The Wedding Banquet [2025]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. Mai 2025
Genre: Komödie / Liebesfilm / Drama

Originaltitel: The Wedding Banquet
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: noch nicht bekannt

Regie: Andrew Ahn
Musik: Jay Wadley
Besetzung: Bowen Yang, Lily Gladstone, Kelly Marie Tran, Han Gi-chan, Joan Chen, Youn Yuh-jung


Kurzinhalt:

Es ist, als würden die beiden befreundeten, gleichgeschlechtlichen Pärchen Angela (Kelly Marie Tran) und Lee (Lily Gladstone) sowie Chris (Bowen Yang) und Min (Han Gi-chan) an einem Scheideweg stehen. Während Lee nach einem erneuten Rückschlag bei der künstlichen Befruchtung am Boden zerstört ist, kristallisiert sich zunehmend heraus, dass Angela im Gegensatz zu ihr womöglich gar keine Kinder haben möchte. Das mag an der komplizierten Beziehung zu Angelas Mutter May Chen (Joan Chen) liegen. Chris hingegen gibt sich mit der aktuellen Situation zufrieden, hat aber Angst davor, sich festzulegen. Als Min ihm einen Antrag macht, der auch darauf abzielt, dass Min in den Vereinigten Staaten bleiben kann, da sein Studentenvisum ausläuft, lehnt Chris ab, da er weiß, dass Mins wohlhabende Großeltern in Korea ihn verstoßen würden, wenn sie wüssten, dass er schwul ist. Um dennoch bleiben und Chris nahe sein zu können, schlägt Min Lee einen Handel vor: wenn Angela Min heiratet, zahlt er für einen weiteren Versucht bei der künstlichen Befruchtung. So einfach sich dies anhört, die Situation wird umso komplizierter, als sich Mins Großmutter Ja-Young (Youn Yuh-jung) überraschend zu Besuch aus Korea ankündigt. Und je dichter die Hochzeit rückt, umso mehr treten die Spannungen innerhalb der Paare zutage …


Kritik:
Das Remake von Ang Lees zweitem Spielfilm Das Hochzeitsbankett [1993] erzählt von zwei gleichgeschlechtlichen Paaren, die im heutigen Seattle mit den Wirrungen der Liebe gleichermaßen zu kämpfen haben, wie mit gesellschaftlichen Erwartungen. Die Dramödie bezieht ihren Humor dabei nicht aus überspitzten Momenten, sondern bleibt überraschend geerdet. Doch gerade deshalb gerät The Wedding Banquet nie so ergreifend, wie die Geschichte sein könnte, oder so mutig, wie man sich wünschen würde.

Zu Beginn scheint es, als wären die befreundeten Pärchen so glücklich, wie man es sich wünschen kann. Chris und Min verstehen sich tadellos, so sehr, dass Min seinem Freund nach fünf Jahren Beziehung sogar einen Antrag machen möchte. Lee und Angela hoffen hingegen, dass bei Lee der zweite Versuch der künstlichen Befruchtung funktioniert hat, sodass sie eine Familie in dem Haus gründen können, das Lees Vater gehört hat und in dessen Gästehaus Min und Chris wohnen. Doch dann erfüllt sich Lees Kinderwunsch nicht und für eine weitere In-vitro-Befruchtung fehlt ihnen das Geld. Währenddessen erfährt Min, dass sein Studentenvisum ausläuft und seine Großmutter Ja-Young erwartet, dass er das Firmenimperium seiner Großeltern in Korea übernimmt. Als er daraufhin Chris fragt, ihn zu heiraten, lehnt der ab, da er weiß, dass seine Großeltern Min enterben würden, wenn sie wüssten, dass ihr Enkel homosexuell ist. Beinahe am verzweifeln, schlägt Min Lee vor, dass wenn Angela ihn heiratet und ihm eine Green Card besorgt, er für Lees künstliche Befruchtung zahlen wird. Es klingt nach einem einfachen Plan, bis Mins Großmutter überraschend anreist und eine koreanische Hochzeit verlangt.

Es klingt bereits, als sei hier Chaos vorprogrammiert, doch tatsächlich ist The Wedding Banquet keine ausgesprochene, oder gar eine Screwball-Komödie, was sich anbieten würde, wenn Mins Großmutter nicht erfahren soll, dass ihr Enkel in einen Mann verliebt ist. Filmemacher Andrew Ahn ist auf solch absehbare Gags jedoch nicht aus, sondern erzählt stattdessen eine Geschichte, deren Kern deutlich ernster ist und die sich Zeit nimmt, die Verletzlichkeit ihrer Figuren in den Mittelpunkt zu rücken. Angefangen von Lee, die sichtlich darunter leidet, dass sie nicht schwanger wird, oder auch Angela, deren Mutter May in der LGBTQ-Gemeinschaft für ihr Engagement gefeiert wird, obwohl ihr Verständnis erst sehr spät kam und sie jahrelang keinen Kontakt mit ihrer Tochter nach deren Coming-out hatte. Diese Verletzungen sitzen bei Angela immer noch tief und belasten das Mutter-Tochter-Verhältnis. Chris fällt es auf der anderen Seite schwer, sich festzulegen, weshalb er seit Jahren sein Geld mit Vogelbeobachtungen verdient, anstatt seinen Studienabschluss nachzuholen. Min weiß zwar, was er will – Chris –, aber zusammen mit seinem auslaufenden Visum ist das Timing so ungünstig, dass er droht, alles zu verlieren, denn in der Firma seiner Großeltern sieht er sich ebenfalls nicht.

So unterschiedlich die vier Figuren dabei sind, sie alle finden sich in derselben misslichen Lage wieder, die durch bestimmten Ereignisse nur schlimmer gemacht wird. Vertrauen geht verloren, Erwartungen werden enttäuscht. Umso mehr bei Lee und Angela, da Angela nicht klar mitteilt, was sie eigentlich möchte und ob Lees Familienwunsch mit ihrer eigenen Zukunftsplanung übereinstimmt. Die Spannungen zwischen beiden nehmen stetig zu, so dass man erwarten würde, dass es irgendwann zu einer großen Konfrontation und einem klärenden Gespräch kommt. Doch gerade dann nimmt The Wedding Banquet eine der Figuren aus der Geschichte, so dass der Konflikt zumindest nicht für das Publikum sichtbar aufgelöst wird. Ähnlich ergeht es Min und Chris, bei denen ein reinigender Moment ebenfalls ausbleibt. Unbestritten sind diese stilisierten Streitgespräche etwas, das überwiegend in Filmen vorkommt und die Art und Weise, wie Regisseur Ahn die Konflikte ausschleichen lässt, realistischer ist. Doch die Herangehensweise sorgt dafür, dass die Krisen der Personen kaum mitreißen.

Dass man ihnen dennoch wünscht, dass sie eine für alle Seiten passende Lösung finden, ist der Besetzung zu verdanken. Kelly Marie Tran gelingt eine tolle Darbietung mit vielen leisen Momenten. So auch Bowen Yang als Chris. In ihrer Nebenrolle ist Joan Chen nicht weniger sehenswert, doch es ist Youn Yuh-jung als Mins Großmutter Ja-Young, die so viele Facetten in ihren Blick und ihre Gestik legt, dass man noch bevor sie sich öffnet, ihr ansieht, wie nahe es ihr geht, ihren Enkel in einer so unglücklichen Situation gefangen zu sehen. Und dass sie ihn wohl besser verstehen kann, als er es sich vorstellt. Hier verbergen sich feine Beobachtungen, die in den leisen Momenten besser zur Geltung kommen, als in den humorvollen, selbst wenn einige Kommentare und Situationen durchaus amüsant sind. Unbestritten, mag The Wedding Banquet denjenigen aus der Seele sprechen, die sich selbst in einer solchen Situation wiederfinden, sei es einem unerfüllten Kinderwunsch, bei dem die Partnerinnen oder Partner unterschiedliche Erwartungen haben, oder wenn man sich nicht traut, sich der eigenen Familie zu öffnen, aus Angst vor Ablehnung. Auch sorgt die in vielerlei Hinsicht zahme Herangehensweise dafür, dass die Geschichte einem breiteren Publikum zugänglich wird. Doch gleichzeitig gibt es hier wenige Augenblicke, die einen in den Bann ziehen und die realistische Erzählung lässt zwar kein Herz vermissen, aber spürbar Zugkraft.


Fazit:
„Ich kann Dich nicht zu dem Enkel machen, von dem ich wollte, dass Du es bist.“ Die Aussage von Mins Großmutter klingt wie eine Resignation, dabei beginnt sie gerade dann, ihren Enkel eben so zu sehen, wie er ist. Diese Erkenntnis, ihre jeweilige Partnerin bzw. Partner so zu erkennen und anzunehmen, ist nicht allen Figuren gegönnt. Filmemacher Andrew Ahn erzählt sein amüsantes Drama mit einer Subtilität, die man kaum vermuten würde. Dies ist keine laute, überzogene Komödie und so absurd die Idee, so nachvollziehbar sind die Situationen. Die Aussagen und Beobachtungen über Erwartungen, auch zwischen den Generationen, über Selbstverwirklichung und das Streben nach dem persönlichen und gemeinsamen Glück, sind treffend und mit Herz zum Leben erweckt. Aber das Drama ist nie so ergreifend und der Humor nie überbordend genug und so bleibt die Erzählung stets zurückhaltend. Das ist durchaus realistisch und an sich ein weiterer positiver Aspekt von The Wedding Banquet, doch er sorgt dafür, dass der merklich persönliche Film einem nie so nahegeht, wie er könnte, obwohl von diesen Themen persönlich Betroffene dies anders sehen werden. Sehenswert ist er auf Grund seiner Botschaft und der Darbietungen dennoch.