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Wenn man dem Erfolg im Weg steht
Treffpunkt: Kritik Vielleicht liegt es an daran, dass man sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Oder, dass die Beteiligten auf Grund ihrer Nähe zum Projekt den objektiven Blick verloren haben. Doch manche Geschäftsmänner scheinen, sich derzeit am meisten selbst im Weg zu stehen und ihre eigenen Arbeiten zum Scheitern zu verurteilen.
Wieso sie das machen? Vielleicht, damit sie auch in Zukunft noch Arbeit haben? Was, wenn man jahrelang auf etwas hingearbeitet hat, und man hat es dann endlich erreicht? Da entsteht doch eine Leere in einem und man müsste sich eine neue Aufgabe suchen, die einen ausfüllt. Angesichts einer solchen Perspektive versuchen viele vielleicht unterbewusst, sich ihren Erfolg abzugraben, damit sie auch in Zukunft noch eine Arbeit haben. Und vor allem eine, mit der sie sich auskennen, denn sie sind ja alle Experten. Überhaupt scheinen die Medien übervoll von Experten und man hört, liest und sieht sie so oft, dass man beinahe schon selbst zu einem wird. Insofern sei das hier der "Erklärungsversuch" eines Hobby-Experten.
Bei Premiere befindet sich derzeit wieder alles im Umbruch. Im Juli soll der Neustart mit einem neuen Namen stattfinden. Dabei bleibt eigentlich außer dem Namen alles beim Alten – außer den Gebühren natürlich. Denn die Krise macht vor dem Bezahlfernsehen nicht Halt und darum wird ab dann auch stärker zur Kasse gebeten. Genaugenommen schien das Hauptquartier von Premiere zwar zuvor schon ein entfernter Verwandter der HypoRealEstate und hat Millionen verschluckt, ohne tatsächlich zu wissen, wohin, aber dieses "Schwarze Loch"-Gehabe kann nicht ewig so weiter gehen.
Mit neuen Konzepten, neuem Slogan und neuem Namen will man bei Premiere wieder punkten, will Zuschauer anlocken wie das Licht die Motten und tummelt sich dabei doch nur in einem Teich, der angesichts von VOD-Anbietern (das steht für VideoOnDemand, also Video auf Kommando), dem unsäglichen und unausweichlichen Dauerbrenner Apple und anderen Online-TV-Anbietern jetzt schon überfüllt ist. Alle buhlen dabei um die Zuschauer und versuchen gleichermaßen, den typischen TV-Gucker ebenso einzufangen, wie den Videothekengänger, der bei den schnellen Wetterumschwüngen ohnehin lieber zuhause bleiben möchte. Immerhin haben auch die Studios ihr Interesse daran, in Zukunft alles über das Internet zu vermarkten und sich so die kostspieligen Zwischenschritte mit Medium (DVD oder Blu-ray) und den Händlern zu ersparen. Das VOD ist insofern nur eine Etappe auf dem Weg zu einem viel größeren Ziel.
Dass in Bezug auf die Online-Videonutzung Vieles ganz anders ist, als man denken würde, war kürzlich auch in zwei Studien nachzulesen. Nicht nur, dass diejenigen, die Videos online kaufen und ansehen auch diejenigen sind, die bevorzugt in Videotheken gehen und DVDs/Blu-rays kaufen (es wird also kein neuer Markt erschlossen, sondern der bisherige nur umverteilt), es nutzen weit weniger Käufer die Angebote, als bislang gedacht.
Doch auch wenn der Markt immer wieder ein Stückchen wächst, und das tut er hauptsächlich, weil immer wieder neue Anbieter auf den Markt drängen, von einem Durchbruch ist er (noch) weit entfernt. Die Gründe dafür sind einfach und werden seltsamerweise von den unterschiedlichsten Anbietern der Services wiederholt.

Bei dem seit langem um Akzeptanz bemühten Pay-TV-Konzept Premiere beispielsweise ist man auf Druck der Filmverleiher darum bemüht, dass die Sendungen nicht aufgezeichnet und auf DVDs archiviert werden können. Wer sich so eine Filmsammlung anlegen möchte, schaut also erst einmal in die Röhre. Die Datenrate bei der Ausstrahlung ist dabei zumeist deutlich niedriger als beispielsweise bei ARD und ZDF, was in einem pixligen, matschigen Bild mündet. Außerdem möchte man beim Sender den Schmalspurcineasten gerecht werden und zoomt das Bildformat eines eigentlich in 2.35:1 gedrehten Filmes oftmals auf 16:9 auf, damit "die störenden schwarzen Balken" am Bildrand verschwinden. Dass damit aber nicht nur Bildinformationen rechts und links verloren gehen, sondern zudem das Bild über die Maßen strapaziert und damit unschärfer wird, wird bei den Programmverantwortlichen in Kauf genommen. Auch beim Ton gilt es Abstriche zu machen. Denn wenn eine Sendung in Zweikanalton ausgestrahlt wird, ist die zweite Tonspur in der Original-Sprache nicht in Surround zu hören, sondern nur in Stereo. Auch hier werden Heimkinoliebhaber also nur zur Hälfte bedient. Die Komfortabilität einer DVD wird somit nicht erreicht, abgesehen davon, dass man immer noch warten muss bis die Sendung tatsächlich läuft, ehe man sie sich ansehen kann.

VideoOnDemand hingegen versucht dadurch zu überzeugen, dass man nur die Sendungen tatsächlich bezahlt, die man auch sehen will. Auch sind die Sendungen dann verfügbar, wenn man sie sehen möchte.
Soweit so gut, in der Theorie. Nimmt man sich einmal Apples Videovermarktung über ihre Eier legende Wollmilchsau iTunes vor, muss man leider feststellen, dass die normale Auflösung der Videos 640x480 Pixel beträgt. Die europäischen Fernseher allerdings werden mit 720x576 Pixeln ausgegeben. Auch eine normale Fernsehsendung muss also aufgezoomt werden und wird dadurch pixelig. Die HD-Inhalte, die Apple vorgibt, werden derzeit noch mit 1280x720p angeboten und sind damit deutlich unterhalb der 1920x1080p-Qualität der Blu-ray. Abgesehen davon ist die Bitrate bei den Sendungen merklich niedriger als sie auf den Blu-rays wäre, was bei anspruchsvollen Szenen wieder zu Schmieren und Unschärfe führt. 1080p-Unterstützung soll bei Apple kommen, doch auch hier wird man nicht auf die immens hohen Datenraten bauen können – dafür ist das Internet einfach nicht gemacht. Beim Ton setzt iTunes immerhin auf Surround-Sound, der aber immer noch stark komprimiert wurde. Vom Dynamikumfang eines TrueHD-Tons bei Blu-rays ist man damit weit entfernt. Preislich schlägt ein Film zu kaufen mit knapp 15,- EUR zu Buche, ein Verleihvorgang mit 5,- EUR. Auch hier ist die normale Videothek oder der Gang in den Fachhandel günstiger – und man bekommt eine bessere Qualität geliefert, müllt die Festplatte nicht voll und hat Disc samt Bonusmaterial dabei. Bei Fernsehserien verlangt Apple pro Sendung 3,- EUR. Überschlägt man damit den Preis für eine Staffel mit 24 Episoden, kommt einen die ohnehin erscheinende DVD-Box günstiger und liefert zusätzlich zu einer höheren Qualität ebenfalls Bonusmaterial. Eine Alternative ist das iTunes-Angebot also auch nicht.

Auch bei Maxdome kostet ein aktueller Spielfilm für 24 Stunden zwischen 4,- und 5,- EUR – und ist damit auch merklich teuerer als in der Videothek. Die Auflösung, Bild- und Tonqualität liegt immer noch unter dem der DVD und die Ankündigung, dieses Jahr mit HD-Inhalten starten zu wollen, klingt nicht wirklich verlockend. Nicht nur, dass hier wieder mit einem Preis "ab 3,- EUR" geworben wird, die Sendungen werden nur in der Auflösung 720p vorliegen und sind damit auf der Qualität des Apple-Angebots zu sehen.

Beim Videoangebot der Xbox360 gibt es bereits Filme in 720p, manche sogar in Surround-Sound. Nun ist geplant, die Videosparte um Inhalte in 1080p zu erweitern. Doch auch hier wird nicht die Bildbrillanz der Blu-rays erreicht werden und preislich unterliegt der Service eindeutig der altbewährten Videothek – von der fehlenden Originaltonspur ganz zu schweigen.

Solange allerdings die verschiedensten Anbieter nicht feststellen, dass sie gegen die Silberscheiben nicht konkurrieren können, wird sich auch an der Marktsituation nichts ändern. Wer greift schon lieber für mehr Geld auf ein qualitativ niedrigeres Format zurück? Wenn Premiere & Co. nicht für eine merklich niedrigere Gebühr auch ihre unterlegenen Produkte anbieten, beziehungsweise den Qualitätssprung hin zu DVD, beziehungsweise Blu-ray schaffen, wird sich keines der Angebote durchsetzen können. Und da machen die Pläne von RTL und VOX keine Ausnahme, die ihre HD-Sender kürzlich ankündigten – und diese (wohl immer noch Werbespot-subventioniert) kostenpflichtig gestalten werden.

In einem ähnlichen Stil sägen manche Filmemacher in Hollywood an ihren eigenen Stühlen. Derzeit prominentes Opfer ist der lang erwartete Science-Fiction-Reißer Terminator: Die Erlösung. Da sprach der Regisseur McG Monate im Vorfeld bereits darüber, dass er der Altersfreigabe wegen zwei Sequenzen aus dem Film schnitt. Darunter eine Oben-Ohne-Szene einer jungen attraktiven Schauspielerin (angeblich wäre diese Szene aus "künstlerischen" Gründen geschnitten worden) und eine brutale Szene, die in einer entschärften Version im Kino zu sehen ist. Außerdem wären knapp 40 Minuten des Films nicht in der Kinofassung enthalten und es gebe derzeit Pläne, sie für die Videoveröffentlichung wieder zu integrieren.
Bei den Pressevorführungen beim Kinostart hagelte es dann Kritik, der Film sei eine inhaltsarme Action-Orgie und die Zuschauer quittierten das mit der Entscheidung, Terminator 4 lieber nicht anzuschauen. Wieso sollten sie auch, immerhin kommt eine längere Version ohnehin spätestens zum Weihnachtsgeschäft auf DVD und Blu-ray heraus. Folglich war der Start des Films alles andere als überzeugend und die Zuschauerzahlen blieben weiter hinter den Erwartungen zurück.
Weshalb viele Filmemacher heutzutage so unglücklich offen über ihre Projekte sprechen und den potentiellen Fans damit vorab signalisieren, dass ihre bevorzugte Filmfassung erst später erscheinen wird, ist schleierhaft. Dank des Mediums Internet verbreiten sich solche Aussagen wie ein Lauffeuer und das rings um den Planeten. Der finanziell schwache Erfolg ist eine logische Konsequenz daraus und ist den unbedachten Äußerungen der Filmemacher anzulasten, die damit ihrem Erfolg schon im Voraus einen Dämpfer verpassen.

Man sollte eigentlich erwarten können, dass gerade diejenigen, die schon lange im Geschäft sind, die Regeln ihrer Arbeit verstanden haben. Weswegen sie sich dann dennoch wie unvernünftige Kinder verhalten und die Wahrheit nicht sehen wollen, beziehungsweise mit ihrem Verhalten und ihren Entscheidungen einem Erfolg im Weg stehen, ist unbegreiflich. Vielleicht haben sich manche von diesen Experten allerdings auch selbst überlebt. Oder nicht verstanden, dass sich die Welt um sie herum verändert hat.
Man ist beinahe versucht zu behaupten, Experten sind auch nur Menschen.
Was für eine beängstigende Vorstellung. Ob für sie oder für uns, sei jedoch dahingestellt.
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