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Murphy
Treffpunkt: Kritik Hätte er gewusst, welche Lawine er mit seiner Aussage lostreten würde, hätte er es vielleicht gar nie getan; als der Air Force Ingenieur Edward Aloysius Murphy Jr. einmal meinte, "Wenn es mehr als einen möglichen Ausgang einer Aufgabe gibt, und eine dieser Möglichkeiten in einem Desaster oder unerwünschten Konsequenzen endet, wird es jemand auch so machen". Später folgten Äußerungen wie "Alles, was schief gehen kann, geht auch schief" – Murphys Gesetze waren geboren.
Und sie halten sich, bis heute, in allen Bereichen des Lebens. Da fragt man sich aber, hätte Murphy in seinem Leichtsinn nie etwas solches von sich gegeben, würde das an der Richtigkeit seiner Aussagen etwas ändern?
Es scheint fast so, als würde Murphy dafür sorgen, dass manche Ereignisse erst ins Bewusstsein der Menschen gerufen werden. So ist beispielsweise das IKEA-Phänomen nicht allein auf Mobiliar der Haushaltskette beschränkt, sondern das "Schraube fehlt"-Prinzip ist bei allen anderen auch zu beobachten.
Es trifft sich auch grundsätzlich, dass Elektrogeräte immer dann ihren Geist aufgeben, nachdem man darüber gesprochen hat, oder aber sich lobend darüber äußerte, wie lange sie nun schon problemlos laufen.

Dabei darf man das "Glück" in dem Sinne nicht für sich selbst verbuchen, auch schon vor unserer Zeit gab es Entwicklungen, die man sich nicht so gewünscht hatte.
So startete heute vor genau 50 Jahren der russische Satellit "Sputnik" seinen Welt verändernden Flug in den Erdorbit – und schlug damit die gesamte Technologie der Amerikaner, die sich in den folgenden drei Monaten gedemütigt sahen. So lange erfüllte "Sputnik" seinen einzigen Sinn und Zweck und sandte ein stetiges Piepsen in Megahertz-Bereich aus, das den Amerikanern nur eines signalisieren sollte: "Wir sind erster!"
Auch die MIR war zuerst im Erdorbit, lange vor der ISS, von der man auch so lange nichts zu hören bekommt, bis wieder etwas schief läuft.

Auch von den Hinrichtungen im US-Bundesstaat Texas hört man auch nur dann etwas, wenn es nicht so funktioniert, wie gewollt; oder eben ganz anders. So wurde erst kürzlich von dem Fall eines Mannes berichtet, der zum Tode durch die Giftspritze verurteilt worden war – eine Tötungsart, die in den USA nun neu untersucht werden soll durch den Obersten Gerichtshof. Doch die Instanzen in den USA mahlen ebenso langsam, wie hierzulande.
So hatten die Anwälte des verurteilten Mörders einen Aufschub der Hinrichtung gefordert, doch da der Oberste Strafgerichtshof in Texas pünktlich um 17 Uhr schließt und ein Anruf der Anwälte zehn Minuten vor Schließung unpassend für die Abendpläne des Richters kam, mussten sich die Anwälte an den Obersten Gerichtshof der USA wenden. Der aber entschied, erst einmal nichts zu entscheiden, da keine Aussage eines Richters vor Ort vorlag. So wurde der Tötungsbefehl nun doch vollzogen – und die Publicity in den USA, insbesondere in Texas ist einmal mehr alles andere als berauschend.

Gleichzeitig scheint die Farce um die Gerichtsverhandlung des in der Türkei inhaftierten Marco endlich mit einem sichtbaren Ende gekennzeichnet zu sein – andererseits hat man dies ebenfalls schon mehrfach vermutet. Liest man sich die Artikel jener Vorkommnisse in chronologischer Reihenfolge durch, kann man als unbeteiligter Betrachter nur unverständig den Kopf schütteln. Ohne Zweifel gehört der 17jährige Tourist geohrfeigt, wenn er sich mit einer 13jährigen auf ein Zimmer begibt. Doch sollte diese sich endlich auf eine Version ihrer Wahrheit einigen. Von anfänglichen sexuellen Belästigungen über eine Vergewaltigung, bis hin zu einem per medizinisch nachgewiesenen nicht durchgeführten Geschlechtsakt ist da die Rede. Dabei versucht sich die junge Britin nun konsequent um eine Aussage unter Eid zu drücken, während der deutsche Marco W. in der Türkei hinter schwedischen Gardinen sitzt und trotz Zeugenaussagen, Gutachten und Falschaussagen der Gegenanwälte gefangen gehalten wird.

Wenn die Geschichte eines gelehrt hat, dann dass die Menschen in den schwierigsten Momenten in der Lage sind, über sich hinaus zu wachsen – oder an ihnen zu zerbrechen.
Es wäre nur schön, wenn Murphys Gesetz nicht jede Gelegenheit nutzen würde, den Menschen solche Momente zur Verfügung zu stellen.
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