Ella und der schwarze Jaguar [2024]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 28. Juni 2024
Genre: UnterhaltungOriginaltitel: Le Dernier Jaguar
Laufzeit: 100 min.
Produktionsland: Frankreich / Kanada / Italien
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Gilles de Maistre
Musik: Armand Amar
Besetzung: Lumi Pollack, Airam Camacho, Emily Bett Rickards, Paul Greene, Wayne Charles Baker, Lucrezia Pini, Kelly Hope Taylor, Eva Avila, Alison Brooks, Letitia Brookes
Kurzinhalt:
Ella Edison (Lumi Pollack) ist kein normales Mädchen, was nicht nur ihr Vater Saul (Paul Greene) öfter zu spüren bekommt. Die ersten sechs Jahre im Amazonas mit ihrem Vater und ihrer Mutter (Eva Avila) bei deren indigenem Stamm aufgewachsen, fühlt sich Ella der Natur verbundener, als viele Teenagerinnen in ihrem Alter. Doch vor acht Jahren musste Ella (Airam Camacho) den Regenwald verlassen, kurz nachdem sie den jungen Jaguar, Hope, den sie adoptierte, da dessen Mutter von Wilderern getötet worden war, freigelassen hatte. Als sie nun einen Brief ihres Onkels Oré (Wayne Charles Baker) an ihren Vater findet, der um Hilfe bittet, da die Situation mit dem illegalen Tierhandel und der Ausbeutung der Natur durch große Konzerne immer schlimmer wird, macht sich Ella auf in den Amazonas. Vor allem, da die Wilderer offenbar Jagd auf Hope machen, die inzwischen der letzte Jaguar in dem Gebiet ist. Ellas Biologielehrerin Anja (Emily Bett Rickards), die zufällig erfährt, dass sie von Zuhause weglaufen will, heftet sich an ihre Fersen und begleitet sie auf einem großen Abenteuer, in dem beide auch etwas über sich und einander lernen …
Kritik:
Die Verantwortlichen hinter dem erfolgreichen französischen Abenteuerfilm Mia und der weiße Löwe [2018] bleiben ihrer Art des Geschichtenerzählens in Ella und der schwarze Jaguar insoweit treu, dass auch dieses Abenteuer aktuelle und wichtige gesellschaftliche Themen für die ganze Familie verständlich aufbereitet und gleichzeitig die Verbindung der Titefigur zu einem geschützten Tier porträtiert. In tollen Bildern eingefangen, ist das ein Abenteuer, das nicht nur ein junges Publikum inspirieren sollte.
Es ist ein trauriger Jahrestag, an dem sich Oré mit einem Brief an seinen in New York lebenden Schwager Saul wendet. Der ist vor acht Jahren mit seiner Tochter Ella (im Original Autumn) aus dem Amazonasgebiet weggezogen, da Saul die Situation für zu gefährlich hielt. Seither, so teilt Oré Ella und Saul mit, ist es nur schlimmer geworden. Für den Bau eines Staudamms durch die skrupellose Doria Dargan soll Orés Stamm umgesiedelt werden, während ihre Flüsse vergiftet werden und Wilderer zuhauf wilde Tiere sammeln, um sie zu verkaufen. Auf eines haben sie es besonders abgesehen: den letzten Jaguar in dem Gebiet. Eher zufällig und nachdem sie erneut von einer Schule verwiesen wurde, da sie sich im Namen des Tierschutzes gegen den Unterricht ihrer Biologielehrerin Anja gewehrt hat, entdeckt Ella den Brief, den ihr Vater vor ihr versteckt hat. Die Zeit im Amazonas hat Ella nie losgelassen, denn sie fand damals ein Jaguarjunges, dessen Mutter von Wilderern getötet worden war. So hat sie sich um Hope, wie sie den Jaguar taufte, gekümmert und ihn aufwachsen gesehen. Auch heute noch, als 15jährige Teenagerin, träumt sie von damals und ahnt, dass es Hope ist, die in Gefahr schwebt. Der Brief ist für sie Beweis genug und da ihr Vater sie nicht begleiten will, um Hope zu retten, entschließt sich Ella, allein in den Regenwald zu fliegen. Nur ihre Biologielehrerin macht ihr einen Strich durch die Rechnung und heftet sich an ihre Fersen.
Was folgt, ist für beide ein großes Abenteuer, denn Ella und Anja könnten unterschiedlicher kaum sein. Ella ist selbständig, unabhängig, frech und geradezu furchtlos, während Lehrerin Anja, die sogar ihren verletzten Igel mit auf die Reise nimmt, vor so gut wie allem Angst hat. Ständig Tabletten schluckend und vor allen Gefahren warnend, sorgt die von Emily Bett Rickards verkörperte Biologielehrerin nicht nur für kindgerechten Humor, der dadurch für das junge Publikum noch lustiger wird, dass das Mädchen in der Geschichte trotz des Temperaments die erwachsenere Person von beiden ist. Anja steuert alle möglichen Informationen über den Amazonas, seine Bedeutung und die Tierwelt bei, während sie selbst von Oré darüber aufgeklärt wird, wie verheerend der Raubbau an der Natur ist, ganz davon abgesehen, was die Menschen mit der dortigen Tierwelt anrichten. Ellas entscheidende Frage an Anja hierzu geht im Film beinahe unter: wenn man als erwachsener Mensch all dies weiß, wie kann man dann nichts dagegen unternehmen?
Die Botschaft von Ella und der schwarze Jaguar ist keine wirkliche Überraschung, aber das macht sie nicht weniger richtig oder wichtig. Vor allem ist sie für alle Altersklassen verständlich dargebracht, ohne dabei für die Jüngsten zu bedrohlich zu werden. Dass sie selbst die Begegnung mit den Wilderern überstehen wird, steht für Ella nie außer Frage, weshalb sie nicht einmal in Deckung geht, wenn auf sie geschossen wird. Ihre größte Sorge ist, dass die erwachsene Hope sie nicht wiedererkennt. Bis es soweit ist, überbrückt Filmemacher Gilles de Maistre die Zeit mit zahlreichen Rückblenden und Erinnerungen, die die sechsjährige Ella mit dem jungen Jaguar zeigen. So putzig und herzerwärmend das ist, die Aufnahmen verblassen merklich gegen diejenigen des ausgewachsenen Jaguars mit Hauptdarstellerin Lumi Pollack. Sind die Bilder des Regenwaldes bereits bezaubernd schön und diejenigen des großen Jaguars für sich genommen faszinierend, fiebert man merklich dem Moment entgegen, wenn Ella nach dem zeitlichen Abstand auf Hope trifft.
Zu Beginn sind ihre gemeinsamen Szenen zwar noch auf eine clevere Schnittarbeit zurück zu führen, treten Hope und Ella allerdings zusammen ins Bild, kann man kaum anders, als sich vor Staunen die Augen zu reiben. Beeindruckend und wunderschön anzusehen, ist diese Verbindung zwischen Mensch und Tier mit Händen zu greifen. Ella und der schwarze Jaguar wird nicht erst aber umso mehr in der zweiten Filmhälfte seinem Titel mehr als nur gerecht und beeindruckt mit Aufnahmen, die man kaum für möglich halten würde. Das zu beobachten, ist nicht nur großartig, es gibt einem in gewisser Weise Hoffnung, dass sich diese Verbindung auf die Menschen im Allgemeinen übertragen lässt.
Die Geschichte selbst ist dabei ebenso wenig überraschend, wie sie ausgenutzt ist. Während zahlreiche spielerische Momente zwischen Ella und Hope den Eindruck erwecken, als seien sie eingestreut worden, um das Publikum zu unterhalten, aber nicht, da sie wirklich notwendig sind, erscheinen weder die Hintergrundgeschichte um den Staudamm noch Bösewichtin Dargan wirklich ausgearbeitet. Über letztere erfährt man beispielsweise so gut wie gar nichts. Dafür nimmt sich Ella und der schwarze Jaguar die Zeit zu erläutern, was mit Ellas Mutter geschehen ist und sogar Lehrerin Anja erhält mehr Tiefe, als man erwarten würde. Das bedeutet nicht, dass hier kein größeres Potential vorhanden wäre. Es heißt lediglich, dass die Herangehensweise ausreicht, um das zu erreichen, was die Verantwortlichen sich vornehmen.
Die Heimvideoveröffentlichung von StudioCanal wartet bedauerlicherweise bis auf eine Filmvorschau und Trailern zu weiteren Filmen ohne jegliches Bonusmaterial auf. Dafür ist auf der Blu-ray sowohl die deutsche als auch die englische Sprachspur jeweils in 5.1 DTS-HD Master Audio enthalten, die tatsächlich erst dann zur Geltung kommt, wenn Ella mit Anja im Amazonas ankommt und dem Geschehen eine angenehme Räumlichkeit verleiht. Deutsche Untertitel sind ebenfalls verfügbar, wobei es vermutlich auch ein junges Publikum interessieren würde zu erfahren, mit welchem Aufwand Regisseur Gilles de Maistre das Abenteuer zum Leben erweckt hat. Immerhin wurden die beiden jungen Hauptdarstellerinnen Lumi Pollack und Airam Camacho über Monate hinweg und teils sogar ein Jahr vor Drehbeginn an die zwei für die Produktion ausgewählten Jaguare gewöhnt. Der Aufwand ist durchaus sicht- und die Authentizität auch spürbar. Schade, dass man hierzu keinen Einblick in Form eines Making-ofs oder von Featurettes erhält.
Fazit:
Ist die Reise in den Regenwald für Ella eine Rückkehr zu ihren Wurzeln, lernt auch die ängstliche Anja (und mit ihr das Publikum) auf dem Abenteuer etwas über sich selbst. Darüber, welche Stärke sie tatsächlich besitzt und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Hauptdarstellerin Lumi Pollack strahlt zu Beginn in der Stadt eine Traurigkeit aus, die spürbar einer unbändigen Freude weicht, wenn Ella schließlich mit Hope wiedervereint wird. Gut gefilmt und von fantastischen Landschaftsaufnahmen eingerahmt, ist nicht nur der Jaguar selbst, sondern gerade die Beziehung zwischen ihm und der Titel gebenden Ella das Highlight der Geschichte. Die ist inhaltlich arg einfach und greift weder den Hintergrund, noch den Alltag des indigenen Volkes im Regenwald ausreichend auf, während der von der Biologielehrerin getragene Slapstickhumor zu plakativ präsentiert wird, deren Beteuerungen, was sie alles „nie tun wird“, jedes Mal zum selben Ergebnis führen (dass sie es tut). Doch diese Kritikpunkte stehen zurück hinter einer Botschaft, die als Plädoyer für mehr Natur- und Tierschutz sowie den Schutz des Lebensraums indigener Völker gleichermaßen unmissverständlich zum Leben erweckt ist. Ella und der schwarze Jaguar rückt diese Aussage für die ganze Familie in das Zentrum einer herzerwärmenden Geschichte. Das zu sehen, ist nicht nur schön, sondern auch wertvoll.
Wertung der Blu-ray-Disc:
Ella und der schwarze Jaguar ist seit 6. Juni 2024 Digital im EST und seit 20. Juni 2024 als DVD und Blu-ray von STUDIOCANAL GmbH erhältlich! |
|
Urheberrecht des Bildes liegt bei STUDIOCANAL GmbH. Verwendet mit freundlicher Genehmigung. |