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Ein 'Leucht'-Feuer zum Abschied | von Jens am 22.07.2009, um 11:00 Uhr. |
Ist ein Versprechen mehr wert als eine Garantie? Wer sich den aktuellen Werbespot der Firma Quelle anhört, der kommt kaum umhin zu schmunzeln, wenn es da heißt, "Der spannendste Quelle-Katalog aller Zeiten". In der Tat ist die Entstehungsgeschichte des aktuellen Versandkataloges wohl interessanter, als der Inhalt. Und wenn es am Schluss des Spots aus der Agentur Heuer & Sachse heißt, "Wir sind für Sie da. Versprochen", dann fragt man sich unweigerlich, was ist ein Versprechen heute noch wert?
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So harrt auch sie der Dinge, die da noch kommen und hofft darauf, dass der neue Katalog beim Kunden zündet. Nur als kaufwilliger Konsument ist man nun verwundert, wen soll man unterstützen? Ist Arcandor denn mehr geholfen, wenn ich in den nächsten Karstadt wandere und meine Kleidung dort erwerbe, oder soll sich sie mir lieber im Katalog ordern? Wer ist denn nun bedürftig und wer am bedürftigsten? Oder wäre Arcandor am meisten geholfen, ich würde den Betrag auf deren Konto überweisen, ohne tatsächlich was zu kaufen?
Nachdem die große Unterstützungswelle vorüber ist, seit Wochen niemand mehr am Sonntag mit Plakaten vor den Geschäften demonstriert, hat man als Kunde doch ohnehin schon wieder das Interesse verloren. Wer ist sich denn überhaupt noch der Tatsache bewusst, dass Karstadt & Co. am Existenzminimum dahinvegetieren? Dass der aktuelle Quelle-Katalog ebenso als letzter Wille und Testament zu verstehen ist? Kaum haben die Sommerferien begonnen, ist das Interesse der deutschen Bürgerschaft (der ohnehin uniformen Berichterstattung sei dank) auf das 17. Bundesland gewandert. Urlaub macht man immerhin nicht nur von der Arbeit, sondern auch von den Problemen des Alltags.
Dass diese aber nicht weggehen, wenn man die Augen zumacht, dafür steht das Atomkraftwerk Krümmel gerade derzeit wie ein Mahnmal in der Nachrichtenlandschaft. Wirklich verwunderlich ist es dabei nicht, dass Krümmel zum Wahlkampfthema gemacht wird. Im Wahljahr wird jedes Thema für die Publicitybereicherung einer Seite hergezogen und die Atomkraft ist dabei ein dankbares Opfer.
Blickt man jedoch realistisch auf die angeblich sauberste Energie unserer Zeit, muss man ein paar Details einfach festhalten. So ist die Atomenergie mit weniger schädlichen und unerwünschten Abfallprodukten behaftet, die in die Atmosphäre geblasen werden, als beispielsweise die Kohleenergie. Außerdem ist sie vergleichsweise günstig herzustellen. Dafür allerdings bilden die Abfallprodukte (die immer noch radioaktiven Brennstäbe) ein Sicherheitsrisiko, das auch für die kommenden Generationen kaum abzuschätzen ist. Und durch die Fortschritte bei der Gewinnung erneuerbarer Energien gibt es keinerlei Gründe, die derzeit noch aktiven Atomkraftwerke länger laufen zu lassen, als ohnehin vorgesehen. Neue Kraftwerke zu bauen, scheint aus diesem Grund auch vollkommen irrsinnig. Stattdessen könnte man in andere Energien investieren, die in 2.000 Jahren nachts nicht mehr leuchten.
Bezüglich der Sicherheit eines Atomkraftwerks dürfen auch gerne die Leukämieopfer befragt werden, die sich in der Nähe häufen, allein 19 Fälle bei Kindern in den letzten 20 Jahren des AKW Krümmel. Und auch die Anwohner des Atomlagers Asse können davon ein Lied singen. Dort wurde erneut radioaktive Salzlauge in großer Tiefe entdeckt. Ob diese nun wie vermutet absichtlich platziert wurde, oder wie in der Vergangenheit ausgesickert ist, sei dahingestellt. Es verdeutlicht allerdings, dass einerseits die Gefahren eines Atomkraftwerkes mindestens ebenso groß sind wie sein Nutzen und dass angesichts der Unmengen Geld, die im Spiel sind, auf Sicherheitsvorkehrungen oft verzichtet wird. So erwirtschaftet der Betreiber von Krümmel im Falle, dass das AKW betrieben wird, eine Million Euro pro Tag! Das sind auf das Jahr gerechnet 365 Millionen gute Gründe, gelegentlich ein Auge zuzudrücken.
Doch den Atomkraftwerkverfechtern sei an dieser Stelle ein Vorschlag gemacht, den sie wohl nicht ablehnen werden: wer so überzeugt ist von der Sicherheit, von der Risikofreiheit und vom Nutzen des AKWs, der möge doch bitte seinen Wohnsitz im direkten Umfeld des Kernkraftwerkes ansiedeln und sein Ferienhaus in der Nähe des Endlagers errichten. All diejenigen, die dies nicht wollen, die die Vorzüge der Kernenergie nutzen möchten, aber nicht bereit sind, selbst die Folgen mitzutragen, die mögen ihre idealistischen und naiven Kommentare doch für sich behalten – denn das eine gibt es ohne das andere definitiv nicht!
Weswegen also manch ein Atomkraftwerk mit allen Mitteln der Kunst am Leben erhalten wird, verwundert nicht. Dahingegen muss man sich bei der Internationalren Raumstation ISS die Frage stellen, weswegen die NASA – derzeit wieder in den Nachrichten mit Toilettenproblemen und einem Hitzeschild, das sich schon beim Hinflug verabschiedet – allen Ernstes überlegt, aktive Sterbehilfe für das von der Erde sogar bei Dämmerlicht sichtbaren künstlichen Trabanten leisten zu wollen.
Wie die Washington Post berichtete, plant die Weltraumbehörde, die Raumstation, die inzwischen 100 Milliarden Dollar verschlungen hat und die sich endlich auf der Zielgeraden ihrer Fertigstellung befindet, im Jahr 2016 aus dem Orbit zu werfen und in der Atmosphäre verglühen zu lassen.
Eine wirkliche Begründung dafür gibt es nicht und man wird auch das Gefühl nicht los, die NASA würde die daraus entstandene Diskussion nutzen, um für Unterstützung für die Raumstation zu werben. Deren größtes Problem ist es derzeit, dass sie an sich keine wirkliche Mission besitzt. Eine Zentrifuge und weiteres Material für Experimente wurde bei großräumigen Budgetkürzungen Anfang des Jahrzehnts gestrichen und wenn im kommenden Jahr das Spaceshuttleprogramm eingestellt wird, soll erneut moderne Technologie auf der Station eingebaut werden. Nur, wer soll diese nutzen? Geplant ist zwar, dass den Europäern und Russen die Vorreiterrolle bei den Weltraumflügen zugeschanzt wird, doch ob das geschieht? Ob sich die USA jene Vormachtsstellung im Weltall nehmen lassen werden? Im Vergleich zum Bankenpaket ist die ISS dabei ja noch vergleichsweise billig!
Im Übrigen hat die ISS mit der Quelle-Erbin Schickedanz Vieles gemeinsam: beide verschlingen Geld und niemand weiß genau, wofür; beide schweben offensichtlich hunderte Kilometer über den Dingen und sehen doch nur einen kleinen Teil der Welt; und beide wenden sich auch nur dann an die Medien, wenn sie Geld haben wollen – wenn sie es denn bekommen haben, hört man ewig lange nichts von ihnen. Vielleicht ist es so auch besser.
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