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Hohle Töpfe/Laute Klänge
Treffpunkt: Kritik Es gibt Menschen, die blühen förmlich auf, wenn sie jemandem beweisen können, dass sie recht hatten. Der gute alte Satz, "Ich hab's doch gleich gesagt", gehört vielleicht zu den am liebsten rezitierten der ganzen Welt. Sieht man sich in der heutigen Zeit aber um, in der es von düsteren Prophezeiungen nur so sprudelt, verliert die damit verbundene Freude darüber, dass die eigene Aussage richtig war, ein wenig an Überzeugung.
Denn was nützt es, nun vorhalten zu können, dass bereits Mitte letzten Jahres alle möglichen Kritiker der im Herbst ins Amt berufenen Regierungskoalition davor warnten, welche Welle der Klientelpolitik uns ins Haus stehen würde? An der derzeitigen Misere ändert das nichts, denn mit den gebrochenen und noch zu brechenden Wahlversprechen ist für die Menschen kein Blumentopf zu gewinnen.
In aller Fairness muss man aber gestehen, dass das Schmierentheater, das sich die Regierungskoalition in den ersten 100 Tagen Amtszeit aufführte, viele Bürgerinnen und Bürger überzeugte. Man meinte in der Tat, die CDU/CSU wäre die böse große Schwester und die FDP der kleine Bruder, der mit aller Gewalt seinen Willen durchsetzen möchte, aber dennoch nicht so darf, wie er will.
Prominentestes Opfer dieser Farce ist ohne Zweifel die Steuerreform, die unbedingt schon dieses Jahr kommen sollte, dann aber auf 2011 verschoben wurde. Wie man inzwischen verlauten ließ, "kann es auch später sein". Urplötzlich heißt es auch, die Reform komme "möglichst 2011", was genauer ausgeführt laut FDP-Generalsekretär Christian Lindner zu interpretieren ist als "man muss sich aktiv um eine Möglichkeit bemühen [...] sie kann aber auch objektiv nicht gegeben sein". Solch schlechte Neuigkeiten verbreitet Spaßpolitiker Guido Westerwelle bekanntermaßen auch nicht selbst und so wundert es ein wenig, dass sich der selbsterklärte Volksminister momentan so unbeliebt macht, wenn er sich im Gefüge des Sozialstaates benimmt wie ein Steinewerfer im Glashaus. Weswegen die FDP überhaupt der Meinung ist, sie wäre eine volksnahe Partei, ist nach wie vor schleierhaft und nur damit zu erklären, dass Westerwelle seinen Besuch bei Big Brother unter der Registerkarte "Lebenserfahrung beim Fußvolk" absortiert und folglich überbewertet hat.

Als ein weiterer Reinfall dieser (und der letzten) Regierung, erweist sich wie vor einem Jahr angekündigt der Gesundheitsfond, der uns alle ja davor bewahren sollte, dass die Krankenkassenbeiträge steigen – immerhin gibt es nun einen Einheitssatz. Auch hier haben sich die Kassen von der Politik zumindest dazu bewegen lassen, die Zusatzbeiträge soweit hinaus zu zögern, dass sie nicht die Erfolge der Parteien zur Bundestagswahl, oder den kommenden Landtagswahlen gefährden werden. Strategisch genau in die zeitliche Mitte gelegt, dürfen nun Millionen Krankenversicherte mehr Geld überweisen.
Der beinahe schon ironisch zu verstehende Brief, der Vielen ins Haus geflattert kam, liest sich dabei überaus galant. Dort ist davon die Rede, dass nur mit dem Zusatzbeitrag "zukünftig die Leistungen einer modernen Gesundheitsversorgung" sichergestellt werden könnten. Diese umfasst bekanntermaßen "kompetente Beratung"(gegen 10 Euro Eintrittsgebühr im Quartal), "Empfehlung von Fachärzten" (im Sinne der Vetternwirtschaft), "Zugang zu medizinischem Fortschritt" (wie nach wie vor verwendetem, mitunter krebserregendem Amalgam als Standardzahnfüllung – alles andere darf extra bezahlt werden) und "neue Therapiemethoden" (Akupunktur gegen Sehschwäche? Selbst eine Grundversorgung mit einer Brille wird seit 2004 nicht mehr gewährt).
Auch ist der Brief so formuliert, als müsse man den Gesundheitskassen dafür dankbar sein, dass nur 8 Euro mehr verlangt werden, dabei stehen die kommenden Pläne bereits fest und es wird nur eine begrenzte Zeit dauern, ehe der Maximalbetrag von 37,50 Euro verlangt wird.
Im gleichen Atemzug verlangt Gesundheitsministerbaby Philipp Rösler die Kopfpauschale, die allen Versicherten, verdienstunabhängig das Geld aus der Tasche ziehen soll. Während sich jeder Normalverdiener fragt, wie sich das finanzieren und rechnen soll, beziehungsweise wie hoch der Kopfbetrag den sein würde, reibt sich die Klientel der FDP die Hände. Immerhin dürfen die Besserverdienenden dann mit enormen Einsparungen rechnen, und diese Wähler gilt es bei der FDP ja auch zufrieden zu stellen. Aus keinem anderen Grund wird Deutschlands oberster Pharmakontrolleur Peter Sawicki gegangen, dessen neues Bewertungsmodell für Arzneimittel auf Druck der Pharmaindustrie noch vor Inkrafttreten ebenfalls wieder fallen gelassen werden soll. Sawicki hatte sich bei den Pharmakonzernen gelegentlich unbeliebt gemacht und passt somit nicht mehr in das Schema einer Regierung, die ihren Lobbyverpflichtungen muss, wenn ihnen in Kürze nicht der Geldhahn zugedreht – oder den Mitgliedern keine Aufsichtsratsposten freigehalten werden sollen.
Dabei ist es ja nicht so, dass man den Damen und Herren in der Politik keinen Erfolg gönnen würde. Schon um der eigenen Zukunft willen.

Dass Erfolg allein auch kein Garant für Glückseligkeit ist, erfährt derzeit Hollywood-Regisseur James Cameron, dessen Science Fiction-Spektakel Avatar - Aufbruch nach Pandora international in einer unvorstellbar kurzen Zeit Rekorde aufstellt, die über ein Jahrzehnt überdauert haben. Es wundert nicht, dass als Antwort darauf all diejenigen aus den Löchern gekrochen kommen, die dem Erfolgsfilmemacher die Bilanz schlechtrechnen wollen.
Sieht man ich die Übersicht des vor knapp zwei Monaten gestarteten Filmes in der Kritikersammlung Rotten Tomatoes an, verwundert es nicht, dass nicht alle Zuschauer Avatar überragend finden. Im Gegenteil, es bestätigt vielmehr, dass viele ihre Meinung noch selbst zu bilden in der Lage sind. Nur überrascht es doch, dass ein Großteil der negativen Kritiken erst dann veröffentlicht wurde, als der Film schon wochenlang in den Kinos lief und seinen Siegeszug rund um den Globus bereits angetreten hatte.
Auch fanden zahlreiche Internetseiten und Berichterstatter gute Gründe, weswegen Avatar mit einem Einspielergebnis bis dato von 2.35 Milliarden Dollar weltweit, bei weitem nicht der erfolgreichste Film aller Zeiten sein könnte. Immerhin seinen in den letzten 12 Jahren seit dem Vorreiter Titanic die Ticketpreise immens gestiegen und auch die Zuschläge für die 3D-Vorführungen des Scifi-Filmes müssten eingerechnet werden. An sich, so die Argumentation, könne man im Falle von Avatar gar nicht von einem Einspielergebnis sprechen, sondern man müsste auf die tatsächlichen Zuschauerzahlen, also die Ticketverkäufe zurückgreifen. Dann stünde der inzwischen erfolgreichste Film aller Zeiten nämlich nicht einmal in den Top 10, geschweige denn den Top 25.
An jener Argumentation gibt es nichts zu rütteln. Und wenn man sich inflationsbereinigt die erfolgreichsten Filme aller Zeiten ansieht, steht an erster Stelle immer noch Vom Winde verweht. Und das wird vermutlich auch so bleiben, immerhin spielte der Film in die heutige Zeit gerechnet, allein in den USA mehr als doppelt so viel ein wie Camerons jüngste Regiearbeit. Nur muss man sich fragen, mit welcher Motivation solche Artikel zusammengestellt und mit welch gehässigem Unterton sie stellenweise vertrieben werden. Da sich mit augenscheinlich objektiven Gründen der Erfolg als unangreifbarer erweist, nimmt man eben Hilfsmittel zur Verfügung. Ändern wird das am letztlich aber nichts, auch wenn sich die Neider freuen dürfen, dem Lack des Überraschungshits eine Delle verpasst zu haben.

Wer das kindisch findet, der darf sich damit 'trösten', dass trotz des morgigen Aschermittwochs die Zeit der wahren und gefährlicheren Narren da draußen, leider weder ein Start-, noch ein Enddatum besitzt.
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