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Seifenblasen auf Kredit
Treffpunkt: Kritik Es scheint geradezu Vorsehung gewesen zu sein, dass mitten im Wirrwarr um die Finanzwelt der Weltspartag hineinplatzen sollte. Der war freilich schon eher so festgelegt und kann für die marode Bankenwelt an sich nichts, doch scheint es ganz gut zu passen, welches Datum sich heuer jährt.
Dies umso mehr, als gerade heute eine der größten Wirtschaftsmachten der Welt, die USA, bekannt gegeben haben, den Leitzins zu senken, um die Menschen so eher dazu zu animieren Geld auszugeben und Kredite aufzunehmen (eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Amerikaner), anstatt Geld beiseite zu legen. Aber auch hierzulande versucht die Regierung, die Menschen dazu zu bringen, Geld zu investieren, anstatt ihr mühsam Erspartes für (noch) schlechtere Zeiten zu sichern. Fragt sich nur, wie lange dies denn noch so ohne weiteres fortdauern kann, ehe auch diese Seifenblase zerplatzt.
Mit dem Vorhaben der Regierung, die Kfz-Steuer bei Neuwagen für zwei Jahre auszusetzen, um die Menschen so einzuladen, dass Autofahren doch nicht so unerschwinglich geworden ist, wie es angesichts der Benzinpreise mitunter den Anschein hatte, stößt sie nicht nur bei Umweltschützern auf Unverständnis. Es mutet von unserer Umweltkanzlerin schon sehr seltsam an, dass man für die sprithungrigsten Partikelschleudern auch noch stärkere Vergünstigungen erhalten sollte, wie für ein sparsames Auto. Aber auch die potentiellen Käufer sollten sich fragen, weswegen es gerade jetzt in einer Zeit der wirtschaftlichen Instabilität ratsam sei, sich einen Neuwagen zuzulegen. Wo möchte man denn hinfahren, wenn der Arbeitsplatz möglicherweise auf der Kippe steht?
Sicherlich, gerade heute kamen einige neue Arbeitslosenzahlen aus den Statistikämtern, die bescheinigen, dass die Arbeitslosenquote so niedrig ist, wie schon lange nicht mehr. Doch wie lange kann der Trend anhalten? Betriebsschließungen und Zwangsurlaub bei der Autobranche sind doch nur der Anfang. Immerhin können die Bürgerinner und Bürger nichts investieren, weil ihnen vom Gehalt abzüglich der Lebenshaltungskosten an sich nichts übrig bleibt. Gleichzeitig soll man aber noch für die Altersvorsorge, zusätzliche Berufsunfähigkeit, Rente und Krankenzusatzversicherungen einzahlen, soll sich ein finanzielles Polster schaffen und 2,3 Kinder ernähren. Nur: woher das Geld nehmen?
Angesichts von Fixkosten, die jedes Jahr steigen – und die Bahn tut in knapp sechs Wochen wieder ihr Bestes, damit den Kunden und Pendlern noch weniger Geld am Monatsende übrig bleibt – muss man eben noch stärker darauf achten, wofür man sein Geld ausgibt. Und gerade damit im Blick ist die Anschaffung eines Benzin schluckenden Minijeeps, der in der Großstadt nicht mehr zu erklimmen hat als den Bordstein, selbst dann nicht mehr interessant, wenn man die ersten zwei Jahre von der Steuer ausgenommen wird.

Am besten soll man dafür noch Kredite bei den Banken aufnehmen, die ja bekanntermaßen selber kein Geld mehr haben – oder schon ewig nicht mehr hatten. War man schon völlig verwundert, dass es vom Bankensektor schon seit knapp einer Woche keine neuen Hiobsbotschaften mehr zu lesen gab, änderte sich auch dies heute wieder, als bekannt wurde, dass die "Hypo Real Estate" nun schon wieder Geld vom Staat, beziehungsweise Geld vom Steuerzahler benötigt.
Da stellt man sich die Frage, ob es nicht irgendwann besser wäre, würde die Presse über solche Dinge gar nicht mehr erst berichten. Die einzige Folge, die eine solche Nachricht auf Anleger hat, die Geld in die HRE gesteckt haben, ist dass sie ihr Engagement nach Möglichkeit auch zurückziehen werden und die Bank am Ende noch mehr Geld benötigen wird.

Zu allem Überfluss dringen auch noch Nachrichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten über den Teich, die da von einer Rezession sprechen, und nicht einmal mehr um einen bloßen Konjunkturrückgang. Um den Menschen dort aber begreiflich zu machen, dass sich Sparen ohnehin nicht lohnt, wird nun der Leitzins gesenkt und damit eine zusätzliche Komponente ins Spiel gebracht, die bislang unvorhersehbare Auswirkungen haben wird.
Zusammen mit der nächste Woche anstehenden Präsidentenwahl ohnehin.
Schuld sei in den USA die schwindende Kauflust, doch sollte man sich eher fragen, weswegen die Menschen freiwillig auf Konsum verzichten, und lieber an dem hart und nicht selten mit mehreren Jobs ersparten Geld klammern. Umso genauer wird die Nation beäugt werden, wenn nächste Woche ein neuer Präsident gewählt wird, und auch die hiesige Wirtschaft wird spüren, was immer auf und zukommt.

Dass es nach wie vor am schlimmsten ist, wenn man gar nicht erst zur Wahl geht, dies beweist auch Hollywood wieder eindrucksvoll und hat zusammen mit Regisseur Steven Spielberg einen Clip ins Internet gestellt, in dem nicht nur die bestbezahlten und beliebtesten Darsteller Hollywoods zu sehen sind, sondern auch der Filmemacher selbst, der die Zuschauer auffordert, nicht zur Wahl zu gehen.
Bis die knapp vier Minuten um sind, sollte aber auch der Letzte begriffen haben, dass dies eine sarkastisch gemeinte Aussage ist. Ob es dabei wirklich Sinn hat, zur Wahl zu gehen, sei erst einmal dahingestellt. Immerhin wurde bei der vorletzten Wahl auch Al Gore gewählt, aber George W. Bush Jr. wurde Präsident. Ein amerikanisches Problem ist dies aber nicht.
Jüngst wurde in Bayern Günther Beckstein gewählt, regieren wird nun aber Horst Seehofer und in Hessen wurde zuletzt Andrea Ypsilanti gewählt, noch regiert aber Roland Koch.

Und selbst wenn in den USA diese Präsidentenwahl überstanden ist, die nächste kommt bestimmt. Und hierfür hat die auserwählte Vizepräsidentin der Republikaner Sarah Palin bereits angekündigt, sie wolle als Präsidentin kandidieren.
Die ultra-konservative Päpstin, deren Tochter schwanger und unverheiratet ist, die sich aktiv für NRA-Forderung "für jede Kinderkrippe ein geladenes Gewehr" einsetzt möchte also, dass dem Land in der Tat gar nichts erspart bleibt.
Doch bis 2012 können noch viele Seifenblasen platzen. Wenn man einmal darüber nachdenkt, kann selbst bis Mitte nächster Woche noch viel auf der politischen und wirtschaftlichen Weltbühne passieren.
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