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Mein Experte: Der Träumer
Treffpunkt: Kritik Just am Tag des Butterbrots erreicht die Öffentlichkeit die Nachricht von "Stiftung Warentest": jede vierte Butter enthält zu viele Keime! Skandalös, auch wenn deswegen hoffentlich keine Kleinkinder wie in China in die Krankenhäuser eingeliefert werden müssen. Auch Bio-Produkte seien bei den "mangelhaft" abgeschnittenen Stullenkleistern dabei. Einerseits ist dies tragisch, obgleich angeblich schon "gute" Butter ab 98 Cent pro 250g zu haben sei, andererseits bekommt die Aussicht, ins Gefängnis bei Butterbrot und Wasser eingesperrt zu werden dann auf einmal wieder eine wirklich Furcht einflößende Bedeutung.
Vielleicht sollte man ja genau das all jenen androhen, die von dieser Seite des Teiches aus in die USA schielen und nicht ohne Grinsen behaupten, dass bei uns so etwas nicht passieren könne. Was die Banken angeht zu mindest. Ob unsere Administration tatsächlich fähiger ist, darüber lässt sich zum Glück gesittet streiten.
Denn nun kommen unsere Wirtschaftsweisen, Spekulanten und selbst ernannten Experten alle aus ihren Löchern gekrochen, haben Jahre lang in den amerikanischen Bankensektor über Fonds und andere Anlagen, Immobilien und Aktien investiert und seltsamerweise alle rechtzeitig ihre Engagements aus der kriselnden Wirtschaft in Amerika zurückgezogen.
Jetzt sagen sie uns alle, dass das doch abzusehen war, es von dem dortigen Wirtschaftssystem doch selbst verschuldet ist und wir hierzulande zum Glück so autark agieren, dass uns dies nichts anhaben kann.
Zumindest diejenigen, deren Lebensversicherungen oder Rentenvorsorge nicht auf Fonds basiert, die mit amerikanischen Immobilien finanziert wurden. Die, die uns heute von den Mattscheiben und Titelblättern am unerbittlichsten angrinsen sind aber diejenigen, die am wenigsten verloren haben, oder an Abschreibungen am meisten profitieren. Im internationalen Investmentgeflecht ist es aber doch gar nicht möglich, alledem die Grundlage zu entziehen (und das ist nun mal der amerikanische Bankensektor), ohne dass das darauf aufgebaute Kartenhaus irgendwann zusammenbricht. Immerhin haben wir bei uns im Land in diesem Jahr schon Bankenskandale zur Genüge gehabt. Landesbanken, die nur durch Milliardensubventionen überhaupt noch ihre Tore öffnen konnten, oder aktuell "unglückliche Fehlbuchungen" mit Geldbeträgen, deren schiere Anzahl an Nullen sich ein normaler Mensch kaum vorstellen kann.
Dass ein weitaus größerer Betrag zur Überweisung noch ausstand soll die Menschen bei uns angeblich beruhigen, doch sollte das doch eher zum Nachdenken anregen, wie diese verschiedenen Wirtschaftssektoren denn international verknüpft sind. Wenn tatsächlich 20 Milliarden Dollar der KfW noch in die USA hätten wandern sollen, heißt dies doch, dass wenn die dortigen Banken irgendwann soweit konsolidiert sind, dieser Betrag auch nochmals eingefordert werden könnte – und sei es nach einer Verstaatlichung durch die amerikanische Regierung selbst, die mit einem Notfallplan in Höhe von 700 Milliarden Dollar die Wirtschaft im Land der unbegrenzten (Bankrott)Möglichkeiten vor dem Kollaps bewahren möchte.
Wer glaubt, dass auch mit dem jüngsten Zusammenbruch der Sparkasse Washington Mutual das Ende des Trauerliedes erreicht war, und Europa ohne Blessuren davon gekommen ist, sollte sich die Wirtschaftsgeschichte einmal genauer anschauen.

Denn, und so viel sollte jedem klar sein, manche Dinge brauchen eben länger, bis sie nach Europa vorgedrungen sind. Bestes Beispiel hierfür sind die Spritpreise an den Tankstellen, die aber seltsamerweise immer nur in einer Richtung so träge zu uns herübersickern.
So sank der Barrelrohölpreis vor kurzem sehr stark und es wurde in den Medien angekündigt, dass es durchaus ein paar Wochen dauern könne, ehe sich diese Entwicklung auch an den Tankstellen bemerkbar mache. Und so war es ja auch, erst knapp zwei Wochen später sanken die Preise – ein wenig. Aber als der Rohölpreis vor ein paar Tagen unerwartet in die Höhe schoss, stiegen die Benzinpreise an den Tankstellen dann wieder über Nacht um 10 Cent pro Liter an.
Es könnte also schneller gehen, wenn man denn nur wollte.

Dabei ist das Öl doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sieht man sich einmal an, was alles um einen herum teurer wird (und das allein im Laufe diesen Jahres), muss man sich doch einmal ganz kurz vor Augen halten, wie hoch unsere Inflation denn wirklich ist.
Benzin: ca. 4%
Gas: 5-9%
Lebensmittel: 3%
Deutsche Bahn: 3%
Nahverkehr: 2,5%
Ergibt unterm Strick eine Inflation nicht von 2,4%, sondern von mehr als 15%. Das einzig Positive daran, wenn die Entwicklung so weitergeht, wird man es sich zwei Mal überlegen, ob man sich denn überhaupt eine keimbelastete auf dem Brot leisten kann, oder darauf einfach verzichtet und nur eine halbe Scheibe Wurst darauf legt. Da glaubt man doch immerhin zu wissen, was man bekommt.
Oder, und so ehrlich wollen wir doch auch einmal sein, meistens wollen wir es da doch auch gar nicht wissen. So wie die Wirtschaftsexperten auch nicht wissen wollen, was bei den Banken noch alles auf uns zukommt.
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