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Klima im Wandel zum Gewohnten | von Jens am 05.08.2006, um 08:00 Uhr. |
In allen Bereichen der Gesellschaft kündigen sich Wechsel an; und das ist bekanntlich "auch gut so". Inwiefern diese verschiedenen Wandlungen allerdings sinnvoll sind, darüber werden sich die Gelehrten auch noch streiten, wenn sie einmal vollzogen wurden. Dass sich das Wetter nicht an die Normen hält, dürfte ja inzwischen auch bekannt sein, obgleich doch prinzipiell nichts dagegen einzuwenden sein dürfte, wenn auf einen sehr schneereichen und kalten Winter ein sehr heißer und trockener Sommer folgt – aber worüber würde sich die einheimische Bevölkerung denn auch beschweren, wenn nicht über das Lieblingsthema Nummer eins. Dabei allerdings die Zusammenhänge zwischen Temperaturerhöhung und kommender Eiszeit zu sehen, ist in der Tat nicht ganz einfach, auch wenn Hollywood-Regisseur Roland Emmerich mit The Day After Tomorrow bereits Interesse daran zeigte, die Bevölkerung aufzuklären. Und doch sammeln sich nach wie vor diejenigen, die dem Katastrophen-Popcorn-Kino keinerlei Realismus zugestehen wollen – deren Autos wurden auch nicht von apfelgroßen Hagelkörnern zerschlagen, beziehungsweise ihre Häuser nicht in der Mitte Deutschlands von Tornados abgedeckt … glücklicherweise haben die meisten angekündigten Änderungen weit weniger durchgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit der Weltbevölkerung. |
Ende August soll der hauseigene Musikplayer vorgestellt werden, ehe im September weitere Präsentationen folgen werden. Erhältlich wird das bislang nicht einmal in Designstudien veröffentlichte Technikwerk im Oktober. Zu welchen Preisen? Darüber spekulieren die Experten nach wie vor. Man darf aber gespannt abwarten und auch darauf hoffen, dass Zune den iPod das Fürchten lehrt – zumindest was die Preisgestaltung angeht.
Bahnt sich hier also wenn schon nicht ein Wechsel an der Marktfront, dann doch zumindest eine große Herausforderung an, gehen die jüngst veröffentlichten Änderungen (leichtsinnig auch "Entwicklungen" genannt) im Unterhaltungs-Showgeschäft viel schleichender voran.
So haben die türkischen Fernsehsender damit begonnen, die Episoden und Filme der Winnie the Pooh-Reih rigoros zu kürzen. Das weniger, weil die Disney-Geschichten so grausam wären, sondern vielmehr, weil das in der Sendung gezeigte Schweinchen nach wie vor ein Anhänger jener unreinen Tierrasse ist, die gerade im Hinblick auf die gläubige Jugend nicht verniedlicht werden sollte.
Um den religiös überzeugten Zuschauern also keine "unreinen" Fernsehprogramme zumuten zu müssen, werden diese Szenen kurzerhand herunter geschnitten oder ganz entfernt – Pressefreiheit hin oder her.
Wieso man dann hierzulande allerdings nicht alle "Chick-Shows" aus dem Programm nahm, als die Geflügel-Grippe grassierte, verstehe wieder wer will.
Einfallsreich bis über die Erträglichkeitsgrenze hinweg sind die Amerikaner ja schon immer gewesen, was allerdings nur denjenigen Zuschauern vorbehalten bleibt, die gewisse Sendungen und Filme sowohl in einem unverfälschten Medium, wie später auch im Fernsehen bewundern konnte.
So darf im US-Fernsehen grundsätzlich kaum ein Schimpfwort gebraucht werden, von anzüglichen Einstellungen mal ganz abgesehen. Wird somit ein Film wie der Skandal-Erotik-Thriller Basic Instinct im US-Free-TV gezeigt, ergeben sich die lustigsten inhaltlichen Änderungen, die sich nicht nur darin äußern, dass viele Szenen gänzlich fehlen oder mit schwarzen Balken überdeckt sind, sondern auch die Dialoge müssen dementsprechend angepasst werden.
Die Schauspieler jener Hollywood-Produktionen sind verständlicherweise für solche Nachsynchronisationen zu teuer, so dass meist auf Laien-Sprecher zurückgegriffen wird.
Doch hat nun ein überaus aufmerksamer und findiger Mitarbeiter jener Industrie erkannt, dass man trotz der mit gänzlich anderer Stimme geäußerten Dialogzeile (beispielsweise) "Damn" (was übersetzt so viel wie "verdammt" heißt) den Originaldialog anhand der Lippenbewegung erkennen kann – zumal diese mitunter in etwa "F**king mother-f****r!" lautet. Die leichte Diskrepanz in der Lippensychronität ist bis dahin auch nie jemandem aufgefallen.
Um gerade denjenigen Menschen, deren Hörvermögen beeinträchtigt ist, und die sich auf's Lippenlesen spezialisiert haben, diese unzumutbaren Äußerungen im Free-TV zu ersparen, wird bei solch verbal fordernden Filmen zum digitalen Rotstift gegriffen und die Mundpartien bei diesen Dialogen übermalt, beziehungsweise geunschärft.
Über die Sinnigkeit dieser Vorgehensweise haben die Amerikaner mit Sicherheit eine ganz andere Meinung als der Rest der Menschheit, aber das ist bekanntlich nicht nur beim Unterhaltungsmedium der Fall.
Nichtsdestotrotz ändert sich Vieles und es ändert sich laufend. Von manchen Wandeln bemerkt man als Ottonormalverbraucher nichts, bis es entweder bereits zu spät ist, oder einen selbst endlich angeht.
So hätte kaum jemand dem erneuten Aufflammen der Konflikte im Nahen Osten Aufmerksamkeit geschenkt, wären deswegen nicht die Ölpreise in die Höhe geschossen. Andererseits, weswegen sollte man sich auch freiwillig damit beschäftigen, immerhin hat man diese Art Nachrichten schon seit beinahe einem Jahrhundert in schöner Regelmäßigkeit vernommen, wohingegen man sich über die Wetterkapriolen täglich auf's neue unterhalten kann.
Vielleicht liegt das gesteigerte Interesse am Wetter aber auch daran, dass man sich schließlich damit abfinden muss, dass man es nicht ändern kann. Womöglich würden sich mehr Menschen für die Schicksale vor der internationalen Haustüre interessieren, würde man akzeptieren, dass sie ebenfalls nicht von außen zu beeinflussen sind. Die letzten 100 Jahre waren zumindest vergebens – wenn auch nicht umsonst.
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