Die Goonies [1985]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 1. Juni 2024
Genre: Unterhaltung / Komödie

Originaltitel: The Goonies
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1985
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Richard Donner
Musik: Dave Grusin
Besetzung: Sean Astin, Josh Brolin, Jeff Cohen, Corey Feldman, Ke Huy Quan, Kerri Green, Martha Plimpton, John Matuszak, Robert Davi, Joe Pantoliano, Anne Ramsey, Mary Ellen Trainor, Keith Walker, Lupe Ontiveros, Steve Antin


Kurzinhalt:

Auch wenn in ihrer Küstenstadt nicht viel passiert, Mikey (Sean Astin) und seine Freunde Chunk (Jeff Cohen), Mouth (Corey Feldman) und Data (Ke Huy Quan) sind dort überaus glücklich. Doch den Außenseitern, die sich selbst „Goonies“ nennen, stehen große Änderungen bevor, denn die Eltern von Mikey und seinem Bruder Brand (Josh Brolin) müssen das Haus verkaufen und wegziehen. Schon am nächsten Tag soll es abgerissen werden. Da ohnehin alles zusammengepackt werden muss, gehen sie auf den Dachboden, wo Mikeys Vater, Kurator des örtlichen Museums, alle möglichen Artefakte lagert. Dort entdecken sie eine Jahrhunderte alte Schatzkarte, laut der ganz in der Nähe ein Piratenschatz versteckt sein soll. Gegen Brands Anweisung nehmen die Goonies darum ihr Schicksal selbst in die Hand und machen sich auf, den Schatz zu finden, mit dem sich vielleicht sogar der Verkauf aufhalten ließe. Doch schon kurz danach kreuzen sie den Weg der verbrecherischen Mama Fratelli (Anne Ramsey) und ihrer Söhne Jake (Robert Davi) und Francis (Joe Pantoliano), die vom F.B.I. gesucht werden …


Kritik:
Kaum ein Bild verkörpert so sehr das jugendtaugliche Abenteuergefühl der 1980er-Jahre wie eine Gruppe Kinder, die gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs sind. Schon zuvor deutet Filmemacher Richard Donner an, worauf sein einflussreicher Unterhaltungsfilm mit seiner jungen Besetzung hinaus will. Eine Schatzkarte an einem Ort, an dem sonst kaum etwas passiert, eine drohende Gefahr für die Familien, die die Kinder aufhalten wollen – Die Goonies bietet all dies und noch mehr. Vom „noch mehr“ kann jedoch nicht alles überzeugen.

Im Zentrum der Geschichte stehen die Titel gebenden „Goonies“, eine Gruppe Außenseiter, die in der Küstenstadt Astoria, Oregon, leben, in der für gewöhnlich nicht allzu viel Spannendes geschieht. Doch die „Goon Docks“, wie sie ihre Nachbarschaft nennen, sollen schon am nächsten Tag der Vergangenheit angehören. Ein reicher Country Club-Besitzer hat die dort lebenden Familien zum Verkauf gedrängt, um einen Golfplatz bauen zu können und da die Eltern von Mikey und Brand die Schulden nicht bezahlen können, werden sie verkaufen müssen. Es ist also der letzte Nachmittag von Asthmatiker Mikey, dem stets hungrigen Chunk, dem vorlauten Mouth und dem erfinderischen Data in jenem ungastlichen Herbst, als sie auf dem Speicher, auf dem Mikeys Vater alle möglichen Gegenstände des Geschichtsmuseums verwahrt, eine Schatzkarte entdecken. Mikey sieht darin eine Möglichkeit, den Schatz zu finden, so dass die Familie nicht umziehen muss und gegen den Rat seines älteren Bruders Brand macht sich Mikey mit den übrigen Goonies auf, den Schatz zu suchen. Wie die Verbrecherfamilie Fratelli in die Schatzsuche verwickelt ist, sollte das Publikum für sich entdecken. Es soll genügen zu sagen, dass die Goonies auf ihrem Weg durch Höhlen klettern, Fallen umgehen und mehrmals dem sicheren Tod ins Auge blicken müssen.

Dass dies so gut funktioniert, liegt allem voran an der Besetzung, bei der Sean Astin und Josh Brolin, jeweils in ihrem Spielfilmdebüt, besonders hervorstehen. Die quirlige Energie der Kinder, die sich auf ein vermutlich letztes gemeinsames Abenteuer begeben, um ihr Zuhause zu retten, überträgt sich im Nu auf das Publikum. Doch anstatt ihnen allein den Humor zuzuschreiben, stellt Drehbuchautor Chris Columbus die im Grunde Furcht einflößende Familie Fratelli, die ganz zu Beginn einen der Brüder aus dem Gefängnis ausbricht, als Quell des körperbetonten Humors vor. Zwar sind die Erwachsenen bewaffnet und drohen den Kindern immer wieder schlimme Dinge an, doch zu sehen, was mit ihnen geschieht, wie ungelenk sie sich dabei anstellen, macht ihr Auftreten weit weniger bedrohlich. Es ist ein Aspekt, der sich im Columbus’ Kevin - Allein zu Haus [1990] wiederfinden wird. Doch so witzig der Auftakt und so einnehmend das Zusammenspiel der durcheinanderplappernden Goonies, ganz zu schweigen von Brands urkomischen Momenten im ersten Drittel, die Geschichte verliert im Mittelteil das Tempo und die Neugier, die sie anfangs auszeichnen. Das liegt auch an der Einführung einer Figur, die dem Abenteuer die Glaubwürdigkeit nimmt, die es zuvor so packend gemacht hat.

Denn so überzogen insbesondere die Schurken der Geschichte bis dahin agiert haben, das Abenteuer selbst und auch der Weg, den die Goonies nehmen, klingen geradezu realistisch. Nicht nur dank Produzent Steven Spielberg erweckt Die Goonies ein wenig den Eindruck eines Indiana Jones-Abenteuers für junges Publikum. Entdecken sie die Schatzkarte und später einen Höhleneingang, strahlen ihre Augen ob des Ungewissen, das vor ihnen liegt. Dieses Gefühl des Staunens verfliegt leider in den Momenten, in denen ein bestimmtes Mitglied der Fratelli-Familie zu sehen ist und in denen Die Goonies in aufgesetzt wirkende Albernheiten abgleitet. Der unbeliebte Fratelli-Bruder, der nur Sloth genannt wird, mag dabei zu Beginn noch für ein wenig Unbehagen sorgen, da auch ein junges Publikum die Gefahr nicht einschätzen kann, doch spätestens, wenn er vollends zu sehen ist, wandelt sich dies und fortan sind die stärksten Momente diejenigen, in denen Mikey und die Gruppe ihrem Ziel, an zahlreichen Fallen vorbei, immer näher kommen.

In diesen Augenblicken beweist Filmemacher Donner ein Gespür für einen tollen Szenenaufbau, der merklich die Spannung anzieht, selbst wenn nie in Frage steht, wie all dies ausgehen wird. Nichtsdestotrotz nimmt Die Goonies die jungen Figuren und ihre Sorgen ernst, bringt sie mit Leichen sowie Schurken zusammen und damit in große Gefahr, über die sie jeweils hinauswachsen müssen. Anfangs Krimikomödie, im Mittelteil beinahe ein wenig Fantasy-Mystery und am Ende ein Piratenabenteuer, offenbart der Kinderfilm eine große Bandbreite bei der mehr gelingt, als nicht. Die sympathische Besetzung und die tollen Sets machen es leicht, sich im nostalgischen Charme der Geschichte fallen zu lassen. Viele Elemente hiervon hat man in anderen Filmen bereits gesehen, aber nicht nur, dass sie in einer speziell für Kinder erzählten Geschichte zusammenkommen, sie sind handwerklich mit so viel Aufwand und Können umgesetzt, dass es in jedem Alter eine Freude ist, zuzusehen.


Fazit:
Was aus heutiger Sicht gar nicht ungewöhnlich erscheinen mag, war vor 40 Jahren durchaus selten: Ein Film für ein junges Publikum, der mit einem hohen Aufwand umgesetzt und von einer ebenso jungen Besetzung getragen wird, die aber trotz des Humor ernst genommen wird. Filmemacher Richard Donner inszeniert die Titel gebenden Außenseiter als eine Gruppe Kinder, die für ihr Zuhause und ihre Familien kämpfen, selbst wenn sie sich dabei – wie bei Kindern üblich – in ihrer überbordenden Energie kaum auf den Weg zu diesem Ziel einigen können. Hat E.T. - Der Außerirdische [1982] eine Geschichte für die ganze Familie erzählt, bei der Erwachsene und Kinder zu unterschiedlichen Träumen angeregt wurden, richtet sich Die Goonies spürbar an die Jüngeren, die hier ein Abenteuer zum Leben erweckt sehen, das bislang überwiegend den Erwachsenen vorbehalten war. Toll umgesetzt und von einer fantastischen, energiegeladenen Besetzung zum Leben erweckt, ist das tolle Unterhaltung, selbst wenn damals wie heute nicht alle inhaltlichen Entscheidungen gelungen erscheinen.