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Versprochen ist versprochen – und wird gerade darum auch gebrochen!
Treffpunkt: Kritik Begibt man sich an einem normalen, halbwegs sonnigen, nicht ganz so sehr vom Wind und Regen gepeitschten frühherbstlichen Tag nach draußen, sieht man immer wieder junge Familien, bei denen die Kinder mit ganz großen Augen die Erwachsenen fragen, wozu denn dies oder jenes ist, weshalb und warum ... selbst ausgewachsen und vermeintlich autark/autonom kann man nicht umhin, sich zu wundern, mit welcher Absolutheit die Kinder die gegebenen Antworten akzeptieren, als wären sie in Stein gemeißelt.
Man akzeptiert, was einem gesagt wird, ohne es erneut zu hinterfragen, oder sich gar eine zweite Meinung einzuholen. Andererseits, auf wen soll man sich denn verlassen, wenn nicht auf denjenigen, der freiwillig Information anbietet? Man kann nur hoffen, dass den Kindern jene Enttäuschungen erspart bleiben, wenn die (Gut)Gläubigkeit eines Zuhörenden von dem, der gesprochen hat, dann doch ausgenutzt wird. Heute ist dies ja leider Alltag. Jeden Tag.
Diesbezüglich schon wieder vergessen sind die Versprechungen, die einst unser aller Umwelt-Kanzlerin Angela Merkel machte, als sie verkündete, die Mehrwertsteuer nicht anzuheben; dabei vergaß sie lediglich zu erwähnen, dass dies nur dann nicht passieren würde, würde sie nicht gewählt. Da sie aber nun doch gewählt wurde, die Kassen leer und die Weihnachtsgehälter der Beamten schon lange nicht mehr erhöht worden waren, gab's doch eine Erhöhung, deren Mehreinnahmen aber nicht dazu genutzt werden, Steuern zu senken, oder irgend etwas Vernünftiges damit anzustellen, sondern wie der Steuerzahlerbund einmal mehr unterstreicht, werden nach wie vor Milliarden jedes Jahr unnötigerweise aus dem Fenster geworfen.

Aber diesbezüglich sieht sich unsere Bundesregierung in guter Gesellschaft, nicht zuletzt durch das zweite Nummer eins Thema in Deutschland nach dem Wetter: Die Bahn.
Die Bahn ist immer wieder für Gesprächsstoff bereit, hat vor wenigen Monaten angesichts der Milliardengewinne im ersten Halbjahr angekündigt, keine Preiserhöhung vornehmen zu wollen, tut dies aber dann im Dezember nun doch. Anlässlich der Fahrplanumstellung mit neu gestrichenen Zugverbindungen und ausgedünnten Bahnhöfen ist es auch zweifelsohne an der Zeit, mehr Geld von den Kunden zu verlangen.
Sieht man sich die geplanten 2,9 % im Durchschnitt einmal an, schlägt eine Reservierung im Zug mit einem Preisanstieg von 33 % doch ein wenig über den Strang – ist aber im Zeitalter der IT-Infrastruktur aber doch bedeutend einfacher zu bewerkstelligen, als noch vor ein paar Jahren.
Die gestiegenen Personalkosten möchte man damit auffangen, so die Bahnsprecher, die sich gelegentlich vor geworfenem Gemüse und härteren Gegenständen ducken müssen. Dabei ist der Tarifvertrag mit der Lokführergewerkschaft noch gar nicht unter Dach und Fach und Streiks sind ab Oktober schon in Aussicht gestellt. Angesichts der Tatsache, dass die Bahn ab kommendem Jahr für Verspätungen tiefer in die Tasche greifen muss, ist der Schritt aber nachvollziehbar – wenn Verspätungen sowieso im Fahrpreis mit inbegriffen sind, wer zahlt da nicht gleich freiwillig mehr? Und eine Stunde Verspätung kommt (ob man es glaubt oder nicht) gar nicht so häufig vor. Dafür ist allerdings der Börsengang mehr oder weniger stärker gesichert, etwas, was kein Fahrgast der Bahn an sich befürwortet, Bahn-Chef Mehdorn aber im Zweifel mit Biegen und Brechen durchsetzen möchte. Wie sonst sollte er sein Jahresgehalt von mehreren Millionen Euro nochmals um 300 % steigern können?

Wie eine Fusion der Bahn und der allseitig-weisen Bundesregierung aussieht, kann man am in München geplanten Transrapid sehen, der die 37 Kilometer lange Strecke zwischen ("Edmund Stoiber"-) Hauptbahnhof und ("Franz-Josef-Strauß"-) Flughafen in nur 10 Minuten überbrücken soll.
Kostenpunkt des Projekts sage und schreibe 1,8 Milliarden Euro – voraussichtlich. Vermutlich also eher eine Milliarde Euro. Die Hälfte kommt dabei aus allgemeinen Steuergeldern. Was ein Hamburger oder Berliner Steuerzahler aber von einem Prestige-Projekt in München an effektivem Nutzen genießt, sei dahin gestellt.
Weswegen der deutsche Transrapid (den man bereist erfolgreich nach China exportiert hatte), der aber nur sieben Kilometer länger ist, als das China-Pendant, 48 Monate Bauzeit benötigt (China: 20 Monate) und mindestens 500 Millionen Euro mehr kostet, scheint niemand fragen zu wollen. Welcher Autobahnkilometer oder Schienenkilometer kostet in der normalen, freien Wirtschaft 71 Millionen Euro? An sich sollte man solche Fragen gar nicht stellen, Befürworter des Transrapid entgegen nämlich mit der Begründung, dass man diese zukunftsweisende deutsche Technik auch als Vorzeigeobjekt bauen müsse, um sie exportieren zu können.
Doch wer soll eine solch überteuerte, unnötig aufwendige zuletzt irrsinnig laute Technik einkaufen? Statt ein solches Pilotprojekt unnötigerweise vorzuziehen, um einem alten Mann ein Denkmal zu setzen, sollte man sie zuerst salonfähig machen. Denn bei 430 km/h kann man sich in der Fahrerkabine nur mit Megaphonen unterhalten – dies bestätigen die Fahrgäste des chinesischen Pendants, die pro Fahrt umgerechnet fünf Euro bezahlen.
Wer der Meinung ist, dass sich der deutsche Fahrpreis in ähnlichen Regionen bewegt, sollte nochmals nachschauen und ernüchtert feststellen, dass auch das "DB"-Logo auf dem Transrapid klebt.
Und doch ist noch nicht alles gesagt, wenn Edmund Stoiber auch versprochen, zum Transrapid, dessen Fahrtrichtung der scheidende Ministerpräsident in einem der erinnernswertesten Momente seiner Karriere zu beschreiben suchte. Denn mehrere Klagen sollen gegen das Projekt eingelegt werden – nicht zuletzt auch von der Stadt München. Es scheint also, als müssten manche Versprechen doch gebrochen werden. Zumindest, solange man nichts Schriftliches vorliegen hat; auch eine Erfahrung, die Herr Stoiber bereits gemacht hatte.

Dass man aber auch nicht alles glauben sollte, was man liest, belegt ein aktueller Test von "Stiftung Warentest". Hier hatte die Stiftung Unstimmigkeiten und Fehler in verschiedenen Geschichts- und Biologiebüchern gefunden. Nunja, dass man in Bayern beispielsweise etwas Anderes unter "Aufklärung" versteht, als in Nordrhein-Westfalen, steht außer Frage, aber dass Erich Honecker einen Monat später erst zurück getreten ist, wäre schon ein wenig wichtiger. Wobei man hier in Bayern vielleicht auch den Rücktritt von Edmund Stoiber ein wenig später legen könnte – in den Büchern zumindest.
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