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Der Blog stellt eine Art Internettagebuch dar, in dem die Mitglieder der Redaktion ihre Gedanken mit den Lesern teilen. Er bietet Einblicke in den Alltag und in die Themen, die die jeweiligen Autoren am meisten beschäftigen.
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Objektivität – gefiltert
Treffpunkt: Kritik Worauf man sich als moderner Mensch – und diese Bezeichnung birgt in sich schon mehrere Stolperfallen – am meisten auf die Allgemeinbildung berufen kann, ist ein kaum zu überblickender Strom an Informationen, die einem täglich in Forum von Nachrichten entgegengebracht werden. Am beliebtesten sind dabei sicherlich die Neuigkeiten rund um die Welt, die den Wissenswilligen in komprimierter Form und reichlich bebildert geboten werden. Mit Millionen Zuschauern sind die Nachrichtensendungen im Fernsehen aber bei weitem nicht so erfolgreich, wie manch täglich aufgelegte Schundblätter.
Gut zu wissen, dass es einige, letzte Felsen im Ozean des täglichen Zeitungsrummels gibt; die meistgelesene ist dabei nicht die BILD, die den Titel Zeitung ja nicht einmal trägt, sondern die Süddeutsche Zeitung, die seit über 60 Jahren aufgelegt wird und die inzwischen Eigentum von einer Handvoll Familien ist, die aber jüngst die Option offen gestellt haben, ihre Anteile im kommenden Jahr zu verkaufen. Dabei sollte man grundsätzlich die Frage vermeiden, wem denn eine Zeitung gehört … die Antwort könnte einem letztlich nicht gefallen, und der vermeintlich objektive World-News-Bummel-Gang am Morgen einen ganz subjektiven und zielgerichteten Charakter bekommen – wie in den meisten anderen Medien eben auch.
"Die Haltefrist der Gesellschafter laufe Mitte 2007 aus", berichter der Spiegel, und Interessensgruppen gibt es genug, immerhin lässt sich mit dem Besitz der auflagenstärksten Tageszeitung auch das Meinungsbild der Öffentlichkeit angenehm und unauffällig formen.
Auf Grund dieser beinahe schon vom weltlichen losgelösten Stellung dieser engelsgleichen und unabhängigen Journalisten bleiben solch unangenehme Skandale wie jener beim SZ-Magazin im Frühjahr 2000, als der Journalist Tom Kummer gefälschte Prominenten-Interviews veröffentlicht hat, so unangenehm im Gedächtnis. Die vor nunmehr drei Jahren gedruckte Berichterstattung zum Kinostart von Findet Nemo enthielt so viele inhaltliche Fehler, dass man meinen könnte, der Redakteur hatte den Film gar nicht gesehen, und wenn man sich tatsächlich einmal in einem Gebiet eingearbeitet hat, kann man sich täglich auf die redaktionelle Fauxpas-Suche machen und wird sicherlich fündig.
Da stellt man sich als Leser aber irgendwann die Frage, wie vieles von dem, was man täglich liest, denn überhaupt noch stimmt? Spinnt man den Gedanken zurück kommt man schließlich zur Frage, ob diese Fehler denn nur zufällig – also dem Erfindungsreichtum des Autors zuzuschreiben – oder gar unter Vorsatz eingebracht wurden? Verfolgt man vielleicht ein hehres Ziel mit dieser Vorgehensweise?
Beim Blick über den großen Teich muss man neidvoll wieder anerkennen, dass die USA mal wieder viel schneller waren, als alle anderen, denn die dortigen Zeitungen im vermeintlich freisten Land der Welt bekennen sich ganz offen und nur halb versteckt zu ihrer politischen Ausrichtung. Die USA-Today beispielsweise ist so sehr auf den derzeitigen, republikanischen Präsidenten eingestellt, dass schon mal die Wahlergebnisse im jungendlichen Übereifer etwas farbenfroher dargestellt werden, als sie eigentlich sind. Dahingegen gibt es bei der New York Times zwar linksgerichtete Kolumnisten und einen Mitte-Rechts-sitzenden, einen rein republikanischen allerdings nicht, obgleich man sich aber nicht für eine politische Richtung entscheiden will. Dass allerdings seit einem halben Jahrhundert kein republikanischer Präsident mehr mittels Artikeln empfohlen wurde, ist durchaus auffällig.
Die Wahlkampfspenden der großen Industriellen schlagen sich in Amerika auch in den übrigen Tätigkeitsgebieten jener Gönner nieder, so dass auch zugehörige TV-Anstalten wie FOX offen und ehrlich davon berichten, dass der momentane Herrscher über das westliche Reich doch auch der Geeignetste ist, und dies auch in allen Sendungen durchsickern lassen – Verzeihung, herausposaunen.

Doch es wäre nicht richtig, alle News-Agenturen (der Name selbst besitzt doch einen unschönen Beigeschmack) zu verurteilen, immerhin hat sich die Associated Press erfreulicherweise gegen das FOX-Network in den USA durchsetzen können.
Bei der alljährlich stattfindenden Präsentation der neuen, im Herbst startenden TV-Formate, hatte FOX den glänzenden Einfall durchsetzen wollen, den Journalisten das erstellen eigener Bilder vom Presseevent zu verbieten. Stattdessen sollten vorgefertigte (selbstverständlich in keiner Weise geschönte oder in anderer Weise speziell vorteilhafte) Bilder von FOX verwendet werden.
Die AP hat hier einmal fest mit dem Fuß aufgestampft und festgehalten, dass man alle Journalisten von der Anwesenheitsliste würde streichen lassen, sollte es nicht gestattet sein, selbst Bilder zu schießen. Immerhin würden die Texte ja auch nicht von FOX vorgegeben (noch nicht, hätte das wohl eher heißen sollen).
Es gab ein Gerangel und ein Gezeter, was FOX schon deswegen unangenehm war, weil im heutigen Nachrichtendschungel solche News ganz oben auf der Titelseite landen – in welchem Verfassungszusatz auch immer die Pressefreiheit definiert ist.
Nur einen Tag später lenkte FOX ein, so dass die Fotografen der AP nun die ersten Minuten über bei diesen Vorführungen knipsen dürfen, anschließend die Apparate aber in der Tasche verschwinden lassen müssen.

Dass dies allerdings nur ein Sieg auf Zeit ist, dürfte allen Beteiligten klar sein, denn je stärker neue Medien wie das Internet für die Informationsverbreitung genutzt und auch akzeptiert werden, umso weniger notwendig erscheint es der Industrie, den Journalisten der traditionellen Medien ihre Wünsche zu erfüllen.
Als Leser und gern informierter Mitbürger muss man sich nun – und im Rückblick auf das hier geschriebene – aber fragen, was einem letztlich lieber ist; traditionell veröffentlichte Artikel mit unzähligen Fehlern, oder aber gesponsorte Meldungen, die deren Inhalt ebenso überzeugend scheint.
Quellenangaben, das hat sich in der Vergangenheit bestätigt, sind immer gut, weswegen hier noch auf die IMDb-Meldung verwiesen sei, die etwas weiter oben angesprochen wurde. Ob diese aber vertrauenswürdig ist, sei dahingestellt, denn auf eine Quelle verweisen können wir ja alle … nur ob sie stimmt, bleibt fraglich.

Ob sich der Kurs der SZ ändern würde, würde sie den Besitzer wechseln, bleibt abzuwarten, beziehungsweise fragwürdig.
Grundsätzlich bleibt bei allen Nachrichten-Medien ein Restrisiko für den Konsumenten, da ein vermeintlich unabhängiges und neutrales Format, das im Besitz von irgendjemandem steht, doch nur so lange unabhängig und neutral erscheinen kann, wie es nicht die Interessen derjenigen vertritt. Sollte dies selbst nur in einem Nebensatz eines an sich unscheinbaren Artikels geschehen, würde man sich doch urplötzlich an die Situation unseres großen Bruders, der USA erinnern, wo Nachrichten solange frei und unparteiisch sind, wie man nicht nachsieht, welchem Multi-Milliardär der Verlag denn gehört.
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