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Protest ist, den Streik zu boykottieren
Treffpunkt: Kritik Wer darauf hofft, dass am heutigen Earth Day die Erde stillstehen würde, der irrt leider. Still steht zwar so Einiges rund um den Globus, doch sind die Menschen immer noch damit beschäftigt, sich das Leben gegenseitig schwer zu machen.
Sei es in den USA, wo sich die beiden demokratischen Präsidentschaftskandidaten gegenseitig so sehr blockieren, dass letztlich gar keiner von beiden mehr übrig sein könnte, oder aber hierzulande, wo derzeit die Post einmal mehr streikt. Da fragt man sich nur, wann die Bahn eigentlich mal wieder streiken möchte?
Doch an die ist ausnahmsweise einmal nicht zu denken, dafür sorgen all die anderen, die um die Titelzeilen der Tageszeitungen buhlen.
Ganz oben ist einmal mehr das diesjährigen Olympialand China, das jetzt aber mit etwas anderem Schlagzeilen macht. So ist man in der Tat darum bemüht, den eigenen Nationalstolz unter Kontrolle zu halten.
Nachdem die Bevölkerung zuerst dazu aufgefordert wurde, alle französischen Waren und insbesondere eine französische Supermarktkette zu boykottieren. Grund hierfür ist, dass Frankreich den Dalai Lama finanziell unterstützt habe, und auch die "parteiische Berichterstattung" im Westen zu verurteilen sei.
Die Chinesen reagierten prompt, angestachelt vom Stolz auf die eigene Nation postierten sich Hunderte und Tausende vor den Supermärkten und protestierten lauthals mit Rufen und Plakaten. Bis bei der Regierung Erinnerungen an die Proteste 2005 wach wurden. Damals war ein japanisches Buch in die Kritik geraten, ehe es dann zu gewaltsamen Ausschreitungen kam – und dies möchte man diesmal wohl verhindern.
Angesichts von 1,3 Milliarden Chinesen fragt man sich zweifellos, wie sehr die Regierung das eigene Volk unter Kontrolle hat. Und wie die Olympischen Spiele im August tatsächlich aussehen werden. Ausländische Studenten, politische Statements von Sportlern und herrenlose Katzen sind bekanntermaßen unerwünscht – und ebenso wird mit ihnen bereits im Vorfeld verfahren. Während die das Olympische Feuer (besser bewacht als Identität der Kennedy-Attentäter) seine Reise um wie Welt fortsetzt.

Nach wie vor schreitet auch die Teuerungsrate bei Lebensmitteln voran, zugegebenermaßen hier nicht so sehr wie in manchem Ausland; doch scheint der Kurs vorprogrammiert, immerhin haben große Einkaufsketten vor kurzem kollektiv den Milchpreis wieder gesenkt – mit der Folge, dass nun der Bauernverband zum Boykott und Protest vor Filialen von Aldi, Lidl und Rewe aufrufen.
Immerhin würden den staatlich subventionierten Bauern ansonsten bis zu 7.000 Euro pro Jahr fehlen – blieben die Preise so, wie sie jetzt sind, die aber immer noch höher sind, als sie Anfang des Jahres waren.
Woher aber der Normalverdiener das zusätzliche Kapital für immer teurere Lebensmittel und Lebenshaltungskosten nehmen soll, verraten die Bauernverbände auch nicht. Immerhin sollen Lebensmittel generell im Preis steigen. Da helfen auch Aktionen wie diejenige von Kerrygold nicht, mit denen man den Käufern weismachen wollte, dass 1,29 EUR für 250g Butter so viel gar nicht ist. Wäre es auch nicht, wenn im Preis eine Scheibe Brot, Käse und Wurst schon enthalten wäre.

Während wir hier also jeden Cent zweimal umdrehen müssen, während die Werbung einem suggeriert, dass man selbst bei hochpreisigen "Angeboten" noch sparen würde, werfen die Briten ihr Geld demnächst kollektiv weg. Beziehungsweise tauschen es um.
Da man auch zukünftig nicht beabsichtigt, der Eurozone beizutreten, wird nach 40 Jahren das alte Geld ausgetauscht und gegen neue, farbenfrohere, runde und siebeneckige Münzen ersetzt.
Die sind nicht nur schicker und modernisiert, sondern bieten noch ein ganz besonderes Feature: auf den neuen Münzen befindet sich als Puzzle das königliche Wappen, zu sehen hier.

Zum an den Kopf fassen ist auch, was die Telekom und Konkurrent Arcor bei den Kunden derzeit betreiben.
Zuerst wird mit viel Tamtam eine Flatrate beworben, mit der die Kunden auch ins Ausland telefonieren können, doch wenn die Kunden mehr als 50 Stunden pro Monat damit auf die Waage bringen, werden sie angeschrieben, der Vertrag würde gekündigt, da es sich "nicht um eine private Nutzung" handle. Welche Frau telefoniert auch schon zwei Stunden pro Tag?!
Ärgerlich daran ist, dass dies kein neues Vorgehen ist. Wer erinnert sich an die Anfänge des Breitbandinternets vor knapp 10 Jahren, als die ersten "Flatrates" von den Providern ins Leben gerufen wurden. Damals ebenso mit dem Effekt, dass die Kunden abgemahnt wurden, sie würden die Flatrate als Standleitung missverstehen.

Auch hier werden wieder Verfechter aufrufen, diejenigen Anbieter zu boykottieren – oder gar zu protestieren. Es scheint eine neue Form des Breitensports, sich in Gruppen zusammenzurotten und seinem Unmut über etwas Luft zu machen. Am besten, solange man dafür nicht aus dem Haus muss.
So wundert es nicht, dass in den größeren Städten kein Tag vergeht, ohne dass irgendeine Gruppierung für oder gegen irgendetwas auf die Straße geht. Doch das geht nur solange, bis man erkennt, dass zu streiken an sich nichts Besonderes mehr ist.

Ein Protest wäre es, die Streiks zu boykottieren, sondern sich kollektiv gegen das zu entscheiden, was einen stört – getreu Konfuzius:

Der Mensch, der schreit, wird zwar gehört, aber seine Worte werden vergessen - der ruhige Mensch braucht gar nicht zu reden, seine Taten sprechen für sich selbst.

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