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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
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Wer nicht hinsieht bleibt nicht verschont
Treffpunkt: Kritik Die Tagespresse ist derzeit voll von Nachrichten, die man an sich gar nicht hören wollte. Seien es die Pläne und Postenaufteilungen der Regierungsparteien in Berlin, bei denen abzusehen war, dass sie in einer Farce münden würden, bei der die Wahlversprechen über Bord gehen würden, oder aber das Ende eines Konzerns, das auch vor der Wahl quasi beschlossen war, das man aber erst nach der Regierungsfindung bekannt machte, um die Wähler nicht zu verstimmen. Es wird von aktuellen Dokumentationen berichtet, dessen Thema (die Abschlachtung von Delphinen vor der Küste Japans) zwar die Menschen in Aufruhr und Wut versetzt, welche die meisten aber genau aus jenem Grund gar nicht ansehen wollen.
Denn so spannend Nachrichten sind, wenn sie etwas Schlimmes beinhalten, so wenig sind wir doch gewillt, aktiv zu werden, um eine Änderung herbeizuführen, selbst wenn etwas unsere tiefsten Überzeugungen erschüttert.
Das fehlerhafte und kurzsichtige Management, dessen Auswirkungen beim Quellekonzern seit Jahren für Probleme sorgte, ist allen geäußerten Meinungen nach schuld an der jetzigen Misere. Trotz Millionenunterstützungen wird jener Versandhandel, der seit Jahrzehnten in Deutschland etabliert war, nun doch vergraben. Zwar erst, nachdem die lukrativen Anteile ausgeschlachtet werden und nachdem die Manager mit Millionenabfindungen auch noch für ihre Misswirtschaft belohnt wurden, aber am Ende helfen jene folgenlosen Schuldzuweisungen den Angestellten wenig, die nun nicht mehr wissen, wie sie ihre Existenz sichern können – oder gar ihre Familie ernähren.
Da mag es zwar der Ursachenforschung dienen, dass andere Versandhäuser schon seit Jahren auf die Internetplattform setzen, während man bei Quelle jedes Jahr Gelder in Millionenhöhe aus dem Fenster geworfen hat, um jedem Haushalt einen gedruckten Katalog zukommen zu lassen, doch warum haben die Regierungsvertreter diesbezüglich ihren Mund nicht aufbekommen, als man vor wenigen Monaten noch stolz verkündete, man habe sichergestellt, dass der aktuelle Katalog gedruckt werden konnte? Hier wollte man lieber die Lorbeeren einheimsen und sicherte sich somit die Wählerstimmen für die Bundestagswahl, statt den Betroffenen damals schon ehrlich ins Gesicht zu sagen, dass ein Katalog allein die angeschlagene Firma nicht retten wird.
Auch hier wurde die Bevölkerung wieder einmal von den Regierenden getäuscht, ihnen eine Sicherheit vorgegaukelt, die es in der Tat nicht gibt. Dabei ärgern bei genauerem Hinsehen aber mehrere Dinge, denn nicht nur, dass man in Berlin (und in dem Fall auch in München) den Menschen ins Gesicht lügt, sondern die Verantwortlichen verkaufen dabei die Bürger noch für dumm. Dass es einem Politiker nicht zwangsläufig die Schamesröte ins Gesicht treiben muss, wenn er nicht die Wahrheit sagt, haben die zahlreichen Gerichtstermine prominenter Regierungsvertreter bei den Schreiber-Prozessen trauriger Weise bewiesen.

So überrascht es auch nicht, dass nun allen ausweichenden Aussagen zum Trotz das Milliardendefizit der Krankenkassen – das selbstverständlich nicht mit vom Gesundheitsfond verursacht wurde – doch mit Steuergeldern aufgefüllt werden soll, indem man nun mit "einkommensunabhäbgige Prämien" den Versicherten mehr Geld aus der Tasche zieht. Wie man das auch immer formulieren möchte, am Ende werden diejenigen, die jetzt schon zahlen, definitiv stärker zur Kasse gebeten.
Und das, obwohl das Gesundheitswesen gerade derzeit für heftige Diskussionen innerhalb der Bevölkerung sorgt. So gab eine im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigte Dokumentation bekannt, wie Pharmakonzerne ein Medikament gegen Neurodermitis verhindern, das in der Tat wirkungsvoll ist. Und das aus nur, weil es zu effektiv und zu billig herzustellen ist. Daran wäre schlicht nichts verdient und die Unternehmen würden sich ihre eigenen Kunden wegkurieren. Wer sich das nicht vorstellen kann und der Meinung ist, ein medizinisches Unternehmen müsse doch darum bemüht sein, den Menschen zu helfen, bevor auf die eigene Gewinnmarge eingegangen wird, dem sei die im Internet frei verfügbare Dokumentation empfohlen, auch wenn dabei manches Weltbild ins Wanken gerät.

Das ebenso, wenn man sich den Bericht der (im Gegensatz zu Stiftung Warentest unabhängigen) Kontrolleinrichtung Foodwatch bezüglich der letzten Lebensmittelmesse Anuga in Köln ansieht. Nicht nur, dass sich deren Aussagen zu dem milde ausgedrückt umstrittenen Produkt Actimel jüngst in einem Gerichtsverfahren in Großbritannien widerspiegelten, wie man auf der Messe feststellen musste, werben die Hersteller verstärkt in großen Lettern mit "Gourmet" oder gar "Premium". Doch finden sich dort ebenso Aromen, Konservierungsmittel und Farbstoffe wieder, wie in den meisten anderen Nahrungsmitteln, wenn nicht gar noch mehr. Auf die Nachfrage bei den Anbietern, warum das so sei, erhielt man bei Foodwatch die Antwort, dass so der natürliche Geschmack noch verstärkt werden würde. "Premium" – und das kommt allen möglichen Anbietern in allen Branchen zugute – ist eben kein geschützter Qualitätsbegriff, sondern frei verfügbar. Und so kann ein jeder seine Arbeit als Premium anbieten, ohne einen Nachweis antreten zu müssen, dass sein Produkt in irgendeiner Art und Weise besser ist, als ein anderes.
Wer Berichte, die zur Nahrungsmittelmesse veröffentlicht wurden, verfolgt hat, wird auch überrascht feststellen, dass "geprüfte Qualität" oder gar eine Regionsangabe auf der Packung ebenso wenig Bedeutung hat. Wenn beispielsweise ein Räucherschinken mit der Herkunft im Schwarzwald beworben wird, kann das Fleisch auch aus irgendeinem anderen europäischen Land stammen und wurde lediglich im Schwarzwald geräuchert. Da helfen auch mehrere goldene Stempel mit einem vermeintlichen Regionsnachweis auf der Packung nicht. So groß das Vertrauen auch ist, das ein jeder täglich in die Lebensmittelindustrie steckt, wenn er oder sie einkaufen geht, so leicht wird dieses Vertrauen auch missbraucht. Solange keine dauerhaften Schäden zurückbleiben, mag man all das noch akzeptieren, doch weiß niemand, wie sich der Konsum der künstlich geschaffenen Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel auf die Dauer auf die Menschen auswirken werden. Dafür sind die benutzten Technologien schlicht zu neu. Ähnlich wie bei der kommenden Impfung gegen die so genannte Schweinegrippe, bei der es inzwischen gar drei Impfstoffe gibt. Während der zuerst produzierte, mit Wirkverstärkern angereicherte Impfstoff, der zur Gewinnmaximierung der Pharmakonzerne mit einer reduzierten Testphase versehen wurde, der breiten Bevölkerung zugänglich gemacht wird, bleiben die besser verträglichen, weiter entwickelten Generationen an Impfstoffen den Vertretern der Bundeswehr und den Politikern vorbehalten. Gerade die Risikogruppen aber, die sich impfen lassen sollen, Kinder, Schwangere und ältere Menschen, könnten von den Wirkverstärkern leichter überfordert werden, als dies bei den weiterentwickelten Stoffen der Fall ist. Auch hier wird der Feldtest am Bürger durchgeführt und eventuelle Komplikationen in Kauf genommen – man musste die 50 Millionen bestellten Impfdosen der ersten Generation ja nicht nur abnehmen, sondern auch bezahlen. Und jene Kosten müssen erst einmal wieder erwirtschaftet werden.

Auch hier werden Geduld und Vertrauen der Menschen auf eine Probe gestellt, deren einzig Leidtragende die Menschen selbst sind. Ehe wir nicht alle gewillt sind, bei solchen Ungerechtigkeiten auf die Straße zu gehen, um den Verantwortlichen zu signalisieren, dass wir uns nicht so behandeln lassen, wird sich an der Situation nichts ändern. Wovor sollten sich die Mächtigen auch fürchten? Nicht nur, dass sie ihre Macht behalten durften, wir wehren uns zum einen nicht dagegen, und scheinen es auch zu genießen, wenn man auf diese Weise mit uns umspringt. Anders lässt es sich nicht erklären, dass die Probleme unserer Gesellschaft dieselben zu bleiben scheinen, auch wenn sich die Gesichter in Berlin (wenigstens ab und zu) abwechseln. Die traurige Erkenntnis, dass wir alle mit uns machen lassen, was große Konzerne in ihrer engen Zusammenarbeit mit der Regierung beschließen, frustriert in manchen Momenten beinahe so sehr, dass man resigniert. Aber dann haben die Anderen schon gewonnen.
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