Planet der Affen: New Kingdom [2024]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 8. Mai 2024
Genre: Science Fiction / Action / Drama

Originaltitel: Kingdom of the Planet of the Apes
Laufzeit: 138 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Wes Ball
Musik: John Paesano
Besetzung: Owen Teague, Freya Allan, Kevin Durand, Peter Macon, Lydia Peckham, Travis Jeffery, William H. Macy, Neil Sandilands, Eka Darville, Ras-Samuel Weld A’abzgi, Sara Wiseman, Dichen Lachman


Kurzinhalt:

Viele Generationen sind vergangen, seit die Menschen in Folge eines von ihnen selbst entwickelten Virus die Sprache und die Fähigkeit zu höherem Denken verloren haben. Gleichzeitig wurden Affen klüger und haben sich auch dank ihres Anführers Caesar eine eigene Gesellschaft aufgebaut. Der ist jedoch nicht mehr, als ein längst vergessener Name, so wie Menschen die Echos einer vergangenen Gefahr. Gleichwohl weiß Noa (Owen Teague), Sohn des Anführers eines Klans von Schimpansen, die mit Hilfe von Vögeln jagen und ansonsten unter sich bleiben, dass sowohl Menschen als auch andere Affen gefährlich sind. Nachdem sein Stamm von maskierten Affen angegriffen wird, macht er sich auf, seinen Klan zu befreien. Dafür muss er jenseits des Tals reiten, weiter, als er je gereist ist. Auf seinem Weg begegnet er dem Orangutan Raka (Peter Macon), der ihm Geschichten aus längst vergangenen Tagen erzählt, die Noas Sicht auf die Welt auf den Kopf stellen. Eine junge Menschenfrau, die sie Nova (Freya Allan) nennen, folgt ihnen und bald schon betreten sie das Gebiet von Proximus (Kevin Durand), der nicht nur Noas, sondern verschiedene Affenstämme seiner Gefolgschaft einverleibt, um ein Königreich mit uneingeschränkter Macht aufzubauen …


Kritik:
Filmemacher Wes Ball erzählt in Planet der Affen: New Kingdom eine Geschichte, die gleichermaßen als Fortsetzung zur Caesar-Trilogie funktioniert, wie als Beginn einer neuen Erzählung. Angesiedelt viele Generationen nach den Geschehnissen in Planet der Affen: Survival [2017], sieht sich ein Klan von Affen gleich mehreren Bedrohungen gegenüber. Das kann man als Spiegelbild unserer heutigen Zeit verstehen, ist aber in jedem Fall erstklassig gemachte, packende Science Fiction-Unterhaltung.

Im Zentrum der Story steht der junge Noa, Sohn des Anführers eines Klans, der Vögel züchtet und Adler zur Jagd einsetzt. Als sein Klan von einem anderen Stamm angegriffen und entführt wird, macht sich Noa auf, ihn zu finden und zu befreien. Auf dem Weg trifft er nicht nur den Orangutan Raka, sondern auch eine Echo, eine menschliche Frau, die sie Nova nennen. Beide stellen Noas Verständnis von der Welt auf den Kopf, während der Anführer des angreifenden Klans, Proximus, sich nicht nur Noas Stamm einverleibt hat, sondern ein neues Königreich anführen will.
Viel mehr sollte man über die Geschichte von New Kingdom nicht verraten, wenn man die Überraschungen nicht vorwegnehmen möchte. Derer gibt es zahlreiche, die gekonnt die Sympathien zwischen Mensch und Affe oder den verschiedenen Klans der Affen untereinander verschieben.

Die Welt, die das Drehbuch dabei vorstellt, baut gekonnt auf derjenigen der vergangenen Trilogie auf und erweitert diese durchgehend. Die Menschen sind in Noas Welt eine Seltenheit. Immer noch sind sie von einfachem Verstand und nicht in der Lage, zu sprechen. Die Affen hingegen besitzen eine facettenreiche Kultur, angefangen von ihren Aufgaben im Klan der Vögel, bis hin zu Gesichtsbemalungen und Ornamenten, die sie tragen. Von Caesar und der Herkunft der Affen weiß Noas Klan nichts, oder die Ältesten, die über die Geschicke des Stammes entscheiden, haben nicht alles erzählt. Die Welt, bestehend aus grün bewachsenen, verrotteten Überbleibseln von Menschen gemachten Wolkenkratzern, gewinnt für Noa eine neue Dimension, als Raka ihm erzählt, dass Menschen und Affen einst zusammenlebten. Anstatt die Geschehnisse der bisherigen Teile zu wiederholen, abgesehen von kurzen Texttafeln, die sie anfangs zusammenfassen, lässt New Kingdom ein neues wie vertrautes Publikum diese Welt entdecken. Beispielsweise wenn Noa, Raka und Nova auf ihrem Weg zu dem Ort, an dem Proximus Noas Klan gefangen hält, unbekannten Tieren begegnet oder anderen Menschen, die von Proximus’ Soldaten wie Vieh gejagt werden. Weshalb Proximus überhaupt die Jagd auf sie eröffnet, ist dem Plan geschuldet, den der machhungrige Anführer verfolgt. Bedauerlich ist einzig, dass der Antagonist so spät vorgestellt wird. Wes Ball ist merklich damit beschäftigt, diesen Planet der Affen, der einem auf den ersten Blick bereits vertraut scheint, mit einer Hintergrundgeschichte und so mit Leben zu füllen. In den hunderten Jahren seit Caesar als Anführer voranging, ist viel geschehen.

Handwerklich ist Planet der Affen: New Kingdom erstklassig in Szene gesetzt und verblüfft mit einer Detailfülle und Tiefe, die Staunen lässt. Nicht nur, dass Noa und die übrigen Affen als Figuren derart natürlich umgesetzt sind, dass man vergisst, dass dies weit überwiegend ein am Computer entstandenes Abenteuer ist. Viele Bilder besitzen eine beeindruckende Kraft, die sich nicht erst dann offenbart, wenn beim Finale und danach die unterschiedlichen Elemente der Geschichte zusammenkommen. Diese Welt erscheint derart facettenreich, die Figuren greifbar, dass man sie kaum zurücklassen will, wenn der Abspann beginnt. Das mag auch daran liegen, dass das Ende förmlich zu einer Fortsetzung einlädt und man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen sie werden umsetzen dürfen.

In der Welt, die Filmemacher Wes Ball vorstellt, finden sich diejenigen, die mit der vergangenen Trilogie um Caesar vertraut sind, sofort zurecht. Selbst wenn Noas Klan Vieles vergessen zu haben scheint, was die Geschichte der Affen betrifft, sie unterhalten sich mitunter immer noch in Zeichensprache. Die Menschen sind für sie kaum eine Bedrohung, sondern Gegenstand von alten Legenden. Dabei hat Caesar die gesamte Gemeinschaft der Affen stärker geprägt, als auf den ersten Blick ersichtlich, was durch Raka und den „Orden von Caesar“ überdeutlich wird. Als nachfolgende Geschichte zu einer Trilogie, die mit jedem Teil an herausragender Bedeutung hinzugewonnen hat, tritt New Kingdom ein schweres Erbe an. Die Geschichte ist weder so getragen tragisch und packend wie diejenige von Planet der Affen: Revolution [2014], noch so philosophisch hoffnungsvoll-melancholisch wie Survival. Dennoch gelingt Ball kluges und mitreißend umgesetztes Science Fiction-Kino, das man auf der größtmöglichen Leinwand gesehen haben sollte. Nicht nur das Potential, das darin erkennbar ist, weckt Lust auf Mehr.


Fazit:
In gewisser Hinsicht spiegelt die Story zwei verschiedene Arten und Weisen wider, wie die Legende einer prägenden Persönlichkeit von ihren Anhängern verwendet werden kann. Sei es zum Guten, um Güte und Mitgefühl zu lehren, oder in kriegerischer Manier die eigene Macht zu festigen, wie Proximus als selbsternannter Nachfolger Caesars es tut. Wohin sich das Geschehen entwickelt, ist so einfallsreich wie unvorhersehbar und zu sehen, dass die Verantwortlichen am Ende alles zusammenführen, was sie zuvor vorgestellt haben, lässt das Finale nur umso packender werden. Mit einer erstklassigen Optik, bei der es den Anschein hat, diese von Affen beherrschte Welt wäre tatsächlich so gefilmt worden, und in ihrer Vehemenz geradezu vernichtenden, packenden Actionsequenzen, besitzt Planet der Affen: New Kingdom nicht nur viele stark inszenierte Abschnitte, sondern Bilder, die in Erinnerung bleiben. Dabei ist es die facettenreiche Kultur dieser Gemeinschaft, die umso mehr begeistert. Haben zuletzt Menschen gegen Affen gekämpft, bekämpfen sich nun Affen gegenseitig, wobei eine neue, alte Gefahr im Aufstieg begriffen ist. Wes Ball gelingt mit seinem ernsthaften, actionreich-dramatischen Science Fiction-Abenteuer eine tolle Erweiterung der vergangenen drei Filme und gleichzeitig der Beginn einer eigenen, größeren Story mit neuen Figuren. Man kann kaum erwarten zu sehen, wohin die Reise als nächstes führt. Klasse!