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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
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Wenn kein Streik eine Nachricht wert ist
Treffpunkt: Kritik Gewerkschaften sind eine tolle Erfindung – und eine nützliche noch dazu. Vor 115 Jahren wurde die erste "freie Gewerkschaft" gegründet, die es sich zur Aufgabe machte, Rechte und Ansprüche der Arbeitnehmer gegen die übermächtigen Arbeitgeber durchzusetzen. Nur so konnte der Kinderarbeit, dem 17-Stunden Arbeitstag und weiteren sozialen Ungerechtigkeiten Einhalt geboten werden.
Den Gewerkschaften ist es zu verdanken, dass es heute soziale Sicherungssysteme gibt und die Interessen der Arbeiter mitunter auch vehement durchgesetzt werden.
Gewerkschaften, das weiß jedes Kind, sind gut.

Aber wie es bei den meisten Dingen eben ist, gibt es manche, die sind besser als andere. Manche geben sich auch mit realistischen Erhöhungen nicht zufrieden und beharren wie ein stures Kleinkind darauf, dass sie mehr wert sind, als andere. In doppeltem Sinne.
Gut zu wissen, dass wir nicht nur in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, sondern inzwischen auch in einer Zwei-Klassen-Gewerkschaft leben.
Auch als halbwegs neutraler Betrachter – wenn man sich denn als Bahn reisender Pendler als solches bezeichnen kann – muss man die aktuelle, nicht enden wollende Debatte über die Entscheidung der GDL (der "Gewerkschaft dummer Lockführer"?), eine zehnprozentige Gehaltserhöhung auszuschlagen und weiterhin mindestes (!) 31% mehr Lohn zu verlangen so langsam satt sein.
Nicht nur, dass man ohnehin schon regelmäßig mit den Verspätungen, Ersatzzug-Querelen und dem unfreundlichen Personal bei der Bahn zu tun hat, nun darf man auch noch im Minutentakt die Nachrichten im Auge behalten, nur um zu erfahren, ob man am Abend überhaupt wieder nach Hause kommt.

Dabei schlägt die Unverfrorenheit eines Menschen wie seines Zeichens Gewerkschaftsführers durchaus kräftig ins Gesicht der Kunden. Welcher normale Berufsstand konnte in den letzten Jahren eine Gehaltserhöhung von 10 (angebotenen) Prozent verbuchen, die die Gewerkschaft ausschlug? Stattdessen wird darauf gepocht, dass die Lokführer mehr Verantwortung tragen als der Rest der Menschheit.
Selbstverständlich ist ein Lokführer auch wichtiger und bedeutender als eine Hebamme, die Babys zur Welt bringt – oder junge Ärzte, die ihre Praktika in den Krankenhäusern trotz 72 Stunden Schichten oftmals zum Nulltarif leisten müssen.
Auch der Fahrer eines Schulbusses trägt weniger Verantwortung, oder ein Metzger, der das Fleisch für das gesamte Dorf vorbereitet. Ganz zu schweigen vom Streifenpolizisten, der versucht, betrunkene Autofahrer von der Autobahn fern zu halten und bei jeder Kontrolle riskiert, dass er sich einer geladenen Waffe gegenüber sieht.
Am unwichtigsten aller Arbeiter sind auch diejenigen Lehrer, die ihre Berufung auch tatsächlich ernst nehmen und sich jeden Tag einer Horde Menschen entgegen stellen, die am liebsten alles andere tun würden, außer ihnen zuhören.
Nein, ein Lokführer der GDL mit einem Bruttogehalt von 2000+ EUR, der trägt auf jeden Fall mehr Verantwortung – auch als ein Pilot, oder ein Flugzeuglotse, oder ein Feuerwehrmann, ein Sanitäter oder irgendein anderer Mensch, der doch gefälligst dann bitte nicht streiken soll, wenn ein Lokführer seine Dienste benötigt.

Wie lange das Kindergartentreiben desjenigen Herren weitergeht, der es sich zum Ziel gesetzt hat, vor seinem Amtsabtritt den größten Streik in der Geschichte der Bahn durchzusetzen, bleibt fraglich.
Dabei sollten sich auch diejenigen Damen und Herren in die Verantwortung gezogen fühlen, die der GDL tatsächlich angehören. Zu Beginn lag die Sympathie beim fahrenden (und zahlenden) Kunden noch bei den Lokführern – nach ausgeschlagenen Angeboten, horrenden Forderungen und geradezu grotesken Verhaltensmustern bei den Verantwortlichen, ist die Stimmung aber gekippt.
Spätestens, wenn die Fahrgäste beginnen, den Streikenden mit ihren Schildern ihre eigenen Parolen in den Kopf zu hämmern, dürfte das Bild sich so wandeln, dass die Lokführer selbst das verstehen.

Von daher sage ich auch als Bahnfahrer: der GDL darf nicht nachgegeben werden.
Vielmehr sollten Sammelklagen über Zugausfälle, nicht erstattete Tickets und auch Kostenausfälle der Bundesländer, die tagtäglich für den Betrieb der Regionalverkehre zahlen, und ihre Gelder nun schon tagelang auf der Schiene herumstehen sahen, die GDL dorthin bugsieren, wo sie hingehört; in diejenigen Geschichtsbücher, in denen auch das Gewerkschaftschaos Englands vor der Thatcher-Ära geschrieben steht.
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