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Lockvögel zwitschern (auch) in Fremdsprachen | von Jens am 15.09.2007, um 08:00 Uhr. |
Konsum ist etwas Seltsames. Einerseits sorgt es dafür, dass die Menschen Geld in die Tasche bekommen – andererseits ist es der Hauptgrund dafür, dass den Menschen Geld in der Tasche fehlt. Um zu konsumieren gibt es viele verschiedene Möglichkeiten und ebenso viele Möglichkeiten, Dinge zu bezahlen. Bargeld scheint dabei inzwischen vom Aussterben bedroht, vornehmlich deswegen, weil kaum mehr jemand Geld hat. Das hält aber, wie man an der Immobiliensituation sehen kann, niemanden davon ab, Geld auszugeben. Selbst in der Popmusik, und die Künstler selbst leben bekanntermaßen ebenfalls vom Konsum ihrer Fans, hat man das Thema mehrfach aufgegriffen. Wenn man sich aber tatsächlich aufmacht, Geld auszugeben, und dabei doch kein Bargeld anfassen möchte, hat man erneut eine ganze Reihe Auswahlmöglichkeiten. Von Bankkarten über Kreditkarten, Geldkarten, Schecks und Kieselsteinen ist nach wie vor alles möglich. In der Theorie. In der Praxis sieht das meist ganz anders aus, und ob man für die bezahlte Ware tatsächlich das bekommt, was man möchte, ist ebenfalls ein Kapitel für sich. |
Wer mit offenen Augen durch die heutigen Einkaufspassagen geht, und dies sei nicht allein auf Deutschland beschränkt, der wird immer wieder dieselben Schilder sehen, die alle in Aussicht stellen, man könnte bargeldlos einkaufen. Und da beim Karteneinkauf auch kein Geld im Geldbeutel fehlt, geht man davon aus, dass auch auf dem Konto nichts abgezogen wird – so zumindest eine gängige Meinung. Möchte man in vielen Geschäften aber in der Tat ein Produkt erwerben, dessen tatsächlicher Wert geringer ist als der monatliche Verdienst eines Lokführers der Deutschen Bahn, bekommt man immer wieder zu hören, dass diese oder jene Karte doch nicht angenommen würde. Oder aber erst ab einem bestimmten Einkaufswert. Die Verwunderung ist beim Kunden schon deswegen so groß, weil man ja davon ausgehen würde, dass die Geschäftsbesitzer ihr Geld an Kunden verdienen, bevorzugt an solchen, die ihre Waren auch bezahlen, und wenn auch noch im Schaufenster damit geworben wird, dass bargeldloser Einkauf möglich sei, dann sollte man dies nicht durch alle möglichen Klauseln wieder einschränken.
Wer nun davon ausgeht, dass dies eine gängige Praxis im Paragrafen-Land Nummer eins ist, der irrt bedauerlicherweise, denn wenn es um solche Angelegenheiten geht, sind unsere internationalen Nachbarn schneller auf den Zug aufgesprungen, als man "Europäisches-Währungs-Unions-Land" sagen kann.
Trends, das scheint irgendwie im Wortursprung verankert zu sein, setzen sich bekanntlich fort; ebenso wie sich alte Weisheiten immer wieder bestätigen müssen. So darf man sich also auch nicht wundern, wenn Qualität auch Geld kostet – und für wenig Geld auch nur wenig Qualität zu haben ist. Ob man also lieber fünf Mal zehn Euro ausgibt, anstatt einmal fünfzig Euro, muss jeder für sich entscheiden, spart sich bei letzterem aber auf jeden Fall das Wegegeld. Von der Zeit, dem Aufwand und dem Ärger ganz zu schweigen.
Besonders gern schlägt man auch bei Angeboten zu, die preislich sehr günstig aussehen und zudem noch im Internet niedergeschrieben stehen – nicht zuletzt, weil im Internet niemand schwindelt und alle nur das Beste wollen, ohne jemals an die eigene Tasche oder den Profit zu denken.
Dass somit ein Internetshop es nicht unbedingt auf die Fahne schreibt, wenn er in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist verständlich, ärgerlich aber für die Käufer, die gerade im internationalen Versandhandel nun schon das zweite Mal in wenigen Jahren den Untergang eines einst sehr beliebten und sehr großen Shops miterleben mussten. Verabschiedete sich vor einigen Jahren die "Baldige DVD" vom kanadischen/amerikanischen Markt und riss damit viel mehr Menschen ins Unglück, dass selbst beim laufenden Insolvenzverfahren noch beteuert wurde, die Ware würde verschickt, hat nun "Silberscheibe-Oh" scheinbar dasselbe Schicksal ereilt.
Auch hier gibt es für die Bestellungen erst einmal keine Ware, dafür aber Beteuerungen, wann denn wieder lieferbar sei. Entscheidend für die Kunden sollte in dem Falle nicht sein, dass die Preise auf der Internetseite purzeln, sondern dass die Kunden im Voraus bezahlen sollen, dafür aber keine Gegenleistung erhalten – dennoch lassen sich immer wieder genügend zu einem Kauf animieren, um dann auch enttäuscht zu werden.
Als Konsument muss man heutzutage also gleich in doppelter Hinsicht Acht geben; einerseits verführt der bargeldlose Einkauf eindeutig dazu, mehr auszugeben, als man tatsächlich besitzt, andererseits sollte man den erstbesten Verlockungen nicht gleich nachgeben, um am Ende nicht auf den Kosten, oder aber mangelhafter Ware sitzen zu bleiben. Die einfachste Möglichkeit wäre es natürlich, nicht zu konsumieren – doch das macht einem insbesondere die Werbeindustrie alles andere als einfach.
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