe er ihr offenbart, dass er der Oberwelt den Krieg erklären wird und Wakanda an seiner Seite wissen will. Weshalb er genau einen ganzen Planeten bekämpfen will, zumal nicht einmal klar ist, wie groß die Bevölkerung seiner (hier vorgestellt) vor 350 Jahren mit einem halben Dutzend Leuten begonnenen Gesellschaft überhaupt ist, macht Black Panther: Wakanda Forever nie klar. Zumal – das sei klargestellt – bis auf Wakanda niemand weiß, dass es diese Unterwassermenschen überhaupt gibt. Dass es sie darüber hinaus länger geben soll, muss man erahnen. Das Drehbuch konstruiert hier jedoch einen Konflikt, der schlichtweg keinen Sinn ergibt und nur deshalb eingewoben scheint, dass es einen großen Kampf zwischen den Truppen aus Talokan und Wakanda geben kann. Dass gleichzeitig noch die Vereinigten Staaten einen Schlag gegen Wakanda vorbereiten, der hier aber gar nicht ausgeführt wird, scheint nicht minder erzwungen.

Insbesondere die Geschehnisse im Mittelteil sind kaum greifbar. Der gesamte Abschnitt, in dem Shuri die Unterwasserwelt besucht und von Namor aufgeklärt wird, wirkt wie aus einem anderen Film und das ist nicht als Kompliment gemeint. Trotzdem gibt es immer wieder gelungene Charaktermomente und Regisseur Coogler beweist nicht nur Talent bei der Führung seiner tollen Besetzung, sondern auch bei der Bilderauswahl. Angela Bassett ist das Highlight des Films, ihre Stärke und Autorität sind in jedem Fall spürbar, wie auch ihre Verzweiflung angesichts des Verlustes ihres Sohnes. Als Anführerin der Leibgarde Okoye erweist sich Danai Gurira erneut als vielleicht interessanteste Figur, die eine spürbare Wandlung erfährt, während Lupita Nyong’o gewohnt herausragt. Angesichts dieser Charaktere scheint Letitia Wright als Shuri kaum gefordert. Vor allem wandelt sich ihre Figur am Ende in einer Weise, die nicht nachvollziehbar ist. Insgesamt arbeitet das Finale auf etwas hin, das nicht eingelöst, sondern erzwungen versöhnlich aufgelöst wird. Es der womöglich unbefriedigendste letzte Akte eines Marvel-Films seit langem.

Das sagt insofern viel, als dass die Actionmomente bis dahin nur zeitweise überzeugen können. Die Autoverfolgungsjagd zu Beginn ist bis auf deren Ende mit einer beeindruckenden Einstellung nur wenig packend oder originell. Namors Angriff auf Wakanda überrascht vor allem durch Trickeffekte, die in der zweiten Hälfte zwar an Menge zu-, an Qualität aber spürbar abnehmen. So wirken viele Momente bei Black Panther: Wakanda Forever bedeutsam, um ihnen Bedeutung zu verleihen. Inhaltlich durch eine Nebenhandlung um CIA-Agent Ross aufgebläht, die letztlich keinerlei Auswirkungen auf die Story hat, und einen Epilog als Mid-Credits-Szene ergänzt, der so lange dauert, obwohl das Publikum die Aussage am Ende längst vorweg hat kommen sehen, vermag diese Fackelübergabe an die nächste Black Panther nur phasenweise zu überzeugen. Das ist einfach schade.


Fazit:
Dass Filmemacher Ryan Coogler keine wirkliche Geschichte um den Titel gebenden Black Panther erzählt, sondern stattdessen den bisherigen gebührend verabschiedet, ehe er seine Figuren auf die Reise sendet, ob sie dem Kostüm und der damit verbundenen Verantwortung gewachsen sind, ist eine gute Idee. Es ist auch nicht negativ zu sehen, dass diese Reise bis zum Ende dieses Comicabenteuers dauert. Doch erscheint der Film derart schwer, dass trotz des schwer greifbaren Fantasycharakters in dem etablierten Marvel Cinematic Universe kein Spaß beim Zusehen aufkommt. Gleichzeitig ist das inhaltlich getragen präsentiert, aber bei genauerem Hinsehen wenig gehaltvoll oder schlüssig. Die Entwicklung der Figuren geht entweder kaum oder sehr schnell voran und die vielen Actionszenen reißen nur wenig mit. Dabei bietet Black Panther: Wakanda Forever nicht nur dank der starken Besetzung tolle Charaktermomente und Bilder, die auf Grund ihrer Komposition nachwirken. Aber die sind selten und täuschen kaum darüber hinweg, dass was sie zusammenhält inhaltlich nicht wirklich packt oder schlüssig ist.