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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
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Schrittmacher für die Verblichenen
Treffpunkt: Kritik Kaum ein Thema ist in der letzten Woche so oft zu lesen gewesen wie die vermutlich kommende Subventionierung der Automobilbranche, um die ohnehin prognostizierte Rezession abzufedern. Für und wider wurden diesbezüglich von allerlei Experten bereits mehrmals erörtert und die Entscheidung, ob nun Milliarden in die Refinanzierung des Opel-Konzerns fließen werden, wird immer wieder aufgeschoben.
So ist es auch einfacher, als sich gleich damit zu beschäftigen, denn die Entscheidung wird immerhin nicht von denjenigen Menschen gefällt, die letztlich dafür aufkommen müssen, an denen das Geld also wieder eingespart wird, sondern von denjenigen, die sich vor die Kamera stellen und verkünden, dass man nun eben doch länger mehr Schulden wird machen müssen, als geplant. Dabei stellt sich doch die Frage: Schulden bei wem?
Immerhin ist Geld ja angeblich rar, die einzelnen Bundesländer haben keines, Kommunen ohnehin nicht, die Bürgerinnen und Bürger halten sich ohnehin zurück und auch unsere europäischen Nachbarn werfen nicht gerade mit Goldbarren um sich. Dass es der Wirtschaft schlecht geht ist seit einigen Wochen auch kein Geheimnis mehr, insofern fragt man sich doch, wer denn das ganze Geld zur Verfügung stellen soll. Und was er als Gegenleistung bekommt. Überlegt man sich einmal, welche Macht internationalen Konglomeraten eingeräumt würde, würden sie sich im großen Stil (verdeckt in vielen kleinen Kreditstellern) so bei einer Wirtschaftsmacht wie Deutschland "einkaufen", würde man im ersten Moment ungläubig mit dem Kopf schütteln. Das wäre ja unmöglich und in unserer heutigen Zeit gar nicht machbar.
Ebenso wenig wie eine Aktienwirtschaft, die nur zu einem Bruchteil von reellen Produktionswerten gestützt wird. Der Rest basiert im besten Fall auf Schaumschlägerei.

Wie selbst gemacht die Probleme bei den einzelnen Unternehmen sind sieht man beispielsweise an der aktuellen Werbereihe von Opel, die auch trotz des Debakels noch im Fernsehen und Radio gespielt wird.
Da wird mit einer sensationellen Finanzierung geworben, "nur 15% Anzahlung, der Rest 2010". Eine sechsjährige Garantie wird propagiert und mit den besten Kundenrezensionen geworben, die es in Fachzeitschriften zu lesen gibt.
Aber dann überlege man sich doch einmal den Umkehrschluss des Ablaufs. Wenn beispielsweise ein Käufer auf Grund eines wegfallenden Arbeitsplatzes oder anderer Schwierigkeiten die Raten in zwei Jahren (das sind immerhin 24 Monate Weltgeschehen) nicht bezahlen kann, wird auch Opel kein Geld im Gegenzug sehen. So bleibt die Firma auf ihren Kosten sitzen und im schlimmsten Fall auf weitaus mehr, denn diese Vermarktungspolitik gibt es ja nicht erst seit gestern, sondern schon mehrere Jahre. Und die aufsummierten Raten, die diejenigen Menschen abzuzahlen haben, haben nicht wenige in eine Schuldenfalle gedrängt, die am ersten Tag gar nicht abzusehen war. Abgesehen davon, dass an sich alle Firmen darum bemüht sind, ihre Bilanzen im hier und jetzt aufzubessern und Zahlungseingänge nicht erst in mehreren Jahren zu verbuchen. Genau daher rührt ja die jetzige Situation hier wie in den USA, von wo aus wirtschaftlich gesehen zumindest alles Übel zu uns herüberschwappt.

Für manches sind wir aber durchaus selbst verantwortlich, was man gerade dort beobachten kann, wo ideenlose Programmgestalter das abendliche Unterhaltungsfernsehen zimmern. An sich klingt die Ausgangslage schon so dämlich, dass man nicht glauben könnte ein Sender erwartet, damit Zuschauer vor die Bildschirme zu locken. Wenn Uri Geller Live: Ufos & Aliens – Das unglaubliche TV-Experiment aus der Kabelbuchse sabbert muss jeder mit Verstand gestrafte Mensch an sich vor Schreck die Hände überm Kopf zusammenschlagen.
Bei der ProSieben-Sat.1-Gruppe war man dennoch der Meinung, man könne das Publikum damit nötigen und gleichzeitig noch einen schnellen Euro machen. Immerhin war neben dem selbsternannten und unter für ihn nicht selbst gestellten Bedingungen oft versagendem Löffelverbieger auch der Rabenfetischist der letzten Quarkhirnshow mit von der Partie. Dass Nina Hagen unter den Kontaktfreudigen saß, verwundert nicht, immerhin behauptet sie, selbst einmal von Außerirdischen entführt worden zu sein – weswegen die sie zurückgebracht haben, ist ja offensichtlich.
Doch der Zuschauerandrang beim intergalaktischen, verstand- und erfolglosen Telefonierabend war weitaus geringer, als erwartet. Das würde einerseits dafür sprechen, dass in Deutschland nur knapp 1,4 Millionen Menschen ein Gehirnwachstumshormon benötigen, andererseits aber auch dafür, dass der Weltraum voll von intelligentem Leben steckt. Wären die nämlich so dämlich gewesen, den geistigen, von Uri Geller vollgeschwafelten Hörer abzunehmen, hätte man an ihnen zweifeln müssen.

Wie verzweifelt die Sendergruppe zu sein scheint, sieht man unter anderem auch an den "originellen", "neuen" und "atemberaubenden" Formaten, die Hugo Egon Balder aus dem Boden stampft – und wer weiß nicht, dass Balder immer dann zur Reanimation gerufen wird, wenn der Patient nicht nur klinisch tot, sondern schon zwei Monate begraben ist.
Den Anfang hat Peng! Die Westernshow gemacht, und auch Aloha! Die Südseeshow flimmerte bereits unbeachtet über die Frenquenzen.
Doch wer bislang durchgehalten hat, dem soll Schlotter! Die Gruselshow den Todesstoß verpassen, und wenn Sat.1 dann immer noch Zuschauer hat, werden sie vielleicht einfach aus Protest den Stecker aus der Sendeanlage ziehen.
Wie die Verantwortlichen der Programmredaktion einen solchen Irrsinn überhaupt finanzieren, ist schleierhaft – oder müssen die ehemals (oder gar nicht erst) Prominenten, die ubiquitär in alle Shows dieser Art eingeladen werden etwa selber das Geld mitbringen?

Oscar Wilde hat einmal gesagt, "wir leben in einer Zeit, in der unnötige Dinge unsere einzigen Bedürfnisse sind". Wenn man sich diese unnützen Sendungen ansieht, kann man kaum glauben, wie viele Menschen gleichzeitig um ihre Existenzen kämpfen.
Ob nun mit oder ohne staatliche Unterstützung.
Und all das, während erst den Banken und dann der Wirtschaft nach Steuervergünstigungen, Aufschüben und allerlei anderen Bevorzugungen nun Kredite in den Rachen geworfen werden, bei denen nicht absehbar ist, wo sie im Endeffekt landen.
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