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Wirtschaft am Ende ... ohne Ende | von Jens am 24.02.2009, um 19:30 Uhr. |
Die Lawinengefahr ist derzeit groß in der Welt. Nicht nur, dass täglich neue Meldungen in den Medien darüber zu finden sind, wie leichtsinnig schneebegeisterte Watschelfröstler abseits der ausgewiesenen Pisten ihre geistige Verfassung auf einem oder zwei Trittbrettern zum Besten geben und damit ihr Eigenes und das Leben von den Rettungskräften in Gefahr bringen. Vielmehr gleicht ein Tag an der Börse – ob nun in Deutschland oder international – ebenfalls einem Lawinenabgang. Hier sollte man allerdings auch festhalten, dass jene ruckartigen Talfahrtsbewegungen genauso von Menschenhand verursacht wurden. Nur, dass in dem Fall diejenigen, die an sich die Verantwortung dafür hätten übernehmen müssen, sich schon lange vorher mit millionenschweren Abfindungen aus dem Staub gemacht haben. |
Inzwischen, das sollte also klar sein, bewegt man sich in der Welt der Hochfinanz in einem bodenlosen Loch mit Zahlenmengen, die sich kein normalsterblicher Mensch mehr vorstellen kann. Doch die HRE, weil sich Abkürzungen ja inzwischen gut lesen, ist mit dieser horrenden Summe nicht allein. Abgesehen davon, dass heuer erneut zwei Banken schwer mit ihrem unterfinanzierten Dasein zu kämpfen haben, gibt es eine Institution, die die HRE noch übertrifft. Mit einer Staatsverschuldung von 1.591.999.000.000,- EUR oder 1.592 Milliarden Euro, steht die Bundesrepublik Deutschland in der Tat noch schlechter da. Und dieser Wert steigt – statistisch gesehen pro Sekunde "lächerliche" 2.500 EUR. Fragt sich allerdings, woher nimmt der Staat denn das Geld, wenn er sich neu verschulden muss?
Die offizielle Internetseite der Staatsverschuldung klärt hier auf: Während knapp die Hälfte der Gläubiger für den Deutschen Staat im Ausland sitzen, übernehmen inländische Geldgeber, die Sozialversicherung und die Deutsche Bundesbank nicht einmal ein Fünftel. Circa 35% der Gläubiger sind Kreditinstitute, also Banken. Die Banken, denen der Staat das Geld nun via Finanzspritze in den Allerwertesten jagt. Immer wieder wird davon gesprochen – auch wenn sich die Bundesregierung dazu ausschweigt, wer die größten Gläubiger unter den Bankunternehmen sind – dass die Hypo Real Estate einer der größten Gläubiger für die Bundesrepublik ist.
Und jetzt wird klar, weswegen es sich der Staat trotz einer bisherigen Subvention von über 100 Milliarden Euro in die HRE gar nicht leisten kann, jenes marode und hoch spekulative Unternehmen über die Klippe springen zu lassen. Denn wenn die HRE nicht mehr ist, wo soll sich der Staat denn dann Geld leihen? Und wenn die HRE ihre Kredite, die der Staat bei ihr aufgenommen hat zurückfordert, woher soll der Staat die Summen nehmen?
An sich müsste der Staat das 1 Billion Euro große Loch im Boden der Hypo Real Estate erst stopfen, bevor man sich dort dann genau jene Summe wieder leihen muss, um die Finanzspritze überhaupt finanzieren zu können! Wem das ganze vorkommt wie eine Kombination aus Hütchenspiel und Russischem Roulette im Bankers Club, der liegt gar nicht weit ab vom Schuss. Würde die Bundesrepublik die HRE verstaatlichen, könnte man die Staatsverschuldung auf dem Papier in einem Schwung mit verdoppeln – auch wenn das Summen bleiben, die nirgendwo mit irgendeinem Produktionswert noch zu fassen sind.
Ein Börsenhändler meinte zur HRE, die kürzlich noch mit 3 EUR pro Aktie gehandelt wurde, dass dieser Wert von der Realität weit entfernt wäre – nicht einmal das ganze Unternehmen wäre mehr drei Euro wert. Inzwischen ist der Kurs auf 1,27 EUR gefallen.
In dem Zug kommt einem dann noch der aktuelle Werbeslogan der HypoVereinsbank in den Sinn, in dem es heißt "Meine Bank, Mein Geld, Meine Stadt". Passender wäre da an sich "Meine Bank, Kein Geld".
Nur gut, dass in solch wirtschaftlich unsicheren Zeiten manche Dinge funktionieren wie ein Uhrwerk. So ist seit ein paar Wochen die Jagdsaison auf Ostersüßigkeiten wieder eröffnet. Passend für all diejenigen, die nach dem letzten großen Fest die noch übrig gebliebenen Weihnachtsmänner auf kannibalistische Art und Weise ausgemerzt haben und sich ohnehin fragen, wofür die Fastenzeit überhaupt gut sein soll.
Doch wer der Meinung ist, die Händler hätten ihre Preise gemäß der Situation unter der Bevölkerung angeglichen, um den Markt nun einem breiteren Käuferpublikum zu öffnen, der irrt. Nach wie vor mit Höchstpreisen werden die Käufer in die Hallen gelockt, um ihnen dort ihr teuer angespartes Geld abzuluchsen.
Wirtschaftlich orientierte Käufer können allenfalls Ausschau nach zerbrochenen Ostersüßigkeiten halten, um vielleicht wenigstens die ein oder andere "Abwrackprämie" zu kassieren.
In dem Sinne: Weidmannsheil!
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