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Regel ohne Werk | von Jens am 14.12.2008, um 18:00 Uhr. |
Bestimmt wird unser tägliches Leben von einem graziös ausbalancierten Netz aus Regeln und Bestimmungen, die uns das Zusammenleben untereinander erleichtern, beziehungsweise überhaupt erst ermöglichen soll. Dabei ist es verständlicherweise immer so, dass eine Einschränkung gleichsam etwas ist, woran sich Einer hält und wovon der Andere meist benachteiligt wird. So beispielsweise bei der jüngsten Anweisung, die Bewohner der Stadt München vergangene Woche erreichte. Wer allerdings der Meinung ist, dass nur die im Brief erwähnten Müllmänner ab diesem Jahr kein Trinkgeld und keine Geschenke mehr annehmen dürfen, der irrt. Bargeld und selbst Geschenkgutscheine gelten als Bestechungsversuch! Eine detaillierte Auflistung findet man beim Boulevardblatt tz, wo Politiker aber glücklicherweise nicht aufgelistet sind. Immerhin eine gute Nachricht für die Industrie, die sich die Interessen der Regierungsschaffenden im kommenden Jahr wieder sichern wird – oder schon gesichert hat. |
Und doch gab es kein Jahr, in dem die Informationsbranche so viele Peinlichkeiten erlebt hat, wie dieses. Mehrere gestohlene CDs mit persönlichen Daten in Großbritannien, eine deutsche Kommunenwebseite gewährt Zugang zu Sozialversicherungsdaten und selbst die Telekom "verliert" Kundendaten, die nach wie vor auf dem Schwarzmarkt zu haben sind.
Als wäre das nicht genug, macht nun auch noch eine Bank von sich reden, wobei die Banken in diesem Jahr ohnehin schon nicht die größten Sympathieträger sind. Die Berliner Landesbank gibt sich verständlicherweise schockiert angesichts des Datenklaus, der ohne Frage eine neue Dimension erreicht hat. Doch fragt man sich doch, wieso nicht einmal bei den Banken selbst ein so hoher Sicherheitsstandard herrscht, dass so einem Fall vorgebeugt wird. Jeder Heimcomputernutzer muss mit Firewall, Virenscanner, Anti-Spyware und Spam-Filter unterwegs sein, um den Tag ohne größere Blessuren zu überstehen. Aktuelle Kinofilme werden in mehrere Sendungen aufgeteilt an die Betreiber versandt und auch Premiere hat vor kurzem eine neue Verschlüsselung vorgestellt, die bislang nicht geknackt wurde.
Weswegen aber ausgerechnet in einer Branche, die derzeit ohnehin nicht allzu vertrauenswürdig scheint erneut eine solche Panne geschehen muss, ist fraglich und gießt nur das derzeit zum Spottpreis zu habende Öl ins Feuer.
Es hat ungefähr dieselbe Auswirkung, wie die neueste Bekanntmachung der in Niedersachsen ausgebrochenen Vogelgrippe, durch die erneut Zehntausende Tiere getötet werden mussten. Wer also angesichts des sich ausweitenden Fleischskandals mit Ursprung in Irland auf Schweine (und wohl auch auf Rindfleisch) verzichtet und sich lieber Geflügel und Fisch zuwenden wollte, der steht nun erneut vor der Wahl, ob er lieber Pest oder Cholera bevorzugt.
Es ist eben keine gute Idee, viele Exemplare derselben Spezies auf demselben Raum zu horten. Dies mussten vor ein paar Tagen auch Kinder feststellen, die es bei einem Busfahrer zu weit getrieben hatten. Nachdem er von einer Mandarinenschale getroffen wurde, stoppte der Fahrer den Bus und verlangte, dass sich der Schuldige stelle.
So verharrte der Bus am Straßenrand 20 Minuten lang und selbst Eine besorgte Mutter und die Polizei wurden informiert, ehe ein 12jähriger die Tat unter Tränen gestand. Nun erstatten alle gegeneinander Anzeige – wie in solchen Fällen üblich – und der Busfahrer, der nach Aussagen des Betreibers eine Verkehrsgefährdung verhinderte, weigert sich weiter auf dieser Strecke zu fahren.
Grundsätzlich gilt dies ja auch für alle anderen Erwachsenen, die schon einmal in einem Bus voller Schüler saßen, doch haben sie ja in Zukunft leider keine Alternative.
So wird es vielleicht auch in Zukunft eine erweiterte Regel für die Beförderung in Bussen geben, wo bislang ja nur steht, dass "mit dem Fahrer während der Fahrt bitte nicht gesprochen" werden soll. In Zukunft kann das auch lauten, dass man den Fahrer weder mit essbaren, noch nicht essbaren Waren beschmeißen darf.
Offiziell dürfen Busfahrer übrigens noch Trinkgeld annehmen, auch wenn sie nach den jüngsten Ereignissen vermutlich nicht mehr damit rechnen sollten.
Nebenbei bemerkt kostete der Rundbrief über die untersagten Geschenke an Müllmänner die Münchner schlappe 80.000 Euro. Das hätte man bei den betroffenen doch lieber zum Weihnachtsgeld dazu gegeben, oder nicht?
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